Ist die Demokratie zukunftsfähig?
In: Die Idee der Demokratie, p. 25-42
"Als Philosoph, Rechts- und Staatsphilosoph, nehme ich ein gründliches Abschätzen vor; es erfolgt in drei Schritten. Als erstes skizziere ich mögliche Rahmenbedingungen, die den Horizont moderner Politik abstecken. Sie enzyklopädisch zu untersuchen, ist nicht nötig; ich begnüge mich mit zwei Gesichtspunkten. Die Art, wie die Politik mit der Zukunft umgeht, hängt nicht von ihr allein ab. Wichtig sind auch Grundeinstellungen, mit denen wir uns zur natürlichen, zur sozialen und zur personalen Welt verhalten. Sie belaufen sich auf tiefreichende Weichenstellungen für die konkrete Politik, Weichenstellungen, die sich zu einem erstaunlichen Teil lange vor der Moderne herausbilden. Derartige Verhaltensmuster erörtere ich in einem zweiten Schritt unter dem Titel 'Strategien'. Im wörtlichen Verständnis ist der Stratege ein Feldherr, und Strategie heißt die Art und Weise, wie er einen gesamten Krieg führt. Mittlerweile haben aber die Ausdrücke ihre militärische Bedeutung weitgehend verloren. 'Strategie' heißt jetzt die Art und Weise, wie jemand für seine Ziele die verschiedenen Facetten der Macht einsetzt. Erst danach, im dritten Schritt, kann ich mir die Leitfrage vornehmen, welche Zukunftsfähigkeit die Demokratie besitzt und ob sie dabei den Alternativen wie autoritären oder autokratischen Regimes über- oder unterlegen ist." (Textauszug)