Theorie, Methode und Gegenstand sind in der qualitativen Bildungs- und Biographieforschung eng miteinander verflochten. Die Beiträge fragen nach der Gegenstandsangemessenheit von Theorien, nach der Beziehung zwischen Bildungstheorie und qualitativer Empirie sowie nach den Implikationen der Methodenwahl für gegenstandsbezogene Theorien. Der Band dokumentiert den Stand der fachwissenschaftlichen Diskussion zu diesen Fragen in der Erziehungswissenschaft.
"The first 'Workshop Qualitative Research in Psychology' took place in Blaubeuren, Germany from October 20-22, 2000. The meeting was organized by the Center for Qualitative Psychology of the University of Tübingen, Germany. The purpose of the meeting was to begin a network of qualitative psychologists. Thirty-two participants got to know each other, presented and discussed their research, discussed potential further developments within the field of qualitative psychology, and inspired each other with plans for the future. There were psychologists from Germany, Spain, Latvia, Finland, and the United States, most of whom were working as researchers within university contexts. The workshop took place at the retreat house of the University of Tübingen in a small village called Blaubeuren. A comfortable place with beautiful landscape, welcoming staff at the house and delicious food created a friendly atmosphere for the meeting from the start. The meeting started with an evening opening session in which all participants briefly introduced themselves and their interests in qualitative psychology. In order to communicate with each other, all of the participants spoke English. The introductions helped people to seek each other out afterwards in more informal conversations during the following two days." (author's abstract). Contents: Group I: Examples of Applications of Qualitative Methods, Part I - Discussion (summarized by Leo Gürtler) (17-20); Irmentraud Ertel: Categorizing the Content of Everyday Family Communication: What Do Families Talk About in Everyday Life? (21-31); Michaela Gläser-Zikuda: Emotions and Learning Strategies at School – Opportunities of Qualitative Content Analysis (32-50); Leo Gürtler: The role of subjective theories on love (51-65); Inge M. Lutz: Deciding which Kinds of Data to Collect in an Evaluative Study and Selecting a Setting for Data Collection and Analysis (66-76); Thomas Irion: Dynamics of a qualitative research design. An interactive approach to interactive reception (78-89); Ilze Plaude and Josef Held: Cross-cultural youth research as an international and interdisciplinary cooperation project: "International Learning" (90-98). Group II: Examples of Applications of Qualitative Methods, Part II - Discussion (summarized by Mechthild Kiegelmann) (99-101); Silke-Birgitta Gahleitner: Ways of combining qualitative and quantitative procedures exemplified in a study on the gender-specifics of coping with sexual violence (102-116); Mechthild Kiegelmann: Qualitative Research With a Genuine Psychological Approach: The Method of Voice Analysis (117-134); Tamara Beauboeuf: Toward a method of ideological becoming (135-142); Carlos Kölbl: Methods which are accommodated to their research object: On the adequate investigation of historical consciousness at youth age (143-149); Stephan Marks: Research Project 'History and Memory' (Geschichte und Erinnerung) (150-154); Antonio Medina Rivilla, M. Concepción Domínguez Garrido, Ramón Pérez Pérez, Tiberio Feliz Murias: Research Organization and Word Analysis from Discussion Groups about In-Practice Training (155-173); Antonio Medina Rivilla, M. Concepción Domínguez Garrido, Ramón Pérez Pérez, Tiberio Feliz Murias: Coding, Inquiring, and Analysis of Data from Discussion Groups about In-Practice Training (174-201). Group III: Specific Methodological Questions - Discussion (summarized by Günter L. Huber) (201-205); Günter L. Huber: The Analysis of Qualitative Data as Process of Classification (206-216); Gerhard Kleining, Thomas Burkart: Group-Based Dialogic Introspection and its Use in Qualitative Media Research (217-239); Julia Nentwich: The Process of Understanding in Qualitative Social Research (241-245); Bernd Reinhoffer: Forming Categories in Qualitative Data Analysis. The Teaching Research Project "Teachers' Attitude and Practice concerning Elementary Science in Primary School" (246-261); Hannu Soini: The Contribution of Qualitative Approaches to Learning Research: A Critical Incident Technique as a Research Method for Studying Student Learning (262-273); Leo Gürtler, Josef Held, Günter L. Huber, Mechthild Kiegelmann: Contributions of Qualitative Approaches to Psychological Inquiry (274-282).
Durch die Ausweitung qualitativer Forschung gerät die Frage nach dem Umgang mit qualitativen Forschungsdaten immer mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit. Große Archive verfügen mittlerweile über spezialisierte Einrichtungen für die Archivierung qualitativer Daten. Diese erfordern jedoch andere Archivierungsstrategien als quantitative Daten: Datendokumentation spielt eine größere Rolle für die Sekundärauswertung, Vertraulichkeitsfragen und datenschutzrechtliche Aspekte müssen stärker berücksichtigt werden etc. Ausgehend von verschiedenen Archivierungsstrategien für qualitative Daten wird in diesem Artikel aufgezeigt, wie eng Archivierungsprozesse mit Forschungsprozessen verknüpft sind und was das für den Lebenszyklus von Daten bedeutet. Als in diesem Zusammenhang wichtige Option wird das Konzept der living archives eingeführt: Durch Weiternutzung archivierter Daten können Bestände wachsen und langfristig an Wert gewinnen. Schließlich wird diskutiert, wie Datenarchivierung zur Güte qualitativer Forschung beitragen kann und welche Bedeutung Archiven in diesem Zusammenhang zukommt.
In der vergleichsweise jungen Querschnittsdisziplin "Sportwissenschaft" finden qualitative Forschungsansätze seit ca. zehn Jahren in sozial- und erziehungswissenschaftlichen Teildisziplinen zunehmend Berücksichtigung. Der Beitrag erörtert, welche Themen aufgegriffen, welche Methoden vor welchem Gegenstandsverständnis angewandt werden und welcher Erkenntniswert "qualitativen Ergebnissen" in der allgemeinen sportwissenschaftlichen Diskussion zugesprochen wird. Ferner wird dargestellt, inwiefern die Arbeiten auf "erprobte Forschungsdesigns" der Mutterwissenschaften zurückgreifen und welche forschungsmethodischen Variationen hinsichtlich des spezifischen Untersuchungsbereichs vorgenommen werden. Chancen, vor allem aber Probleme bei dem (derzeitigen) Versuch, sich im Rahmen qualitativer Forschung ein eigenes sportwissenschaftliches Profil zu geben, werden dabei gekennzeichnet. Anmerkungen zur konkreten Forschungspraxis bilden den Abschluß.
"Entwicklungslinien der Evaluationsforschung werden nachgezeichnet. Das Verhältnis von Evaluation und Evaluationsforschung wird kurz diskutiert. Die Frage der Bewertung durch Evaluation insbesondere bei der Verwendung qualitativer Methoden wird behandelt und Bestimmungsstücke einer qualitativen Evaluationsforschung werden zusammengetragen. Abschließend wird auf die Verwendung qualitativer Methoden in der Evaluation eingegangen, bevor Herausforderungen und offene Fragen bei der qualitativen Evaluationsforschung skizziert werden." (Autorenreferat)
Die qualitative Forschung in Italien hat schwere Zeiten durchgemacht. Einerseits wurde sie lange von der Vorherrschaft des Idealismus in der Tradition CROCEs behindert. Andererseits wurde sie auch von den Umfrageforschern sehr gering geachtet. Seit den 1980er Jahren aber gewinnt sie eine immer wichtiger werdende Rolle in der italienischen Soziologie, und seit den 1990er Jahren hat sie einen festen Platz in der Methodologie in Italien erobert, auch wenn sie noch immer hinter der Umfrageforschung zurücksteht. Zum Beginn des neuen Jahrtausends wurde die qualitative Methodologie in vielen Ausbildungsprogrammen und Methodologiekursen institutionalisiert. Der Aufsatz rekonstruiert die Geschichte der qualitativen Forschung und Methodologie in Italien Schritt für Schritt.
Der Verfasser arbeitet zunächst die Grundgedanken eines inhaltsanalytischen Arbeitens mit Texten heraus. Er gibt einen Überblick über die Geschichte der Inhaltsanalyse als systematisches, regelgeleitetes Vorgehen, grenzt Grundbegriffe ab und stellt Verfahren der Inhaltsanalyse vor. Im folgenden werden drei Grundtechniken qualitativer Inhaltsanalyse beschrieben, die auf Grundformen des Interpretierens beruhen: die zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse (Abstraktion), die explizierende qualitative Inhaltsanalyse (unter Einbeziehung zusätzlichen Materials) und die strukturierende qualitative Inhaltsanalyse. Die qualitative Inhaltsanalyse wird sodann in den Kontext anderer textanalytischer Verfahren eingeordnet. Abschließend werden auf Möglichkeiten der Computerunterstützung bei der qualitativen Inhaltsanalyse hingewiesen. (ICE2)
Der Beitrag behandelt die Geschichte, gegenwärtige Situation sowie Methodologie des qualitativen Experiments. Als die große Zeit des qualitativen Experiments kann die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts gesehen werden, denn in dieser Zeit konstituierten sich die Würzburger Denkpsychologie und die Gestaltpsychologie durch den explorativen Gebrauch des Experiments. Als Beispiel gelten W. Köhlers Schimpansenexperimente, Wertheimers Experimente zur Scheinbewegung und Gedankenexperimente, sowie spätere Experimente zur Sozial- und Tierpsychologie. Anschließend an diese geschichtliche Darstellung der qualitativen Experimente analysiert der Beitrag die Methodologie am Beispiel von Köhlers Schimpansenexperimenten. Darauf aufbauend untersucht der Autor das Verhältnis von Experiment und Beobachtung, indem er zwischen einer aktiven und rezeptiven Herangehensweise des Forschers unterscheidet. Vor diesem Hintergrund geht der Beitrag auf die Grundregeln der explorativen qualitativen Sozialforschung ein, welche weitgehend mit Köhlers Vorgehen übereinstimmen. Abschließend stellt der Beitrag experimentelle Strategien dar und geht kurz auf alternative Formen des Experiments ein. Der Beitrag kommt zu dem Ergebnis, dass das explorative oder qualitative Experiment in der derzeitigen Forschungspraxis wenig genutzt wird, aber durch klassische Studien der deutschen Psychologie wichtige Möglichkeiten für Psychologen und Sozialwissenschaftler bietet, Sachverhalte in ihrem Arbeitsgebiet zu erkunden und aufzuklären. (ICG)
"Der vorliegende Beitrag bilanziert zunächst vergangene Ausblicke auf die Zukünfte der qualitativen Sozialforschung. Diese Ausblicke sind allesamt bipolar um die Erzählung eines problematischen Istzustandes und um Soll-Forderungen an die weitere Entwicklung organisiert. Im Anschluss daran werden vier strukturelle Mechanismen erläutert, die gegenwärtig zu Schwierigkeiten in der Vermittlung qualitativer und interpretativer Ansätze führen. Auf solche Probleme gibt die Position der post-qualitativen Forschung mit ihrem Votum für einen starken Theorismus eine spezifische, gleichwohl ihrerseits problematische Antwort. Abschließend wird deswegen diskutiert, welche alternativen Möglichkeiten bestehen, qualitatives und interpretatives Forschen durch post-positivistische Gewässer zu navigieren." (Autorenreferat)
Qualitative interviewing has today become one of the most common research methods across the human and social sciences, but one that appears in a number of different guises. Qualitative Interviewing will help its readers write, represent, understand, and critique qualitative interview research in its many forms as currently practiced.
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Qualitative psychologische Familien- und Kommunikationsforschung konzentriert sich auf die Untersuchung familialer Alltagskommunikation von Familien als soziale Einheiten. Dabei werden videographierte Alltagsgespräche von "ganz normalen Familien" auf unterschiedlichen Kommunikationsebenen empirisch analysiert, um unter entwicklungspsychologischer Perspektive die Frage nach der Veränderung familialer Systeme zu beantworten.
Aus wissenssoziologischer Sicht wird anfangs die Frage gestellt, ob die Erkenntnisse, die von Wissenschaftlern/innen in Ausübung ihres Berufs und in Befolgung ihrer Professionsstandards erlangt wurden, auch beanspruchen können, 'gültig' zu sein. Durch die Anwendung der Wissenssoziologie auf die Forschung wird die unhintergehbare Perspektivengebundenheit von Forschung gezeigt (wahrlich keine überraschende Erkenntnis). Das Ziel von Forschung – so die These – kann deshalb nur die systematische und organisierte Produktion von Zweifeln und die dadurch erreichte Fehlerausmerzung sein – und Forschung hat darin auch ihren Sinn. Abschließend werden Vorschläge gemacht, wie angesichts einer verstärkten Konkurrenz um Drittmittel und trotz der heiklen erkennntistheoretischen Position qualitativ arbeitende Projekte verteidigungsfähig gemacht werden können.
In den letzten Jahrzehnten hat sich die qualitative Sozialforschung in den Sozialwissenschaften etabliert. Diese Etablierung ist institutionell und sozio-kognitiv sehr unterschiedlich erfolgt. Von Beginn an haben in der qualitativen Sozialforschung die Wissenschaftskritik, die Wissenschaftssoziologie und die methodologische Reflexion die Selbstbeobachtung bewerkstelligt. Lange stand dabei der Vergleich mit der quantitativen Sozialforschung im Mittelpunkt. In den letzten Jahren fokussiert die Selbstbeobachtung der qualitativen Sozialforschung zunehmend auf ihre eigenen Prozesse und Kriterien. Das Konzept der Performativität erscheint geeignet, diese Fokussierung der Selbstbeobachtung theoretisch zu fundieren. Es hat sich insbesondere in der Actor-Network Theory und den Social Studies of Finance als fruchtbares Konzept erwiesen, um die Analyse der Wissenschaftspraxis zu rekonstruieren. Der Artikel will das Performativitätskonzept einführen und die involvierten Dimensionen im Feld der qualitativen Sozialforschung aufzeigen. Es wird eine erweiterte Perspektive auf eine Soziologie der Sozialforschung entwickelt.
Versucht man, die Zukunftschancen für die Psychologie zehn Jahre nach Gründung der "Neuen Gesellschaft für Psychologie (NGfP)" einzuschätzen, so haben wir einen ständig wachsenden Bedarf an professioneller psychologischen Dienstleistungen zu konstatieren. Solche Dienstleistungen werden jedoch nicht automatisch von PsychologInnen nachgefragt werden. Der gegenwärtige Zustand der psychologischen Wissenschaft in Deutschland als eine nomothetische Wissenschaft stellt keine optimale Grundlage für die Ausbildung professioneller BeraterInnen z.B. im psychosozialen und im Management – Bereich dar, weil praktisch arbeitende PsychologInnen meistens mit Einzelfällen zu tun haben, was wesentlich eine qualitative Arbeitsweise erfordert. Deshalb wird die Zukunft der Psychologie nicht zuletzt von der Elaboration qualitativer methodologischer Konzepte innerhalb einer pluralistischen psychologischen Wissenschaft abhängen. Vorbedingung für eine Sicherung der Identität des Fachs ist die Etablierung eines wissenschaftlichen Meta-Diskurses, der unterschiedliche methodologische Zugangsweisen zum wissenschaftlichen Objekt akzeptiert. Ein solcher sich der Alltagssprache bedienender Diskurs wird Protopsychologie genannt. Protopsychologie muss sich auseinandersetzen mit der Zuordnung unterschiedlicher methodologischer Zugangsweisen zu speziellen Typen von Situationen gesellschaftlicher Praxis in einer pluralistischen Gesellschaft und dabei die Nützlichkeit wissenschaftlichen psychologischen Wissens nachweisen. Auf der Grundlage dieser Argumentation muss ebenfalls die Struktur der wissenschaftlichen Produktion überdacht werden, weil in der Zukunft psychologisches Wissen mehr in praktisch-psychologischer Tätigkeit als in wissenschaftlichen Labors geschaffen werden muss; anderenfalls kann es nicht übertragen werden auf die Arbeitssituation praktisch tätiger PsychologInnen und keine Grundlage abgeben für eine Beteiligung von PsychologInnen an gesellschaftskritischen Diskursen.
Preface -- Introduction: philosophy and qualitative research -- The historical background : philosophy from the Greeks to the 20th century -- British philosophies of qualitative research : positivism and realism -- German philosophies of qualitative research : phenomenology and hermeneutics -- American philosophies of qualitative research : the pragmatisms -- French philosophies of qualitative research : structuralism and poststructuralism -- Global influences on qualitative research : new philosophies -- Discussion -- References