"Mit dem Beitritt der DDR zum Hoheitsgebiet der Bundesrepublik Deutschland wurde in Ostdeutschland binnen kürzester Zeit die institutionelle Ordnung im weiten Teilen ausgetauscht. Betroffen waren davon auch Bereiche des Institutionensystems, die im unmittelbaren Zusammenhang mit den individuellen Lebensverläufen stehen. Wie sich dieser rapide soziale Wandel insbesondere auf die Erwerbsverläufe und die Chancen und Risiken am Arbeitsmarkt auswirkt, untersucht das Teilprojekt A4 'Berufliche Verläufe im Umbruch'. Diese 'Berufsverlaufsstudie Ostdeutschland' ist eine postalische Absolventenbefragung, bei der die Lebensverläufe von 3776 Personen, die entweder 1985, 1990 oder 1995 in den Orten Rostock oder Leipzig eine berufliche Lehre oder einen Hochschulabschluss absolviert haben, bis in das Jahr 2000 verfolgt werden. Aufgrund der relativ umfassenden und monatsgenauen Erfragung von Lebensereignissen wie Arbeitsstellenwechsel, Heirat, Geburt von Kindern, Weiterbildung und Arbeitslosigkeit und der zeitlich sehr engen Lagerung der Abschlusszeitpunkte um den Beginn der Transformation sind mit diesen Daten einzigartige Möglichkeiten für die Analyse des ostdeutschen Transformationsprozesses gegeben. Der vorliegende Feldbericht stellt die Stichprobenziehung, den Feldverlauf, die Datenedition und Datenbankerstellung und schließlich, nach kritischer Diskussion des Begriffs der 'Repräsentativität' als Gütekriterium sozialwissenschaftlicher Datenerhebungen, die statistische Evaluation der Daten der 1. und 2. Panelwelle 1994 bzw. 1997 dar."
"Das vorliegende Arbeitspapier ist aus dem Teilprojekt 'Sozialhilfekarrieren' des Sfb 186 hervorgegangen, das sich mit den Verlaufsformen und der biographischen Bedeutung von Armutslagen und Sozialhilfebezug beschäftigt. Das Arbeitspapier steht in einem praktischen, sozialpolitischen Kontext. Während die bisherigen Papiere des Projektes eine Bestandsaufnahme der vorliegenden Beiträge zu einer dynamischen Armutsforschung lieferten (Arbeitspapier Nr. 8, 'Armutsdynamiken') und das im Projekt erstellte Analyseprogramm 'shd' vorstellten (Arbeitspapier Nr. 14, 'Verlaufsanalysen'), geht es hier darum, der Praxis den wissenschaftlichen und sozialpolitischen Nutzen des neuen dynamischen Ansatzes zusammenfassend darzustellen."
"Das Arbeitspapier entstand im Rahmen des Teilprojekts A1 'Differenzierungsprozesse von Berufsbiographien bei der Integration in das Beschäftigungssystem' des Sfb 186. Gegenstand des Projekts sind die Bildungs- und Berufsverläufe junger Fachkräfte, ihre subjektiven Verarbeitungsweisen und Handlungsstrategien sowie Steuerungs- und Selektionspraktiken der beteiligten Institutionen. In einer vergleichenden Längsschnittstudie wird seit 1989 der berufliche Werdegang junger Fachkräften aus sechs ausgewählten Berufen in zwei unterschiedlich strukturierten Arbeitsmarktregionen (Bremen und München) in einer statistischen Verlaufs- sowie einer biographischen Analyse untersucht. Eine dritte Analyseebene, aus der der vorliegende Beitrag hervorgegangen ist, befasst sich mit den beruflichen Handlungsbedingungen der jungen Erwachsenen."
Der Ausgangspunkt der Doktorarbeit liegt in einem DFG-geförderten Forschungsprojekt an der TU Berlin von 2002-2004. Dort wurde eine umfangreiche qualitative Studie durchgeführt, in der die Fragen zum Monetären jedoch nur als ein Teil bearbeitet wurden. Nach meinem Empfinden sollte dies aber mehr Gewicht bekommen, deshalb habe ich das Thema in meiner Arbeit vertiefend und ebenfalls qualitativ (orientiert an Glaser und Strauss) betrachtet. Damals wie heute werden die Themen "Kinder und Arbeit" sowie "Kinder und Geld" immer noch marginalisiert im deutschen Raum behandelt. Deshalb sind die Ergebnisse meiner Studie auch heute noch aktuell und liefern neue Erkenntnisse und Ergänzungen zu bisherigen Diskursen. Die Kinder dieser Studie haben Arbeitserfahrungen sammeln können und haben daraus Verantwortung gelernt, Anerkennung von Erwachsenen erhalten und ein monetäres Entgelt für ihre Leistung. Dabei hat die Sicht der Kinder gezeigt, dass Diversitäten wie "Kinderarbeit ist verboten – aber Geld verdienen erlaubt" ausgeräumt werden müssen. Bestehende Konstruktdefinitionen von "Kinderarbeit" müssen überarbeitet werden, so dass Kinder ihre Tätigkeit nicht länger als Hobby oder Freundschaftsdienst bezeichnen müssen, sondern legal ausüben können. Denn die Kinder sprechen von nützlichen Dingen, die sie sich durch oder bei der Arbeit angeeignet haben. Durch die Einbeziehung aller Einkommensquellen in die Analyse, konnten wichtige Erweiterungen in den wissenschaftlichen Diskursen eingebracht werden. Es wurde festgestellt, dass selbst verdientes Geld dabei die ökonomische Entwicklung explizit gefördert hat, wenn den Kindern Geld zur Verfügung stand und sie selbst agieren konnten. Dabei durchliefen sie in ihrer ökonomischen Entwicklung mehrere strategische Denk- und Lernprozesse, die ihren Umgang mit Geld beeinflusst haben. Um eine Balance zwischen dem Sparen und Ausgeben herzustellen, mussten die Kinder Informationen und Strategien erlangen, um (selbst-) reflektiert, kritisch und selbstbewusst finanzielle Belange meistern zu können. Das eigene, aktive Handeln stand im Vordergrund. Das subjektive Empfinden von Kindern bezogen auf die Mitbestimmung in der Familie, der Erziehungsstil der Eltern und die intervenierenden Bedingungen waren mitentscheidend für die Weiterentwicklung der jugendtypischen Entwicklung vor allem in ökonomischer Hinsicht. Ökonomische Kompetenzentwicklung im hier entwickelten Sinne ist also ein Produkt der Lebensumstände und muss konzeptuell sowohl das Individuum als auch seine Umgebung berücksichtigen. Deswegen sollte auf der einen Seite offen im Elternhaus über Finanzen gesprochen werden und auf der anderen Seite sollten soziale, ökonomische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen bezogen auf die Thematik genauer in den Blick genommen und auch interdisziplinär betrachtet werden. Ökonomisches Wissen und deren Kompetenzerwerb ist somit schon für Kinder im Grundschulalter wichtig. Diese Arbeit bestätigt mithin, dass eine pauschale altersabhängige Einstufung obsolet geworden ist. Vielmehr sollte im Allgemeinen auf die Fähigkeiten und Möglichkeiten eines Menschen und damit auf inhaltliche Abstufungen in Abhängigkeit von kognitiven Entwicklungsschritten geachtet werden. Im Speziellen sollten eigene Entscheidungen von Kindern gleichwertig betrachtet werden, damit sie sich in fördernder Weise ökonomisch entwickeln und entsprechende Kompetenzen erwerben können. ; The starting point of the doctoral thesis lies in a DFG-funded research project at the TU Berlin from 2002-2004. An extensive qualitative study was carried out there, in which the questions about the monetary were only dealt with as a part. In my opinion, however, this should be given more weight, which is why I examined the topic in more detail in my work and also qualitatively (based on Glaser and Strauss). Then as now, the topics of "children and work" and "children and money" are still treated in a marginalized way in Germany. That is why the results of my study are still up-to-date today, provide new insights and additions to previous discourses. The children in this study were able to gain work experience and have learned responsibility from it, received recognition from adults and monetary remuneration for their work. The children's perspective has shown that diversities such as "Child labor is prohibited - but earning money is allowed" must be eliminated. Existing construct definitions of "child labor" must be revised so that children no longer have to describe their work as a hobby or friendship, but can do it legally. Because the children speak of useful things that they have acquired through or at work. By including all sources of income in the analysis, it was possible to introduce important extensions to the scientific discourse. It was found that self-earned money explicitly promoted economic development if the children had money and were able to act themselves. In their economic development, they went through several strategic thinking and learning processes that influenced their handling of money. In order to strike a balance between saving and spending, the children had to acquire information and strategies in order to be able to (self-) reflect, critically and confidently master financial issues. The focus was on one's own active action. The subjective perception of children with regard to participation in the family, the parenting style of the parents and the intervening conditions were decisive for the further development of the typical youth development, especially from an economic point of view. Economic competence development in the sense developed here is therefore a product of the living conditions and must conceptually take into account both the individual and his environment. That is why, on the one hand, finances should be discussed openly in the parents' home and, on the other hand, social, economic and societal framework conditions related to the topic should be examined more closely and viewed in an interdisciplinary manner. Economic knowledge and the acquisition of skills is therefore important even for children of primary school age. This work therefore confirms that a general age-dependent classification has become obsolete. Rather, in general, attention should be paid to the capabilities and possibilities of a person and thus to the gradations of content depending on cognitive development steps. In particular, the children's own decisions should be considered equally so that they can develop economically in a supportive manner and acquire appropriate skills.
Die Studie untersucht Verhältnisse von szenischer Kunst und Zukunftsforschung. Aus kultur- und theaterwissenschaftlicher Perspektive sowie im Rahmen künstlerischer Forschungsprojekte mit Kindern wird nach den Rollen gefragt, die die szenischen und performativen Künste in der Zukunftsforschung spielen oder als eine alternative Zukunftsforschung spielen könnten. Ausgangspunkt hierfür ist die Beobachtung, das sowohl historisch als auch aktuell wechselseitige Bezugnahmen zwischen dem Feld der Zukunftsforschung und dem Theater/den szenischen Künsten vorliegen. Paradigmatisch hierfür sind das Dispositiv des Szenarios und die ,Szenariotechniken', die für die interdisziplinäre Zukunftsforschung ab der Mitte des 20. Jahrhunderts konstitutiv sind. Obwohl das ,Szenarium' aus der Praxis des Theaters stammt, steht die Entwicklung von Zukunftsszenarien hier nicht in Zusammenhang mit einer szenischen Praxis. Im Zentrum dieser Arbeit steht deswegen die Frage danach, wie sich Zukunftsszenarien – und übergreifend – wie sich Zukunftsforschung als eine szenische und performative Praxis und Forschung gestalten und ermöglichen lässt. Dabei wird ausgelotet, inwiefern eine solche Zukunftsforschung das Potenzial besitzt, eine alternative Zukunftsforschung zu sein, mit der andere Zukunftsvorstellungen, andere Formen der öffentlichen Teilhabe an Zukunftsforschung oder ein anderer Umgang mit Zukunft als der eines 'Zukunftsmanagements' ermöglicht werden. Der Arbeit liegt eine Betrachtung der jüngeren Geschichte der Zukunftsforschung und ihren Verortungen zwischen Wissenschaft und Kunst zu Grunde. Orientierungen an der Kunst und künstlerischen Prozessen werden herausgearbeitet, sowie die Versprechen analysiert, die damit einhergehen. Das erste künstlerischen Forschungsprojekt "Junges Institut für Zukunftsforschung" setzt die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen an Zukunftsforschung öffentlich in Szene. Anhand des experimentellen Aufbaus und ausgewählter Szenen aus dem Prozess können Potenziale aber auch Schwierigkeiten einer szenisch-performativen Zukunftsforschung benannt werden. Hierzu zählt unter anderem das Problem der Reproduktion gegenwärtiger Zukünfte. Das zweite künstlerische Projekt "The Shape of Things to Come" betreibt daher eine szenisch-performative Analyse von wirkmächtigen visuellen Darstellungsformen der Zukunft. Am Beispiel von drei Zukunftsformen (shapes) wird diskutiert, wie sie das gesellschaftliche Zukunftsdenken und -handeln formen und die Zukunft selbst formatieren. Alternative Zukunftsforschung kann damit auch als eine Forschung am Konzept der Zukunft selbst verstanden werden, das oftmals vorausgesetzt, aber nicht expliziert wird. Schließlich wird vorgeschlagen, das Dispositiv der Probe - ausgehend von den szenischen Künsten - als Zukunftsforschung zu konzeptualisieren. Dies stellt eine Neubewertung des Verhältnisses von szenischer Kunst und Zukunftsforschung dar: Die szenischen Künste müssen nicht erst Zukunftsforschung werden, sondern sind es - im Modus der Probe – immer schon. Vor diesem Hintergrund kann die Praxis einer performativen Zukunftsforschung definiert werden, für die Kategorien von Raum, Körper und Handlung sowie Akte der performativen Selbsterzeugung wesentlich sind. Praktiken der klassischen Theaterprobe werden als Zukunftsforschung neu perspektiviert (hinstellen – vorstellen, improvisieren – visionieren), aber auch die öffentliche Aufführung/ Performance wird als Probe auf eine mögliche Zukunft in den Blick genommen (veröffentlichen – eröffnen, instituieren – anfangen). Die Arbeit leistet mit dem Konzept einer öffentlichen Probe/eines Probens in und mit Öffentlichkeiten einen Beitrag zur Probenforschung in den Theaterwissenschaften ebenso wie sie Ansätze einer politischen Zukunftsforschung formuliert, die demokratische Zukunft auf Probe (real-)experimentell erzeugt und erforscht. ; This study examines relations between performing arts and future studies from the perspective of theatre science/performance theory and within the framework of artistic research with children. It questions the roles the performing arts play in the field of future studies or could play as an alternative mode of researching the/a future. Starting point are references between the two fields, that can be observed historically and today. A significant example is the term 'scenario' and the technique of 'scenario planning', that is constitutive for the interdisciplinary field of future studies since the middle of the 20th century. Although the term 'scenario' or 'Szenarium' has its origin in theatre, it is not linked to a theatrical or performative practice. There is a need to explore how the development of future scenarios and – more general – how future studies can be realised in a practical and performative way. The following questions are explored in a theoretical and practical approach: Can a performative approach produce alternative visions of the future beyond a 'future consensus'? Can it offer new forms of public participation in the production of future knowledge? Can it produce a way of dealing with the future other than a 'future management'? The work is based on a historical analysis of future studies and their positioning between science and art. References to the arts are worked out as well as the promises, that com'e along. The first artistic project 'Junges Institut für Zukunftsforschung' stages the participation of children in the research of the future. Potentials but also difficulties of an artistic research of the future can be identified regarding the experimental setup and the research process. The second artistic projet 'The Shape of Things to Come' deals with visual representations or visual forms of the future and conducts a performative analysis of these shapes. It is discussed, in what way visual shapes also shape our (mental) concept of the future. An alternative research of the future can also be understood as a research on the concept of the future itself, that is rarely made explicit. Finally i propose to think the rehearsal/the practice of rehearsing, that is typical for the field of performing arts, as a mode of future studies. Like this, the relation of future studies and performing arts is reformulated. It is argued, that performative practices of rehearsing can already be seen as practices of future research. Furthermore it is worked out, that also public performances can become a tryout for a possible future: They consist of performative acts of making things public or of instituting a new public. Like this, the concept of a performative and political research of the future, that produces a democratic 'future on trial', is formulated.
Trotz des schnellen Wachstums des Anteils der Bevölkerung in einem Alter ab 80 Jahren an der Gesamtbevölkerung (Statistisches Bundesamt, 2019) ist das Wissen über diese Bevölkerungsgruppe bislang gering. Zwar gibt es thematisch, methodisch und regional spezifische Studien, jedoch keine repräsentative Erfassung der Lebenssituation und Lebensqualität dieser Altersgruppe für den gesamtdeutschen Raum. Eine gute Datenlage ist jedoch notwendig: Zum einen, um den besonderen Unterstützungsbedarfen im hohen Alter zukünftig besser gerecht werden zu können. Zum anderen, um Lösungsansätze für sozialpolitische Herausforderungen wie der sozialen Sicherung im Alter sowie im Hinblick auf eine Generationengerechtigkeit entwickeln zu können. "Hohes Alter in Deutschland" (D80+) ist eine bundesweit repräsentative Querschnittsbefragung der hochaltrigen Menschen in Privathaushalten und in Heimen. Die Studie baut auf dem im Hochaltrigenpanel NRW80+ (Wagner et al., 2018) entwickelten Studienprotokoll und dem interdisziplinär entwickelten Rahmenmodell zur Erklärung von Lebensqualität im hohen Alter (Neise et al., 2019) auf. Die Studie D80+ "Hohes Alter in Deutschland" wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) für drei Jahre gefördert und gemeinsam vom Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health (ceres) und dem Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA) durchgeführt. Die Studie vereint Perspektiven der an den beteiligten Institutionen verorteten Disziplinen wie Soziologie, Psychologie, Versorgungswissenschaften, Gerontologie und Medizin. Aufgrund der Coronapandemie konnte eine persönliche Befragung nicht umgesetzt werden. Stattdessen wurde zunächst eine schriftliche Befragung, und darauf aufsetzend eine zusätzliche telefonische Befragung realisiert. Dabei wurden auch Fragen zu Erfahrungen im Zusammenhang mit der Coronapandemie gestellt. Insgesamt beteiligten sich 10.578 Personen und damit mehr als jede vierte angesprochene hochaltrige Person an der Studie. Die Fragen des Fragebogens konnten auch telefonisch beantwortet werden. Am zusätzlichen telefonischen Interview mit über die erste Befragung hinausgehenden Inhalten beteiligten sich 3.233 der Teilnehmenden. Für Hochaltrige, die an der Befragung aus gesundheitlichen Gründen nicht selbst teilnehmen konnten, bestand die Option, durch ein telefonisches Stellvertreterinterview an der Studie zu partizipieren. Umfang und Anlage der Studie erlauben erstmals einen differenzierten Blick auf die Lebenssituation von Männern und Frauen sowie von verschiedenen Gruppen sehr alter Menschen (80-84 Jahre, 85-89 Jahre, 90 Jahre und älter) in Deutschland. Die gewichteten Daten berücksichtigen die unterschiedlichen Auswahl- und Teilnahmewahrscheinlichkeiten in Subgruppen und sind mit Blick auf wesentliche demographische Daten wie Alters- und Geschlechtsstruktur, Familienstand, Haushaltsgröße, Institutionalisierung, Gemeindegröße und Bundesland für die Ab-80-Jährigen in Deutschland repräsentativ. Aussagen zu überzufälligen Merkmalsunterschieden oder Merkmalszusammenhängen sind mit einem konventionellen Fehlerniveau (α=0.05) abgesichert und berücksichtigen die komplexe Stichprobenstruktur (Gemeinden als Untersuchungscluster) mit. Die Ergebnisse dieses Berichtes basieren auf den Daten des zusätzlichen telefonischen Interviews mit folgenden Fallzahlen für die dargestellten Subgruppen hochaltriger Menschen in Deutschland: Männer (n=1.226, 37,9%), Frauen (n=2007, 62,1%); 80-84 Jahre (n=1909, 59,1%), 85-89 Jahre (n=870, 26,9%), 90 Jahre und älter (n=454, 14,0%); Bildung hoch (n=570, 18,2%), mittel (n=1.840, 58,8%), niedrig (n=720, 23,0%); Privathaushalt (n=2.906, 89,9%), Heim (n=327, 10,1%); einkommensstark (n=296, 11,2%), mittleres Einkommen (n= 1.779, 67,7%), einkommensschwach (n=555, 21,1%); altersadäquate Kognition (n=1.695, 57,0%), leichte kognitive Beeinträchtigung (n=739, 24,9%), Verdacht auf beginnende Demenz (n=539, 18,1%). Weitere Informationen zur Studie D80+ "Hohes Alter in Deutschland" finden sich unter: https:/ceres.uni-koeln.de/forschung/d80.
Trotz des schnellen Wachstums des Anteils der Bevölkerung in einem Alter ab 80 Jahren an der Gesamtbevölkerung (Statistisches Bundesamt, 2019) ist das Wissen über diese Bevölkerungsgruppe bislang gering. Zwar gibt es thematisch, methodisch und regional spezifische Studien, jedoch keine repräsentative Erfassung der Lebenssituation und Lebensqualität dieser Altersgruppe für den gesamtdeutschen Raum. Eine gute Datenlage ist jedoch notwendig: Zum einen, um den besonderen Unterstützungsbedarfen im hohen Alter zukünftig besser gerecht werden zu können. Zum anderen, um Lösungsansätze für sozialpolitische Herausforderungen wie der sozialen Sicherung im Alter sowie im Hinblick auf eine Generationengerechtigkeit entwickeln zu können. "Hohes Alter in Deutschland" (D80+) ist eine bundesweit repräsentative Querschnittsbefragung der hochaltrigen Menschen in Privathaushalten und in Heimen. Die Studie baut auf dem im Hochaltrigenpanel NRW80+ (Wagner et al., 2018) entwickelten Studienprotokoll und dem interdisziplinär entwickelten Rahmenmodell zur Erklärung von Lebensqualität im hohen Alter (Neise et al., 2019) auf. Die Studie D80+ "Hohes Alter in Deutschland" wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) für drei Jahre gefördert und gemeinsam vom Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health (ceres) und dem Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA) durchgeführt. Die Studie vereint Perspektiven der an den beteiligten Institutionen verorteten Disziplinen wie Soziologie, Psychologie, Versorgungswissenschaften, Gerontologie und Medizin. Aufgrund der Coronapandemie konnte eine persönliche Befragung nicht umgesetzt werden. Stattdessen wurde zunächst eine schriftliche Befragung, und darauf aufsetzend eine zusätzliche telefonische Befragung realisiert. Dabei wurden auch Fragen zu Erfahrungen im Zusammenhang mit der Coronapandemie gestellt. Insgesamt beteiligten sich 10.578 Personen und damit mehr als jede vierte angesprochene hochaltrige Person an der Studie. Die Fragen des Fragebogens konnten auch telefonisch beantwortet werden. Am zusätzlichen telefonischen Interview mit über die erste Befragung hinausgehenden Inhalten beteiligten sich 3.233 der Teilnehmenden. Für Hochaltrige, die an der Befragung aus gesundheitlichen Gründen nicht selbst teilnehmen konnten, bestand die Option, durch ein telefonisches Stellvertreterinterview an der Studie zu partizipieren. Umfang und Anlage der Studie erlauben erstmals einen differenzierten Blick auf die Lebenssituation von Männern und Frauen sowie von verschiedenen Gruppen sehr alter Menschen (80-84 Jahre, 85-89 Jahre, 90 Jahre und älter) in Deutschland. Die gewichteten Daten berücksichtigen die unterschiedlichen Auswahl- und Teilnahmewahrscheinlichkeiten in Subgruppen und sind mit Blick auf wesentliche demographische Daten wie Alters- und Geschlechtsstruktur, Familienstand, Haushaltsgröße, Institutionalisierung, Gemeindegröße und Bundesland für die Über-80-Jährigen in Deutschland repräsentativ. Aussagen zu überzufälligen Merkmalsunterschieden oder Merkmalszusammenhängen sind mit einem konventionellen Fehlerniveau (α=0.05) abgesichert und berücksichtigen die komplexe Stichprobenstruktur (Gemeinden als Untersuchungscluster) mit. Die Ergebnisse dieses Berichtes basieren auf den Daten des zusätzlichen telefonischen Inter-views mit folgenden Fallzahlen für die dargestellten Subgruppen hochaltriger Menschen in Deutschland: Männer (n=1.226, 37,9%), Frauen (n=2007, 62,1%); 80-84 Jahre (n=1909, 59,1%), 85-89 Jahre (n=870, 26,9%), 90 Jahre und älter (n=454, 14,0%); Bildung hoch (n=570, 18,2%), mittel (n=1.840, 58,8%), niedrig (n=720, 23,0%); Privathaushalt (n=2.906, 89,9%), Heim (n=327, 10,1%); einkommensstark (n=296, 11,2%), mittleres Einkommen (n= 1.779, 67,7%), einkommensschwach (n=555, 21,1%); altersadäquate Kognition (n=1.695, 57,0%), leichte kognitive Beeinträchtigung (n=739, 24,9%), Verdacht auf beginnende Demenz (n=539, 18,1%). Weitere Informationen zur Studie D80+ "Hohes Alter in Deutschland" finden sich unter https://ceres.uni-koeln.de/forschung/d80.
Dieses Papier stellt die städtische Umwelt von Monterrey, Mexiko, in den Mittelpunkt unserer Forschung und untersucht die urbane Mobilität im Wechselspiel mit Geschlecht und Umweltgerechtigkeit, indem es ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlerinnen, Künstlerinnen und Aktivistinnen zusammenbringt, um Recherchen zur Untersuchung von urbanen Mobilitätsnarrativen und Entscheidungsfindungen durchzuführen. Die Auswirkungen der sozialen Ausgrenzung in den von uns diskutierten Entscheidungsprozessen aufarbeiten: -Wie die dominante Narrative der Inclusive Mobility und der Human City soziale Praktiken einer auto-zentrierten Stadt reproduziert, indem sie geschlechtsspezifische Mobilitätsmuster ignoriert und eine unkritische Haltung zu Mobilitätsplänen und -maßnahmen einnimmt. -Wie die dominante Narrative Gentrifizierung Prozesse verstärkt. - Und wie die dominante Narrative die allgemeine Machtasymmetrie zwischen politischen Entscheidungsträgern auf Staats- und Gemeindeebene verstärkt, im Gegensatz zu zivilen Gruppen, die sich für alternative urbane Mobilität einsetzen. Anhand von offiziellen und medialen Berichten und sozialen Netzwerkdaten werfen wir einen Blick auf ineinandergreifende Themen, die die gegenwärtige Situation der urbanen Mobilität in Monterrey bestimmen: Dominanz mächtiger politischer und wirtschaftlicher Eliten bei der Planung und Durchführung von Wohn- und Verkehrsentscheidungen, weitgehend unterversorgte Wohngebiete mit hoher Dichte, Ausgrenzung von Menschen, die in den Stadtrandzonen leben, und Unterschiede in der sozialen Verwundbarkeit, die durch intersektional verknüpfte Aspekte wie Geschlecht, Rassismus, sozioökonomischer Status und Alter abgegrenzt werden. Wir kommen zu dem Schluss, dass Umweltgerechtigkeit nur mit einer umfassenden und erreichbaren städtischen Mobilität verwirklicht werden kann. Zudem müssen Mobilitätsmuster und Vernetzung von Stadtteilen und Gemeinden in den Randzonen priorisiert werden, um eine weniger verschmutzte, nachhaltige und gerechte Stadt zu erreichen. Diese Ziele können nur durch Mechanismen der Transparenz, der Inklusion und einer Geschlechterperspektive erreicht werden; wir sehen diese Mechanismen als eine Konterkarierung des bestehenden hegemonialen Systems von Unterdrückung und Ausgrenzung. ; Placing the urban environment of Monterrey, Mexico at the center of our research, this paper examines how urban mobility intersects with gender and environmental justice. As a transdisciplinary team of scholars, artists, and activists, we examine the urban mobility discourses and discuss how transportation and urban narratives such as sustainable mobility and human cities reinforce: - a car centered dominant narrative that maintains environmental and mobility injustices, - the socio-spatial segregation, exclusion, and accelerated gentrification processes in Monterrey. And, we discuss how these narratives exclude queer and feminist perspectives and their bodies. Using official and media reports we look at how the political and economic elites use narratives to prop up an imaginary of urban equality as part of a walkable and/or cycling city. These narratives maintain a status quo that includes new housing and transportation construction as part of an ongoing unjust system that we refer to as intersectional, in regards to gender, racism, socio-economic status, and age. We conclude environmental justice can only be achieved with mobility justice and that to achieve mobility justice we need to queer the city. To queer a city is when mobility patterns and connectivity of neighborhoods in the periphery are prioritized; when transparency mechanisms, gender perspectives and embodied experiences are the norm, and when aspiration includes achieving a less polluted, sustainable and equitable city.
Die Epoche der Weimarer Republik war gekennzeichnet durch eine Vielzahl von Umbrüchen im politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Bereich. Diese durch den Ersten Weltkrieg verursachten radikalen Veränderungen der Lebensverhältnisse hatten auch einen weitreichenden Einfluss auf den Alltag und die öffentliche Wahrnehmung der Frauen dieser Zeit: So konnten diese ab 1918 an den Wahlen teilnehmen, konnten sich an allen deutschen Universitäten einschreiben und in bestimmtem Maße finanziell unabhängig werden. Das Bild der so genannten "Neuen Frau", das gleichzeitig in der Öffentlichkeit generiert wurde, war insbesondere gekennzeichnet durch innerliche und äußerliche Emanzipation und stellte damit einen radikalen Gegenpol zur traditionellen Weiblichkeit des 19. Jahrhunderts dar. Viele Facetten der "Neuen Frau" sind in der Forschung weitgehend erschlossen - die sportliche Frau, die automobile Frau, die Frau als flapper oder garçonne - nur einer Ausprägung des neuen Frauentypus wurde bisher wenig Beachtung geschenkt: der Frau als Verbrecherin. Ziel der vorliegenden interdisziplinär und medienkomparatistisch angelegten Dissertation ist es daher, übergreifende Semantiken und Ästhetiken der geschlechtsspezifischen Verbrechensdarstellung in der Weimarer Republik offenzulegen und die unterschiedlich erzeugten, vermittelten und klassifizierenden Vorstellungen von Verbrecherinnen zu analysieren und zu kontextualisieren. Das zugrundeliegende Material umfasst dabei fachwissenschaftliche, publizistische und literarische Darstellungen von Verbrecherinnen, wobei das Hauptaugenmerk auf der Analyse von Artikeln aus Illustrierten Magazinen liegt, da diese, neben Radio und Film, zu den wirkungsmächtigsten Medien der Weimarer Republik gehören. ; The era of the Weimar Republic was marked by a variety of political, economic and social changes. These radical changes in living conditions also had a far-reaching influence on the everyday life and public perception of the women of that time: from 1918 they were able to take part in the elections, could enroll at all German universities and become financially independent to a certain extent. The image of the so-called "New Woman", which was simultaneously generated in public, was characterized in particular by internal and external emancipation and thus represented a radical antipode to the traditional femininity of the 19th century. Many facets of the "New Woman" are already researched - the sporty woman, the automobile woman, the woman as flapper or garçonne - only one manifestation of the new type of woman was given little attention until now: the woman as a criminal. The aim of the present interdisciplinary and media-comparative dissertation is therefore to reveal overarching semantics and aesthetics of the gender-specific presentation of crimes in the Weimar Republic and to analyze and contextualize the differently generated and mediated representations of female criminals. The underlying material includes scientific, journalistic and literary portrayals of female criminals, with the main focus on the analysis of articles from magazines, since these, in addition to radio and film, are among the most influential media of the Weimar Republic.
A l'heure où l'éducation musicale est remise en cause par les décideurs de certains pays de l'Union européenne, la collaboration internationale et interdisciplinaire est plus que jamais nécessaire pour démontrer l'erreur de ces attitudes. A cette fin, l'ouvrage rassemble les réflexions de différents spécialistes de trois pays européens qui offrent leurs points de vue sous le prisme de l'éducation musicale mais aussi des domaines des neurosciences, de la psychologie, de la logopédie et de la politique. Cette publication combine les résultats de travaux empiriques avec des propositions pratiques, ce qui la rend utile pour les chercheurs, les professeurs de musique et les orthophonistes. ; En unos tiempos en los que la educación musical viene siendo cuestionada por los responsables de las políticas educativas de ciertos países de la Unión Europea, se hace más necesaria que nunca una colaboración internacional e interdisciplinar que demuestre lo erróneo de tales actitudes. Con esta finalidad, el libro recoge las reflexiones de diferentes especialistas de tres países europeos quienes ofrecen sus puntos de vista desde el prismade la educación musical pero también, desde los ámbitos de la neurociencia, la psicología, la logopedia y la política. La presente publicación aúna resultados de trabajos empíricos con propuestas de tipo práctico, lo que la hace útil tanto para investigadores, como para docentes, profesores de música y logopedas. ; At a time when music education is being questioned by education policy-makers in certain European Union countries, international and interdisciplinary collaboration is needed more than ever to demonstrate the error of such attitudes. To this end, the book gathers the reflections of different specialists from three European countries who offer their points of view from a musical education prism but also from the fields of neuroscience, psychology, speech therapy and politics. This publication combines the results of empirical work with practical proposals, which makes it useful for researchers, music teachers and speech therapists. ; In einer Zeit in der die Musikpädagogik von den für die Erziehungsrichtlinien Verantwortlichen in bestimmten Ländern der Europäischen Union in Frage gestellt wird, ist eine interdisziplinäre und internationale Zusammenarbeit, die belegt, dass eine solche Einstellung falsch ist, notwendiger denn je. Zu diesem Zweck sind in diesem Buch die Überlegungen verschiedener Experten aus drei europäischen Ländern zusammengefasst, die ihre Sichtweise aus der Perspektive der Musikpädagogik, aber auch der Neurologie, der Psychologie, der Logopädie und der Politik anbieten. Die vorliegende Veröffentlichung vereint Ergebnisse empirischer Arbeit mit praktischen Vorschlägen, was sie sowohl für Forschung als auch für Musiklehrer und Logopäden nützlich macht.
Die Epoche der Weimarer Republik war gekennzeichnet durch eine Vielzahl von Umbrüchen im politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Bereich. Diese durch den Ersten Weltkrieg verursachten radikalen Veränderungen der Lebensverhältnisse hatten auch einen weitreichenden Einfluss auf den Alltag und die öffentliche Wahrnehmung der Frauen dieser Zeit: So konnten diese ab 1918 an den Wahlen teilnehmen, konnten sich an allen deutschen Universitäten einschreiben und in bestimmtem Maße finanziell unabhängig werden. Das Bild der so genannten "Neuen Frau", das gleichzeitig in der Öffentlichkeit generiert wurde, war insbesondere gekennzeichnet durch innerliche und äußerliche Emanzipation und stellte damit einen radikalen Gegenpol zur traditionellen Weiblichkeit des 19. Jahrhunderts dar. Viele Facetten der "Neuen Frau" sind in der Forschung weitgehend erschlossen - die sportliche Frau, die automobile Frau, die Frau als flapper oder garçonne - nur einer Ausprägung des neuen Frauentypus wurde bisher wenig Beachtung geschenkt: der Frau als Verbrecherin. Ziel der vorliegenden interdisziplinär und medienkomparatistisch angelegten Dissertation ist es daher, übergreifende Semantiken und Ästhetiken der geschlechtsspezifischen Verbrechensdarstellung in der Weimarer Republik offenzulegen und die unterschiedlich erzeugten, vermittelten und klassifizierenden Vorstellungen von Verbrecherinnen zu analysieren und zu kontextualisieren. Das zugrundeliegende Material umfasst dabei fachwissenschaftliche, publizistische und literarische Darstellungen von Verbrecherinnen, wobei das Hauptaugenmerk auf der Analyse von Artikeln aus Illustrierten Magazinen liegt, da diese, neben Radio und Film, zu den wirkungsmächtigsten Medien der Weimarer Republik gehören. ; The era of the Weimar Republic was marked by a variety of political, economic and social changes. These radical changes in living conditions also had a far-reaching influence on the everyday life and public perception of the women of that time: from 1918 they were able to take part in the elections, could enroll at all German universities and become financially independent to a certain extent. The image of the so-called "New Woman", which was simultaneously generated in public, was characterized in particular by internal and external emancipation and thus represented a radical antipode to the traditional femininity of the 19th century. Many facets of the "New Woman" are already researched - the sporty woman, the automobile woman, the woman as flapper or garçonne - only one manifestation of the new type of woman was given little attention until now: the woman as a criminal. The aim of the present interdisciplinary and media-comparative dissertation is therefore to reveal overarching semantics and aesthetics of the gender-specific presentation of crimes in the Weimar Republic and to analyze and contextualize the differently generated and mediated representations of female criminals. The underlying material includes scientific, journalistic and literary portrayals of female criminals, with the main focus on the analysis of articles from magazines, since these, in addition to radio and film, are among the most influential media of the Weimar Republic. ; Valentina Lehmann ; Tag der Verteidigung: 21.02.2018 ; Universität Paderborn, Dissertation, 2018
Seit 2013 befasst sich eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe am Zentrum Technik und Gesellschaft (ZTG) mit dem Thema Smart City. In diesem discussion paper werden die Ergebnisse dieser Arbeit zusammengefasst und diskutiert, um die ZTG-interne Diskussion und Meinungsbildung zum Thema zu unterstützen und unsere Perspektiven interessierten Dritten zugänglich zu machen. Kapitel 2 bietet ein Überblick über den Forschungs- und Diskussionsstand zum Thema Smart Cities sowie zu den vielfältigen Definitionen und Begriffsverständnissen. Die Smart City Strategien einiger Städte werden exemplarisch analysiert sowie eine Abgrenzung zu ähnlichen Konzepten vorgenommen. Des Weiteren werden kritische Aspekte des Smart City Konzepts dargestellt. In Kapitel 3 wird der Arbeitskreisinterne Diskussionsstand zusammenfasst (3.1) und berichten einzelne Forschungsbereiche des ZTG über ihre bisherigen Erfahrungen und die für diese relevanten Aspekte von Smart Cities (3.2). Im abschließenden 4. Kapitel wird der wissenschaftliche Diskussionsstand mit den ZTG-internen Perspektiven zusammengeführt und die Bedeutung für die zukünftige Arbeit am ZTG und darüber hinaus reflektiert. Eine wesentliche Erkenntnis lautet, dass Smart City Konzepte keine neuartigen Entwicklungsperspektiven repräsentieren, sondern existierende Leitvorstellungen ergänzen. Weiter sind Technologien dann smart, wenn sie den Interessen und Bedürfnissen der Menschen dienen und wenn sie soziale und politische Teilhabe und Inklusion sowie gerechte und demokratische Gesellschaftsstrukturen fördern. So können Smart Cities entstehen, die sich durch ihre hohe Lebensqualität auszeichnen. ; Since 2013, an interdisciplinary working group at the Center for Technology and Society (CTS) is dealing with the topic smart city. This discussion paper summarizes and discusses results of its activities. Thus, the CTS-internal discussion and opinion building on the topic shall be supported and the findings be made accessible to third parties. Chapter 2 of the paper looks at the state of research and discussion on smart cities and gives an overview of the diverse definitions and understandings of the term. Smart City strategies of selected examples are analysed. Furthermore, similarities and differences with related concepts are worked out and critical aspects of the smart city concept are outlined. Chapter 3 summarizes the working group's internal state of discussion (3.1) and CTS research areas describe their experiences and relevant aspects regarding smart city (3.2). The final chapter 4 merges the scientific discussion with the CTS-internal perspectives and reflects them towards their implications for the future work at the CTS and beyond. Major findings show that smart city concepts do not represent new development perspectives but complement existing conceptions. Furthermore they say that technology is smart when it serves the interests and needs of people, promotes social and political participation and inclusion as well as just and democratic social structures. In this way, cities characterized by a high quality of life will develop.
Diese Arbeit untersucht die Darstellung von Söldnern in visuellen Medien (Film und Fernsehen) und den daraus resultierenden Einfluss auf die gesellschaftliche Perzeption und das kollektive Gedächtnis. Einer interdisziplinären Vorgehensweise folgend, werden durch einen sozialkonstruktivistischen Ansatz, Film-Analyse und historischer Quellenkritik deduktive Schlüsse gezogen. Dabei wird ein breiter Bogen von den Definitionsversuchen der Forschung und Rechtsprechung, der historischen Genese des neuzeitlichen Söldnertums, hin zu mehreren ausgewählten Filmen und deren historischen Hintergründen, sowie letzten Endes zur politisch motivierten Verwendung des Söldnerbegriffes gespannt.Im Zuge dessen wird demonstriert, dass Filme und deren literarische Vorlagen maßgeblich die kollektive Wahrnehmung von Söldnern in sinnstiftender Weise beeinflussen, sei es auf positive oder negative Art und Weise. Vor allem im Kontext des staatlichen Gewaltmonopols und der dazu notwendigen Delegitimierung von nichtstaatlicher Gewalt, ist dies ein wichtiger Faktor in Bezug auf das kollektive Gedächtnis, die öffentliche Meinungsbildung und auch der Propaganda. Weiters wird die Interdependenz zwischen Fiktion und Realität hervorgehoben, da eine gegenseitige Beeinflussung stattfindet. Die untersuchten Medien ziehen ihre Impulse aus realen Begebenheiten und üben im Gegenzug Einfluss auf die Gesellschaft aus.Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass die historische Rezeption und die Wiederaufbereitung vonseiten der Filmschaffenden einen prägenden Einfluss auf die soziale Wahrnehmung von Söldnern hatten. Gleichzeitig bedienen sich politische Akteure an vereinfachten Narrativen, die für eine Delegitimierung politischer Gegner herangezogen werden. ; This thesis examines the portrayal of mercenaries in visual media (movie and television) and the resulting impact on social perception as well as the collective memory.Following an interdisciplinary approach, deductive conclusions are drawn using social constructivism, film analysis and historic source criticism.Covering at first the attempts of research and jurisprudence to define mercenaries, as well as the historic development of mercenaries in modern times, the dissertation then takes a look at selected movies and their historical background, before it examines the politically motivated use of the term "mercenary".In doing so the thesis demonstrates how movies and the novels/scripts they are based on, have had a relevant impact on the collective perception of mercenaries in a meaningful way, be it in a positive or negative manner.Especially in the context of the state monopoly of force and the necessary delegitimation of non-state violence, it is an important aspect regarding the collective memory, public opinion and propaganda. Furthermore, the interdependency between fiction and reality is being highlighted, since there is a noticeable influence taking place: The researched media draw their impulses from actual occurrences and exert influence on society in return.The thesis concludes that historical reception and the reprocessing by movie makers had a formative impact on the social perception of mercenaries. At the same time, political actors are using simplified narratives as a means of delegitimizing political opponents. ; eingereicht von David Christopher Jaklin, Mag. phil ; Abweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der Verfasserin ; Zusammenfassungen in Deutsch und Englisch ; Karl-Franzens-Universität Graz, Dissertation, 2017 ; OeBB ; (VLID)2246086
Wie kann man in digitale Kulturen intervenieren? Wie eingreifen in soziale, politische und ökonomische Kontexte und wie technologische Bedingungen und Infrastrukturen verändern? Diese Fragen kreisen über den sich in Herangehensweise und inhaltlicher Schwerpunktsetzung stark unterscheidenden Beiträgen des 2017 erschienenen SammelbandesInterventions in Digital Cultures, herausgegeben von Howard Caygill, Martina Leeker und Tobias Schulze. Der Titel verrät, welche zwei zentralen Begriffe hier abgetastet und befragt werden: Intervention und digitale Kultur. Beide dienen den Leser*innen als Orientierungshilfe, sich in der Perspektivenvielfalt der Beiträge nicht zu verlieren. Die Einleitung gibt eine vage Vorstellung davon, wie die Herausgeber*innen Intervention und digitale Kultur zusammendenken. Es wird davon ausgegangen, dass Interventionen auf der einen Seite den Infrastrukturen digitaler Kulturen unterliegen, diese aber auf der anderen Seite zugleich mitkonstituieren. Bei der Herausarbeitung dieses wechselwirkenden Moments der gegenseitigen Beeinflussung setzt das Buch an. Beide – digitale Infrastruktur und Intervention – werden mit der hier als Schlüsselbegriff verstandenen 'resilience' gedacht, die zum einen die technologischen Angebote selbst zu Agent*innen macht und damit die Performativität beider, der Infrastrukturen sowie der Interventionen, nochmals betont. Zum anderen wird die selbstreferenzielle Komponente hervorgehoben, da weder die infrastrukturellen Angebote noch die auf den Plan gerufenen Interventionen als lösungsorientiert verstanden werden. Vielmehr konstituieren sie ein System von Adaptionen und verweisen auf weitere Aktivitäten. Die wechselseitige Bedingtheit führt wiederum zum Paradox, dass Interventionen in die infrastrukturelle Umgebung digitaler Kulturen eingebunden sind. Folglich ist jeder Eingriff in diese Strukturen immer auch eine Bestätigung dieser, ein "feeding, unwillingly, the whole-earth-data-network" (S. 15). Das Buch hat nun den Anspruch zu überprüfen, in welcher Weise widerständige Praktiken dann überhaupt noch möglich sind. Auf methodischer Ebene ermöglicht dieses Fragen, Interventionen genealogisch einzubetten und die Konzepte und Diskurse dahinter neu zu denken. Schlüsselbegriffe wie 'resilience' unterliegen hierbei sinnigerweise keiner eindeutigen Definition, sondern sind bewusst offengelassen, um allen in den Band eingebetteten Zugängen Raum zu geben. Entsprechend fragen die Autor*innen bzw. Interviewten dann auch aus ganz unterschiedlichen Perspektiven danach, wie Interventionen als Störfaktor eines Systems fungieren, wann sie jedoch in ebenjenes System eingespeist und damit "ad absurdum" (S. 88) geführt werden. Nicht alle Beitragenden beziehen sich explizit auf digitale Kulturen; eine Historisierung zieht sich als Schlüsselkomponente durch viele Herangehensweisen. Zugrunde liegt dabei das Verständnis von Interventionen als "activities that engage in social and political contexts […] hoping to interrupt critical situations and ultimately change social, economic, or technological conditions" (S. 11). Dennoch geben die Herausgeber*innen keine klare Definition, sondern sehen den Band als ein "experiment in fostering thinking in ambivalences" (S. 139), was allein aufgrund der vielfältigen Zusammenstellung der Beiträge durchaus gelingt. Der erste Beitrag, ein Interview mit Fred Turner, stellt sogleich in einem historischen Vergleich das angeblich Neue in 'New Media' auf den Kopf. Turners These bezieht sich weniger auf eine technische, mehr auf eine gesellschaftskonstituierende Ebene, indem er Attribute wie egalitär, kollaborativ oder basisdemokratisch nicht allein dem digitalen Zeitalter zuschreibt, sondern Ideen eines gleichberechtigten Mediengebrauchs bereits in der us-amerikanischen Kurator*innenszene der 1940er-Jahre als Gegenentwurf zu "one-to-many media" wie das Radio oder die Zeitung (S. 23) sieht. Auch das problematische Demokratieverständnis hinter dieser 'unsichtbaren' Kuration ("some people know what is good for mankind better than others", S. 26) sieht Turner bereits dort begründet. Entsprechend warnt er davor, Interventionen mit künstlerischen Mitteln bereitwillig und unhinterfragt als kollaborativ zu verstehen, ohne ihre politisch relevante Geschichte mitzudenken. In der Frage, wie sich diese historiografische Betrachtungsweise auf aktuelle künstlerische Interventionen in digitalen Kulturen übertragen lässt, wird dieser Freiheitsanspruch von Turner wieder aufgegriffen. Denn die Imagination der 1940er- und 1950er-Jahre "as free in that world" findet sich in zahlreichen Versprechen sogenannter Sozialer Netzwerke wieder. Doch analog dazu müsse auch jetzt wieder der Gedanke an freie, bedingungslose Entscheidungen kritisch hinterfragt werden, denn: "I am free, but I am free in terms that are constantly being negotiated and set for me invisibly by managers, who work for states and companies" (S. 38). Turners Lösungsvorschläge sind insbesondere hinsichtlich des darauffolgenden Beitrags von Mitherausgeber Howard Caygill brisant. Denn während hier eine konstitutionelle Einmischung auf staatlicher Ebene denkbar wird, um die Macht des Oligopols digitaler Unternehmen zurückzudrängen, zeichnet Caygill die historische Entwicklung digitaler Netzwerke aus militärstrategischer Sicht nach. Bezugnehmend auf Carl von Clausewitz' posthum veröffentlichtes Werk Vom Kriege fokussiert Caygill seine Betrachtungen auf die Fragestellung nach der Bedeutung von strategischer Intervention ("strategic intervention", S. 47). Die von ihm beschriebene Ausgangslage ist die Forderung seitens staatlicher Mächte nach dem alleinigen Vorrecht auf Geheimhaltung und Informationsbeschaffung (insbesondere über digitale Medien, hier "the Internet"), was zwingend den Verzicht dieses Anspruchs seitens der Zivilgesellschaft nach sich zieht (vgl. S. 47). Zwar leugnet Caygill die schon frühe Entwicklung eines non-hierarchischen, dezentralisierten Netzwerkes nicht, doch betont er die Bestrebungen um Verschlüsselung und geheime Datenverfolgung sowie Informationsübertragung, die einer egalitären Nutzung von vornherein widersprach und das Internet als "an arcanum or space of secrecy [Herv. i. O.] " (S. 54) kennzeichnet. Alexander R. Galloway untersucht im Gespräch mit Martina Leeker die ambivalente Rolle der algorithmischen Bestimmung, die digitale Infrastrukturen offen und verschlossen zugleich erscheinen lässt. Die Frage bezüglich Interventionen richtet sich folglich nach den Möglichkeitsbedingungen widerständiger Praktiken innerhalb dieses ambivalenten Zustands (vgl. S. 62). Konträr zu Caygill sieht Galloway im Digitalen durchaus einen Raum für politischen Widerstand und spricht sich für "electronic civil disobedience" aus, dem durchaus nicht ganz unproblematischen Leitsatz folgend: "The Power isn't in the streets anymore" (S. 63). Konkrete Lösungen sind für Galloway sogenannte 'ad hoc networks', die außerhalb kommerzieller oder staatlicher Vermittlerpositionen funktionieren (S. 68). Widerständige Praktiken sind dabei als langfristige Projekte angelegt. Ein Gedankengang ist dabei besonders interessant: Obwohl digitale Kommunikation bereits auf Kürze und Schnelllebigkeit beruht, fordert Galloway diese weiter zu verkürzen und damit ein "network without data" zu konzipieren (S. 67), da lokal ohne weitere Vernetzung und Datenabgriff ausschließlich von Gerät zu Gerät kommuniziert werden könnte. Bezüglich der vieldiskutierten Algorithmen hinter digitalen Kulturen betont Galloway den Umstand, dass diese auf bestimmten Weltanschauungen basieren. Um ihre uniforme Darstellung zu durchbrechen, schlägt er vor, eben andere Perspektiven einzuschreiben, wie z. B. eine feministische und eilt damit Wendy Hui Kyong Chuns Betrachtungen voraus. Im Vordergrund stehen auch in ihrem Beitrag die technologischen Bedingungen von Intervention in digitalen Kulturen. Chun spricht sich allerdings dafür aus, Interventionen auf allen Ebenen zu suchen: "from hardware, protocols, software, and user interactions to how these are embedded in various economic and social systems and imaginaries" (S. 76). Damit ist sie die Erste des Bandes, die die Bedingungen digitaler Kulturen sowie das mögliche Eingreifen in diese multiperspektivisch betrachtet. Nicht neu, aber dennoch innovativ ist, technologische Infrastrukturen als Gewohnheiten ("habits") zu betrachten, denn dies eröffnet die Möglichkeit algorithmische Medien mit dem Prinzip der Homophilie zu denken. Homophilie nämlich ist es, was nach Chun die technologischen Strukturen und in weiterer Folge auch das Nutzer*innenverhalten beeinflusst und kennzeichnet. Eine Um- und Neugestaltung dieser Infrastrukturen könne nur über interdisziplinäre Zusammenschlüsse funktionieren, die der Gefahr entgegenlaufen, selbst Teil des Systems zu werden, in das eingegriffen werden soll (vgl. S. 83). Ulrike Bergermann wiederum bezieht sich in ihrem Artikel auf analoge Interventionen im Politischen, die sie als Eingreifen in eine laufende Sache, ein Stoppen, Innehalten, also als Blockade und Störfaktor versteht, der sich Fluidität und gleichbleibender Bewegung widersetzt. Ihr Beispiel betrifft das sogenannte 'human mic', eine Kulturtechnik ("social technologies", S. 88 und 95) des Protestes aus den 1970er-Jahren, die in der Protestbewegung Occupy Wall Street (OWS) im Herbst 2011 wieder aufgegriffen wurde. Bergermann versteht die Nutzung des human mic als neue politische Ästhetik eines Netzwerks von "human/technologies/imaginary" (S. 91). Bezugnehmend auf Nancys Konzept des Mitseins ("being-with"), stellt sie die Frage, welche Kollektivitäts- und Vereinzelungsstrategien darin hervortreten. Wenn Sein nur als Mitsein gedacht werden kann, steht die human mic-Bewegung vor der Herausforderung, ihre Behauptung "We are the 99 %" (S. 96) zu verteidigen: Formierungen wie die Gruppe POCupy legen offen, dass "[n]ot everybody had equal access to the human mic" (S. 98), was hier insbesondere für people of color zutrifft, die in der OWS-Bewegung größtenteils keine oder nur wenig Repräsentation finden. In dieser Weise muss nach Bergermann Nancy neu gedacht werden: "Interventions need mi-lieus insofar as re-thinking any space has to take into account how to connect in an unhierarchical manner, how this would be barred through supposedly antecedent structures, and how to approach the task of de-learning to put oneself first in line of perceiving and reasoning" (S. 100f.). Mit Steve Kurtz findet man wohl die techno-pessimistischste Perspektive des Bandes: Veränderungen hin zu weniger staats- oder ökonomiebedingter Überwachung hält er heutzutage für utopisch. Ähnlich wie Galloway vertritt Kurtz die Meinung, dass eine digitale Kommunikation ohne Metadaten – aus technischer Sicht – durchaus im Bereich des Möglichen und Umsetzbaren liegt, allerdings an den demokratiefeindlichen Strukturen des Kapitalismus scheitert. Eine systemimmanente Zäsur würde eine "reconstruction of the digital infrastructure" (S. 119) erfordern, die jedoch längst nicht mehr durchsetzungsfähig sei. Kat Jungnickel nutzt im abschließenden Beitrag des Bandes für ihre historiografische Arbeitsweise eine Anlehnung an die ANT, um über Interventionen zu sprechen. Ihr Fallbeispiel umreißt das Aufkommen des Fahrradfahrens im viktorianischen England und dessen Bedeutung für weibliche Mobilität, die durch die Bekleidung entweder ermöglicht oder eben verhindert wurde. Den Fokus auf "socio-technical systems and practices" richtend, die so weit in den Alltag integriert sind, dass sie selten bewusst wahrgenommen werden, eröffnet Jungnickel zumindest methodologisch neue Sichtweisen auf Interventionen in Bezug auf Körperlichkeit und Technologie, denn "the more mundane and trivialized something is, the more important its role probably is in daily life" (S. 126), entfernt sich jedoch von den titelgebenden digitalen Kulturen vollends. Die Stärke des Buches ergib sich sicherlich aus ihrer inter- und transdisziplinären Zusammenstellung: Theoretiker*innen der Philosophie, Politischen Theorie, Medienwissenschaft und Soziologie stehen im Austausch mit Aktivist*innen, woraus eine Methodenvielfalt entsteht, die wiederum die Ambivalenz von Interventionen veranschaulicht. Dieses Zusammenspiel bewusst nutzend, führen die Herausgeber*innen denn auch kein geringeres Ziel an, als die Konzeption eines "critical and practical guide for future interventions" (S. 17). Was diesen Band schlussendlich besonders interessant macht, sind also weniger die einzelnen Beiträge, die bereits aufgrund ihrer Kürze oft an der Oberfläche verbleiben. Doch der gegenseitige Bezug der Beitragenden aufeinander, ohne in einen tatsächlichen Austausch zu treten, stellt sich bei genauerer Betrachtung als enorme Bereicherung für interdisziplinäre Forschung im Bereich der Medienkultur- und Politikwissenschaft heraus. Während auf der einen Seite mehr staatliche Kontrolle des digitalen Kommunikationsbereichs (Turner) als Ausweg des ökonomisch bedingten Trackings betrachtet wird, wird dieser Gedanke im nächsten Beitrag (Caygill) aus historiografischer Perspektive hinsichtlich der Militarisierung digitaler Infrastrukturen, die Geheimhaltung, Verschlüsselung und Überwachung der Zivilgesellschaft impliziert, kritisch hinterfragt. Exitstrategien wie die bewusste Verweigerung digitaler Vernetzung (Galloway) finden ihren Gegenpol in der Herausarbeitung von Interferenzen zwischen unterschiedlichen Realitätsebenen, die digitale Kulturen eben nicht in einen virtuellen Raum abgrenzten, sondern Konsequenzen der digitalen Infrastrukturen auch auf den nicht-digitalen Bereich übertragen sehen (Caygill, Chun, Kurtz). Konzepte wie die des Habituellen und der Homophilie (Chun) werfen Fragen zu Kulturtechniken der politischen Intervention wie die des 'human microphone' auf, das als basisdemokratisches Mittel der Verschmelzung des Einzelnen und der Vielen gefeiert wird, aber zugleich als Repräsentation und Verbreitung nur einer Stimme/Meinung dient und damit durchaus ausschließend wirkt (Bergermann). In dieser Weise treten die Beiträge in einen imaginierten Diskurs (denn keiner der Beiträge bezieht sich tatsächlich und namentlich auf andere Artikel oder Interviews) und werfen mehr Fragen auf als sie Antworten geben können. Damit werden vielfältige Perspektiven und Denkweisen eröffnet, die eine hohe Anschlussfähigkeit mit sich bringen und die Aufmerksamkeit auf die Komplexität des Gegenstandes lenken. Denn so inflationär der Begriff der Interventionen auch gebraucht wird, zeigt dieser Band dennoch auf, wie notwendig und erkenntnisreich eine weitere Beschäftigung mit diesem hinsichtlich digitaler Kulturen ist. Die reflexive Methode muss als großer Mehrwert betrachtet werden, da sie in ihrer rhizomatischen Denkweise produktive Leerstellen und Denkanstöße bietet, statt dem Imago allgemeingültiger Theorien zu verfallen. Demnach wird der Anspruch "thinking in ambivalences" (S. 139) der Herausgeber*innen durchaus erfüllt.
Es ist unsicher, wie sich der Klimawandel künftig regional und lokal im Ostseeraum entwickeln wird und welche spezifischen Klimawirkungen auftreten werden. Trotzdem können für die küstennahen Stadtregionen neue Probleme beispielsweise durch steigende Temperaturen erwartet werden. Daher werden Strategien zum Umgang mit potenziellen Klimawandelfolgen erforderlich. Gerade in Städten an der Ostseeküste sind hierbei vielfältige stadtregionale Zusammenhänge und Rahmenbedingungen zu berücksichtigen, was einen sozial-ökologischen Forschungsansatz nahelegt. In dieser Situation stellen sich besondere Anforderungen an die Stadt- und Regionalplanung, um eine nachhaltige und zukunftsfähige Entwicklung der küstennahen Stadtregionen zu gewährleisten. Für die Entwicklung von Anpassungsstrategien der Stadt- und Regionalplanung müssen die gesellschaftlichen Akteure mit ihren verschiedenen Interessen sowie die zukünftigen sozialen und ökologischen Entwicklungen und deren potenzielle Folgen und Wechselwirkungen einbezogen werden. Vor diesem Hintergrund zielte das Projekt darauf ab die folgenden Hauptforschungsfragen zu beantworten: 1)Welche Herausforderungen stellen sich für die Raumplanung durch die spezifischen Charakteristika des Klimawandels? 2)Welche spezifischen Herausforderungen ergeben sich dabei daraus, dass Stadtregionen als sozial-ökologische Systeme betrachtet werden können? 3)Wie kann die Stadt- und Regionalplanung mit diesen Herausforderungen umgehen und welche Möglichkeiten und Restriktionen ergeben sich durch die Verfasstheit der räumlichen Planung im Umgang mit den Auswirkungen des Klimawandels? Im interdisziplinären Verbund waren sieben interdisziplinär zusammenarbeitende Teilprojekte vertreten, innerhalb derer verschiedene Forschungsperspektiven aus Natur-, Gesellschafts- und Planungswissenschaften eingenommen wurden. Dementsprechend vielfältige empirische Methoden qualitativer und quantitativer Forschung kamen zum Einsatz. Über das Querschnittsprojekt zum Thema sozial-ökologische Resilienz fand ein intensiver interdisziplinärer Austausch statt. Überdies fand eine transdisziplinäre Zusammenarbeit mit Praxisakteuren aus Stadtregionen des Ostseeraumes statt, innerhalb derer Strategien zur Raumentwicklung und planerische Lösungsansätze zur Anpassung an die potenziellen Folgen des Klimawandels entworfen wurden. Die Ergebnisse der verschiedenen Teilprojekte haben integrativ zur Beantwortung der Forschungsfragen beigetragen. Für die Raumplanung stellt sich die Herausforderung mit der Unsicherheit und großen Spannbreite der lokalen Ausprägung des Klimawandels umzugehen. Es wurde herausgestellt, dass die spezifischen Gegebenheiten des sozial-ökologischen Systems wie Lokalklima, Bevölkerungsverteilung, Landnutzung (mit Bezug zu Klimaregulation und kulturellen Leistungen der Landschaft) und insbesondere deren Wechselwirkungen die lokale Ausprägung und Auswirkungen des Klimawandels entscheidend beeinflussen. Dies birgt aber ebenso das Potenzial zur Anpassung an den Klimawandel in den Stadtregionen. Die zeitliche und räumliche Distanz zum Klimawandel im Zusammenspiel mit Themenkonkurrenz im Praxiskontext führt jedoch derzeit zu einem gering wahrgenommenen Handlungsdruck in Bezug auf Anpassung bei der Planungs- und Verwaltungspraxis. Es konnte gezeigt werden, dass inter- und transdisziplinäre Methoden von großer Bedeutung für den Austausch von Wissen sind, welcher die Anpassungskapazität entscheidend beeinflusst. Weiterhin konnten in Bezug auf die aktuellen Governancestrukturen und –prozesse hemmenden Faktoren identifiziert werden (wie z.B. sektorale Organisation), welche für eine erfolgreiche Anpassung kritisch vor dem Hintergrund der spezifischen Charakteristika des Klimawandels reflektiert werden müssen. Durch eine systematische Analyse der Möglichkeiten des Regionalplans und des Flächennutzungsplans konnten konzeptionelle Ansatzpunkte zur Weiterentwicklung des formellen Instrumentariums ausgearbeitet werden, um den Beitrag der Stadt- und Regionalplanung zur Anpassung an den Klimawandel zu erhöhen. Dennoch kann damit alleine nicht den aufgezeigten Herausforderungen begegnet werden, erforderlich scheint ein grundlegender Strategiewechsel innerhalb der räumlichen Planung, die Möglichkeiten aber auch neuen Fallstricke durch eine Orientierung am Konzept der transformativen Resilienz wurden aufgezeigt. Die Nachwuchsgruppe konnte einen innovativen Beitrag zur sozial-ökologischen Forschung leisten durch den intensiven inter- und transdisziplären Ansatz. Dieser ermöglichte es nicht nur Ergebnisse zur lokalen Klimawandel –ausprägung, –auswirkung sowie -wahrnehmung zu generieren, sondern auch Wissensaustausch- und Governanceprozesse zu analysieren und Lösungsansätze aus Planungsperspektive zu formulieren. plan B:altic erarbeitete Handlungsempfehlungen für die Stadt- und Regionalentwicklung zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Die Handlungsempfehlungen, aber auch die Methode der Szenarioplanung können für Stadtregionen hohe Praxisrelevanz entfalten. Praktikerinnen und Praktikern werden wichtige Informationen als Entscheidungsgrundlagen und Handlungsoptionen an die Hand gegeben, die den Umgang mit Unsicherheiten und Komplexität ermöglichen. Der im Rahmen des Vorhabens durchgeführte Szenarioprozess gab erste Impulse zu einem langfristigen, nachhaltigen Anpassungsprozess in der Stadtregion Rostock. ; Climate change impacts are expected for the urban regions of the Baltic Sea coast through rising temperature, sea-level rise and an increased intensity as well as frequency in extreme weather events. Climate change scenarios are accompanied with uncertainties, and the specific local consequences are difficult to predict. Therefore, striving for a sustainable regional and urban development, it is no longer sufficient to consider only the necessary mitigation measures of climate change, but it becomes also essential to develop comprehensive adaptation strategies. A challenge is to prepare for change and uncertainty in complex social-ecological settings and to become resilient towards unforeseen future impacts of climate change. While as the urban regions of the Baltic Sea Coast experience pressures for spatial development, for instance due to their economic activities and functions. In this setting, multiple challenges to planning arise due to the specific characteristics of climate change and social-ecological complexities. Also planning has to answer how to plan future land use structures and how to develop adaptation strategies towards climate change impacts and further change processes. Land- use planning, in the form of regional and urban planning, provides a unique venue for integrated and anticipatory approaches and seems, therefore, suitable to adapt land-use to climate change. However, initiatives and measures taken by land-use planning are also causing risks and harms in interrelation with future and unforeseen climate change impacts. For example, this happen through increased land consumption, soil sealing or river regulation interplaying with heavy rain falls and leading to severe floods. To achieve a comprehensive analysis of climate change impacts, of their interplays with further ongoing change processes in urban regions and to avoid partial world-views, plan B:altic integrated different scientific disciplines with their respective perspectives and approaches. Due to the inherent focus on uncertainty, surprises and complexity, (social-ecological) resilience thinking was used as a bridging concept in the interdisciplinary and transdisciplinary research work as well as a guiding principle for the development of adaptation strategies to climate change. To this end, it was cooperated closely with an array of planning practitioners and stakeholders in some urban regions of the Baltic Sea coast. Next to the inter- and transdisciplinary integration methods such as common case studies and transdisciplinary scenarios, a wide array of quantitative as well as qualitative methods was applied by the social, natural as well as engineering scientist who formed the research group plan B:altic and who worked on disciplinary driven subprojects as well. Main results were that the main challenges for land-use planning are to tackle the uncertainty and the wide range of potential climate change impacts in the specific local context. Specific local social-ecological assets such as local climate, land-use with reference to ecosystem services as well as their interdependencies influence decisively the then specific local impacts of climate change. But this also bears the potential for specific local adaptation measures. But as climate change is not the priority topic in local and regional planning practice but instead it is seen in concurrence with other, short-term interests, planning practitioners perceive a low urgency to act upon climate change adaptation. Also given governance processes as well as structures (such as sectoral fragmentation) are barriers of climate change adaptation as well as of an all-encompassing social-ecological perspective on urban regions in practice. Structured processes of science-practice collaborations are seen as supportive for further adaptation, as the plan B:altic scenario planning process had shown. This process gave explicit inputs to a politically adopted adaptation strategy framework of the core city of the German partner. With reference to formal planning instruments at the urban and regional scale the analysis provided the basis to develop further conceptual developments of these instruments to facilitate the adaptive capacity of land-use planning However, these further conceptual developments do not seem to be sufficient in case of their implementation. It is considered as necessary to fundamentally change strategies within land-use planning. Within this context the opportunities but also restrictions of applying a transformative resilience perspective were shown.