Mit Blick auf die berufliche Orientierung Jugendlicher bietet dieses Open-Access-Buch eine systematische, theoriegeleitete und empirische Analyse heterogener Unterstützungsbedarfe und ihrer vielfältigen Ursachen. Die Bedeutung regelmäßiger Bedarfs- und Entwicklungsdiagnostik sowie einer systematischen Verzahnung einzelner Elemente beruflicher Orientierung im schulischen Kontext wird eindrucksvoll anhand heterogener und gleichzeitig diskontinuierlicher Entwicklungsverläufe verdeutlicht. Die Autorin weist zudem auf Konsequenzen für rahmengebende Berufsorientierungsprogramme, die Konzeption berufsorientierender Maßnahmen sowie für die Planung und Umsetzung schulinterner Konzepte hin.
Niedrige Studienerfolgsquoten in den Studiengängen Physik und Lehramt Physik sind sowohl aus bildungspolitischer und institutioneller Sicht als auch aus individueller Perspektive erfolglos Studierender eine Herausforderung. Bisher gibt es nur wenige empirische Studien, die Gründe für niedrige Studienerfolgsquoten bestimmen. Von dieser Situation ausgehend, zielte diese Arbeit auf die Erfassung domänenspezifischer Eingangsvoraussetzungen von Studienanfängerinnen und -anfängern, um daraus mögliche Prädiktoren für einen Studienerfolg zu bestimmen. Den Kern der Arbeit bildet die Konzeption und Evaluation eines Testinstruments zu Studieneingangsvoraussetzungen. Das Instrument umfasst einen Vorwissenstest in Mathematik und Physik sowie einen Test zu domänenspezifischen Verhaltensweisen und Einstellungen. Das selbstentwickelte Instrument wurde bei N = 116 Studierenden eingesetzt, um die Prognosekraft der gemessenen Konstrukte auf einen möglichen Studienerfolg zu schätzen. Dabei zeigte sich der Physikteil des Vorwissenstests in Verbindung mit der Hochschulzugangsberechtigungsnote als signifikanter Prädiktor für den Studienerfolg gemessen am Studienverbleib nach drei Semestern. Dieses Ergebnis stellt im Wesentlichen eine Replikation bereits bekannter Erkenntnisse dar. Es konnten erste Hinweise gefunden werden, dass sich lernzielorientierte Einstellungen positiv auf den Studienerfolg auswirken können.
Der Glaube an die Segnungen, aber auch die Zwangsläufigkeit des technischen Fortschritts entwickelte sich in der Phase des Hochimperialismus zu einer wirkmächtigen Ideologie, von der auch deutsche Ingenieure profitierten. Das Buch legt den Schwerpunkt der Analyse auf die ehemaligen Kolonien Deutsch Ost- und Deutsch-Südwestafrika. Der Fokus liegt dabei auf der Gruppe der technischen Experten, die mit dem Bau von Eisenbahnen, Straßen und Häfen einen entscheidenden Anteil an der Machtsicherung, Erschließung und Ausbeutung der Kolonien hatten. Neben der Exotik, monetären Anreizen sowie dem Prestige, das eine Tätigkeit in Afrika versprach, zog es Ingenieure vor allem aufgrund einer speziellen "Ideologie der Erschließung" in die sogenannten Schutzgebiete. Die spezielle Gruppenidentität als Kolonialingenieure, die sich in der Folge herausbildete, lässt sich in Artikeln und Vorträgen bis in die 1940er Jahre nachweisen und wirkte sich selbst noch auf die Ansätze der frühen Entwicklungshilfe aus.
This study embarks upon a new interpretation of the twelve-volume "Annales Ecclesiastici" by the Oratorian and cardinal Cesare Baronio within the context of the development of curial ceremony in the second half of the sixteenth century.
Will man die Linien eines Dispositivs entwirren, so muss man in jedem Fall eine Karte anfertigen, man muss kartographieren, unbekannte Länder ausmessen - eben das, was er [Foucault] als 'Arbeit im Gelände' bezeichnet hat", formulierte Gilles Deleuze 1988. Mit der vorliegenden Publikation soll ein kartographierendes Aus- und Vermessen eines komplexen, verzweigten, unübersichtlichen, zum Teil auch uneinsichtigen und übercodierten Geländes geleistet werden. Als Effekt könn(t)en fortgesetzte Klärungen von Begriffen, Konzepten und Operationsweisen dessen stattfinden, was als Kunst bezeichnet wird. 18 Autor*innen nehmen ihre Dispositiv-Erkundungen vor, so dass eine Anthologie von ausgewählten Stimmen entsteht. Die Autor*innen und ihre Texte erkunden multiperspektivisch, disparat, forensisch und komplexierend, in verschiedenen Sprachen, in ihren Entstehungskontexten und Entstehungszeiten, mit ihren stilistischen Mitteln und in einigen Fällen eng mit ihren früheren Publikationszusammenhängen verbunden. Sie sind damit im besten Fall in der Lage, je eigene Denkräume aufzufalten, die ermöglichen, Einzelbestandteile der beschriebenen oder analysierten Dispositive -- und dabei kann es sich offenbar um Einzeloperationen, Prozesse, Prozeduren, Blicke, Lücken, Aufspaltungen, Implikationen, Vorbedingungen etc. handeln -- zu unterscheiden und in einem nächsten Schritt strategische Formationen dieser heterogenen Ensembles zu diagnostizieren. Darüber hinaus ermöglichen die zusammengestellten Texte, unterschiedliche Varianten, Ausgangs-, Ansatz- und Schwerpunkte wie auch Stile von Dispositiv-Erkundungen nachvollziehen zu können. As Gilles Deleuze has argued in 1988, "[u]ntangling these lines within a social apparatus [dispositif] is, in each case, like drawing up a map, doing cartography, surveying unknown landscapes, and this is what he [Foucault] calls 'working on the ground.'" This publication intends to provide a cartographic mapping of a complex, multi-branched, often obscure, sometimes inaccessible and overly encoded terrain. Such a mapping could and can lead to a further clarification of terms, concepts and modes of operation of that which is called art. This volume comprises 18 authors whose explorations of the dispositif have generated an anthology of select, distinct voices. Their texts are marked by multiple perspectives, they are disparate, forensic and complex, they are written in different languages, stem from different contexts and points in time, are endowed with different styles and, in some cases, also stand in close relationship with other, earlier publication contexts. This means that they are ideally positioned to unfold diverse spaces of thought, allowing them to differentiate between individual components of the dispositifs they discuss or dissect -- this may include individual operations, processes, procedures, glances, lacunae, splits, implications, preconditions, et cetera -- and allowing them, in a next step, to diagnose the strategic formations such heterogeneous ensembles might take. Beyond that, the texts assembled here allow us to discern the different variations, starting points, approaches and emphases as well as different styles of dispositif exploration. Beiträge von / Contributions by: Elke Bippus, Luis Camnitzer, Ibou Coulibaly Diop, Thomas Oberender, Andrea Fraser, erwin GeheimRat, Siri Hustvedt, Silvia Jonas, Birte Kleine-Benne, Michael Lingner, Lucy Lippard, Adelheid Mers, Brian O'Doherty, Julia Pelta Feldman, Adrian Piper, Stefan Römer, Thorsten Schneider, Ruth Sonderegger
The book outlines education under the auspices of digitization. Transformation processes are highlighted which, triggered by binary technologies, reach deep into everyday cultures and worldviews in our societies. These challenge the basis for knowledge and education. - Die Folgen des digitalen Wandels sind medienkultureller Natur, weshalb es unerlässlich ist, genauer hinzuschauen, was dies für das menschliche Denken und Wahrnehmen, das Selbst- und Weltverständnis, aber auch den Status von Wissen und Bildung mit sich bringt. Die Autorin zeigt Transformationsprozesse auf, welche durch binäre Technologien ausgelöst bis tief hinein in die Alltagskulturen und Weltwahrnehmungen unserer Gesellschaften reichen, wodurch sie belegen kann, dass sich dadurch auch die Grundlagen für Wissen und Bildung gewandelt haben. Somit steht die Frage im Vordergrund, welche veränderte Rolle Wissen in dieser neuen gesellschaftlichen und kulturellen Grundkonstellation zukommt und was Bildung dann noch sein kann und sein muss.
Der Klang ist ein elementarer Teil städtischen Lebens und Erlebens. Er ist sinnbehaftet und bedeutsam. In der Stadtgestaltung findet er jedoch, von der Lärmbekämpfung abgesehen, bislang kaum Berücksichtigung. Ausgehend von dieser Feststellung fragt Thomas Kusitzky nach den Konditionen einer bewussten Praxis der Stadtklanggestaltung und zeigt Ansatzpunkte für deren Etablierung auf. Dabei fragt er nicht nur nach der Rolle der Entwerfer*innen und Planer*innen, sondern betrachtet das gesamte Netzwerk der Akteur*innen, die durch ihr aufeinander bezogenes Handeln eine solche Gestaltungspraxis hervorbringen.
Die medienwissenschaftliche Debatte um das Verhältnis und die Verschränkung von Mensch und Medium bekommt eine neue theoriehistorische Analytik: Mit dem »audiovisuellen Individuum« - dem Audioviduum - rückt Julia Eckel eine spezifische Schnittstelle dieser materiellen wie diskursiven Kopplung in den Fokus. Dazu untersucht sie die Relevanz des Menschenmotivs in audiovisuellen Medien für die Herausbildung medientheoretischen Denkens und befragt frühe Schriften zu Stummfilm, Radio und Tonfilm auf ihre inhärenten Anthropozentrismen. Das Audioviduum bezeichnet hierbei die konkrete Verschmelzung von Medium und Mensch im Modus anthropomorpher und anthropophoner Audiovisualität und repräsentiert dessen Relevanz für die Medientheorien des frühen 20. Jahrhunderts - und darüber hinaus.
Der Amerikanische Bürgerkrieg (1861–65) war ein Konflikt von transatlantischen Ausmaßen. Auch für Mitteleuropa hatte er spürbare, bis jetzt nur wenig erforschte Konsequenzen. Patrick Gaul widmet sich den grenzüberschreitenden Auswirkungen dieses Krieges aus wirtschafts- und kulturhistorischen Blickwinkeln, untersucht bisher unberücksichtigte Quellen und fördert dadurch neue Facetten zu Tage. Anhand von Schlaglichtern auf die Städte Hamburg, Bremen und Frankfurt zeigt Gaul unter anderem, wie Mitteleuropäerinnen und Mitteleuropäer durch Kredite, Schmuggel, humanitäre Hilfe und Waffenlieferungen in den Bürgerkrieg verwickelt waren und dass US-amerikanische Agenten und Konsuln vor Ort eifrig für die Interessen der Union beziehungsweise der sklavenhaltenden Südstaaten warben. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass längst nicht alle deutschsprachigen Beteiligten vorbehaltlose Unterstützer der Nordstaaten oder Befürworter der Sklavenemanzipation waren. Gaul geht zudem den Fragen nach, wie der Civil War auf den Deutschen "Bürgerkrieg" von 1866 wirkte und welche Folgen die Emanzipation der Afroamerikanerinnen und Afroamerikaner auf mitteleuropäische Diskurse über Arbeit, Freiheit und den Umgang mit Minderheiten provozierte.
Der erste Kriminalfall der Neuen Welt, der die Maschinerie kolonialen Schreibens in Gang setzte: Philipp von Hutten, ein Mitglied des berühmten fränkischen Rittergeschlechts, wird im Jahr 1546 in der Provinz Venezuela von seinem Rivalen Juan de Carvajal enthauptet. Susanne Andrea Gujer-Bertschingers Studie stellt erstmals alle Dokumente im Zusammenhang mit dem »Fall Hutten« in einen Kontext: Briefe des Opfers - sie gelten als die ältesten Briefe in deutscher Sprache, die aus Amerika geschrieben wurden -, Prozessakten und Reiseberichte. Die Analyse der deutschen, spanischen und italienischen Texte liefert einen genuinen Beitrag zur Forschungsdebatte über (post-)koloniale Studien.
Illustrierte Zeitschriften entwickeln sich ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zu den ersten Massenmedien der Moderne. Willi Wolfgang Barthold erforscht die Wechselwirkung der Literatur des Realismus mit diesem neuen medialen Kommunikationssystem und verbindet dabei Ansätze der Journalliteraturforschung und der Visual Culture Studies. Mit Hilfe einer Untersuchung sowohl kanonisierter als auch bisher kaum berücksichtigter Texte (von Wilhelm Raabe, Theodor Fontane, Marie von Ebner-Eschenbach und Balduin Möllhausen) zeigt er, wie sich der Realismus im intermedialen Spannungsfeld seiner Zeit positioniert und durch ein permanentes Hinterfragen der eigenen Wirklichkeitskonstruktionen ein Reflexionswissen produziert, das zur kritischen Beobachtung der entstehenden Massenmedien beiträgt.
The temporal inconsistencies in Ovid's "Metamorphoses" are just as multifaceted and numerous as the image that has revealed itself in previous interpretations of these text phenomena – often referred to as "anachronisms" – is blurry and diverse. This volume looks at theories of fiction and language to carry out a systematic reevaluation of Ovid's poem that does justice to its ambitious aesthetics both in terms of theory and text analysis.
Der US-amerikanische Architekturdiskurs der 1990er Jahre ist entscheidend von den Theorien Gilles Deleuzes geprägt. Die Aneignung seiner philosophischen Konzepte und jener, die er gemeinsam mit Félix Guattari entwickelt hat, findet vor allem innerhalb des architekturtheoretischen Netzwerks der »Anyone Corporation« statt: In ihren Diskursen wimmelt es von glatten Räumen, organlosen Körpern, Rhizomen, Falten, abstrakten Maschinen und Diagrammen. Frederike Lausch zeigt auf, wie sich die »Anyone Corporation« durch die Bezugnahme auf Deleuze als intellektuelle Elite der Architekturdisziplin inszeniert und wie im Zuge der Entpolitisierung seiner Theorien die »Post-Criticality«-Bewegungen entstehen.
Der Sammelband "Gezimmertes Morgenland" widmet sich einem wenig erforschten Phänomen der europäischen Orientfaszination: den sogenannten "Arabischen Zimmern", die im Laufe des 19. Jahrhunderts Einzug in zahlreiche Adelssitze, großbürgerliche Wohnungen aber auch Museen hielten. Elf internationale ExpertInnen analysieren dieses Phänomen erstmals in einem breiten Umfang, indem sie nicht nur einzelne Interieurs beschreiben, sondern die Rezeption und Reproduktion zunächst als Distinktionsmerkmal adeliger und bürgerlicher Repräsentation erkennen und darauf aufbauend sowohl die marktorientierten Interessen als auch die wissenschaftliche Faszination daran anhand von Beispielen aus ganz Europa verdeutlichen.
One of the reasons for the social significance of pop-cultural formats like TV series is how they are communicatively processed in interactions. This book uses video recordings of conversations between students about series to develop an analytical model that allows researchers to investigate community-forming activities and knowledge construction, and to relate them to the media and aesthetic resources of series for practices of positioning.