In analyzing current methodologies of transnational migration research, the article proposes to incorporate the cultural access into transnational methodology. Referring to the ideas of Andreas RECKWITZ, Ulf HANNERZ and Homi BHABHA it defines "culture" as a discursive and sense-making activity that guides respective social practices. This perspective allows defining transnational formations such as cross-border networks, families, organizations and diasporas as entities that are continuously confronted with interference of cultural orders. Moreover, the article develops a methodological proposal that facilitates research on actor's strategies, which deal with a variety of cultural scripts. First, this proposal suggests including the multi-sited ethnography in the procedure of data collection. This would enable to avoid methodological nationalism in designing transnational units of analysis. Second, the proposal suggests incorporating scientific hermeneutics within the procedure of data interpretation. In particular, it argues that scientific hermeneutics enables to observe the plurality of meaning patterns within actor's meaning horizons. Third, the methodological proposal suggests organizing the research work in cross-cultural and interdisciplinary organized scientific teams in order to increase the extent of research reflexivity. This modification provides a possibility to observe complex cultural dynamics and their effects on the cross-border social practices.
Der vorliegende Bericht ist entstanden im Teilprojekt BI "Erwerbsverläufe als Innovationsprozeß für Familienrollen. Zur Interdependenz von Passagengestaltungen und Verarbeitungsmustern bei Ehepartnern". Befaßte sich das Projekt während der ersten Projektphase mit der Gestaltung von Sequenzmustern zwischen Erwerbsarbeit und Familie im Lebenslauf von Frauen, die sich heute im Verrentungsalter befinden, so wurden in einer folgenden Projektphase, in dessen Rahmen dieses Papier entstanden ist, die Ehemänner dieser Frauen in die Untersuchung einbezogen. Neben einer standardisierten Befragung, durch die Erwerbsverläufe der Männer im Lebenslauf nachgezeichnet worden sind, wurden mit ihnen in einem zweiten Schritt auch themenzentrierte Interviews über die subjektiven Bilanzierungen und die Verarbeitungsmuster der eigenen sowie der Erwerbs- und Familienarbeit der Partnerin geführt. Die hier vorgestellten Ergebnisse beziehen sich auf die Auswertung dieser Interviews. Diskutiert wird, inwieweit sich die im Vorläuferprojekt ermittelten Veränderungen im Lebensverlauf von Frauen auf das Selbstverständnis und die Handlungsmuster ihrer Ehemänner auswirken. Die Ergebnisse der Interviews legen nahe, daß in der älteren Generation der Männer traditionelle Auffassungen von familialer Arbeitsteilung neben einer sich tendenziell abzeichnenden Akzeptanz der Erwerbstätigkeit von Frauen koexistieren.
Selten werden in empirischen Untersuchungen einzelne Stufen der Entwicklung flexibel gehaltener theoretischer Konzepte und entprechender methodischer Schritte detailliert vorgestellt. Eine solche Offenlegung des Erkenntniszuwachses im Forschungsprozeß ist aber zum einen sinnvoll, um die Forderung nach Validierung der Ergebnisse durch die scientific community mit Hilfe eines Einblickes in die "Werkstatt" der Untersuchung zu erfüllen. Zum anderen ist es im Bereich der interpretativen Methoden häufig notwendig, zur Passung des untersuchten Gegenstands und der Untersuchungsmethoden methodische Modifikationen oder Neuentwicklungen vorzunehmen, deren Adäquanz überprüfbar sein sollte. In diesem Sinne ist der vorliegende Beitrag zu verstehen, der im Rahmen des Projekts A1 "Statuspassagen an der zweiten Schwelle II' des Sfb 186 entstand. Er soll zunächst aufzeigen, welche theoretischen und methodischen Entwicklungsschritte der heuristischen Typologie (berufs)biographischer Gestaltungsprinzipien zugrundeliegen. Es schließt sich die Darstellung und Begründung einer Auswertungsmethode an, die insbesondere für die Analyse biographischer Gestaltungsprinzipien - spezifische Bilanzierungs- und Handlungsmuster in Biographien von Statuspassagen - geeignet ist. Sie ist erfahrungsgesättigt und daher auch forschungsökonomisch; sie soll die interpretative Kreativität nicht mit einem stark formalisierten Vorschriftenkatalog behindern sondern fördern. Zuletzt gibt ein Fallbeispiel Gelegenheit, das Gelingen dieser methodologischen Ansprüche zu prüfen bzw. nachzuvollziehen.
Politik, Gesellschaft, Kultur, Kunst und Religion sind im Wien der Ersten Republik durch eine immense Zunahme der Integration und Partizipation der jüdischen Bevölkerung charakterisiert. Die innergesellschaftliche Dynamik der jungen Demokratie und die Wechselwirkung der verschiedenen jüdischen Milieus, die Zuwanderungen aus Ost- und Südosteuropa sowie die wachsende kulturelle Vernetzung mit Berlin, Budapest, Paris und Prag führten zu einflussreichen Ausprägungen der österreichisch-jüdischen Kultur in allen Bereichen der Entwicklung der Stadt Wien. Antidemokratische Tendenzen, insbesondere der Antisemitismus, beeinflussen sowohl die tagespolitische als auch die innerjüdischen Diskurse, etwa über die Rolle der jüdischen Religion, der Akkulturation und des Zionismus. Die Publikation "Wien und die jüdische Erfahrung 1900 - 1938. Akkulturation, Antisemitismus, Zionismus", initiiert von Univ.-Prof. Dr. Frank Stern und Mag. Barbara Eichinger am Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien, zeigt den State-of-the-Art der Forschung zu diesem Thema. Wobei der Fokus auf der aktuellen interdisziplinären Einbeziehung österreichisch-jüdischer Kulturgeschichte liegt. Der ca. 400 Seiten umfassende Band präsentiert neben momentanen Forschungsarbeiten der Beitragenden einen gemeinsamen wissenschaftlichen Diskurs der AutorInnen untereinander. Um diesen zu ermöglichen, organisierten die HerausgeberInnen im März 2007 eine viertägige internationale Konferenz, auf der geladene WissenschafterInnen ihre Forschungsarbeiten in themenspezifischen Panels anderen ExpertInnen zur interdisziplinären Diskussion stellten. Die Präsentation ihrer fortgeschrittenen Forschungsarbeit unter Berücksichtigung der Diskussionen unter KollegInnen während der Konferenz in die Beiträge des vorliegenden Bandes integriert worden. Jene AutorInnen, die nicht an der Konferenz teilgenommen hatten und teilweise an amerikanischen Universitäten tätig sind (u.a. Harriet Pass-Freidenreich, Sander Gilman), zeigen mit ihren Essays ein Bild der gegenwärtigen US-amerikanischen Forschung zum Thema. Die in deutscher und englischer Sprache verfassten Beiträge der 30 AutorInnen finden sich in folgenden Themengebieten wieder: "Gesellschaft und Politik zwischen Akkulturation und Tradition" (Steven Beller, Eleonore Lappin, Klaus Hödl, Albert Lichtblau), "Musik zwischen Konzertsaal und Film: Wiener Komponisten jüdischer Herkunft (Peter Dusek, Karin Wagner), "Zionismus in Wien: Zwischen Kaffeehaus, kultureller und politischer Bewegung" (Dieter Hecht, Armin Eidherr, Hanno Loewy), "Kulturtransfer zwischen Wien und Palästina/Israel" (Klaus Davidowicz, Sandra Goldstein), "Wiener jüdische Milieus 1900 - 1938" (Evelyn Adunka, Peter Landesmann, Marcus G. Patka, Karin Stögner), "Frauenbewegungen in Wien" (Harriet Pass-Freidenreich, Elisabeth Malleier, Michaela Raggam-Blesch), "Identitätskrisen und Antisemitismus" (Gabriele Anderl, Elisabeth Brainin und Samy Teicher, Sander Gilman, Siegfried Mattl, Michael Laurence Miller), "Literatur und Theater im Wien der Zwischenkriegszeit" (Brigitte Dalinger, Werner Hanak, Birgit Peter), "Der Weg ins Freie auf Bühne und Leinwand" (Wolfgang Müller-Funk, Murray G. Hall, Bettina Riedmann). Mit den AutorInnen sind neben Forschungsstätten in Belgien, Deutschland, Israel den USA und Ungarn alle gegenwärtigen Forschungsstätten zur jüdischen Geschichte in Österreich (u.a. Institut für Judaistik Wien; Institut für Geschichte Salzburg; Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte Salzburg; Institut für Geschichte der Juden in Österreich, St. Pölten; Zentrum für jüdische Studien, Graz; Institut für Zeitgeschichte Wien; Universität für darstellende Kunst Wien; Institut für Germanistik Wien; Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft Wien; Jüdisches Museum der Stadt Wien) vertreten. Der Band soll mit einem Vorwort des Rektors der Universität Wien, Univ.-Prof. Dr. Georg Winckler, im Gedenkjahr 2008 erscheinen. ; The growing integration and participation of the Jewish population in politics, society, culture arts and religion shaped these spheres in Vienna during the time of the First Republic. Social dynamics of the young democracy, interplay of the different Jewish milieus, immigration from Eastern and Southeastern Europe as well as the growing cultural links with Berlin, Budapest, Paris and Prague made Austrian-Jewish culture in all areas of the development of the city of Vienna highly influential. Antidemocratic tendencies, especially antisemitism, influenced both the discourses on current events and inner-Jewish debates such as the role of Jewish religion, acculturation and Zionism. The publication "Wien und die jüdische Erfahrung 1900 - 1938. Akkulturation - Antisemitismus, Zionismus" initiated by Univ.-Prof. Frank Stern and Mag. Barbara Eichinger from the Institute for Contemporary History, University of Vienna, shows the state of the art of research on this subject. The publications focus placed on the current interdisciplinary inclusion of Austrian-Jewish cultural history. The volume of approx. 400 pages presents up-to-date research papers by the contributors as well as an academic discourse among the authors. In order to make this discourse possible, the editors organised a four day international conference in March 2007, where academics presented their research in themed panels and discussed them in an interdisciplinary framework with other experts. The contributions to this volume present this research takting into consideration the discussions among the colleagues at the conference. Those authors who did not participate in the conference and are partly working at American universities (a.o. Harriet Pass Freidenreich, Sander Gilman) provide an insight into current US American research on the subject. The contributions in German and English by 29 authors are organized into the following subject areas: "Society and politics between acculturation and tradition" (Steven Beller, Eleonore Lappin, Klaus Hödl, Albert Lichtblau), "Music between concert hall and film: Viennese composers of Jewish descent" (Peter Dusek, Karin Wagner), "Zionism in Vienna: between coffee house, cultural and political movement" (Dieter Hecht, Armin Eidherr, Hanno Loewy), "Cultural transfer between Vienna and Palestine/Israel" (Klaus Davidowicz, Sandra Goldstein), "Viennese Jewish milieus 1900 - 1938" (Evelyn Adunka, Peter Landesmann, Marcus G. Patka, Karin Stögner), "Women´s movements in Vienna"(Harriet Pass Freidenreich, Elisabeth Malleier, Michaela Raggam-Blesch), "Identity crises and antisemitism" (Gabriele Anderl, Elisabeth Brainin and Samy Teicher, Sander Gilman, Siegfried Mattl, Michael Laurence Miller), "Literature and theater in interwar Vienna" (Brigitte Dallinger, Werner Hanak, Birgit Peter), "The Road into the open on stage and screen (Wolfgang Müller-Funk, Murray G. Hall, Bettina Riedmann). The authors come from research centres in Belgium, Germany, Israel, the USA and Hungary as well as all current research centres on Jewish history in Austria (a.o. Institute for Jewish Studies, Vienna; Institute for History, Salzburg; Center for Jewish Cultural History, Salzburg; Institutte for the History of the Jews in Austria, St. Pölten; Center for Jewish Studies, Graz; Institute of Contemporary History, Vienna; University of Performing Arts, Vienna; Institut for German Studies, Vienna; Institut for Theater, Film and Media Studies, Vienna; Jewish Museum of the City of Vienna). The volume will be published in the anniversary year 2008 with a preface by the rector of the University of Vienna, Univ.-Prof. Dr. Georg Winckler.
Aus der Einleitung: Untersuchungen besagen, dass viele Migranten höheren Gesundheitsrisiken, Krankheitshäufigkeiten, einer überdurchschnittlichen Sterblichkeit und früher im Leben auftretenden chronischen Erkrankungen ausgesetzt sind. Ursachen für gesundheitliche Probleme von Migranten sind sowohl in ihrem intraindividuellen Gesundheitsverhalten, als auch in mangelnden Voraussetzungen des bundesdeutschen Gesundheitssystems zu finden, welches in vielen Bereichen erst gar nicht in der Lage erscheint, adäquat zu versorgen. Dabei stellen sprachliche Barrieren eines der Hauptprobleme dar (siehe Kap. 6.1). Den Fragen, ob dies verifizierbar ist, von welchen Faktoren dies im Falle der Zutrefflichkeit abhängig ist und welche Möglichkeiten bestehen – oder implementiert werden können – das bundesdeutsche Gesundheitssystem auf die Risikogruppe "Migranten" zu fokussieren gehen bisher nur wenige wissenschaftliche Arbeiten ein. Ein Großteil der umfangreichen Literatur zu Migration und Gesundheit basiert auf nicht repräsentativen Studien oder Befragungen bis hin zu persönlichen Erlebnisberichten. Eine weitere Problematik liegt in der Tatsache, dass die BRD sich historisch gesehen nie als Einwanderungsland verstanden hat. Heute muß sich die Bundesrepublik Deutschland allerdings de facto als Immigrationsland begreifen. Aus dieser Diskrepanz ergeben sich letztendlich für Migranten gerade im Hinblick auf gesundheitliche Versorgung gewisse – und hier noch ausführlich zu beschreibende - Schwierigkeiten. Sicherlich hat sich in der politischen – und gesellschaftlichen Diskussion bezüglich Integration und Assimilation von Migranten in den letzten Jahren ein Wandel vollzogen, es gibt derzeit viele – auch politisch iniziierte Foren, Interessenvertretungen und Programme, doch ist die Integrationspraxis der BRD bislang nicht systematisch entwickelt. Gelungene – oder nicht erreichte Integration – hat für Migranten auch immer etwas mit Gesundheit und Wohlbefinden zu tun. Gerade in einer pluralistischen Gesellschaft mit differierenden Interessenlagen werden wissenschaftliche Erkenntnisse über die Bedeutung, über das Ausmaß und die Gründe von gesundheitlichen Störungen in der Bevölkerung benötigt. Es ist erforderlich, in Bezug auf Gesundheit und gesundheitliche Versorgung von Migranten, eine öffentliche gesundheitspolitische Diskussion anzuregen oder zu unterhalten um politische Entscheidungsprozesse zu unterstützen. Die Bereitstellung der notwendigen Voraussetzungen für eine gelungene Migration sowie für eine positive Bewältigung der Folgen der Migrationsbewegung machen auch in der BRD mit seinen unterschiedlichsten Regionen zum Teil weitreichende Entscheidungen erforderlich. Letztendlich muss die gesundheitliche Versorgung von Migranten unter einer "ganzheitlichen Migrations-, Integrations- und Minderheitenpolitik" verstanden werden. Dieser Ansatz sollte auf kulturelle , juristische, wirtschaftliche, bildungs- und arbeitsmarktpolitische Aspekte gerichtet sein. Politisch besteht die Herausforderung darin, sämtliche Einrichtungen für die Problematik der gesundheitlichen Versorgung von Migranten zu sensibilisieren. Mit der Feststellung der gesellschaftlichen Relevanz und Dringlichkeit für die Problematik der gesundheitlichen Versorgung von Migranten müssen auch wissenschaftlich fundierte Lösungsmöglichkeiten bereitgestellt werden. Gang der Untersuchung: Diese Arbeit ermittelt im Rahmen einer Literaturanalyse sowie der Analyse politischer Programme und Entwicklungen den derzeitigen gesundheitlichen Versorgungsstatus und Versorgungsbedarf von Migranten in der BRD. Die Versorgungsbedürfnisse von Zuwanderern sollen anhand von Migrationsschicksalen, Lebenssituationen (wohnen, arbeiten, Familie, Gesellschaft, Gesetzgebung) sowie körperlichen und psychischen Erkrankungen diskutiert werden. Die Literaturrecherche erfolgte selbstverständlich auch unter Zuhilfenahme des Internets. Die von mir verarbeiteten Seiten sind zum wiederaufrufen im Literaturverzeichnis entweder unter dem jeweiligen Autor oder unter Internet Online verzeichnet. Die Bezeichnung von Kindern und Jugendlichen als Migranten bereitet besondere Schwierigkeiten, da diese nicht immer selbst über Migrationserfahrungen verfügen, sondern oftmals in Deutschland geboren und aufgewachsen sind. Für sie wurden daher Bezeichnungen wie Jugendliche mit Migrationshintergrund, mit ausländischem Pass oder Kinder von Migranten gewählt. In einzelnen Fällen wird für diese Arbeit auch Literatur aus schwerpunktmäßig anderen Bereichen bearbeitet. Spezifische Fachrichtungen – häufig an Fachhochschulen etabliert – befassen sich zumeist sehr intensiv mit einzelnen Faktoren der Integration von Migranten. Beispielsweise ist hier der Blickwinkel "Migration und Urbanität" zu nennen, der auf den ersten Anschein hin nur sekundär etwas mit Gesundheit von Migranten zu tun hat. Die Gesundheitswissenschaften, welche sich als interdisziplinäre Wissenschaft versteht, die wirtschaftliche, religiöse, politische und soziale menschliche Ausdrucksformen in ihren Interaktionen untersucht, muss auch Konzepte und Ergebnisse von Nachbarwissenschaften in ihre Forschungen miteinbeziehen. Auf diese Arbeit bezogen heißt dies: Um forschungsleitend interdisziplinär Wirklichkeitszusammenhänge der gesundheitlichen Versorgung von Migranten aufzeigen zu können, werden (auch) Anleihen aus der allgemeinen Migrationsforschung, den Pflegewissenschaften, der Gerontologie, der Medizin, der Psychologie und Soziologie vorgenommen. Die in der Literatur häufig beklagte Unter- und Fehlversorgung soll in dieser Arbeit hinterfragt werden. Es wird der Versuch unternommen, bisherige Annahmen auf ihre Validität zu prüfen. Bezüglich Migration und Gesundheit kann oftmals davon ausgegangen werden, dass nicht fehlende Informationen an sich das Problem für den heute bestehenden Status darstellen, sondern vielmehr mangelnde Zugänglichkeit und Überschaubarkeit bereits vorhandener Daten. Aufgabe und Ziel meiner Diplomarbeit ist (im Public Health Sinne) die Einflussnahme in den Prozess der planerischen Entwicklung und Steuerung des Gesundheitssystems, um dessen Strukturen für die Bevölkerungsgruppe der Migranten zu optimieren. Diese Arbeit soll dazu beitragen, wissenschaftlich belegte Erkenntnisse der gesundheitsrelevanten Migrationsforschung für politische Entscheidungen plausibel darzustellen. Durch die in der Einleitung und Kapitel 1.1 dargestellten Rahmenbedingungen und Entwicklungen ergeben sich vier grundlegende Fragestellungen: Wie lässt sich die Diskrepanz zwischen den geschilderten sehr divergierenden Entwicklungen erklären? Können die heutige Organisation politischer Entscheidungsträger und Gesundheitsunternehmen die anstehenden Herausforderungen bewältigen? Durch welche strukturellen oder prozessorientierten Maßnahmen können sich Gesundheitsorganisationen besser auf den kontinuierlichen und bedarfsgerechten Versorgungsablauf der gesundheitlichen Versorgung von Migranten einstellen? Wie stellt sich das praktische Versorgungsangebot von Migranten derzeit in seiner Entwicklung dar ? Die für diese Arbeit zentrale These beruht auf zwei Säulen und lautet entsprechend: "Eine gezielte Implementierung struktureller und formaler Bedingungen zur gesundheitlichen Versorgung von Migranten kann deren allgemeinen Gesundheitszustand verbessern und an denjenigen der ansässigen Bevölkerung angleichen." "Eine Berücksichtigung und Einbindung der vorhandenen Ressourcen von Einwanderern (Empowerment) führt objektiv zu einer Verbesserung der gesundheitlichen Lage." Als Ergebnis der Arbeit soll zunächst herausgestellt werden, dass und wie ein gezielter Zugang zu allen Gesundheitsleistungen des bundesdeutschen Gesundheitssystems - auch für Migranten einen protektiven Effekt aufweist. Die hier vorliegende Diplomarbeit zu ausgewählten Problemen der Gesundheitslage von Migranten in der BRD soll als bilanzierende Übersicht der Entwicklung wichtiger Mortalitäts- und Morbiditätskennziffern gegenüber der ein-heimischen, deutschen Bevölkerung sowie als Ergänzung zu bereits vorliegenden Ergebnissen zum Gesundheitszustand dieser Bevölkerungsgruppe aus epidemiologischen Studien verstanden werden. Es sollen weiterführend Gestaltungsparameter, welche die anstehenden Veränderungsprozesse im Gesundheitswesen für Migranten effizienter und ziel-gerichteter steuern können aufgezeigt werden. In der BRD gibt es zahlreiche Modellprojekte zur Optimierung der gesundheitlichen Versorgung von Einwanderern. Wann immer möglich, werden "best practise" Modelle bewertend aufgezeigt. Hier bietet z.B. die WHO mit ihrem "Setting - Ansatz" als Kernphilosophie zu Gesundheitsförderungsprojekten ("Gesunde Städte", "Gesundheits-förderliche Schulen", "Gesundheitsförderliche Krankenhäuser") einen deutlichen Hinweis auf Interventionsmöglichkeiten für eine "soziale Einheiten". Eine erklärende statistische Analyse der hier übernommenen Daten ist nicht Gegenstand dieser Arbeit. Interpretationen – soweit vorgenommen – auf der Basis deskriptiver Betrachtungen und das Aufzeigen von Kausalzusammenhängen sollen hier in erster Linie als Diskussionsgrundlage - und Anreiz verstanden werden. Das Risiko einer Fehlinterpretation der vorhandenen Datenlage ist nicht unerheblich und lässt sich nur durch eine kritische Haltung und Sachkenntnis gering halten. Wesentlicher Bestandteil dieser Diplomarbeit ist – ausgehend von epidemiologischen Ergebnissen zu Migration und Gesundheit - die Herausarbeitung einer salutogenetischen Betrachtungsweise zum Thema (siehe Einleitung). Inhaltsverzeichnis: Einleitung7 Teil 1Theoretischer Rahmen und forschungsleitende Vorgehensweise 1.1Problemstellungen12 1.2Material und Methoden14 1.3Zielsetzung15 1.4Vorgehen und Aufbau17 1.5Vorschau auf die einzelnen Kapitel18 1.6Relevanz des Themas für die gesundheitswissenschaftliche Forschung.20 1.7Methodische Probleme zur Migrationsforschung24 Teil 2Empirische Untersuchungen in Deutschland 2.1Historische Entwicklung der Problematik in der BRD26 3.Verteilung von Migranten in der BRD30 Räumliche Verteilung der ausländischen Bevölkerung nach Bundesländern32 4.Gesundheitsstatus von Migranten33 4.1Derzeitige oder in jüngster Zeit abgeschlossene Forschungsprojekte zur gesundheitlichen Versorgung von Migranten in der BRD35 4.2Einzelne Krankheitsbilder unter Migranten in der BRD37 4.2.1Zahngesundheit37 4.2.2Infektionskrankheiten39 4.2.3Säuglings- und Müttersterblichkeit43 4.2.4Unfallhäufigkeit45 4.2.5Psychische und psychiatrische Erkrankungen46 4.2.5.1Kulturpsychiatrische Aspekte der Migration49 4.2.5.2Psychiatrische Erkrankungen türkischer Arbeitsmigranten51 4.2.6Cardiovasculäre und maligne Erkrankungen52 4.2.7Krankheiten des Magens und der Verdauungsorgane52 5.Gesundheitsstatus und gesundheitliche Versorgung einzelner Bevölkerungsgruppen54 5.1Arbeitsmigranten55 5.1.1Beteiligung am Erwerbsleben in der BRD57 5.2Ältere Migranten59 5.2.1Zustand – und Bedarf in der Altenpflege von Migranten62 5.2.2Ethnische Rückbesinnung im Alter64 5.2.2.1Ethnizität Ressource oder Belastung im Alter?.65 5.3Frauen als Minoritäten in der deutschen Gesellschaft65 5.4Kinder – und jugendliche Migranten69 5.5Illegale Migranten in der BRD72 5.5.1Gründe für einen illegalen Status von Immigranten75 5.6Migranten türkischer Nationalität76 5.7Deutschstämmige Spätaussiedler aus der ehemaligen UdSSR78 5.7.1Drogensucht unter jugendlichen Aussiedlern .79 5.8Migranten unter laufenden Asylverfahren80 6.Spezifische Schwierigkeiten in Bereichen der gesundheitlichen Versorgung von Migranten83 6.1Probleme der sprachlichen Verständigung86 6.1.2Die Sprachmittler89 6.1.3Kinder als Dolmetscher89 6.2Kulturell determinierte Schwierigkeiten89 6.3Wohnsituation der Ausländer in der BRD91 6.4Probleme der Eingliederungsprozesse92 7.Rechtliche und politische Rahmenbedingungen für Migranten92 7.1Rechtliche Rahmenbedingungen93 7.2Politische Rahmenbedingungen93 7.3Hilfekulturen95 7.4Versuch einer Analyse für die BRD96 8.Derzeitige Programme zur Förderung der gesundheitlichen Versorgung von Migranten in der BRD und anderen Nationen98 8.1Empowerment99 8.1.1Bedeutung von Empowerment100 8.1.2Empowerment Ansätze in der Gesundheitsförderung100 8.2Programme in der BRD101 8.3Aktivitäten der Schweiz106 8.4Programme in Österreich107 9.Politische und strukturelle Anforderungen an ein transkulturelles Gesundheitswesen107 10.Schlußbetrachtung und Reflektion108 Abbildungsverzeichnis5 Abkürzungsverzeichnis114 Definitionen und Abgrenzungen.115 Eidesstattliche Erklärung128 Literaturverzeichnis118 Tabellenverzeichnis5 Anhang A:Tabellen Anhang B:Fragen zur Gesundheitssituation. Große Anfrage Bündnis Grüne
Die demografische Entwicklung in Deutschland führt zu einem deutlichen Anstieg von alten Menschen in der Bevölkerung. Der medizinische Fortschritt, insbesondere auch die verbesserte Notfallversorgung, führt zu einer Hochaltrigkeit, die oft mit multipler Pathologie und entsprechendem Pflegebedarf und einer Umsiedelung in ein Pflegeheim einhergeht (Beske 2011). Kontrakturen sind ein häufig auftretendes Problem bei anhaltender Immobilität verschiedener Genese, insbesondere wenn diese mit Multipathologie einher geht (Amann 2009). Es wird gezeigt, dass Kontrakturen ein häufig auftretendes Problem bei Bewohnern von Pflegeheimen sind. Laut Wagner et al. (2008) zeigt sich bei 61,2 % der Untersuchungsteilnehmer eine Kontraktur, bei 45,4 % zwei oder mehr Kontrakturen. Kontrakturen gehen für die betroffenen Bewohner in der Regel mit Schmerzen, weiteren Mobilitätseinschränkungen und dem Verlust von Unabhängigkeit einher. Die rechtliche Bedeutung der Kontrakturenprophylaxe leitet sich von der Qualitätsverantwortung ab, die die Träger der Pflegeeinrichtung haben, und die sich aus dem Sozialgesetzbuch XI herleitet. Insbesondere die §§ 112 und 113 SGB XI (2011) legen diese Verantwortung fest und verpflichten die Einrichtungsträger zur Sicherung und Weiterentwicklung der Pflegequalität (Richter und Wipp 2010). Die Verpflichtung beinhaltet, Maßnahmen zur Qualitätssicherung durchzuführen, ein Qualitätsmanagement zu unterhalten, Expertenstandards umzusetzen und an Qualitätsprüfungen mitzuwirken (ebenda, S. 8). Dabei liegt die Verantwortung der pflegerischen Qualitätssicherung nach SGB XI bei der Pflegedienstleitung (PDL) als verantwortlicher Pflegefachkraft mit entsprechender Fachaufsicht. Die Qualitätsprüfungen werden derzeit durch den MDK durchgeführt, können jedoch nach den geltenden Vereinbarungen auch durch andere Prüfinstanzen erfolgen. Einzelne Prüfinhalte beziehen sich auf Kontrakture (vgl. 1.1.) als Qualitätsmerkmal. Berufspolitisch deutlich wird das Dilemma der Berufsgruppen der Pflegenden in den von Krohwinkel so genannten vier defizitären Kategorien der Pflege (Krohwinkel 2007). Die Autorin beschreibt in ihrer Untersuchung das Phänomen wie folgt (vgl. ebenda S. 82): -Unsichtbarkeit, -Fragmentierung, -Diskontinuität, -Abhängigkeit. Pflege ist an den Defiziten des Bewohners orientiert. Rehabilitationsmöglichkeiten werden häufig nur unzureichend wahr- genommen. Unsichtbarkeit, Fragmentierung und Diskontinuität verstärken Abhängigkeit fördernde Pflege. Verständlich werden die Ausführungen von Krohwinkel in den folgenden Beispielen: In der Kontrakturprophylaxe wird in fast allen Publikationen als geradezu eine Kernmaßnahme die Mobilisation von Bewohnern vorgegeben. Meistens zeigt sich Mobilisation jedoch lediglich in einem Ortswechsel vom Bett in den Stuhl oder, wie Abt-Zegelin und Reuther (2011) formulieren, von einer Ortfixierung in die andere Ortfixierung (vgl. Zegelin 2005). Argumentation, Forschungsziel und Forschungsfrage: Erstmalig werden im Krankenpflegegesetz (KrPflG) von 2004 die Aufgaben der beruflichen Pflege in eigenverantwortliche Aufgaben, Mitwirkungsaufgaben und interdisziplinäre Aufgaben unterschieden (vgl. Bachstein 2007; Igl 2008). Analog hierzu gilt für die Altenpflege das Altenpflegegesetz von 2000 (AltPflG 2009). Dabei wird der berufsspezifische gesellschaftliche Beitrag in der Gesundheitsfürsorge und Krankheitsverhütung für alle Pflegeberufe beschrieben. Hieraus ergibt sich der Auftrag zur Durchführung notwendiger Prophylaxen (vgl. Landespflegerat Berlin-Brandenburg 2009). Die Selbstverpflichtung der beruflich Pflegenden in ihren Standesrichtlinien (Berufsordnung) macht darüber hinaus deutlich, das ein Pflegeangebot nach dem allgemein anerkannten Stand pflegewissenschaftlicher und weiterer bezugswissenschaftlicher Erkenntnisse gestaltet werden muss (§3 Abs.1) (ebenda, S. 2; DPR 2004). Es herrscht eine hohe Unsicherheit durch die zum Teil doch unkonkreten oder sogar widersprüchlichen Beschreibungen zur Kontrakturprophylaxe in der vorliegenden Pflegeliteratur besteht. Hinzu kommt, dass die beruflich Pflegenden den gesetzlichen Anforderungen und den Anforderungen der Qualitätsprüfungen genügen müssen, jedoch Defizite erkennbar sind. Fachwissen zu aktualisieren ermöglicht auch die Diskussion mit den anderen Akteuren rund um die Pflege und Versorgung von Bewohnern in Pflegeheimen. Ausgehend von der Annahme, dass beruflich Pflegende den Bewohnern ein qualitativ hochwertiges Pflegeangebot machen wollen, zeigt sich, dass ein Bedarf an gesichertem Wissen zur Kontrakturprophylaxe besteht. Daraus ergibt sich für die vorliegende Arbeit die Forschungsfrage, ob die in der Literatur beschriebenen und bisher vorliegenden Strategien der Kontrakturprophylaxe diesem hohen Anspruch genügen. Aus Sicht des Verfassers sind eine kritische Bewertung der bisherigen Vorgehensweise und gegebenenfalls eine Neuorientierung am jetzigen Wissensstand der Kontrakturprophylaxe für beruflich Pflegende angezeigt. Hieraus leitet sich für diese Arbeit der Auftrag ab, wissenschaftliche Literatur mit möglichst hoher Forschungs- und Praxisevidenz zu sichten, mit dem in der Pflegeliteratur vorliegendem Wissen zu vergleichen und eine Empfehlung zukünftiger Vorgehensweisen abzugeben. Die Fragestellung wird mittels Literaturrecherche erarbeitet. Das führt zu der Forschungsfrage: Welche Strategien sind geeignet, eine evidenzbasierte Kontrakturprophylaxe bei mobilitätseingeschränkten Bewohnern von Pflegeheimen durchzuführen?
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Urban agriculture, Nexus, and climate envelope are interdisciplinary topics where greenhouses are integrated into the urban and pre-urban context. Building-Greenhouse prototype (BGp) is a new integrated design developed and based on using advanced greenhouses generation, where high indoor climate control and efficient water and nutrient cycles continue to be achieved. The research analysed the Humidification and Dehumidification (HDH) techniques for building cooling, greenhouse climate control, and for water desalination systems. The research methodology is to explore applying the BGp on the governmental rural models in Egypt, where the occupants are suffering from numerous living, income, and environmental problems. The BGp is opening the door to apply decentralised urban communities, where autonomous energy, water, and food production could be achieved using brackish or seawater water. This research implemented a comprehensive analysis to develop a BGp for the governmental housing in Red Sea coast in Egypt. Designbuilder simulation analysis is used to develop the governmental rural dwellings, the greenhouse unit, and the Heating Ventilation and Air Conditioning system (HVAC) design. The performance of the integrated HVAC system is verified using 'TRNSYS' software simulations. The results confirmed that the integrated HVAC intervention could save 38% and 17.5-36% of the building and the greenhouse cooling loads, respectively, compared to the conventional systems. The integrated BGp application increases the occupant's indoor living quality, the socio-economic impact, and self-sufficiency of food and water. The research discusses the BGp application in comparison to the Egyptian end-use energy and market, in addition to present an economic and ecological analysis. ; Urbane Landwirtschaft, Nexus und Klimahüllen sind interdisziplinäre Themen, die Gewächshäuser in die ländliche und urbane Landwirtschaft integrieren. Der integrierte Haus-Gewächshaus-Prototyp (BGp) ist ein neues System, welches auf Grundlage der fortschrittlichen Gewächshausgenerationen entwickelt wird. Ziel ist es, ein optimales Gewächshausklima mit leistungsfähigen Wasser- und Nährstoffzyklen sowie einer effizienten Wasserrückgewinnung zu generieren. Die vorliegende Forschungsarbeit hat das Luftbefeuchtungs- und Entfeuchtungssystem (HDH) für die technische Anwendung der Gebäudekühlung, für die Kontrolle des Gewächshausklimas und für die Wasserentsalzungsanlage analysiert. Die Forschung gründet sich auf die Anwendung des BG-Prototypen, der den von der Regierung Ägyptens subventionierten Wohnhaus-Prototypen entwickeln soll. Letzterer wird in ländlichen Gebieten eingesetzt, wo die Menschen neben einem zu geringen Einkommen und Lebensstandard auch von zahlreichen Umweltproblemen betroffen sind. Für dezentrale, urbane Landschaftsräume kann BGp die Möglichkeit eröffnen autonome Energie-, Wasser-und Nahrungsmittelproduktionen einzurichten. Die vorliegende Forschungsarbeit behandelt eine umfassende Analyse, um die BGp-Technik in der Roten-Meer-Region Ägyptens anzuwenden. Die Analyse stützt sich hauptsächlich auf Simulationen. Die Designbuilder-Simulation wird bspw. verwendet, um das Haus, das Gewächshaus und das Klimaanlagensystem zu optimieren. Die Leistung des integrierten Klimaanlagensystems (HVAC) wurde wiederum mit 'TRNSYS'-Simulationen verifiziert. Die Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass das integrierte HVAC-System im Vergleich zu bestehenden Systemen 38% des Energieverbrauchs im Haus und 17,5%-36% der Kühllasten im Gewächshaus einsparen kann. Die integrierte BGp-Anwendung könnte somit die Wohnqualität im Haus und außerdem die sozioökonomischen Voraussetzungen, im Sinne der Selbstversorgung mit Nahrung und Wasser, verbessern.
Auch wenn die historischen und digitalen Zeitebenen zu einem linearen Fluss zusammengefasst scheinen, blickt dieser Band in die Zukunft zurück. Hinter ausufernder thematischer Diversität, beeindruckender methodischer Selbstreflexivität und einer flexibel vernetzten Interdisziplinarität bleibt die Frage nach der wissenschaftlichen Fassbarkeit der Transitorik einer Aufführung nach wie vor aktuell. Die Skepsis gegenüber der 'empirisch' zusammengetragenen Faktizität von Theatergeschichte trifft auf eine Theaterhistoriographie, die mit Erstaunen ihren Zeugnissen der emotionalen Erfahrung begegnet und positivistische Plausibilität hinterfragt. Die Gegenwärtigkeit einer ephemeren Aufführung, die eine leibliche Ko-Präsenz der Partizipienten legitimiert, scheint abzudanken, wenn digitale Live Acts gleichzeitig rezipiert, kommentiert, bearbeitet und weitergeleitet werden können. Diese permanente Zirkulation und Perpetuierung digitalen Materials erzeugt eine neue Gegenwärtigkeit, die stets von diversen Transformationsverfahren bestimmt und definiert wird. Theater Historiography. Critical Interventions ist ein fulminanter, inspirierender und methodologisch unverzichtbarer Wurf einer neuen Herausgebergeneration, die das Erbe der New Yorker Performance Studies beeindruckend verwaltet und verlinkt. Während Richard Schechners prozesshaft definierter Theaterbegriff den einen Zentralaspekt der Beiträge bestimmt, ist die 'history from below' der andere, der die vermeintlichen theaterhistorischen Marginalien ausgräbt und sie vom Rand in den Fokus der Historiographie katapultiert ("Part I – Unearthing the Past"). Odai Johnson blickt hinter die Monumente des klassischen römischen Dramas, um die Spuren der nach Rom verschleppten Sklaven zu sichern. Livius Andronicus, Terenz oder Caecilius Statius, die zu ihnen gehörten, verschweigen und verdrängen jedoch in den eigenen Dramentexten das Erlebte. Es sind lediglich die 'mutatae personae', die verstummten Sklavenfiguren, oder die materiellen Formen der 'defixiones' (Fluchtafeln), die den unterdrückten Zorn der Opfer beinahe zufällig festhalten. Robert B. Shimko rekurriert auf die kaum rezipierte Piraterie-Episode aus der Vita des englischen Dramatikers und Theaterimpresarios William Davenant (1606–1668), die man bis dato – trotz offensichtlicher Parallelen – für seine Texte als irrelevant erachtete. Während Shimko für das Anerkennen des Fremden in den theaterhistoriographischen Quellen plädiert, ist für Ellen Mackay der Moment des Erstaunens, der über eine positivistische Plausibilität hinausgeht, zentral. Diese emotionelle Erfahrung, die sie in den zeitgenössischen schriftlichen Quellen zur römischen Naumachia beobachtet, wird für die Autorin zu einem methodischen Schlüsselbegriff. Heather S. Nathans reflektiert die Beteiligung der jüdischen Minderheit an der Etablierung der amerikanischen Nationalbühne mit einem breiten interdisziplinären Anspruch (Militärgeschichte, Jurisprudenz, Freimaurerei, Politikwissenschaften) und problematisiert die methodischen Grenzen eines solchen wissenschaftlichen Arbeitens. Die Autorin stellt die Frage, wie unter diesem Aspekt ein transparenter historiographischer Prozess zu gestalten wäre. Die Bildung theatraler Ästhetiken ist ohne politische Implikationen kaum denkbar ("Part II – The Stakes of Historiography"). Branislav Jakovljevic demonstriert am Beispiel der offiziellen Belgrader Erstaufführung von Waiting for Godot (1956), dass die Etablierung der einige Jahre zuvor subversiven Ästhetik des Absurden in Jugoslawien durch die Entschärfung der politischen Brisanz eines Ereignisses erreicht wurde. E. J. Westlake problematisiert in einem quellenkritischen Beitrag zum nicaraguanischen Tanzdrama El Güegüence einerseits den Einfluss einer Pseudo-Ethnologie des 19. Jahrhunderts auf das Konstruieren von nicht vorhandenen Fakten, andererseits geht sie auf den nationalen Charakter der Textvorlage ein, die das Erforschen eines präkolonialen Ritus kaum ermöglicht. Alan Sikes beleuchtet die politischen Hintergründe des Licensing Act von 1737 im Kontext des Pamphlets The Vision of the Golden Rump, gerichtet gegen eine unstandesgemäße außereheliche Beziehung von George II. Der gesetzlichen Verankerung und Verschärfung der britischen Theaterzensur lag eine nie gesicherte Dramatisierung dieses Pamphlets zugrunde. Die Subversivität des Textes offenbarte die enorme Empfindlichkeit des Staates gegenüber Diskursen des Sexuellen und Sozialen. Erin B. Mee sucht nach einer 'entkolonialisierten' Theatergeschichte Indiens, da diese in ihren ersten Publikationen aus einer strikt europäischen Perspektive geschrieben worden war. Genuin performative Formen, die unter dem Theatralitätsbegriff subsumiert werden könnten, fielen dem Konzept des literarisierten Theaters zum Opfer. John Fletcher fragt nach den Auswirkungen der ethischen Theaterhistoriographie auf die AIDS-Performances und -Aktivisten der 1980er Jahre in den USA. Wie weit lässt sich hier die Theaterpraxis im Sinne einer Political Correctness beeinflussen, und wie weit sollte die Wissenschaft Sympathien bekunden und Allianzen einzugehen bereit sein? In den interdisziplinär und methodisch zukunftsorientierten Beiträgen kehrt man nicht zuletzt zu traditionellen Fragestellungen zurück ("Part III – Historiography for a New Millennium"). Analog zu Eugenio Barbas Theaterbegriff des lebendigen Gedächtnisses formuliert Sarah Bay-Cheng ihr Plädoyer für die Einrichtung digitaler Theaterarchive. Diese bilden – im Gegensatz zu traditionellen Sammlungen von 'toten' Artefakten oder Dokumenten – durch permanente Verarbeitungsverfahren digitalen Materials einen 'lebendigen Organismus', eine sich transformierende Geschichte. Mit der Betrachtung der klaustrophobisch beengten Landschaftsmalerei des schwarzen Künstlers Robert S. Duncanson (1817–1872) plädiert Harvey Young für die Erweiterung methodischer Ansätze um ikonische Interpretationsverfahren. Diese sind nicht lediglich auf den Bereich der Performance-Kunst anwendbar, sondern ausdrücklich auf parallele Verfahren in dramaturgischen Prozessen bezogen. Für Wendy Arons gehören Evolutionsbiologie und Ökokritik zu unabdingbaren Bestandteilen einer modernen Theaterhistoriographie. Evolutionäre Theorien betrachten das Individuum in einem andauernden Entwicklungsprozess und stellen nicht nur die Frage nach den Ursprüngen der Kunstproduktion, sondern analysieren und interpretieren die Kontinuität dieses progressiven Vorganges. Eine Didaktik emotionaler Expressivität soll in dramaturgischen und rituellen Formen erprobt werden. Zudem können die globalen sozio-klimatischen Umweltveränderungen nur in Verbindung mit ästhetischen Konzepten wirksam problematisiert werden. Mit einem zunächst vielleicht überraschenden Beitrag meldet sich Jonathan Chambers zu Wort, der die zeitgenössische Unsichtbarkeit des Sterbens, den "invisible death" (S. 169), im wissenschaftlichen Diskurs und in der Bühnenpraxis philosophisch reflektiert. In einem kurzen historischen Überblick skizziert er die realhistorische und semiotische Diversität von Todesbildern und argumentiert gegen ein universelles, etwa christliches Konzept von Tod auf der zeitgenössischen Bühne. Michele Leon setzt im vierten Kapitel des Bandes ("Part IV – Performance as Historiography") die Reflexion über den szenischen Tod als historiographische Performance fort. Der vermeintliche Bühnentod Molières bietet seit dem späten 17. Jh. Anlass zu zahlreichen widersprüchlichen biographischen Spekulationen. Ist Theatergeschichte daher ein Endprodukt von Imaginationen, Episoden oder sogar Unfällen? Leon betrachtet in diesem Sinne das Theater nicht als Forschungsobjekt, sondern als konzeptuelles Modell, das der Historiographie angeboten werden könnte. Nicholas Ridout beleuchtet, wie zeitgenössische Performances zu Orten kollektiven Gedächtnisses werden. Die litauische Produktion The Ice von Alvis Hermanis (2005) wird durch das Lesen einer aus dem Russischen übersetzten Vorlage, ein visuelles Rekapitulieren mittels der Verfremdung durch eine projizierte Photoserie und eine szenische Darstellung erzählt. Die Performance wird so zu einer kollektiven politischen und sozialen Geschichte, die in einer genuin theatralen Gemeinschaft memoriert wird. Suk-Young Kim berichtet über die Problematik der Nutzung 'lebendiger' Archive, die an ethische Grenzen stoße. Kim fragt nach der Legitimierung der von ihr durchgeführten Interviews mit der ehemaligen nordkoreanischen Arbeitslagerinsassin und Choreographin Kim Young-Sun: Wie sind solche traumatischen Erlebnisse, die die Künstlerin in dem Musical Yoduk Story verarbeitete, als Forschungsmaterial zu rechtfertigen? Scott Magelssen reflektiert die Funktion von Performances als "Fahrschulen" (S. 208) der Historiographie im didaktischen Bereich, da sie etwa durch das Erproben von dramatischen Texten die Konventionen des Lernens und Verstehens deutlich machen und überschreiten. Die Interdisziplinarität veränderte wesentlich die Methodik des Faches. Ist sie weiterhin eine Herausforderung ("Part V – Theater History's Discipline")? Margaret Werry fordert von Interdisziplinarität nicht eine neue disziplinäre Vielfalt, sondern eine Präzisierung von Forschungsfeldern und -objekten. Interdisziplinarität bedeutet für sie eine Revision des westlich institutionell definierten Theaterbegriffes und die Öffnung für neue disziplinäre Perspektivierung. Während sich Werry methodisch nach 'außen' richtet, verortet James Peck die Interdisziplinarität im Fach selbst. Seine "Intradisziplinarität" (S. 235) bezieht sich auf die Brecht'sche Schauspieltechnik des 'nicht/aber', die den Darstellenden und in der Folge den Forschenden empfiehlt, sich nicht nur damit zu beschäftigen, was geschehen ist, sondern auch damit, was nicht geschehen ist. Patricia Ybarra fragt, wie die Anforderungen des neoliberalen Systems wissenschaftliches Arbeiten transformieren. Sind die wissenschaftlichen Interessen und Arbeiten etwa von Studierenden und Promovierenden als Moden abzuwerten, und lässt sich hier eine Wechselbeziehung zur etablierten Forschung verorten? Judith Sebesta und Jessica Sternfeld machen aufmerksam auf das interdisziplinäre Potential in der Erforschung des Musicals, eines enorm populären Genres, das jedoch wissenschaftlich kaum rezipiert wird. Von Interesse sind dabei sowohl der intermediale Charakter des Musicals wie auch weitere Vernetzungen, etwa in Bezug auf die breite DVD-Konsumption dieses Genres. In einem abschließenden Artikel betrachtet Henry Bial die gegenseitige Beeinflussung der Theaterhistoriographie und der Performance Studies, die nicht zuletzt die zeitgenössische Bühnenpraxis offeriert. Die starke Betonung und das Inkorporieren der digitalen Medien sowohl in den Produktions- wie Rezeptionsprozess, die den gesamten Band durchziehen, intensivieren gleichzeitig das Bedürfnis, Verfahren und Methoden zur Aufführungsanalyse historischer und zeitgenössischer Inszenierungen zu diskutieren. Nicht die körperliche Ko-Präsenz, sondern die Phänomenologie der Wahrnehmung scheint diese Analyse wesentlich zu beeinflussen.
Das interdisziplinäre BonaRes-Verbundprojekt SOILAssist dient der 'Nachhaltige[n] Sicherung und Verbesserung von Bodenfunktionen durch intelligente Landbewirtschaftung' und entwickelt ein Echtzeit-Assistenzsystem für die Praxis (FKZ 031A563A). Im SOILAssist-Teilprojekt 'Akzeptanz und Implementierung' wurde in der ersten Förderphase neben einer Medien- und Literaturanalyse (Projekt-Deliverable D11), einer Umfrage und einer Zusammenstellung ('Gelbe Seiten' Bodenverdichtung) ebenso die hier berichtete Analyse behördlicher Handlungsempfehlungen zur Vermeidung von Bodenverdichtung auf Ackerböden (Deliverable D12) durchgeführt. Ziel war die Analyse rechtlicher Vorgaben auf Bundes- und Länderebene inklusive deren Vollzug, die Einordnung in die EU-Ebene sowie eine Detailanalyse von Broschüren, Flyern und weiteren (Beratungs-)Tools. Die Analyse (Stand: 22. Februar 2018) basiert auf einer Internet-Recherche, daher besteht kein An-spruch auf Vollständigkeit. Das interdisziplinäre BonaRes-Verbundprojekt SOILAssist dient der 'Nachhaltige[n] Sicherung und Verbesserung von Bodenfunktionen durch intelligente Landbewirtschaftung' und entwickelt ein Echtzeit-Assistenzsystem für die Praxis (FKZ 031A563A). Im SOILAssist-Teilprojekt 'Akzeptanz und Implementierung' wurde in der ersten Förderphase neben einer Medien- und Literaturanalyse (Projekt-Deliverable D11), einer Umfrage und einer Zusammenstellung ('Gelbe Seiten' Bodenverdichtung) ebenso die hier berichtete Analyse behördlicher Handlungsempfehlungen zur Vermeidung von Bodenverdichtung auf Ackerböden (Deliverable D12) durchgeführt. Ziel war die Analyse rechtlicher Vorgaben auf Bundes- und Länderebene inklusive deren Vollzug, die Einordnung in die EU-Ebene sowie eine Detailanalyse von Broschüren, Flyern und weiteren (Beratungs-)Tools. Die Analyse (Stand: 22. Februar 2018) basiert auf einer Internet-Recherche, daher besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit. Die im Jahr 2015 gestartete Fördermaßnahme BonaRes des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mit Sitz am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) dient der Lieferung wissenschaftlicher Grundlagen für eine nachhaltige Bodennutzung innerhalb der Bioökonomie (Boden als nachhaltige Ressource für die Bioökonomie – BonaRes). Die Fördermaßnahme ist Teil der Nationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030, welche den systemischen Ansatz in den Vordergrund stellt. Das SOILAssist-Teilprojekt 'Akzeptanz und Implementierung' brachte Auszüge aus seinen Recherchen (im Zeitraum seit 08/2015) bereits in die öffentliche Diskussion. ; The interdisciplinary BonaRes collaborative project SOILAssist serves the 'Sustainable protection and improvement of soil functions with intelligent land management strategies' by developing a practical on-the-fly assistance system for farmers (grant number 031A563A). In its first phase, the SOILAssist sub-project 'Acceptance and Implementation' consisted of a literature and media analysis (Project Deliverable D11), a survey and a compilation (`Yellow Pages' Soil Compaction) and this analysis with Official recommendations for the prevention of soil compaction on arable land(Deliverable D12). The aim was an analysis of legal regulations on the state and federal levels, including performance assessments as well as interconnections to the EU level. Also completed were a detailed analysis of brochures, flyers and other recommendation tools. This analysis (closing date: February 22, 2018) is based on an internet search and therefore does not claim completeness The topic 'soil compaction' is addressed in most governmental information material on the state and federal levels. Nevertheless, the quality of the content and the practicability vary in value. This analysis shows that prevention of soil compaction is only referred to explicitly in four federal states. Thus, it becomes clear that the application of the laws (German Federal Soil Protection Act (BBodSchG), German Federal Soil Protection and Contaminated Sites Ordinance (BBodSchV)) is regulated heterogeneously due to the complex federal structure in Germany. Overall, the implementation of the BBodSchG and the BBodSchV is seen as very difficult and– with some exceptions –lacking in exactness, comprehensibility, availability and timeliness of the materials. One federal state initiated a stakeholder-oriented discussion series and has used the consensus principle to successfully reach agreement on prevention of soil compaction. Results derived here are to be set in the context of the Sustainable Development Goals (SDGs), the Agenda 2030, EU-soil policies and the 7th Environmental Action Programme until 2020 (7th EAP). A stakeholder agreement on prevention of soil compaction seems to be – given the potential for improvement of the regulatory law and its performance – an adequate bottom-up solution or a suitable 'vehicle of change' for reaching a location-specific soil management. Launched in 2015, the funding initiative BonaRes of the Federal Ministry of Education and Research (BMBF) is headquartered at the Helmholtz Centre for Environmental Research (UFZ) and the Leibniz Centre for Agricultural Landscape Research (ZALF). It will serve to deliver a scientific basis to strengthen sustainable soil use within the bioeconomy (Soil as a sustainable resource for the bioeconomy – BonaRes). The funding initiative is part of the German National Research Strategy BioEconomy 2030 which focuses on a systemic approach. The SOILAssist sub-project 'Acceptance and Implementation' has already brought some results into public debate (in the period since 08/2015).
Die radioökologische Expositionsabschätzung für die Bevölkerung ist ein wichtiger Bestandteil der Langzeitsicherheitsanalyse für ein Endlager für hochradioaktive Abfälle. Für ein Endlager im geologischen Untergrund stellt der Transfer von Radioisotopen mit dem Grundwasser in die Biosphäre einen wichtigen Expositionspfad für den Störfall dar. Mit einem interdisziplinären Arbeitsansatz werden in dieser Arbeit zwei Aspekte der radioökologischen Expositionsabschätzung näher untersucht: Zum einen werden die Prozesse, die beim Übergang des naturwissenschaftlichen Abschätzungsmodells hin zum Unterstützungsinstrument für behördliche Entscheidungen stattfinden, näher beleuchtet. Zum anderen werden Prozesse in der Biosphäre untersucht, die zur Rückhaltung von Radioisotopen im Boden führen können und folglich eine Rolle für den Transfer der Radioisotope hin zum Menschen spielen. Der erste Aspekt wurde mittels leitfadengestützter Interviews mit Experten aus den Bereichen Expositionsabschätzung, Endlagerung radioaktiver Abfälle und/oder Politikberatung im Strahlenschutz untersucht. Die Interviews wurden in Anlehnung an die qualitative Inhaltsanalyse ausgewertet. Zur Untersuchung des zweiten Aspektes wurden experimentelle Untersuchungen zur Sorption von 129Iod, einem aufgrund seiner hohen Halbwertszeit und hohen Mobilität relevanten Radioisotop, durchgeführt. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden Sorptionsprozesse an Referenzböden mittels Batchversuchen, Säulenversuchen und sequentieller Extraktion näher untersucht. Die Auswertung der leitfadengestützten Interviews ergab Hinweise auf drei besondere Spannungsfelder beim Übergang der Expositionsabschätzungsverfahren hin zum Regulierungsinstrument: 1) Die Rechtssicherheit der behördlichen Entscheidung muss durch das Ergebnis des Abschätzungsverfahrens gewährleistet werden. Dazu werden zumeist konservative Parameter-Annahmen eingesetzt. Derartige konservative Annahmen sind allerdings für den Zeitraum der Sicherheitsbetrachtungen bei der Endlagerung von einer Million Jahren problematisch. 2) Die Risikokommunikation zu den Abschätzungsergebnissen wird als große Herausforderung beschrieben. 3) Der Prozess der Weiterentwicklung radioökologischer Abschätzungsverfahren während laufender Genehmigungsverfahren bedarf der regulatorischen Implementierung. Die Ergebnisse der experimentellen Untersuchungen zur Sorption von Iod im Boden zeigten, dass für 4 Referenzböden die weite Spannbreite der Verteilungskoeffizienten in der Literatur auf Werte von 0,23 bis 91 L kg-1 eingeengt werden konnte. Darüber hinaus wurde deutlich, dass die Sorption von Iod im Boden konzentrationsabhängig verläuft und unterschiedliche Untersuchungsmethoden einen Einfluss auf den Wert des Verteilungskoeffizienten haben. Die gemeinsame Betrachtung der beiden Untersuchungsperspektiven führt zu der Einschätzung, dass die Ergebnisse einer radioökologischen Expositionsabschätzung infolge der komplexen Prozesse in der Biosphäre für den Sicherheitsbetrachtungszeitraum eines Endlagers nicht alleine durch Zahlenwerte dargestellt werden können. Eine öffentliche Diskussion zum Umgang mit den Ungewissheiten hinsichtlich der Prognostizierbarkeit der Exposition erscheint notwendig und empfehlenswert. ; The assessment of radiological exposure of the public is an important part of the long-term safety assessment for the final disposal of high level radioactive waste. An important aspect of radio-ecological assessment regarding a repository in geological formations is the transfer of radio-isotopes with groundwater into the biosphere. This study examines two aspects of dose assessment with an interdisciplinary two-pronged approach: On the one hand the transition from a scientific model to a regulatory instrument, which supports decision-making, is studied. On the other hand, processes in the biosphere, which lead to retardation of radio-isotopes in soil and which have therefore an influence on the transfer to humans, are investigated. The science-policy transition of a dose assessment model was examined conducting guideline-based interviews with experts in the field of either dose assessment, final disposal and/or policy-making in radiation protection. The interviews were analyzed by quantitative content analysis. Regarding the examination of sorption processes of radio-isotopes in soil, experimental studies with 129I in German reference soils were conducted, namely batch experiments, column experiments and sequential extraction. Results of the first perspective of the study indicate three areas of conflict regarding the transition of dose assessment models: 1) Results from dose assessment modelling must provide legal security for regulatory decision-making. Therefore, conservative assumptions regarding modelling parameters are used. For the period of one million years to be considered in safety assessments such assumptions need to be taken into account. 2) Risk communication of dose assessment results is named a huge challenge by the experts. 3) During licensing procedures for nuclear disposal sites, which can take decades, ongoing development of assessment models needs regulatory implementation. The results regarding sorption of iodine in soil show, that the wide variety of distribution coefficients in literature could be narrowed down to values ranging from 0,23 to 91,0 L kg-1. Furthermore, it became obvious that sorption of iodine in soil depends on concentration and that different experimental methods influence the values of the distribution coefficients. The combined view in both investigation perspectives leads to the assumption that numbers alone are not suited to represent results from radio-ecological dose assessment for final disposal, given the complex processes in the biosphere and a period of one million years for safety assessment. A public discussion on how to deal with the uncertainty regarding predicted dose seems highly necessary and useful. ; Bundesministerium für Bildung und Forschung/Forschungsverbundprojekt "Entsorgungsoptionen für radioaktive Reststoffe: Interdisziplinäre Analysen und Entwicklung von Bewertunggrundlagen" (ENTRIA)/02S9082A/EU
Inhalt: I. Einführung: H. Timmermann, Konzeption und DDR- Forschertagungen in Otzenhausen - II. Außenbeziehungen: G. Barkleit, Moderne Waffensysteme für die Sowjetunion: die SED im Spagat zwischen ökonomischen Zwängen und ideologischer Gefolgschaft - M. Ploetz, Breshnews Langzeitstrategie im Spiegel von SED-Dokumenten - A. Volze, Probleme der Westverschuldung der DDR und ihrer Aussenhandelsstatistik - I. Grebe, Die Anerkennung der DDR durch die Republik Chile - D. Putensen, Die Beziehungen der DDR zu den nordischen Ländern in der Zeit der ""Nichtanerkennung""- U. Pfeil, Die DDR und der Schuman-Plan (1950-1952) - III. Herrschaft: A. Owzar, Bündnispartner wider Willen. Der gewerblich-industrielle Mittelstand in der SBZ/DDR (1945-1953) - M. Schmeitzner, Instanzen der Diktaturdurchsetzung in Sachsen 1945-1952. Ein Forschungsbericht - J. Hecht, Die Unterlagen der Hauptverwaltung Aufklärung des MfS (HVA). Vernichtung, Überlieferung, Rekonstruktion - A. Kästner, Bestandslage im Bundes-Militärarchiv zur militärischen Überlieferung und Möglichkeiten der Forschung - J. Raschka, 1981 als Zäsur in der Entwicklung der DDR. Innenpolitischer Wandel als Folge außenpolitischer Veränderungen - T. Wunschik, Die Stravollzugspolitik des SED-Regimes und die Behandlung der Häftlinge in den Gefängnissen der DDR - IV. Gesellschaft: H. Jenkis, Hatte die DDR eine Überlebenschance? Illusionen über die wirtschaftliche Lage - S. Grundmann, Die absurde Logik des Wohnungs- und Städtebaus der DDR - I. Bennewitz, Die Glatzkopfbande: ein DEFA-Spielfilm und seine Hintergründe - A. Malycha, ""Produktivkraft Wissenschaft"". Wissensschaft und Politik in der SBZ/DDR in den Jahren von 1945 bis 1952 - A. Schüle, Die gesellschaftliche und lebensgeschichtliche Bedeutung weiblicher Industriearbeit in der DDR; eine Fallstudie aus der Textilindustrie - D. Winkler, Das Projekt ""Schubladentexte aus der DDR"". Motive, Inhalte, derzeitiger Stand - L. Mertens, Zur Geschichte und Entwicklung der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED - V. Einigungsaspekte: G. Wettig, Wege des Bemühens um die nationale Einheit in der Zeit des Kalten Krieges - J. Hofmann, Identifikation und Distanz. Ostdeutsche Meinungsbilder zur DDR-Gesellschaft und zum Einigungsprozeß im Spiegel der Untersuchungsreihe ""ident""1990 bis 1999 - P. Springer, Vom Verschwinden der Zukunft. Stadthistorische Überlegungen zum Utopieverlust in der sozialistischen Stadt Schwedt - A. Sterbling, Gesellschaftlicher Wandel in zwei sächsischen Städten in den letzten Jahrzehnten - S. Korzilius, Die Rehabilitierung von Opfern der SED-Unrechtsjustiz - A. Ludwig, Gedächtnisbildung durch museale Arbeit. Das Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR - H. Schäfer, ""Laboratorium Deutsche Einheit"". Aufbau Ost: Erfahrungen der Stiftung der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland - L. McFalls, Die Verwandlung: Ostdeutsche politische und Alltagskultur vom real-existierenden Sozialismus zur postmodernen kapitalistischen Konsumkultur - A. v. Plato, Widersprüchliche Erinnerungen: Internationale Protagonisten der Wiedervereinigung und nationale Vereinigungsmythen - U. Schröter, Erfahrungen mit einem Gesprächskreis - I. Reichart-Dreyer, Das Zusammenwachsen der CDU durch die Meinungsbildung zum ersten gesamtdeutschen Grundsatzprogramm ""Freiheit in Verantwortung""- B. Faulenbach, Zehn Jahre Auseinandersetzung über die doppelte Nachkriegsgeschichte und die Frage der inneren Einheit in Deutschland - S. Schwarz, Deutsche Außenpolitik ein Jahrzehnt nach der Vereinigung. Eine Bilanz - H.-J.Veen, Keine falschen Mythen: Wir haben die innere Einheit schon! Fachgebiete: Politische Geschichte und Politische Zeitgeschichte; Politische Soziologie; Außenpolitik, zwischenstaatliche Beziehungen; Innen- und Deutschlandpolitik Schlagwörter: Deutsche Einheit; Wiedervereinigung; Innerdeutsche Beziehungen Zum Buch: Nach dem Zusammenbruch des SED-Regimes und mit der deutschen Vereinigung wurde in der Öffentlichkeit immer wieder auf die weitverbreiteten Fehleinschätzungen der DDR in Politik, Publizistik und Wissenschaft hingewiesen. Eine wissenschaftsbezogene Auseinandersetzung über Erträge und Fehlleistungen der DDR- und Deutschlandforschung, die alle Forschungsgruppen zusammenführt, war lange Zeit nicht möglich.¤ 1993 initiierte das Sozialwissenschaftliche Forschungsinstitut der Europäischen Akademie Otzenhausen zusammen mit der Bundeszentrale für politische Bildung und der Union-Stiftung, Saarbrücken, einen Dialog zwischen den DDR-Forschern verschiedener Disziplinen und unterschiedlicher theoretischer Grundpositionen. Die Erträge dieser DDR-Forschertagungen - interdisziplinär und international ausgerichtet - können sich sehen lassen.¤ Mit dem vorliegenden Band wird ein weiterer Schritt zur komplementären Rekonstruktion der DDR-Geschichte vorgelegt. Die Autoren untersuchen ausgewählte Aspekte der Außenbeziehungen, Herrschaft, Gesellschaft und Einigungselemente. Einzelne Aspekte werden zum Teil thematisch-inhaltlich übergreifend behandelt.
Die vorliegende Arbeit untersucht sprachspezifische Phänomene und Praktiken, die die Interaktanten im Mediengespräch als Mittel kommunikativer Strategien und der Selbstbilddarstellung verwenden. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Untersuchung sprachlicher Äußerungen, die im Fernsehinterview die Informationen über soziale Rollen und Selbstbilder der Gesprächspartner sowie deren Beziehungen zu anderen Kommunikationspartnern präsentieren. Die Arbeit hat zwei grundlegende Zielsetzungen. Erstens wurde die Aufgabe gestellt, die Kommunikationsstrategien im Fernsehinterview theoretisch zu erfassen und zu beschreiben. Hierfür wurde in der Arbeit die Einheit der kommunikativen Handlungsstrategie entwickelt und diese für die Analyse sprachlicher Äußerungen im Fernsehinterview im Hinblick auf handlungsspezifische und interaktive Merkmale des sprachlichen Handelns angewendet. Zweitens ging es darum, am Beispiel ausgewählter Kommunikationsstrategien zu zeigen, wie sprachliche Äußerungen als Mittel des kommunikationsstrategischen Handelns funktionieren und wie sie das Selbstbild der Interaktanten im politischen Mediendiskurs beeinflussen. Die Analysen von konkreten Interaktionsabläufen in den Fernsehinterviews haben gezeigt, dass die Auswahl und die Verwendung sprachlicher Äußerungen von Gesprächspartnern in verschiedenen Phasen des Interviews durch das Selbstbild und durch die kommunikative Strategie der Interaktanten beeinflusst werden. Da im Fernsehinterview im Unterschied zu anderen Textgattungen solche Strategien wie Forcieren, Dominanz und Durchsetzungsaktivitäten sowie die Präsentation des eigenen Image an Wichtigkeit gewinnen, werden von Gesprächspartnern direktive Sprechhandlungen, emotional geladene und metakommunikative Äußerungen bevorzugt. Besonderes Augenmerk wurde in der Arbeit auf die direktiven Strategien im Fernsehinterview gerichtet. Als empirische Basis für die Analysen wurden Gespräche aus deutschen Fernsehinterviews ausgewählt. Die Dissertation versteht sich als eine interdisziplinäre Untersuchung, die sich auf die Methoden der interaktionalen Linguistik, der Semiotik und der Medienwissenschaften stützt. Die Ergebnisse der Arbeit sollten daher nicht nur einen wissenschaftlichen Beitrag zur medienlinguistischen und kommunikationswissenschaftlichen Forschung leisten, sondern auch in der Beratungsbranche und im Medienbetrieb Anwendung finden. ; The thesis deals with the language-specific phenomena used by the dialogue partners in media conversation as communicative strategies and means of the self-image representation in the media. The main focus is laid on the analysis of utterances in the television interview, which provide the information on the social roles and relations with other communication partners and their self-images. This study has two common objectives. First, it should be represented, which linguistic practices are available for using them by the interaction partners as means of communication strategies in the television interview. The second aim is to show the examples of selected communication strategies and the ways how they are related to the self-image of interview partners in the political media discourse. The analysis of the interaction in the television interviews has shown that selecting and using of the utterances by the interlocutors in various stages of the interviews depend on the self-image and the communication strategy of the dialogue partners. In the television interview in contrast to other types of text forcing strategies, dominance and enforcement activities and the presentation of the own image of the speaker are gaining in importance increasingly. Therefore, directive speech acts, emotionally loaded utterances and meta-communication are preferred by the dialogue partners. Special attention in the thesis was paid to the directive strategy in the television interview. As an empirical basis for the analysis were selected German television interviews. The thesis is intended as an interdisciplinary study, based on the methods of interactional linguistics, semiotics and media studies. The results of the study is not only an important contribution to linguistics and media – and communication science research, but also could be applied in the consulting and media industry.
The election of the chairman of the House of Representatives, a chamber of the Malaysian parliament, has always been determined by the ruling party. The centralization of executive power has also absorbed the function of the chairman, so that the chairman acts partisanly in parliamentary debates. Also, the chairman has developed into an institution that carries out agenda-setting within the framework of the parliament. This raises the conceptual question of whether legislation in Malaysia is still performed independently by the parliament. The observed patterns require an attempt to re-conceptualize the roles as well as the assigned meaning of various expressions of parliamentary routine, including those that are unwritten and informal, for instance those which can also be termed "subjective forms of rule" at one's own discretion. In my doctoral thesis, I apply an interdisciplinary analytical framework that relates to accountability studies, as well as micro-sociological direct interaction, the interpretations of procedural interactions in conversation, as well as studies of political discretion in parliamentary operations. My main research question asks how the Speaker of Parliament fulfils his responsibilities by disrupting ongoing parliamentary debates. The thesis then asks about the significance of these interruptions in decision-making processes and what 'agenda control' means in this context. Two days of debates on the Internal Security Act on June 21 and 22, 1960 as well as debates on Security Incidents and Special Measures 2012 (SOSMA) in the House of Representatives of the Malaysian Parliament, are analysed. Both bills were selected because they are the life cycle (birth and repeal) of a bill. In my research, I relied on conversation analysis from ethnomethodology, and I also analysed patterns using the MAXQDA software. My analysis shows the various mechanisms with which interruptions in the decision-making process in the Malaysian parliament are carried out, namely the request for clarification or justification, recalling, issuing warnings, asking about relevance and calls to keep order during the Debates. The results of the research reinforce the broader argument that studying the interruptions is essential in order to understand parliamentary processes. In addition, the results suggest that some aspects of parliamentary accountability are not simply removed (e.g. through partiality and inconsistency), as it is symptomatic for of what many scholars refer to as a parliament that passes legislation without proper scrutiny, but rather that there is a need to redefine the role of the chair in legislative processes as a part of the political representation of a parliamentary reform agenda. ; Die Wahl des Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, einer Kammer des malaysischen Parlaments, war immer bestimmt durch die herrschende Partei. Die Zentralisierung der Exekutivgewalt hat dabei die Funktion des Vorsitzenden ebenfalls absorbiert, so dass dieser in Parlamentsdebatten parteiisch agiert. Außerdem hat sich der Vorsitzende zu einer Institution entwickelt, die selber Agenda-setting betreibt im Rahmen des Parlaments. Dies wirft die konzeptuelle Frage auf, ob Gesetzgebung in Malaysia noch eine der Funktionen ist, die das Parlament alleine erfüllt. Die beobachteten Muster bedürfen letztlich dem Versuch einer Rekonzeptualisierung der Rollen und der zugeschriebenen Bedeutung verschiedener Ausdrucksformen der parlamentarischen Routine, einschließlich solcher, die ungeschrieben-informelle sind, also solche, die man auch als "subjektive Herrschaftsformen" durch eigenes Ermessen bezeichnen kann. In meiner Doktorarbeit wende ich ein interdisziplinären analytischen Rahmen an, der sich auf accountability-Studien bezieht, sowie auf mikro-soziologische direkte Interaktion, auf die Interpretationen prozeduraler Interaktionen im Gespräch sowie auf Studien politischer Ermessenspielräume im parlamentarischen Betrieb. Meine primäre Forschungsfrage fragt danach, wie der Parlamentsvorsitzende seiner Verantwortlichkeit nachkommt durch seine Unterbrechung laufender parlamentarischer Debatten. Sodann fragt die Arbeit nach der Bedeutung dieser Unterbrechungen in entscheidungsgenerierenden Prozessen und danach, was Agenda-Kontrolle in diesem Kontext bedeutet. Zwei Debattentage über das Gesetz zur inneren Sicherheit am 21. und 22. Juni 1960 sowie Debatten über Sicherheitsverstöße und Sondermaßnahmen 2012 (SOSMA) des Repräsentantenhauses des malaysischen Parlaments, die für diese Untersuchung durchgeführt wurden. Beide Gesetzesvorlagen wurden ausgewählt, da es sich um den Lebenskreis (Geburt und Aufhebung) einer Gesetzesvorlage handelt. In meiner Forschung stützte ich mich auf Konversationsanalyse der Ethnomethodologie, außerdem habe ich Muster analysiert mit Hilfe der MAXQDA-Software. Meine Analyse zeigt die verschiedenen Mechanismen auf, mit denen Unterbrechungen im Entscheidungsfindungsprozess im malaysischen Parlament durchgeführt werden, nämlich die Bitte um Verdeutlichung oder Begründung, das in Erinnerung rufen, das Aussprechen von Warnungen, das fragen nach der Relevanz und Aufrufe, die Ordnung einzuhalten während der Debatten. Die Ergebnisse der Forschung bestärken das weiter gefasste Argument, dass die Untersuchung der Unterbrechungen maßgeblich ist, um parlamentarische Prozesse zu verstehen. Außerdem legen die Ergebnisse nahe das nicht einfach einige Aspekte von Verantwortlichkeit des Parlaments wegfallen (beispielsweise durch Parteilichkeit und Inkonsistenz), so wie es symptomatisch ist für das, was viele Wissenschaftler als ein Parlament bezeichnen, das ohne richtige Prüfung Gesetze absegnet, vielmehr unterstreichen meine Ergebnisse die Notwendigkeit, die Rolle und die Bedeutung des Vorsitzenden in Gesetzgebungsprozessen als Teil der politischen Repräsentation einer parlamentarischen Reformagenda neu festzulegen.
Research is becoming increasingly digital, interdisciplinary, and data-driven and affects different environments in addition to academia, such as industry, and government. Research output representation, publication, mining, analysis, and visualization are taken to a new level, driven by the increased use of Web standards and digital scholarly communication initiatives. The number of scientific publications produced by new players and the increasing digital availability of scholarly artifacts, and associated metadata are other drivers of the substantial growth in scholarly communication. The heterogeneity of scholarly artifacts and their metadata spread over different Web data sources poses a major challenge for researchers with regard to search, retrieval and exploration. For example, it has become difficult to keep track of relevant scientific results, to stay up-to-date with new scientific events and running projects, as well as to find potential future collaborators. Thus, assisting researchers with a broader integration, management, and analysis of scholarly metadata can lead to new opportunities in research and to new ways of conducting research. The data integration problem has been extensively addressed by communities in the Database, Artificial Intelligence and Semantic Web fields. However, a share of the interoperability issues are domain specific and new challenges with regard to schema, structure, or domain, arise in the context of scholarly metadata integration. Thus, a method is needed to support scientific communities to integrate and manage heterogeneous scholarly metadata in order to derive insightful analysis (e.g., quality assessment of scholarly artifacts). This thesis tackles the problem of scholarly metadata integration and develops a life cycle methodology to facilitate the integrated use of different methods, analysis techniques, and tools for improving scholarly communication. Some key steps of the metadata life cycle are implemented using a collaborative platform, which allows to keep the research communities in the loop. In particular, the use of collaborative methods is beneficial for the acquisition, integration, curation and utilization of scholarly metadata. We conducted empirical evaluations to assess the effectiveness and efficiency of the proposed approach. Our metadata transformation from legacy resources achieves reasonable performance and results in better metadata maintainability. The interlinking of metadata enhances the coherence of scholarly information spaces both qualitatively and quantitatively. Our metadata analysis techniques provide a precise quality assessment of scholarly artifacts, taking into account the perspectives of multiple stakeholders, while maintaining compatibility with existing ranking systems. These empirical evaluations and the concrete applications with a particular focus on collaborative aspects demonstrate the benefits of integrating distributed scholarly metadata. ; Die Forschung wird zunehmend digital, interdisziplinär und datengetrieben und beeinflusst neben der akademischen Welt auch unterschiedliche Umgebungen wie Industrie und Verwaltung. Die Drastellung, Veröffentlichung, Gewinnung, Analyse und Visualisierung von Forschungsergebnissen werden auf eine neue Ebene gehoben, angetrieben durch den verstärkten Einsatz von Webstandards und digitalen Initiativen zur wissenschaftlichen Kommunikation. Die Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen neuer Akteure und die zunehmende digitale Verfügbarkeit wissenschaftlicher Artefakte und der damit verbundenen Metadaten sind weitere treibende Kräfte für das starke Anwachsen der wissenschaftlichen Kommunikation. Die Heterogenität wissenschaftlicher Artefakte und ihrer Metadaten, die über verschiedene Webdatenquellen verteilt sind, stellt für Forscher eine große Herausforderung in Bezug auf Suche, Ausfinden und Erkunden der Metadaten dar. So ist es beispielsweise schwierig geworden, den Überblick über relevante wissenschaftliche Ergebnisse zu behalten, über neue wissenschaftliche Veranstaltungen und laufende Projekte auf dem Laufenden zu bleiben und potenzielle zukünftige Mitarbeiter zu finden. Die Unterstützung von Forschern bei der breiteren Integration, Verwaltung und Analyse wissenschaftlicher Metadaten kann daher zu neuen Möglichkeiten und Formen der Forschung führen. Das Problem der Datenintegration wurde in den Bereichen Datenbanken, Künstliche Intelligenz und Semantic Web ausführlich behandelt. Ein Teil der Interoperabilitätsprobleme ist jedoch domänenspezifisch und neue Herausforderungen in Bezug auf Schema, Struktur oder Domäne ergeben sich im Rahmen der wissenschaftlichen Metadatenintegration. Daher ist eine Methode erforderlich, um Wissenschaftsgruppen bei der Integration und Verwaltung heterogener wissenschaftlicher Metadaten zu unterstützen, um aussagekräftige Analysen (z.B. Qualitätsbewertungen wissenschaftlicher Artefakte) abzuleiten. Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Problem der Integration von wissenschaftlichen Metadaten und entwickelt eine "Lebenszyklusmethode", um den integrierten Einsatz verschiedener Methoden, Analysetechniken und Werkzeuge zur Verbesserung der wissenschaftlichen Kommunikation zu erleichtern. Einige wichtige Schritte des Metadaten-Lebenszyklus werden über eine kollaborative Plattform umgesetzt, die es ermöglicht, die Forschungsgemeinschaften auf dem Laufenden zu halten. Insbesondere der Einsatz kollaborativer Methoden ist für den Erwerb, die Integration, die Kurierung und die Nutzung wissenschaftlicher Metadaten von Vorteil. Wir haben empirische Evaluationen durchgeführt, um die Effektivität und Effizienz des vorgeschlagenen Ansatzes zu beurteilen. Unsere Metadatentransformation aus Legacy-Ressourcen erreicht eine angemessene Leistung und führt zu einer besseren Wartbarkeit der Metadaten. Die Verknüpfung von Metadaten erhöht die Kohärenz der wissenschaftlichen Informationsräume qualitativ und quantitativ. Unsere Metadatenanalyseverfahren ermöglichen eine präzise Qualitätsbewertung wissenschaftlicher Artefakte unter Berücksichtigung der Perspektiven mehrerer Interessengruppen bei gleichzeitiger Kompatibilität mit bestehenden Rankingsystemen. Diese empirischen Auswertungen und die konkreten Anwendungen mit besonderem Fokus auf kollaborative Aspekte zeigen die Vorteile der Integration von verteilten wissenschaftlichen Metadaten.
In the course of the growth of the Internet and due to increasing availability of data, over the last two decades, the field of network science has established itself as an own area of research. With quantitative scientists from computer science, mathematics, and physics working on datasets from biology, economics, sociology, political sciences, and many others, network science serves as a paradigm for interdisciplinary research. One of the major goals in network science is to unravel the relationship between topological graph structure and a network's function. As evidence suggests, systems from the same fields, i.e. with similar function, tend to exhibit similar structure. However, it is still vague whether a similar graph structure automatically implies likewise function. This dissertation aims at helping to bridge this gap, while particularly focusing on the role of triadic structures. After a general introduction to the main concepts of network science, existing work devoted to the relevance of triadic substructures is reviewed. A major challenge in modeling triadic structure is the fact that not all three-node subgraphs can be specified independently of each other, as pairs of nodes may participate in multiple of those triadic subgraphs. In order to overcome this obstacle, we suggest a novel class of generative network models based on so called Steiner triple systems. The latter are partitions of a graph's vertices into pair-disjoint triples (Steiner triples). Thus, the configurations on Steiner triples can be specified independently of each other without overdetermining the network's link structure. Subsequently, we investigate the most basic realization of this new class of models. We call it the triadic random graph model (TRGM). The TRGM is parametrized by a probability distribution over all possible triadic subgraph patterns. In order to generate a network instantiation of the model, for all Steiner triples in the system, a pattern is drawn from the distribution and adjusted randomly on the Steiner triple. We calculate the degree distribution of the TRGM analytically and find it to be similar to a Poissonian distribution. Furthermore, it is shown that TRGMs possess non-trivial triadic structure. We discover inevitable correlations in the abundance of certain triadic subgraph patterns which should be taken into account when attributing functional relevance to particular motifs – patterns which occur significantly more frequently than expected at random. Beyond, the strong impact of the probability distributions on the Steiner triples on the occurrence of triadic subgraphs over the whole network is demonstrated. This interdependence allows us to design ensembles of networks with predefined triadic substructure. Hence, TRGMs help to overcome the lack of generative models needed for assessing the relevance of triadic structure. We further investigate whether motifs occur homogeneously or heterogeneously distributed over a graph. Therefore, we study triadic subgraph structures in each node's neighborhood individually. In order to quantitatively measure structure from an individual node's perspective, we introduce an algorithm for node-specific pattern mining for both directed unsigned, and undirected signed networks. Analyzing real-world datasets, we find that there are networks in which motifs are distributed highly heterogeneously, bound to the proximity of only very few nodes. Moreover, we observe indication for the potential sensitivity of biological systems to a targeted removal of these critical vertices. In addition, we study whole graphs with respect to the homogeneity and homophily of their node-specific triadic structure. The former describes the similarity of subgraph distributions in the neighborhoods of individual vertices. The latter quantifies whether connected vertices are structurally more similar than non-connected ones. We discover these features to be characteristic for the networks' origins. Moreover, clustering the vertices of graphs regarding their triadic structure, we investigate structural groups in the neural network of C. elegans, the international airport-connection network, and the global network of diplomatic sentiments between countries. For the latter we find evidence for the instability of triangles considered socially unbalanced according to sociological theories. Finally, we utilize our TRGM to explore ensembles of networks with similar triadic substructure in terms of the evolution of dynamical processes acting on their nodes. Focusing on oscillators, coupled along the graphs' edges, we observe that certain triad motifs impose a clear signature on the systems' dynamics, even when embedded in a larger network structure. ; Im Zuge des Wachstums des Internets und der Verfügbarkeit nie da gewesener Datenmengen, hat sich, während der letzten beiden Jahrzehnte, die Netzwerkwissenschaft zu einer eigenständigen Forschungsrichtung entwickelt. Mit Wissenschaftlern aus quantitativen Feldern wie der Informatik, Mathematik und Physik, die Datensätze aus Biologie, den Wirtschaftswissenschaften, Soziologie, Politikwissenschaft und vielen weiteren Anwendungsgebieten untersuchen, stellt die Netzwerkwissenschaft ein Paradebeispiel interdisziplinärer Forschung dar. Eines der grundlegenden Ziele der Netzwerkwissenschaft ist es, den Zusammenhang zwischen der topologischen Struktur und der Funktion von Netzwerken herauszufinden. Es gibt zahlreiche Hinweise, dass Netz-werke aus den gleichen Bereichen, d.h. Systeme mit ähnlicher Funktion, auch ähnliche Graphstrukturen aufweisen. Es ist allerdings nach wie vor unklar, ob eine ähnliche Graphstruktur generell zu gleicher Funktionsweise führt. Es ist das Ziel der vorliegenden Dissertation, zur Klärung dieser Frage beizutragen. Das Hauptaugenmerk wird hierbei auf der Rolle von Dreiecksstrukturen liegen. Nach einer allgemeinen Einführung der wichtigsten Grundlagen der Theorie komplexer Netzwerke, wird eine Übersicht über existierende Arbeiten zur Bedeutung von Dreiecksstrukturen gegeben. Eine der größten Herausforderungen bei der Modellierung triadischer Strukturen ist die Tatsache, dass nicht alle Dreiecksbeziehungen in einem Graphen unabhängig voneinander bestimmt werden können, da zwei Knoten an mehreren solcher Dreiecksbeziehungen beteiligt sein können. Um dieses Problem zu lösen, führen wir, basierend auf sogenannten Steiner-Tripel-Systemen, eine neue Klasse generativer Netzwerkmodelle ein. Steiner-Tripel-Systeme sind Zerlegungen der Knoten eines Graphen in paarfremde Tripel (Steiner-Tripel). Daher können die Konfigurationen auf Steiner-Tripeln unabhängig voneinander gewählt werden, ohne dass dies zu einer Überbestimmung der Netzwerkstruktur führen würde. Anschließend untersuchen wir die grundlegendste Realisierung dieser neuen Klasse von Netzwerkmodellen, die wir das triadische Zufallsgraph-Modell (engl. triadic random graph model, TRGM) nennen. TRGMs werden durch eine Wahrscheinlichkeitsverteilung über alle möglichen Dreiecksstrukturen parametrisiert. Um ein konkretes Netzwerk zu erzeugen wird für jedes Steiner-Tripel eine Dreiecksstruktur gemäß der Wahrscheinlichkeitsverteilung gezogen und zufällig auf dem Tripel orientiert. Wir berechnen die Knotengradverteilung des TRGM analytisch und finden heraus, dass diese einer Poissonverteilung ähnelt. Des Weiteren wird gezeigt, dass TRGMs nichttriviale Dreiecksstrukturen aufweisen. Außerdem finden wir unvermeidliche Korrelationen im Auftreten bestimmter Subgraphen, derer man sich bewusst sein sollte. Insbesondere wenn es darum geht, die Bedeutung sogenannter Motive (Strukturen, die signifikant häufiger als zufällig erwartet auftreten) zu beurteilen. Darüber hinaus wird der starke Einfluss der Wahrscheinlichkeitsverteilung auf den Steiner-Tripeln, auf die generelle Dreiecksstruktur der erzeugten Netzwerke gezeigt. Diese Abhängigkeit ermöglicht es, Netzwerkensembles mit vorgegebener Dreiecksstruktur zu konzipieren. Daher helfen TRGMs dabei, den bestehenden Mangel an generativen Netzwerkmodellen, zur Beurteilung der Bedeutung triadischer Strukturen in Graphen, zu beheben. Es wird ferner untersucht, wie homogen Motive räumlich über Graphstrukturen verteilt sind. Zu diesem Zweck untersuchen wir das Auftreten von Dreiecksstrukturen in der Umgebung jedes Knotens separat. Um die Struktur individueller Knoten quantitativ erfassen zu können, führen wir einen Algorithmus zur knotenspezifischen Musterauswertung (node-specific pattern mining) ein, der sowohl auf gerichtete, als auch auf Graphen mit positiven und negativen Kanten angewendet werden kann. Bei der Analyse realer Datensätze beobachten wir, dass Motive in einigen Netzen hochgradig heterogen verteilt, und auf die Umgebung einiger, weniger Knoten beschränkt sind. Darüber hinaus finden wir Hinweise auf die mögliche Fehleranfälligkeit biologischer Systeme auf ein gezieltes Entfernen ebendieser Knoten. Des Weiteren studieren wir ganze Graphen bezüglich der Homogenität und Homophilie ihrer knotenspezifischen Dreiecksmuster. Erstere beschreibt die Ähnlichkeit der lokalen Dreiecksstrukturen zwischen verschiedenen Knoten. Letztere gibt an, ob sich verbundene Knoten bezüglich ihrer Dreiecksstruktur ähnlicher sind, als nicht verbundene Knoten. Wir stellen fest, dass diese Eigenschaften charakteristisch für die Herkunft der jeweiligen Netzwerke sind. Darüber hinaus gruppieren wir die Knoten verschiedener Systeme bezüglich der Ähnlichkeit ihrer lokalen Dreiecksstrukturen. Hierzu untersuchen wir das neuronale Netz von C. elegans, das internationale Flugverbindungsnetzwerk, sowie das Netzwerk internationaler Beziehungen zwischen Staaten. In Letzterem finden wir Hinweise darauf, dass Dreieckskonfigurationen, die nach soziologischen Theorien als unbalanciert gelten, besonders instabil sind. Schließlich verwenden wir unser TRGM, um Netzwerkensembles mit ähnlicher Dreiecksstruktur bezüglich der Eigenschaften dynamischer Prozesse, die auf ihren Knoten ablaufen, zu untersuchen. Wir konzentrieren uns auf Oszillatoren, die entlang der Kanten der Graphen miteinander gekoppelt sind. Hierbei beobachten wir, dass bestimmte Dreiecksmotive charakteristische Merkmale im dynamischen Verhalten der Systeme hinterlassen. Dies ist auch der Fall, wenn die Motive in eine größere Netzwerkstruktur eingebettet sind.