Der Beitrag behandelt die Tarifauseinandersetzung der IG Metall 1990 um die Einführung der 35-Stunden-Woche. Dabei werden zunächst die gesellschaftspolitischen und innergewerkschaftlichen Ausgangsbedingungen berücksichtigt. Weiterhin werden die Aktions- und Durchsetzungsbedingungen des IG Metall-Vorstandes analysiert sowie Positionen, Strategie und Taktik der Arbeitgeber. Anschließend wird der Verlauf der Tarifbewegung dargestellt. Der "Göppinger Kompromiß" wird abschließend bewertet, wobei insbesondere die Vereinbarungen herausgestellt werden, mit denen tarifpolitisches Neuland betreten wurde. (IAB)
"Das Tarifniveau in den neuen Bundesländern liegt deutlich niedriger als bislang angenommen. Während bei den bisherigen Vergleichen lediglich die tarifliche Grundvergütung zugrunde gelegt wurde, berücksichtigt diese Untersuchung erstmals auch weitere tarifliche Einkommensbestandteile wie z.B. Urlaubsgeld, 13. Monatseinkommen und vermögenswirksame Leistung sowie die unterschiedlich langen Arbeits- und Urlaubszeiten." (Autorenreferat)
Der Aufsatz erscheint im Rahmen eines Schwerpunktheftes, das unter dem Titel "Gegenwelt durch Gegenmacht - Szenarien 2000" versucht, konkrete gewerkschaftliche Utopien für eine verbesserte und veränderte Wirtschaft und Gesellschaft zu formulieren. "Der Beitrag wendet sich gegen die weitverbreitete Behauptung von einem unauflöslichen Widerspruch zwischen einer zunehmenden Vielfalt von individuellen Bedürfnissen einerseits und zwangsläufig an einheitlichen Interessen ansetzenden kollektivvertraglichen Regelungsprinzipien andererseits. Für den Bereich der Arbeitszeitpolitik wird - stellvertretend auch für andere Bereiche - dieser Widerspruch aufgelöst. Es wird im Gegenteil gezeigt, daß sich die Pluralität der Lebensstile, Arbeitseinstellungen und Wertorientierungen durch den Tarifvertrag überhaupt erst selbstbestimmt entfalten können, weil er ein nicht die Menschen, sondern ihre Chancen und Ansprüche vereinheitlichendes und sicherndes Normensystem ist. Konkretisiert wird dies durch einen kommentierten Tarifvertragsentwurf, der aktuelle Diskussionslinien der Gewerkschaften zu Möglichkeiten und Chancen weiterer Arbeitszeitverkürzung in Verbindung mit verschiedenen Zielsetzungen zusammengefaßt hat. Der Entwurf folgt in den Formen der bekannten tarifvertraglichen Praxis. Aber seine Inhalte sind zumindest in dieser komprimierten und zugleich aufeinander abgestimmten Art neu: Auf der Basis des 6-Stunden-Tages als Grundnorm des Normalarbeitsverhältnisses werden Wochenend- und Nachtarbeit (weitgehend) verboten, werden zusätzliche Arbeitszeitverkürzungen für besonders belastete Arbeitnehmer, für Mütter und Väter sowie für ältere Arbeitnehmer geregelt u.a.m." (IAB2)
Vor dem Hintergrund des technischen Wandels gewinnen Fragen der beruflichen Weiterbildung zunehmend an Bedeutung. Die betriebliche Weiterbildung vollzieht sich im Spannungsfeld gesellschaftlicher Interessen und berührt Arbeitnehmerinteressen somit entscheidend. Im ersten Teil des Beitrags werden die Auswirkungen des technischen Wandels auf die Qualifikationsanforderungen untersucht. "Die Entwicklung der Qualifikationsanforderungen ist keineswegs von der Technik starr determiniert, vielmehr erlauben gerade die neuen Technologien sowohl den bisherigen technikzentrierten Weg zu weiterer Arbeitsteilung und Polarisierung der Qualifikationen, als auch einen neuen menschzentrierten Weg ganzheitlicher Arbeitsaufgaben und Qualifizierung der Beschäftigten." (IAB2)
"Die Notwendigkeit sozial- und tarifpolitischer Reformen in Deutschland ist unbestritten. Während aber hierzulande viele Reformvorhaben steckenbleiben und widerstreitenden Interessen zum Opfer fallen, führt die Suche nach erfolgreichen Ansätzen im Ausland oftmals durchaus zum Erfolg. Dies ist das Ergebnis einer Analyse der Gesundheits- und Rentenpolitik, der aktiven Arbeitsmarktpolitik, der Arbeitslosenversicherung und der Tarifbeziehungen, die für elf Länder durchgeführt wurde. Die Beachtung des Subsidiaritätsprinzips hat sich als eine wesentliche Erfolgsvoraussetzung erwiesen - dadurch wird ein neuer und tragfähiger Ausgleich zwischen Eigenverantwortung und Solidarität möglich gemacht. Für Deutschland heißt diese Erfahrung anderer Staaten Abschiednehmen vom bequemen Glauben, die drückenden Probleme der Tariflandschaft, des Arbeitsmarktes und des Sozialstaates seien ohne tiefgreifende Anpassungen zu überwinden. Alle müssen hier ihren Teil beitragen: der Staat durch die Schaffung förderlicher Rahmenbedingungen, die Tarifpartner durch die Wahrnehmung ihrer überbetrieblichen Verantwortung und gleichzeitige Erweiterung betrieblicher Spielräume, die Unternehmen durch Delegation von Verantwortung zur Steigerung der Effizienz und der Motivation ihrer Mitarbeiter und schließlich die Bürger durch die Bereitschaft, mehr Verantwortung für das eigene Schicksal zu übernehmen." (Autorenreferat)
"Mit der Beendigung der Wachstumsphase haben sich die ökonomischen Rahmenbedingungen der Gewerkschaftspolitik in der Bundesrepublik Deutschland entscheidend gewandelt. Die zunehmende Notwendigkeit der Verteidigung von in der Wachstumsphase erreichten Positionen drückt sich u.a. darin aus, daß das Ziel der "Besitzstandssicherung" in den Vordergrund der Tarifpolitik getreten ist. Im vorliegenden Beitrag wird die Entstehung dieser Konzeption aus der Rationalisierungsschutzpolitik heraus am Beispiel der IG Metall dargestellt und zur Entwicklung der gewerkschaftlichen Kriseninterpretation sowie der auf die Überwindung von Stagnation und Krise gerichteten wirtschaftspolitischen Konzeptionen in Beziehung gesetzt. Anhand der Sicherungsbereiche Arbeitsplatz, Einkommen und Qualifikation wird die These vertreten, daß wesentlich eine Verallgemeinerung passiver Besitzstandssicherung gelungen ist, während die angestrebten Elemente einer gestaltenden Besitzstandssicherung nicht realisiert werden konnten. Gleichzeitig wird die Gefahr angedeutet, daß die alleinige Orientierung an einer "vorausschauenden Strukturpolitik" einerseits die angestrebten Ziele nicht sicherstellen kann, andererseits zu einer stärkeren Differenzierung zwischen den einzelnen Industriegewerkschaften führen kann." (Autorenreferat)
"Zwischen 1980 und 1990 haben in einigen Branchen der norwegischen Industrie brancheninterne "Lohnausgleiche" stattgefunden. Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern sowie - was weitgehend mit geschlechtsspezifischen Unterschieden identisch ist - zwischen "Niedriglöhnen" und "Hochlöhnen" wurden im untersuchten Zeitraum in allen Wirtschaftszweigen abgebaut. Der Lohnausgleich war am stärksten zum Anfang und am Ende des Jahrzehnts. Diese ausgleichende Lohnentwicklung ist teils durch Tarifabschlüsse mit Festbetragzuschlägen zugunsten niedriger Löhne, teils durch strukturelle Veränderungen und teils durch relative Verbesserungen der Position der Frauen auf dem Arbeitsmarkt zu erklären." (Autorenreferat)
"Der 1. Europäische Tarifbericht des WSI enthält einen umfassenden Überblick über die tarifpolitischen Entwicklungstrends in Europa in den Jahren 2000 und 2001. Vor dem Hintergrund der aktuellen makroökonomischen Rahmenbedingungen wird insbesondere die Entwicklung der Löhne und Arbeitszeiten in den verschiedenen europäischen Ländern analysiert. Darüber hinaus diskutiert der Bericht anhand sechs ausgewählter europäischer Länder (Belgien, Finnland, Frankreich, Irland, Niederlande und Spanien) den Verlauf und die Ergebnisse der Tarifrunden 2000 und 2001. Als Fazit kommt der Bericht zu dem Ergebnis, dass angesichts einer anhaltend moderaten Lohnentwicklung in Europa in vielen Ländern zunehmend die Frage der Verteilungsgerechtigkeit auf die Tagesordnung rückt." (Autorenreferat)
Innovative Arbeitszeitmodelle stehen wieder im Fokus der arbeitspolitischen Agenda: In den Gewerkschaften wird vermehrt über die Einführung einer 28-Stunden-Woche, Wahlmodelle und lebenslauforientierte Arbeitszeitpolitik diskutiert. Gleichzeitig gilt eine verkürzte Arbeitszeit in wachstumskritischen Debatten als alternatives Instrument zur Beschäftigungssicherung und als vielversprechende Maßnahme zur Verringerung der Emissionen. Doch obwohl die Zeit für klimapolitische Weichenstellungen drängt, werden die Positionen von Gewerkschaften und Sozialökologie getrennt verhandelt, was zu wechselseitigen Leerstellen führt. Steffen Liebig bringt die Konzepte zusammen und zeigt, dass die Politik der Arbeitszeitverkürzung geeignet ist, beide Positionen zu verbinden, und eine Schlüsselfunktion für die sozial-ökologische Transformation einnimmt