Die qualitative Forschung in Italien hat schwere Zeiten durchgemacht. Einerseits wurde sie lange von der Vorherrschaft des Idealismus in der Tradition CROCEs behindert. Andererseits wurde sie auch von den Umfrageforschern sehr gering geachtet. Seit den 1980er Jahren aber gewinnt sie eine immer wichtiger werdende Rolle in der italienischen Soziologie, und seit den 1990er Jahren hat sie einen festen Platz in der Methodologie in Italien erobert, auch wenn sie noch immer hinter der Umfrageforschung zurücksteht. Zum Beginn des neuen Jahrtausends wurde die qualitative Methodologie in vielen Ausbildungsprogrammen und Methodologiekursen institutionalisiert. Der Aufsatz rekonstruiert die Geschichte der qualitativen Forschung und Methodologie in Italien Schritt für Schritt.
Der Verfasser arbeitet zunächst die Grundgedanken eines inhaltsanalytischen Arbeitens mit Texten heraus. Er gibt einen Überblick über die Geschichte der Inhaltsanalyse als systematisches, regelgeleitetes Vorgehen, grenzt Grundbegriffe ab und stellt Verfahren der Inhaltsanalyse vor. Im folgenden werden drei Grundtechniken qualitativer Inhaltsanalyse beschrieben, die auf Grundformen des Interpretierens beruhen: die zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse (Abstraktion), die explizierende qualitative Inhaltsanalyse (unter Einbeziehung zusätzlichen Materials) und die strukturierende qualitative Inhaltsanalyse. Die qualitative Inhaltsanalyse wird sodann in den Kontext anderer textanalytischer Verfahren eingeordnet. Abschließend werden auf Möglichkeiten der Computerunterstützung bei der qualitativen Inhaltsanalyse hingewiesen. (ICE2)
Der Beitrag behandelt die Geschichte, gegenwärtige Situation sowie Methodologie des qualitativen Experiments. Als die große Zeit des qualitativen Experiments kann die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts gesehen werden, denn in dieser Zeit konstituierten sich die Würzburger Denkpsychologie und die Gestaltpsychologie durch den explorativen Gebrauch des Experiments. Als Beispiel gelten W. Köhlers Schimpansenexperimente, Wertheimers Experimente zur Scheinbewegung und Gedankenexperimente, sowie spätere Experimente zur Sozial- und Tierpsychologie. Anschließend an diese geschichtliche Darstellung der qualitativen Experimente analysiert der Beitrag die Methodologie am Beispiel von Köhlers Schimpansenexperimenten. Darauf aufbauend untersucht der Autor das Verhältnis von Experiment und Beobachtung, indem er zwischen einer aktiven und rezeptiven Herangehensweise des Forschers unterscheidet. Vor diesem Hintergrund geht der Beitrag auf die Grundregeln der explorativen qualitativen Sozialforschung ein, welche weitgehend mit Köhlers Vorgehen übereinstimmen. Abschließend stellt der Beitrag experimentelle Strategien dar und geht kurz auf alternative Formen des Experiments ein. Der Beitrag kommt zu dem Ergebnis, dass das explorative oder qualitative Experiment in der derzeitigen Forschungspraxis wenig genutzt wird, aber durch klassische Studien der deutschen Psychologie wichtige Möglichkeiten für Psychologen und Sozialwissenschaftler bietet, Sachverhalte in ihrem Arbeitsgebiet zu erkunden und aufzuklären. (ICG)
"Der vorliegende Beitrag bilanziert zunächst vergangene Ausblicke auf die Zukünfte der qualitativen Sozialforschung. Diese Ausblicke sind allesamt bipolar um die Erzählung eines problematischen Istzustandes und um Soll-Forderungen an die weitere Entwicklung organisiert. Im Anschluss daran werden vier strukturelle Mechanismen erläutert, die gegenwärtig zu Schwierigkeiten in der Vermittlung qualitativer und interpretativer Ansätze führen. Auf solche Probleme gibt die Position der post-qualitativen Forschung mit ihrem Votum für einen starken Theorismus eine spezifische, gleichwohl ihrerseits problematische Antwort. Abschließend wird deswegen diskutiert, welche alternativen Möglichkeiten bestehen, qualitatives und interpretatives Forschen durch post-positivistische Gewässer zu navigieren." (Autorenreferat)
Qualitative psychologische Familien- und Kommunikationsforschung konzentriert sich auf die Untersuchung familialer Alltagskommunikation von Familien als soziale Einheiten. Dabei werden videographierte Alltagsgespräche von "ganz normalen Familien" auf unterschiedlichen Kommunikationsebenen empirisch analysiert, um unter entwicklungspsychologischer Perspektive die Frage nach der Veränderung familialer Systeme zu beantworten.
Aus wissenssoziologischer Sicht wird anfangs die Frage gestellt, ob die Erkenntnisse, die von Wissenschaftlern/innen in Ausübung ihres Berufs und in Befolgung ihrer Professionsstandards erlangt wurden, auch beanspruchen können, 'gültig' zu sein. Durch die Anwendung der Wissenssoziologie auf die Forschung wird die unhintergehbare Perspektivengebundenheit von Forschung gezeigt (wahrlich keine überraschende Erkenntnis). Das Ziel von Forschung – so die These – kann deshalb nur die systematische und organisierte Produktion von Zweifeln und die dadurch erreichte Fehlerausmerzung sein – und Forschung hat darin auch ihren Sinn. Abschließend werden Vorschläge gemacht, wie angesichts einer verstärkten Konkurrenz um Drittmittel und trotz der heiklen erkennntistheoretischen Position qualitativ arbeitende Projekte verteidigungsfähig gemacht werden können.
In den letzten Jahrzehnten hat sich die qualitative Sozialforschung in den Sozialwissenschaften etabliert. Diese Etablierung ist institutionell und sozio-kognitiv sehr unterschiedlich erfolgt. Von Beginn an haben in der qualitativen Sozialforschung die Wissenschaftskritik, die Wissenschaftssoziologie und die methodologische Reflexion die Selbstbeobachtung bewerkstelligt. Lange stand dabei der Vergleich mit der quantitativen Sozialforschung im Mittelpunkt. In den letzten Jahren fokussiert die Selbstbeobachtung der qualitativen Sozialforschung zunehmend auf ihre eigenen Prozesse und Kriterien. Das Konzept der Performativität erscheint geeignet, diese Fokussierung der Selbstbeobachtung theoretisch zu fundieren. Es hat sich insbesondere in der Actor-Network Theory und den Social Studies of Finance als fruchtbares Konzept erwiesen, um die Analyse der Wissenschaftspraxis zu rekonstruieren. Der Artikel will das Performativitätskonzept einführen und die involvierten Dimensionen im Feld der qualitativen Sozialforschung aufzeigen. Es wird eine erweiterte Perspektive auf eine Soziologie der Sozialforschung entwickelt.
Versucht man, die Zukunftschancen für die Psychologie zehn Jahre nach Gründung der "Neuen Gesellschaft für Psychologie (NGfP)" einzuschätzen, so haben wir einen ständig wachsenden Bedarf an professioneller psychologischen Dienstleistungen zu konstatieren. Solche Dienstleistungen werden jedoch nicht automatisch von PsychologInnen nachgefragt werden. Der gegenwärtige Zustand der psychologischen Wissenschaft in Deutschland als eine nomothetische Wissenschaft stellt keine optimale Grundlage für die Ausbildung professioneller BeraterInnen z.B. im psychosozialen und im Management – Bereich dar, weil praktisch arbeitende PsychologInnen meistens mit Einzelfällen zu tun haben, was wesentlich eine qualitative Arbeitsweise erfordert. Deshalb wird die Zukunft der Psychologie nicht zuletzt von der Elaboration qualitativer methodologischer Konzepte innerhalb einer pluralistischen psychologischen Wissenschaft abhängen. Vorbedingung für eine Sicherung der Identität des Fachs ist die Etablierung eines wissenschaftlichen Meta-Diskurses, der unterschiedliche methodologische Zugangsweisen zum wissenschaftlichen Objekt akzeptiert. Ein solcher sich der Alltagssprache bedienender Diskurs wird Protopsychologie genannt. Protopsychologie muss sich auseinandersetzen mit der Zuordnung unterschiedlicher methodologischer Zugangsweisen zu speziellen Typen von Situationen gesellschaftlicher Praxis in einer pluralistischen Gesellschaft und dabei die Nützlichkeit wissenschaftlichen psychologischen Wissens nachweisen. Auf der Grundlage dieser Argumentation muss ebenfalls die Struktur der wissenschaftlichen Produktion überdacht werden, weil in der Zukunft psychologisches Wissen mehr in praktisch-psychologischer Tätigkeit als in wissenschaftlichen Labors geschaffen werden muss; anderenfalls kann es nicht übertragen werden auf die Arbeitssituation praktisch tätiger PsychologInnen und keine Grundlage abgeben für eine Beteiligung von PsychologInnen an gesellschaftskritischen Diskursen.
Ethik als Feld und Gegenstand der Reflexion menschlichen Handelns gibt es schon seit langem; die Beschäftigung mit Ethik in der wissenschaftlichen Forschung hat demgegenüber eine jüngere Tradition. Mein Beitrag rahmt den Aufsatz von McGINN und BOSACKI in dieser FQS-Ausgabe. Ich skizziere das historische Umfeld gegenwärtiger Entwicklungen im Bereich Forschungsethik und stelle eine Typisierung von Forscher- und Forscherinnen-Individuen unter dem Gesichtspunkt ihrer wissenschaftsethischen Strategien vor. Der Beitrag endet mit einem Aufruf, ethischen Fragen (in) der qualitativen Forschung größere Aufmerksamkeit zu schenken und sie in einer Debatte zu fokussieren, um damit zur Weiterentwicklung unserer wissenschaftlichen Gemeinschaft beizutragen.
Preface -- Introduction: philosophy and qualitative research -- The historical background : philosophy from the Greeks to the 20th century -- British philosophies of qualitative research : positivism and realism -- German philosophies of qualitative research : phenomenology and hermeneutics -- American philosophies of qualitative research : the pragmatisms -- French philosophies of qualitative research : structuralism and poststructuralism -- Global influences on qualitative research : new philosophies -- Discussion -- References
"Questions on generalization depend on the context of available data and the goals of generalizing from research findings. Sometimes, generalization is not only of minor interest, but it can be misleading. Of course, science is interested in principles, we want to know the underlying logic of individual and social processes. But how "generally" do we want to apply the "particular" findings - and is there a need for generalization?" (author's abstract). Contents: Leo Gürtler, Günter L. Huber: Should we generalize? Anyway, we do it all the time in everyday life (17-35); Thomas Burkart, Gerhard Kleining: Generalisierung durch qualitative Heuristik (37-52); Rudolf Schmitt: Attempts not to over-generalize the results of metaphor analyses (53-70); Pascal Dey, Julia Nentwich: The identity politics of qualitative research. A discourse analytic inter-text (71-105); M.Concepción Dominguez, Antonio Medina Rivilla: Integrated methodology: From self-observation to debate groups to the design of intercultural educational materials and teacher training (107-128); Tiberio Feliz Murias, M. Carmen Ricoy Lorenzo: From feedback about resources to the improvement of the curricular design of practical training as a generalization process (129-144); M. Carmen Ricoy Lorenzo, Tiberio Feliz Murias: Competencies design as a qualitative process of generalization. Designing the competencies of educators in the technological resources (145-160); Silke Birgitta Gahleitner, Julia Markner: Youth welfare services and problems of borderline personality disorder. Suggestions from the perspective of the client – a single case study (161-176); Inge Herfort, Andreas Weiss, Martin Mühlberger: Intercultural competence for transnational co-operations between small and medium-sized enterprises in Austria and Hungary (177-189); Lorenzo Almazán Moreno, Ana Ortiz Colón: A study of the training needs of adults in 21st-century society: integrated methodological research model involving discussion groups, questionnaires and case studies (191-194); Samuel Gento, M. Concepción Dominguez, Antonio Medina: Problems of discipline and learning in the educational system (195-233); Michaela Gläser-Zikuda: The relation of instructional quality to students' emotions in secondary schools - a qualitative-quantitative study (235-248).
Die Wiederverwendung bereits erhobener Interviewdaten als die am häufigsten verwendete qualitative Methode ist in Deutschland noch wenig verbreitet. Daher werden zunächst die Strategie und der Ertrag von qualitativen Sekundäranalysen zusammen mit Beispielen vorgestellt. Befunde einer Machbarkeitsstudie über Erfahrungen von Projektleitern mit Sekundäranalysen, Vorstellungen bzgl. zukünftiger Verwendungen von solchen Analysen, die Bereitschaft, eigene Daten einem Archiv zu überlassen und die Absicht, fremde Daten selbst zu nutzen, bilden das Fundament für das organisatorische Konzept und die Funktionen einer bundesweiten Serviceeinrichtung für Datennutzer und -geber.
Zugriffsoptionen:
Die folgenden Links führen aus den jeweiligen lokalen Bibliotheken zum Volltext:
Im letzten Jahrzehnt wurden in en Sozialwissenschaften neue computergestützte Methoden zur Analyse qualitativer Daten entwickelt, die eine schnelle, zuverlässige und methodisch kontrollierte Auswertung ermöglichen. Basistechniken des analytischen Vorgehens sind die Segmentierung und Codierung von Textpassagen und darauf aufbauende Verfahren des Text-Retrievals. Die speziell für solche Analysen entwickelten EDV-Programme werden auch als QDA-Software bezeichnet (Qualitative Data Analysis). Heute offerieren diese Programme nicht nur die Basistechniken, sondern recht komplexe inhaltsanalytische Verfahren zur Suche nach dem gleichzeitigen Vorkommen von Kategorien oder der Nähe von Kategorien im Text. Die in den Daten vorhandenen Strukturen und Relationen lassen sich in Form visueller Repräsentationen darstellen. (orig.).