Zur Geschichte der Migrationsforschung in Deutschland
In: Abwanderung und Migration in Mecklenburg und Vorpommern, S. 19-35
Der Beitrag resümiert den Forschungsstand der deutschen wie auch der internationalen Migrationsforschung. Diese hat sich in den letzten zehn bis 15 Jahren einer ganzen Reihe neuer Themen angenommen. Migrationstheorien bedienen sich heute, anders als in der Vergangenheit, vielfältiger disziplinärer Ansätze und Methoden. Hervorgegangen aus der die Nationalökonomie und Rechtswissenschaft umfassenden Staatswissenschaften, die das Rationale und Zählbare sowie das staatliche Interesse an ihr in den Vordergrund ihrer Betrachtungen stellten, entwickelt sich Migrationsforschung gegenwärtig noch stärker zu einem disziplinübergreifenden Ansatz, der das individuelle Erleben und die damit verbundenen psychischen Belastungen als wichtigste Phänomene des Migrationsprozesses ansieht. Die Hinwendung zur qualitativen Migrationsforschung hat damit zu tun, dass nicht mehr der Migrationsvorgang selbst, die Zahl der Migranten oder die Beweggründe ihrer Wanderung das Interesse der wissenschaftlichen Öffentlichkeit erregen, sondern dass es heute schon und vermehrt in der Zukunft hauptsächlich um die Eingliederung, um die Integration der Zuwanderer geht, dass es darum geht, ihnen einen Platz in der Aufnahmegesellschaft zuweisen zu können, der ein Zusammenleben von Einheimischen und Zuwanderern erleichtert. Integration wird - jedenfalls in den Einwanderungsländern - in naher Zukunft zum wichtigsten Thema der Migrationsforschung werden. (ICA2)