"This book provides an introduction to the key EQ measures: EQ-i, Goleman & Boyatzis ECI 360, Mayer, Salovey & Caruso MSCEIT, and Emotional Intelligence Skills Assessment (EISA) and offers specific exercises and activities designed to develop the skills of emotional intelligence. The activities are mapped to each of the measures included in the book. There are more than 50 Exercises (4 - 6 exercises per component). Each exercise includes: Purpose, What the exercise focuses on and what will be accomplished; Outcome(s), Specific behavioral changes that will occur; Facilitator Competencies, Easy, moderate, or advanced; Instructions, Step-by-step instructions of how to perform the exercise; Handouts, Where provided these can be copied and distributed by the facilitator or coach"--
Warum Theater? Wie kontrovers diese Frage diskutiert wird, zeigen die theaterhistorischen und die gegenwärtigen Auseinandersetzungen gleichermaßen. Der Theaterkritiker und Redakteur bei Theater der Zeit Jakob Hayner stellt sie im Rahmen der Reihe Fröhliche Wissenschaft des Verlags Matthes & Seitz. "Fröhliche Wissenschaft", das meine die knappe Abhandlung großer Gedanken. "Umwälzende Ideen brauchen nicht viele Worte", so das Verlagscredo (Werbeblatt). Auch Hayner wagt einiges und bietet Angriffsfläche für heftige und (hoffentlich) fröhliche (Grundsatz-)Diskussionen. Für etliche Theatermacher*innen und Theaterkritiker*innen ist der seit Monaten andauernde Lockdown der Theaterhäuser im deutschsprachigen Raum unter anderem Anlass für Selbstreflexion und Institutionskritik. Neben der Verteidigung der Theaterkultur als systemrelevant, fordern Theatermacher*innen dazu auf, aus dem Lockdown zu lernen und problematische Theatertraditionen zu verlernen. Auf den radikalen Stillstand soll nicht bloß die Rückkehr zur Normalität folgen. Statt eines Back-to-normal geht es um ein verändertes Theater auf, vor und hinter der Bühne. In seinem Buch Warum Theater sehnt Hayner auch einen Nullpunkt herbei, auf den eine Neubestimmung des Theaters und eine Rückbesinnung auf dessen Kräfte und Fähigkeiten folgen könne. Das sogenannte Gegenwartstheater würde kaum noch (s)einen kulturellen Wert erkennen lassen und den "eigenen Maßstäben" nicht gerecht werden (vgl. S. 18). Die Erfahrung von Ambivalenzen wäre durch eindeutige Botschaften der (Theater-)Kunst ausgetauscht worden (vgl. S. 20). Die durch die Schließung der Theater provozierte Digitalisierung des Gegenwartstheaters ist für Hayner vermutlich ein Schritt in die falsche Richtung. Das Theater solle sich eher in Kritik an den technischen Erscheinungsformen üben, da gerade dort sein "spezifisches Vermögen" liege (S. 38). Hayner geht mit dem Gegenwartstheater hart ins Gericht: Es sei zu angepasst; neige zur "Nacherzählung der Schlagzeilen der Tagespresse", kippe in "kalkulierte Empörung", beschränke seine Politisierung auf bloße, ethisch motivierte Ersatzhandlungen und erschaffe keine politischen, transformierenden Momente (vgl. S. 19-24). Happenings, Events, die Experten des Alltags transportieren opportunistisch politische Ideologien, die durch ein "eigentümliche[s] Oszillieren zwischen Kunst und Politik" zu ihrer wechselseitigen Bedeutungslosigkeit führen (S. 81). Der Autor kritisiert z.B. mit Nachdruck die Arbeiten des Kollektivs Rimini Protokoll und anderer Theatermacher*innen wie u.a. des Kollektivs Signa. Regelrecht abwertend arbeitet er sich an den Thesen zur Ästhetik des Performativen von Erika Fischer-Lichte ab. Er vermutet eine problematische Verschmelzung von Ästhetik und Ethik im Sinne des Philosophen Jacques Rancière. Seine Sorge teilen derzeit einige andere Kunstkritiker*innen wie Hanno Rauterberg. Die immersive Innovation oder die Erschließung neuer Erfahrungsräume menschlichen Zusammenlebens und Manipulation, die in Signa-Produktionen erfahrbar werden, bleiben unter seinem Radar. In Anlehnung an seine Prognosen definiert Hayner vier (kritikwürdige) Dimensionen des Gegenwartstheaters: 1. das "Theater der symbolischen Aktionen", welches lediglich das Symbolische der Kunst mit den Botschaften der Politik lose miteinander verbinde (S. 84-86);2. das "Theater der Politik der ersten Person", welches durch die ständige Thematisierung der eigenen Biografie einem "therapeutischen Narrativ" folge und damit zur Etablierung neoliberaler Selbstregierungstechniken beitrage (S. 87-90);3. das Theater, das eine "Auseinandersetzung mit der Identität einer Gruppe" anstrebe und sich im begrenzten Wechselspiel zwischen Fremd- und Selbstzuschreibungen erschöpfe (S. 90-92).4. die vierte Dimension des Gegenwartstheaters sei ein politisches Theater, welches lediglich "traumatische Situationen wiederholt" (S. 92-96). Diese vier Dimensionen repräsentieren loße Tendenzkunst, indem künstlerische Mittel für außerkünstlerische Zwecke vereinnahmt werden würden. Seiner Kritik am Gegenwartstheater stellt er die Ansätze von Theatermachern wie Bertolt Brecht, Samuel Beckett, Peter Brook, René Pollesch sowie der Philosophen der Frankfurter Schule als positive Beispiele gegenüber, die seine Vorstellung vom wahren Potenzial des Theaters geprägt hätten. In der Tradition des Philosophen Christoph Menke setzt er ganz auf die Möglichkeiten des Scheins, mit dessen Hilfe Herrschaft und Zwang vom Schleier des angeblich Natürlichen/Naturhaften enttarnt und demaskiert werden könnten. Allein durch Schein, Spiel, Mimesis und die Darstellung der Gesellschaft als eine auf Handlungen basierende, könne Theater zur Aufklärung der Gesellschaft beitragen und ein Urteil hervorrufen (vgl. S. 116). Hayner hofft hier auf das Drama als lustvolles Spiel der Verwandlung mit sozialem Inhalt. "Drama ist die Vorführung von Handlungen in Situationen. Und Handlungen sind wiederum Stoff, aus dem Gesellschaften sind […]." (S. 116) Dieses bewahre vor der "vorherrschende[n] Gedankenlosigkeit" und vor dem Anspruch auf (pädagogische) Nützlichkeit den wahren Kern des Theaters: sein Formbewusstsein.Im Drama trete Wahrheit in Erscheinung, indem im (Rollen-)Spiel die Grenzen der Verhältnisse überwunden werden würden. "Die Idee des Theaters, um deren Erneuerung es gehen soll, speist sich aus dem Surplus der Form" (S. 99). Hayner verfasst ein deutliches Plädoyer gegen die "romantische Lesart des Performativen als Verschmelzungslehre von Kunst und Leben" (S. 119), welche für ihn auch eine Einfühlung und eine Wiederverzauberung der Welt bedeute. Er spricht sich gegen das Postdramatische und gegen das Performative als leere Abstraktionen und verzerrte Wunschbilder aus (vgl. S. 118). Die Realität solle das Material nicht aber der Maßstab für das Theater sein. Sein Theaterideal bezeichnet er als kommunistisch – eine Zuschreibung, die er näher hätte ausführen können. Nach der Lektüre wird klar: Hayner traut Theater Großes zu und glaubt an einen Ausweg aus der Theaterkrise in Analogie zu seiner Prognose einer gesamtgesellschaftlichen Krise. Er will einen Beitrag zur "Selbstaufklärung" leisten und Theater als Möglichkeitsraum verstehen (vgl. S. 153). Dementsprechend formuliert er wohltuende Sätze wie "Die unernsten Spiele des Theaters entzaubern die ernsten der Wirklichkeit" (S. 8) oder: "Auf der Bühne können wir Menschen sehen, die der Weltgeschichte schon zwei Schritte voraus sind" (S. 12). Dabei überwiegt in Hayners Argumentation das Bedürfnis nach Kritik und nach einer Abgrenzung von Tendenzen des Gegenwartstheaters. Seine Abhandlungen zum Schein und zum Drama hätten mehr ins Gewicht fallen können. Im Zeitalter der Filterblasen und Partikularinteressen ruft sein Rundumschlag gemischte Gefühle hervor: Sympathisch ist die Radikalität und der Anspruch auf die große Erzählung. Gleichzeitig wirkt seine Kritik aus theaterwissenschaftlicher und theaterpraktischer Perspektive ungenau. Er neigt zur unterkomplexen Aufarbeitung von derzeitigen Debatten, was sich in seiner Rede von "der Gesellschaft" und einem ominösen "Wir", seinem spezifischen Fokus auf das Bühnengeschehen sowie seine Referenz auf Klassiker der Theaterwissenschaft wie Erika Fischer-Lichtes Werk Ästhetik des Performativen oder Hans-Thies Lehmanns Postdramatisches Theater, die Debatten der 2000er abbilden, zeigt. Hayner argumentiert aus einer kunsttheoretischen Perspektive. Er setzt sich kaum mit institutionskritischen oder intersektionalen Stimmen auseinander. Seine Kritik hätte mehr Biss, wenn er auch zu den Konflikten Stellung bezogen hätte, die sich vor und hinter den Bühnen manifestiert haben. Die Frage "Warum Theater?" muss aktuelle Debatten zu den Produktionsverhältnissen miteinschließen. Die viel diskutierte Theaterkrise findet eben nicht nur auf der Bühne statt, wie z. B. der Verein ensemble-netzwerk deutlich macht. Wer viel wagt, der bietet selbstverständlich auch viel Angriffsfläche. Der Anspruch, auf 170 Seiten eine Gesamtabrechnung vorzulegen und die Krise des Theaters als eine Generalkrise der menschlichen Erfahrung zu argumentieren, kalkuliert blinde Flecken ein. Hayners aufbrausende Argumentation und sein Verständnis von Theater als Möglichkeitsraum bieten wichtige Anknüpfungspunkte für ein Überdenken von derzeit virulenten Relevanzbekundungen und Legitimationsversprechen. Der Theaterkritiker lädt in diesem Sinne mit seiner fröhlichen Schrift von umwälzenden Gedanken zur (Grundsatz-)Debatte über die Eigengesetzlichkeit des Theaters ein.
Was den sechziger und siebziger Jahren die Theatergemeinschaften, sind der heutigen darstellenden Kunst, so scheint es, die Kollektive. Wie ging die historische Entwicklung von den einen zu den anderen vor sich? Welches sind die Modelle, die zeitgenössische Kollektive inspirieren? Was unterscheidet ein Kollektiv von einer freien Gruppe? Der von Raphaëlle Doyon und Guy Freixe herausgegebene Sammelband versucht, diese Fragen zu beantworten. Als Kollektiv zu arbeiten, ist nicht nur eine ideologisch-politische Entscheidung, sondern auch eine mögliche Lösung für wirtschaftliches Überleben – der erste Buchabschnitt widmet sich entsprechend, manchmal etwas zahlenlastig, dieser wirtschaftlichen Frage. Im französischen Theater gibt es keine festen Ensembles, die Theatermacher_innen arbeiten in der freien Szene, die aus Theater'gruppen' (oft von nur einer oder zwei Personen) besteht, die gemeinnützige Vereine sind und so weder einer öffentlich Institution noch den Privattheatern angehören. Diese Gruppen, für die in der Regel nur eine Person künstlerisch – und oft auch administrativ – verantwortlich ist, produzieren ihre Stücke selbst und versuchen, sie im professionellen Theater zu vertreiben. Sich als Kollektiv zu organisieren, hat nun den Vorteil, finanzielle Risiken und außerkünstlerische Arbeit zu teilen. Erstaunlicherweise, wie Philippe Henry in seinem Beitrag feststellt, seien jedoch die wenigsten Kollektive nach dem Modell einer Scop (Société Coopérative Ouvrière de Production), einer Genossenschaft organisiert, meistens agierten auch sie als Verein. Die folgenden Kapitel porträtieren einzelne Kollektive und fragen nach deren Motivation, sich so zu organisieren. Die Frage nach der Stellung der Regisseur_innen ist ein weiterer zentraler Punkt: Ein Grund, ein Kollektiv zu gründen, ist laut Doyon der Wunsch der Schauspieler_innen, nicht mehr nur Interpret_innen, sondern gleichberechtigte kreative Künstler_innen zu sein. Verschiedene Beiträge erwähnen Beispiele, die eher dem Tanz (Krystel Khoury über den Choreografen Sidi Larbi Cherkaoui) oder der Videoinstallation (Romain Fohr über das Kollektiv BERLIN) zuzuordnen sind oder schauen über Sprach- und Landesgrenzen hinaus. Joanna Pawelczyk widmet sich in ihrem Text der Komuna Otwock/Warszawa, einer polnischen Gruppe, die seit 1989 besteht, aus der anarchistischen Punk-Rock-Szene stammt und deren Projekte weniger mit Theater als mit Erziehung und Sozialarbeit zu tun haben. Marcus Borja untersucht am Beispiel der brasilianischen Truppe Teatro da Vertigem des Regisseurs Antônio Araújo das kollaborative Stückschreiben und vergleicht es mit der gemeinsamen Stückentwicklung der Sechziger- und Siebzigerjahre. Esther Gouarné zeichnet die Entwicklung des flämischen Theaters und der besonderen Situation in Belgien nach: Dort bedeutete der Niedergang des politischen Theaters nicht zugleich einen künstlerischen Niedergang, sondern eine späte Avantgarde, die neue Formen entwickelte. Diese führte 1989 zur Gründung des Kollektivs tg STAN (NL: Toneelspelergezelschap Stop Thinking About Names), das seit Ende der Neunzigerjahre regelmäßig auch in Frankreich in prestigeträchtigen Theatern gastiert. Die Tatsache, dass tg STAN zwar eine radikale Vision von Theater hat (die Schauspieler_innen tragen Alltagskleidung, wer nicht in einer Szene spielt, bleibt auf der Bühne, usw.), aber Texte des Repertoires spielt (auch auf Französisch), hat vielleicht, so Gouarné, zu Beginn dazu beigetragen, dass das Publikum in Frankreich nicht allzu verunsichert war. Heute berufen sich viele Kollektive auf die flämische Truppe, wie z. B. L'Avantage du doute, deren Mitglieder sich nach einem Workshop mit tg STAN-Gründungsmitglied Frank Vercruyssen zusammengetan haben, oder BERLIN, dessen Mitglieder an der Schauspielschule von Antwerpen studiert haben – wo einige Mitglieder von tg STAN zuerst lernten und jetzt auch lehren. Der letzte Abschnitt enthält Abschriften der Gespräche, die Doyon und Freixe mit Mitgliedern der Kollektive Les Chiens de Navarre, L'Avantage du doute und DRAO geführt haben. Sie sind ein Teil des Quellenmaterials, das in den übrigen Beiträgen kritisch und wissenschaftlich reflektiert wird – aber es ist interessant, diese Aussagen auch ungefiltert lesen zu können. Welches sind nun also die Charakteristiken, die ein Kollektiv definieren? Doyon konstatiert, dass ihre Mitglieder der Gesellschaft nicht radikal den Rücken zukehren, wie das um 1968 oft der Fall gewesen sei, sondern Teil einer soziokulturellen Elite sind, die ein System ablehnt, welches sie schließlich doch anerkannt hat. Ihre Aktionsweise ist nicht direkt politisch, sondern hinterfragt den heutigen institutionellen Theaterbetrieb (welcher sich aber gut damit abfindet, wenn man einen Blick in die Programme der Theater und Festivals wirft: Die Kollektive sind gut vertreten). Ihr Kreationsprozess ist oft dadurch charakterisiert, dass bei den Proben (manchmal auch bei den Vorstellungen) kein Text vorliegt, und dass Themen und Texte bei monate- oder jahrelangen Proben hauptsächlich in langen Diskussionen entwickelt werden. Die Wichtigkeit des Miteinanderredens wird von allen Kollektiven unterstrichen. Dabei wird nicht durch Mehrheitsentscheide ein Kompromiss gesucht, sondern im Gegenteil der Dissens gefördert. Das Spiel schwankt zwischen Fiktion und Wirklichkeit, zwischen Improvisation und Illusion der Improvisation. Es geht auch nicht um Einfühlung in eine 'Rolle'; die Schauspieler_innen spielen sich selbst (oft tragen die 'Figuren' die Vornamen der Schauspieler_innen) oder formen eine Rolle nach ihrer eigenen Persönlichkeit. Was die Organisation betrifft, sind die Aufgaben innerhalb des Kollektivs vielfältig verteilt – was ansonsten als Zeichen von wirtschaftlicher Unsicherheit und Amateurismus angesehen ist, hier aber positiv belegt wird –, den festen Willen, die Schauspieler_innen ins Zentrum der Theaterarbeit zu rücken und eine Produktion nicht automatisch mit dem Namen einer/eines Regisseur_in gleichzusetzen. Die Unterschrift, die ein Kunstwerk – im 20. Jahrhundert auch in der Regie – authentifiziert und überhaupt erst dazu macht, wird von den Kollektiven in Frage gestellt: Der Bekanntheit – dem re'nom'mée – wird der Name entzogen (daher auch: 'Stop Thinking about Names'). Auch wenn einige Kollektive eine_n Regisseur_in haben, wird diese Funktion selten so genannt: Jean-Christophe Meurisse (Les Chiens de Navarre) etwa wird vom Schauspieler und Chiens-Mitglied Maxence Tual als Schnittmeister bezeichnet; seine Aufgabe ist es nicht, bei den Proben seine Vision eines Stücks zu festigen, sondern die Vorstellungen zu 'deperfektionieren', damit das Improvisationsdispositiv auch noch nach Dutzenden von Aufführungen funktionieren kann. Ob dies auch mit einem Ende der Regie gleichzusetzen ist, stellt Freixe in seinem Beitrag ''Den Regisseur abschaffen?'' in Frage. Regie war und ist auch eine Frage der Macht. Viele Kollektive kennzeichne ein starker Individualismus, der jede die Freiheit der Schauspieler_innen beschneidende Autorität zurückweise. Freixe fragt sich, ob diese Situation nicht ein Pyrrhussieg ist und vergleicht die zeitgenössischen Kollektive mit dem Theâtre du Soleil, bei dem er die Unerlässlichkeit eines Blicks von außen hervorhebt, um zu vermeiden, dass das Spiel der Schauspieler_innen in eine postmodern-autoreferentielle Unverbindlichkeit abgleitet. Die Ablehnung jeglicher Hierarchien und Werturteile führe sonst dazu, dass die Schauspieler_innen nur sich selber spielten, und dass sich ihr Spiel, über längere Zeit verfolgt, nicht mehr erneuere und verbessere. Doyon hingegen steht dieser Entwicklung optimistisch gegenüber; sie sieht in dieser neuen gemeinsamen Unterschrift und der damit einhergehenden Auflösung der Figur des 'Chefs' eine Chance für das französische Theater des 21. Jahrhunderts, auch gerade, was die Gleichheit zwischen Männern und Frauen betrifft: Die großen Rollen des Repertoiretheaters sind meist Männerrollen, während es mehr Schauspielerinnen als Schauspieler gibt. Mehr Kollektive, die für und mit ihren Mitgliedern Stücke entwickeln, führten zu mehr Frauen auf der Bühne und zu einer größeren Gleichberechtigung in vielen Theaterberufen. Dazu sei noch bemerkt, dass Doyon ihre Beiträge geschlechtergerecht schreibt – was in Frankreich auch heute noch selten genug ist und deshalb einer Erwähnung wert ist. Man kann dem Kollektivtrend kritisch oder optimistisch gegenüberstehen – jedenfalls macht die Lektüre dieses Buches Lust auf Theaterexperimente, als Theatermacher_in oder Zuschauer_in. Und für Akademiker_innen stellt es eine grundlegende Frage, die im Beitrag von Baptiste Pizzinat explizit angesprochen wird: ''In einer Welt, in der die kollektive Mobilisierung immer schwieriger wird – die akademische Welt bildet da keineswegs eine Ausnahme – [ist] Zusammenarbeit heute nicht mehr ein Luxus. Es ist vielleicht die einzige Methode, die sich uns anbietet, um die sozialen, materiellen und zeitlichen Bedingungen wiederzufinden, die es ermöglichen, Forschung zu betreiben, die diesen Namen verdient, die fähig ist, immer wieder erneut Teil der Polis zu sein und auch dessen, was man gemeinhin, sicher viel zu überstürzt, als öffentlichen Raum bezeichnet'' (übers. v. K.S., S. 76).
Das Angebot an Einführungen in das Fach Theaterwissenschaft ist im Vergleich zu manch anderen Geistes- und Kulturwissenschaften recht überschaubar. Der Einführung in die Theaterwissenschaft von Christopher Balme in der inzwischen 4. durchgesehenen Auflage (2008) ist in den letzten Jahren lediglich Andreas Kottes Theaterwissenschaft. Eine Einführung (2005) zur Seite gestellt worden. Insofern bemühen sich Brincken und Englhart mit ihrer Einführung in die moderne Theaterwissenschaft eine Lücke zu schließen, wenngleich sie recht beeindruckend aufzeigen, an welchen Schwierigkeiten ein solches Projekt zu scheitern vermag. Die beiden Autoren, ihrerseits wissenschaftliche Mitarbeiter am Münchner Institut für Theaterwissenschaft, haben ihr Buch in sechs Kapitel aufgeteilt und spannen den Bogen ihrer Darstellung von den "Grundlagen" und einem "Forschungsbericht" über Ausführungen zu "Theaterästhetik und -theorie" sowie "Historischen Formationen" bis zur "Analyse der Aufführung", um mit vier praktischen Beispielen abzuschließen. Neben einem Personen- und einem Sachregister findet sich eine kommentierte Bibliografie, deren Aufbau aber nicht überzeugen kann. Denn die Literatur wurde in drei nicht zweifelsfrei nachvollziehbare Kategorien ("Einführungen und Übersichtswerke", "Literatur zur Inszenierungs- und Aufführungsanalyse" und "Weitere Literatur") aufgeteilt, wodurch sich die entsprechende Zuordnung der im Text angegebenen Kurzbelege mühsam gestaltet. Irreführend erweist sich zudem der Titel des Buches, der vielleicht auch der Verlagspolitik geschuldet ist. Denn die Autoren gehen von einer an keiner Stelle aufgeklärten Vorstellung einer 'modernen Theaterwissenschaft' aus. Wer nun meint, daraus folgt unter Einbeziehung neuester theaterwissenschaftlicher Literatur ein Aufzeigen des Entwicklungspotentials des Faches in den letzten Jahren, wird eine Enttäuschung erleben. Zwar wird ein Forschungsüberblick angeboten, der in Ansätzen eine solche Erwartungshaltung befriedigen kann, aber es fehlt ein über die bloße Aufzählung neuerer methodischer und theoretischer Zugänge hinausweisender, ernst zu nehmender Diskurs mit der im Rückschluss aus dem Titel zu extrahierenden 'nicht mehr modernen' Theaterwissenschaft. So wird von den beiden Autoren Balmes Einführung in die Theaterwissenschaft immer wieder affirmativ zu Belegzwecken herangezogen, während Kottes Theaterwissenschaft. Eine Einführung nicht einmal in das Literaturverzeichnis Aufnahme gefunden hat. Das Kapitel zu "Theaterästhetik und -theorie" wiederum bietet lediglich einen schlaglichtartigen Teilüberblick, ohne auf darin verwendete Begriffe wie etwa 'Mimesis' einer Einführung gemäß ausführlicher einzugehen. Die Autoren behandeln hierbei zunächst "Einfühlung und Distanz: Schauspieltheorien von Diderot bis heute", setzen sich danach mit "Theaterraum und Szenografie" auseinander, um schließlich der "Theatralen Wirkungsästhetik" viel Aufmerksamkeit zu widmen, wobei auch aktuelle Debatten zu Liminalität, Liveness, Intensität, Präsenz, Atmosphäre und Performativität dargestellt werden. Da zur Erläuterung dieser Debatten aber zumeist in affirmativer Weise Kurzzusammenfassungen von Primärliteratur präsentiert werden, finden differierende Positionen oder kontrastierende Zugänge keinen ausreichenden Platz für eine kritische Auseinandersetzung. Ob der im Titel geführte Terminus 'moderne Theaterwissenschaft' diesem Zugang gerecht wird, ist anzuzweifeln. Als Zielpublikum ihrer Einführung stellen sich die Autoren einen "vorwiegend literaturwissenschaftlich orientierten" (S. 7) Leserkreis vor, was wohl auch damit zusammenhängt, dass das Buch in der Verlagsreihe "Einführungen Germanistik" veröffentlicht wurde. So mag es in diesem Zusammenhang zwar verwundern, dass in keinster Weise auf Dramentheorie eingegangen wird, der stattdessen gewählte Ansatz "die von der Literaturwissenschaft nur peripher berücksichtigten Wechselwirkungen zwischen dem dramatischen Text, den Eigengesetzlichkeiten der Theaterästhetik und den institutionellen Bedingungen der Theaterkultur" (S. 7) zu thematisieren, hat allerdings durchaus seine Berechtigung. Insofern kann als eine durchgängige Linie in den verschiedenen Darstellungen das Bemühen der Autoren hervorgehoben werden, immer wieder das Verhältnis zwischen literarischem Text und theatraler Umsetzung aufzugreifen und zur Diskussion zu stellen. Als Konsequenz ihres Zugangs setzten die Autoren Inszenierungs- und Aufführungsanalyse ins Zentrum ihrer Einführung, wobei - wie es sich bereits in den Themen des Kapitels zu "Theaterästhetik und -theorie" andeutet - vielerorts auf phänomenologisch geprägte Methoden zurückgegriffen wird. Damit verbunden ist eine an mehreren Stellen geäußerte, aber nicht nachzuvollziehende Abwehrhaltung gegenüber postmodernen Zugängen und Analysemethoden. So wird beispielsweise zu aktueller deutschsprachiger Dramatik apodiktisch festgehalten, dass diese "im Sinne einer Post-Postmoderne und in Abgrenzung zu den 68ern, ein[en] neue[n] Realismus" (S. 106) fordere. Als offensichtlich ernst gemeinte Begründung für diese Hinwendung zum Realismus wird von den Autoren angegeben, dass die "Kinder der 68er-Generation" eine "Sehnsucht [.] nach Stabilität in der Bewegung, nach Identität in der Dezentrierung, nach Verantwortung, Verlässlichkeit, Treue und Ethik" hätten, wobei "[i]nstinktiv erkannt [wird], dass das, was die etablierten Älteren als Reaktion diffamieren, auch die Subversion einer permanenten Bewegung sein kann, welche zuweilen ein Merkmal für Totalitarismus ist" (S. 105). Da ansonsten auf gesellschaftspolitische Aspekte hinsichtlich Publikum, Rezeption und Darstellung großteils verzichtet wird, irritiert diese in ihrer Verallgemeinerung absurde Analyse einigermaßen, soll hier aber auch den Tonfall wiedergeben, mit dem an einigen Stellen dieser Einführung operiert wird. Überraschend ist diese Formulierung auch deswegen, weil die Autoren zwar zu Beginn ihrer Einführung im Kapitel "Grundlagen" auf unnötige Weise den Werktreue-Begriff behandeln, es ihnen aber im darauf folgenden Kapitel "Forschungsbericht" gelingt, einiges gut zu machen und mit einer Darstellung über "Neuere Forschungsfelder im Überblick" eine erwartungsvolle Haltung zu generieren. Dabei werden über zehn Seiten unterschiedlichste Forschungszugänge referiert, womit einige wertvolle Lektüreempfehlungen, besonders auch aus dem Feld der später verschmähten 'Postmoderne', verbunden sind. Aber bereits hier regt sich an einigen Stellen Zweifel hinsichtlich der Verständnisbereitschaft der Autoren gegenüber den dargelegten neueren Forschungsfeldern, so wenn zu den Queer Studies vermerkt wird, dass deren Untersuchungsgebiet "die Praktiken innerhalb des nicht-heterosexuellen Bereichs" seien, weswegen sich die Queer Studies "folglich nicht unmittelbar mit der Sexualität auseinandersetzen" (S. 30) müssten. Diese unüberlegte Behauptung ist einfach nur falsch und die weiteren Kapitel zeigen leider, dass es wenig Interesse gibt, sich auf die vorgestellten neueren Forschungsfelder einzulassen. Dies betrifft auch die ebenfalls im Kapitel "Forschungsbericht" enthaltene Abhandlung über die "Theaterwissenschaft von ihren Anfängen bis heute". Zwar wird hier im Vergleich zu fachgeschichtlichen Darstellungen in anderen Einführungsbüchern der enge Zusammenhang der Institutionalisierung des Faches mit dem Nationalsozialismus reflektierter ausgebreitet, so wenn darauf verwiesen wird, dass sich die Theaterwissenschaft "als methodisch anschlussfähig an die Ideologie des Nationalsozialismus" (S. 20) erwiesen hat, was auch kurz anhand von Arbeiten Heinz Kindermanns und Carl Niessens angedeutet wird. Von dieser Reflexion ist aber im später folgenden Kapitel über "Historische Formationen" in der Darstellung des "Politischen Theaters im 20. Jahrhundert" nur noch bedingt etwas zu spüren, da dort nur in einem kurzen Absatz das nationalsozialistische Theater thematisiert wird, noch dazu mit der einzigen Feststellung, dass das "faschistische Regime [.] wie das stalinistische den publikumsnäheren und erfolgreicheren Realismus auf der Bühne" (S. 96) bevorzugte. Anstatt zumindest in der Folge auf Kontinuitäten einzugehen, wird zunächst über das "deutsche Theater in der Nachkriegszeit" lamentiert, das "in seiner Innovationskraft eher gelähmt" erschien, um danach befriedigt festzustellen, dass dieses Theater "Anfang der 60er Jahre [.] wieder Weltgeltung zu erlangen" (S. 96) begann. Das Kapitel über "Historische Formationen" ist im Gesamten als gescheiterte Zusammenfassung zu betrachten. Nahegelegt wird eine lineare Deutung der Entwicklung von Theater, wobei die verschiedenen Entwicklungsetappen als abgeschlossen und widerspruchsfrei dargestellt werden. Der im Teilkapitel zu den "neueren Forschungsfeldern" vorgetragenen Forderung nach einer Hinterfragung des "bis dato herrschende[n] eurozentrische[n], männlichkeits- und mehrheitsdominierte[n] Blick[s] auf kulturelle Phänomene und Artefakte" (S. 26) wird de facto eine Absage erteilt, wenn in der Folge nur eine Geschichte des europäischen Theaters und hierbei hauptsächlich des deutschen Theaters erzählt wird. Theatrale Formen abseits der mehrheitsdominierten Theatergeschichtsdarstellungen werden, wenn überhaupt, nur in Nebensätzen erwähnt. Verwendbarer gestalten sich die beiden letzten Kapitel zur Inszenierungs- und Aufführungsanalyse, wenngleich auf Fragen nach gesellschaftlichen Wechselwirkungen theatraler Formen grosso modo verzichtet wird. Stattdessen stehen phänomenologische Aspekte im Mittelpunkt, die in den angeschlossenen praktischen Beispielen großteils nachvollziehbar umgesetzt werden. Analysiert werden dabei Inszenierungen von Thalheimer, Wilson und Castorf und eine Aktion von Schlingensief. Die Einführung in die moderne Theaterwissenschaft kann in der derzeitigen Form als Lehrbuch nicht empfohlen werden, da durchgehend eine Tendenz zur vermeintlichen Abgeschlossenheit und zur apodiktisch vorgetragenen Eindeutigkeit festzustellen ist. Einer (selbst-)kritischen Auseinandersetzung wird nur bedingt Platz gelassen. Unklar bleibt zudem, welches Publikum die Autoren tatsächlich ansprechen möchten. So differieren die einzelnen Teilkapitel sprachlich ungemein. Die Palette reicht dabei von ungenau reflektierten Beobachtungen bis zu dichten, mit einem Übermaß an Bedeutung aufgeladenen Passagen. Nicht nur hier zeigen sich Inkohärenzen, auch beim Zusammenwirken zwischen den verschiedenen Kapiteln und Teilkapiteln fehlt die Abstimmung, was der Lesbarkeit des Buches enorm schadet. Dazu kommt, dass die Autoren ihre Verwendung des Begriffs 'Theater' nicht erläutern, wodurch vielleicht einige der Einschränkungen bzw. eingeschlagenen Wege besser nachvollziehbar geworden wären. Es ist zu hoffen, dass bei einer zweiten Auflage eine umfangreiche Überarbeitung das Projekt noch zu retten vermag.
Das Buch ist der Biographie und dem wissenschaftlichen Nachlass von John Michael Steiner gewidmet – einem tschechisch-amerikanischen Soziologen, geboren 1925 in Prag, verstorben 2014 im kalifornischen Novato. Er hat Auschwitz und andere Konzentrationslager überlebt und ist einer der wenigen Verfolgten, die sich später in der wissenschaftlichen Täterforschung engagierten. Nach dem Krieg musste er wegen der Machtübernahme der KP aus Prag fliehen, zunächst nach Australien, dann in die USA. Er kam 1962 nach Deutschland und konnte seine Forschung auch nach seiner Promotion an der Universität Freiburg i.Br. fortsetzen, unterstützt durch Stipendien der Alexander von Humboldt Foundation und der Fulbright Commission. – Einzigartig ist seine vergleichende Untersuchung (1962 bis 1966) zwischen ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS und SS und ehemaligen Angehörigen der Wehrmacht mit dem 1970 publizierten Ergebnis einer weiterbestehenden, relativ stärkeren autoritären Einstellung der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS und SS. Weitaus wichtiger waren ihm Lebensläufe und Sozialverhalten typischer SS-Männer. Aus verschiedenen Gründen kam es nicht zu einer Publikation der für ihn verfassten Lebensläufe. Hier ragen 10 Lebensläufe hervor: Vier Verfasser waren zu lebenslänglicher Haft verurteilt wegen ihrer vielfachen Morde in den Lagern Auschwitz, Buchenwald oder Sobibor, sechs waren Offiziere der Waffen-SS, darunter ein Adjutant Himmlers und ein Adjutant Hitlers. Diese Lebensläufe werden hier erstmals publiziert (dazu zwei transkribierte Interviews). Im Kapitel 1 wird Steiners Biographie geschildert, seine wissenschaftlichen Arbeiten und sein öffentliches Engagement. Dieses Kapitel enthält auch seine Aufsätze über das Fragmentierte Gewissen und über Role margin, d.h. den individuellen, von sozialer und von moralischer Intelligenz abhängigen Ermessenspielraum eines SS-Mannes im Lagerkommando, außerdem seinen Briefwechsel mit Erich Fromm über die Interpretation der Lebensläufen von SS-Angehörigen. Übersetzt wurden Steiners drei eindringliche Erfahrungsberichte: KZ-Arbeitseinsatz Blechhammer, Todesmarsch nach Reichenbach, Im Viehwagen nach Dachau. Im Kapitel 2 Grundlegende Studien zur Autoritären Persönlichkeit: Konzeptionen und Forschungsergebnisse wird ein Bezugsrahmen für die folgenden Interpretationen entwickelt. Dazu gehört eine Übersicht über zwei Meilenstein-Studien zur Autoritäten Persönlichkeit: (1) Erich Fromm und Mitarbeiter (1936, 1980), deren Publikation von Max Horkheimer untersagt wurde, und (2) Adorno, Frenkel-Brunswik, Levinson und Sanford (1950). Der ausführliche Kommentar zur neueren Forschung auf diesem Gebiet bezieht sich einerseits auf die "Autoritäre Persönlichkeit" als multimethodisch und prozessanalytisch zu erfassender Persönlichkeitstypus versus "Autoritarismus" als Einstellung, gewöhnlich nur als Selbstbeurteilung ohne Verhaltensdaten erfasst. – Wichtige Arbeiten der Täterforschung werden dargestellt, u.a. die herausragende Forschung von Henry Dicks (1950, 1972). Weitere Themen sind: das geringe Interesse deutscher Psychologen an der Täterforschung, die sog. neue Täterforschung deutscher Historiker und der gravierende Mangel an Interdisziplinarität. Im Kapitel 3 Täterforschung: Steiners Konzepte und Methoden wird die Fragebogenstudie dargestellt und ausführlich über die zehn Lebensläufe berichtet. Sie werden psychologisch interpretiert, u.a. hinsichtlich Fromms Konzeption der Autoritären Persönlichkeit und Steiners Fragen nach Fragmentierung des Gewissens und Entscheidungsspielraum. Diese Leitkonzepte sind zweifellos als Heuristiken geeignet, doch mangelt es oft an hinreichend detaillierter Lebenslauf-Information, um die situative Auslösung von latenter Gewalttätigkeit und von sadistischen Handlungen adäquat erfassen zu können. Die mit Absicht erst nachträglich recherchierten, sekundären Informationen sind als Korrektiv des Gesamtbildes wichtig, können jedoch eine systematische Exploration der psychosozialen Prozesse nicht ersetzen. Im Kapitel 4 Täterforschung und Erziehungsreform wird Steiners Forderung nach einer fundamentalen Erziehungsreform im Kontext anderer Reformideen geschildert: u.a. Neills' Summerhill, Entnazifizierungsprogramme (Re-education); Aussteiger-Programme für Angehörige extremistischer Gruppen. – "Erziehung nach Ausschwitz" fand jedoch kaum statt. Es mangelt weithin an einem Ethik-Unterricht für Alle und auf allen Schulstufen. Erst während der letzten Jahre gibt es in Deutschland mehr Initiativen zur Reform des Ethik-Unterrichts, beispielsweise durch Projekte der Bertelsmann-Stiftung, durch neue pädagogische Initiativen und Schulbücher mit vielen Anregungen, nicht nur das Wissen über Ethik zu lehren, sondern Kompetenzen wie Perspektivenwechsel und Einfühlung auch praktisch zu üben. Das Kapitel 5 fasst die wichtigsten Perspektiven zusammen und zitiert Steiners Fragen und Thesen (wie sie als Untertitel dieses Buches gewählt wurden: " …wie können Menschen so werden, dass sie so etwas tun können?" – "Je mehr ich verstehe, desto weniger muss ich hassen." – "Nur Erinnerung und Erziehung können neuen Furchtbarkeiten und Genoziden vorbeugen." Der Anhang enthält außer den Kopien der Lebensläufe u.a. Steiner Publikationsliste, seine an der Sonoma State University inzwischen gelöschte Homepage und sein Engagement in den Medien. So war er an der vierteiligen Reportage (SPIEGEL-TV, 2009, und ZDF) Gesichter des Bösen als direkter Zeitzeuge und als wissenschaftlicher Kommentator beteiligt. ; The book is dedicated to the biography and academic bequest of John Michael Steiner – a Czech American sociologist born in Prague in 1925, died in Novato, California, in 2014. He survived Auschwitz and other concentration camps and is one of the few persecuted people who later became involved in scientific research into perpetrators. After the war he had to flee Prague because of the seizure of power by the Communist Party, first to Australia, then to the USA. He came to Germany in 1962 and was able to continue his research after his doctorate at the University of Freiburg i. Br, supported by fellowships from the Alexander von Humboldt-Foundation and as a Senior Fulbright-Professor. His comparative study (1962 to 1966) of former members of the Waffen-SS and SS and former members of the Wehrmacht is unique. The results, indicating a persisting authoritarian attitude, remarkably higher in former members of Waffen-SS and SS, were published in 1970. Far more important to him were the CVs and social behavior of typical SS-men. For various reasons, the CVs were not published. Ten of these CV written for him stand out here: four authors were sentenced to life imprisonment for their multiple murders in the Auschwitz, Buchenwald or Sobibor camps; six were officers of the Waffen-SS, including an adjutant of Himmler and an adjutant of Hitler. These CVs are published here for the first time (plus two transcribed interviews). Chapter 1 describes Steiner's biography, his scientific work, and his public commitment. This chapter also contains his essays on the Fragmentation of Conscience and on Role Margin, i.e., the individual discretion of an SS man's action, dependent on social and moral intelligence, and, Steiner's correspondence with Erich Fromm on the interpretation of the biographies of SS-men. Three reports of Steiner's extreme experience were translated: Slave Laborer at the Blechhammer (Ehrenforst) Synfuel Plant; On a Death March from Blechhammer to Reichenbach; In a Cattle Wagon to Dachau. Chapter 2 Basic Studies on Authoritarian Personality: Concepts and Research Results develop a frame of reference for the following interpretations. This includes an overview of two mile-stone studies on the Authoritarian personality:(1) Erich Fromm and co-workers (1936, 1980, initial publication prohibited by Max Horkheimer), and (2) Adorno, Frenkel-Brunswik, Levenson and Sanford (1950). The detailed commentary on recent research in this field refers on the one hand to the "authoritarian personality" as a personality type suggesting a multimethod assessment of motivation and action, versus "authoritarianism" as a social attitude, usually a self-assessment, i.e., a questionnaire without behavioral data. Important work of perpetrator research is presented, e.g., the outstanding research by Henry Dicks (1950, 1972). Other topics are: the low interest of German psychologists in perpetrator research, the so-called new perpetrator research by German historians, and the serious lack of interdisciplinarity. In Chapter 3 Perpetrator Research: Steiner's Concepts and Methods, the questionnaire study is presented, and the ten CVs are reported in detail. The psychological interpretation is primarily based on Fromm's conception of the authoritarian personality and Steiner's questions about fragmentation of conscience and role margin. These guiding concepts are undoubtedly suitable as heuristics, but there is often a lack of sufficiently detailed CV information to adequately capture the situational triggering of latent violence and sadistic actions. Secondary information, obtained after interpretation, is essential as a corrective to the overall picture, but cannot replace a systematic exploration of psychosocial processes. In Chapter 4 Perpetrator Research and Educational Reform, Steiner's demand for a fundamental education reform is discussed in the context of, among others, Neill's Summerhill, De-nazification programs (re-education); Drop-out programs for members of extremist groups. However, "Education after Auschwitz" hardly ever took place. There is a widespread lack of ethics teaching for all, and at all school levels in Germany. Only in recent years have there been more initiatives in Germany to renewing ethics teaching, for example, projects by the Bertelsmann Foundation, new pedagogical initiatives, and textbooks with many suggestions not only to teach knowledge about ethics, but also to practice skills, such as a change of perspective, and empathy. Chapter 5 summarizes the essential perspectives, and quotes Steiner's questions and principles (chosen as subtitles of the present book): "How can people become such that they can do something like this?"; "The more I understand, the less I have to hate"; "Only memory and education can prevent new dreadfulness and genocide". Appendix: In addition to copies of the original CVs, it contains Steiner's list of publications; his homepage, which has since been deleted at Sonoma State University; and his media appearances., e.g., in the four-part Reportage Faces of Evil (SPIEGEL-TV 2009, and ZDF) as a direct contemporary witness, and as an expert in perpetrator research.
Das Buch ist der Biographie und dem wissenschaftlichen Nachlass von John Michael Steiner gewidmet – einem tschechisch-amerikanischen Soziologen, geboren 1925 in Prag, verstorben 2014 im kalifornischen Novato. Er hat Auschwitz und andere Konzentrationslager überlebt und ist einer der wenigen Verfolgten, die sich später in der wissenschaftlichen Täterforschung engagierten. Nach dem Krieg musste er wegen der Machtübernahme der KP aus Prag fliehen, zunächst nach Australien, dann in die USA. Er kam 1962 nach Deutschland und konnte seine Forschung auch nach seiner Promotion an der Universität Freiburg i.Br. fortsetzen, unterstützt durch Stipendien der Alexander von Humboldt Foundation und der Fulbright Commission. – Einzigartig ist seine vergleichende Untersuchung (1962 bis 1966) zwischen ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS und SS und ehemaligen Angehörigen der Wehrmacht mit dem 1970 publizierten Ergebnis einer weiterbestehenden, relativ stärkeren autoritären Einstellung der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS und SS. Weitaus wichtiger waren ihm Lebensläufe und Sozialverhalten typischer SS-Männer. Aus verschiedenen Gründen kam es nicht zu einer Publikation der für ihn verfassten Lebensläufe. Hier ragen 10 Lebensläufe hervor: Vier Verfasser waren zu lebenslänglicher Haft verurteilt wegen ihrer vielfachen Morde in den Lagern Auschwitz, Buchenwald oder Sobibor, sechs waren Offiziere der Waffen-SS, darunter ein Adjutant Himmlers und ein Adjutant Hitlers. Diese Lebensläufe werden hier erstmals publiziert (dazu zwei transkribierte Interviews). Im Kapitel 1 wird Steiners Biographie geschildert, seine wissenschaftlichen Arbeiten und sein öffentliches Engagement. Dieses Kapitel enthält auch seine Aufsätze über das Fragmentierte Gewissen und über Role margin, d.h. den individuellen, von sozialer und von moralischer Intelligenz abhängigen Ermessenspielraum eines SS-Mannes im Lagerkommando, außerdem seinen Briefwechsel mit Erich Fromm über die Interpretation der Lebensläufen von SS-Angehörigen. Übersetzt wurden Steiners drei eindringliche Erfahrungsberichte: KZ-Arbeitseinsatz Blechhammer, Todesmarsch nach Reichenbach, Im Viehwagen nach Dachau. Im Kapitel 2 Grundlegende Studien zur Autoritären Persönlichkeit: Konzeptionen und Forschungsergebnisse wird ein Bezugsrahmen für die folgenden Interpretationen entwickelt. Dazu gehört eine Übersicht über zwei Meilenstein-Studien zur Autoritäten Persönlichkeit: (1) Erich Fromm und Mitarbeiter (1936, 1980), deren Publikation von Max Horkheimer untersagt wurde, und (2) Adorno, Frenkel-Brunswik, Levinson und Sanford (1950). Der ausführliche Kommentar zur neueren Forschung auf diesem Gebiet bezieht sich einerseits auf die "Autoritäre Persönlichkeit" als multimethodisch und prozessanalytisch zu erfassender Persönlichkeitstypus versus "Autoritarismus" als Einstellung, gewöhnlich nur als Selbstbeurteilung ohne Verhaltensdaten erfasst. – Wichtige Arbeiten der Täterforschung werden dargestellt, u.a. die herausragende Forschung von Henry Dicks (1950, 1972). Weitere Themen sind: das geringe Interesse deutscher Psychologen an der Täterforschung, die sog. neue Täterforschung deutscher Historiker und der gravierende Mangel an Interdisziplinarität. Im Kapitel 3 Täterforschung: Steiners Konzepte und Methoden wird die Fragebogenstudie dargestellt und ausführlich über die zehn Lebensläufe berichtet. Sie werden psychologisch interpretiert, u.a. hinsichtlich Fromms Konzeption der Autoritären Persönlichkeit und Steiners Fragen nach Fragmentierung des Gewissens und Entscheidungsspielraum. Diese Leitkonzepte sind zweifellos als Heuristiken geeignet, doch mangelt es oft an hinreichend detaillierter Lebenslauf-Information, um die situative Auslösung von latenter Gewalttätigkeit und von sadistischen Handlungen adäquat erfassen zu können. Die mit Absicht erst nachträglich recherchierten, sekundären Informationen sind als Korrektiv des Gesamtbildes wichtig, können jedoch eine systematische Exploration der psychosozialen Prozesse nicht ersetzen. Im Kapitel 4 Täterforschung und Erziehungsreform wird Steiners Forderung nach einer fundamentalen Erziehungsreform im Kontext anderer Reformideen geschildert: u.a. Neills' Summerhill, Entnazifizierungsprogramme (Re-education); Aussteiger-Programme für Angehörige extremistischer Gruppen. – "Erziehung nach Ausschwitz" fand jedoch kaum statt. Es mangelt weithin an einem Ethik-Unterricht für Alle und auf allen Schulstufen. Erst während der letzten Jahre gibt es in Deutschland mehr Initiativen zur Reform des Ethik-Unterrichts, beispielsweise durch Projekte der Bertelsmann-Stiftung, durch neue pädagogische Initiativen und Schulbücher mit vielen Anregungen, nicht nur das Wissen über Ethik zu lehren, sondern Kompetenzen wie Perspektivenwechsel und Einfühlung auch praktisch zu üben. Das Kapitel 5 fasst die wichtigsten Perspektiven zusammen und zitiert Steiners Fragen und Thesen (wie sie als Untertitel dieses Buches gewählt wurden: " …wie können Menschen so werden, dass sie so etwas tun können?" – "Je mehr ich verstehe, desto weniger muss ich hassen." – "Nur Erinnerung und Erziehung können neuen Furchtbarkeiten und Genoziden vorbeugen." Der Anhang enthält außer den Kopien der Lebensläufe u.a. Steiner Publikationsliste, seine an der Sonoma State University inzwischen gelöschte Homepage und sein Engagement in den Medien. So war er an der vierteiligen Reportage (SPIEGEL-TV, 2009, und ZDF) Gesichter des Bösen als direkter Zeitzeuge und als wissenschaftlicher Kommentator beteiligt. ; The book is dedicated to the biography and academic bequest of John Michael Steiner – a Czech American sociologist born in Prague in 1925, died in Novato, California, in 2014. He survived Auschwitz and other concentration camps and is one of the few persecuted people who later became involved in scientific research into perpetrators. After the war he had to flee Prague because of the seizure of power by the Communist Party, first to Australia, then to the USA. He came to Germany in 1962 and was able to continue his research after his doctorate at the University of Freiburg i. Br, supported by fellowships from the Alexander von Humboldt-Foundation and as a Senior Fulbright-Professor. His comparative study (1962 to 1966) of former members of the Waffen-SS and SS and former members of the Wehrmacht is unique. The results, indicating a persisting authoritarian attitude, remarkably higher in former members of Waffen-SS and SS, were published in 1970. Far more important to him were the CVs and social behavior of typical SS-men. For various reasons, the CVs were not published. Ten of these CV written for him stand out here: four authors were sentenced to life imprisonment for their multiple murders in the Auschwitz, Buchenwald or Sobibor camps; six were officers of the Waffen-SS, including an adjutant of Himmler and an adjutant of Hitler. These CVs are published here for the first time (plus two transcribed interviews). Chapter 1 describes Steiner's biography, his scientific work, and his public commitment. This chapter also contains his essays on the Fragmentation of Conscience and on Role Margin, i.e., the individual discretion of an SS man's action, dependent on social and moral intelligence, and, Steiner's correspondence with Erich Fromm on the interpretation of the biographies of SS-men. Three reports of Steiner's extreme experience were translated: Slave Laborer at the Blechhammer (Ehrenforst) Synfuel Plant; On a Death March from Blechhammer to Reichenbach; In a Cattle Wagon to Dachau. Chapter 2 Basic Studies on Authoritarian Personality: Concepts and Research Results develop a frame of reference for the following interpretations. This includes an overview of two mile-stone studies on the Authoritarian personality:(1) Erich Fromm and co-workers (1936, 1980, initial publication prohibited by Max Horkheimer), and (2) Adorno, Frenkel-Brunswik, Levenson and Sanford (1950). The detailed commentary on recent research in this field refers on the one hand to the "authoritarian personality" as a personality type suggesting a multimethod assessment of motivation and action, versus "authoritarianism" as a social attitude, usually a self-assessment, i.e., a questionnaire without behavioral data. Important work of perpetrator research is presented, e.g., the outstanding research by Henry Dicks (1950, 1972). Other topics are: the low interest of German psychologists in perpetrator research, the so-called new perpetrator research by German historians, and the serious lack of interdisciplinarity. In Chapter 3 Perpetrator Research: Steiner's Concepts and Methods, the questionnaire study is presented, and the ten CVs are reported in detail. The psychological interpretation is primarily based on Fromm's conception of the authoritarian personality and Steiner's questions about fragmentation of conscience and role margin. These guiding concepts are undoubtedly suitable as heuristics, but there is often a lack of sufficiently detailed CV information to adequately capture the situational triggering of latent violence and sadistic actions. Secondary information, obtained after interpretation, is essential as a corrective to the overall picture, but cannot replace a systematic exploration of psychosocial processes. In Chapter 4 Perpetrator Research and Educational Reform, Steiner's demand for a fundamental education reform is discussed in the context of, among others, Neill's Summerhill, De-nazification programs (re-education); Drop-out programs for members of extremist groups. However, "Education after Auschwitz" hardly ever took place. There is a widespread lack of ethics teaching for all, and at all school levels in Germany. Only in recent years have there been more initiatives in Germany to renewing ethics teaching, for example, projects by the Bertelsmann Foundation, new pedagogical initiatives, and textbooks with many suggestions not only to teach knowledge about ethics, but also to practice skills, such as a change of perspective, and empathy. Chapter 5 summarizes the essential perspectives, and quotes Steiner's questions and principles (chosen as subtitles of the present book): "How can people become such that they can do something like this?"; "The more I understand, the less I have to hate"; "Only memory and education can prevent new dreadfulness and genocide". Appendix: In addition to copies of the original CVs, it contains Steiner's list of publications; his homepage, which has since been deleted at Sonoma State University; and his media appearances., e.g., in the four-part Reportage Faces of Evil (SPIEGEL-TV 2009, and ZDF) as a direct contemporary witness, and as an expert in perpetrator research. ; unknown ; unknown
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Vortrag von Sina Marie Nietz bei Festo am 24.10.2019 (verschriftlichte Form)Der Titel dieses Vortrags beinhaltet mehrere "Riesenbegriffe": Globalisierung und Digitalisierung, zwei Begriffe, die heutzutage geradezu inflationär genutzt werden und dabei ganz unterschiedliche Prozesse und Entwicklungen beschreiben. Autonomer Individualverkehr, Pflege-Roboter, softwaregesteuerte Kundenkorrespondenz und Social Media, Big-Data-Ökonomie, Clever-Bots, Industrie 4.0. Die Digitalisierung hat ökonomische, kulturelle und politische Auswirkungen auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Die zunehmenden technischen Möglichkeiten vor allem durch KI zwingen uns auch zu einer Auseinandersetzung mit ethischen Fragen und unseren bisherigen Konzepten von Intelligenz. Was zeichnet menschliches Handeln aus? Wie unterscheidet sich menschliche, natürliche Intelligenz von Künstlicher? Die Frage, was menschliches Handeln und menschliche Intelligenz von Maschinen unterscheidet, wird aus einem Alltagsverständnis heraus häufig mit Emotionen wie Empathie, Mitgefühl, Einfühlungsvermögen, Mitmenschlichkeit beantwortet. All diese Begriffe wollen wir nun zunächst einmal unter "emotionaler Intelligenz" zusammenfassen, bevor wir uns zu einem späteren Zeitpunkt näher damit auseinandersetzen werden.Globalisierung – ein weiterer überaus komplexer Begriff, der genutzt wird, um ganz unterschiedliche Prozesse zu beschreiben. Globalisierung meint die Verflechtung von Handelsbeziehungen und Kommunikationstechnologien sowie den Anstieg von Mobilität. Globalisierung umfasst zunehmende transnationale Abhängigkeiten in Form von losen Abkommen, Verträgen und Gesetzen. Globalisierung bedeutet auch, dass Organisationen wie NGOs, transnationale Institutionen, Konzerne und Staaten über Ländergrenzen hinweg agieren und kooperieren. Globalisierung meint jedoch auch globale Herausforderungen wie internationalen Terrorismus und vor allem die Klimakatastrophe. In dieser Zeit zunehmender Verflechtungen und internationaler Abhängigkeiten lassen sich gleichzeitig nationalistische Tendenzen beobachten, die der zunehmenden Öffnung gesellschaftliche Abschottung entgegenzusetzen versuchen. Die Frage nach Öffnung oder Abschottung polarisiert und spaltet. In der Wissenschaft wird von einer neuen gesellschaftlichen Konfliktlinie, einer cleavage gesprochen. Die cleavage zwischen Öffnung und Abschottung, zwischen Kosmopoliten und Nationalisten, zwischen Rollkoffer und Rasenmäher.Die Ergebnisse der letzten Europawahlen im Mai 2019 haben jene cleavage eindeutig widergespiegelt. Die etablierten Parteien, allen voran CDU/CSU und SPD, haben erneut massiv Wählerstimmen eingebüßt. Wohingegen auf der einen Seite der neuen gesellschaftlichen Konfliktlinie die AfD mit ihrem Abschottungskurs und auf der anderen Seite die Grünen, die klare Kante für Kosmopolitismus verkörpern, Stimmenzuwächse verzeichnen konnten. Auch in anderen europäischen Ländern sahen die Wahlergebnisse programmatisch vergleichbarer Parteien ähnlich aus.Bereits seit der Wirtschafts- bzw. "Eurokrise" erhalten rechtspopulistische Parteien zunehmend Zuspruch in ganz Europa. Deutschland war mit der AfD in dieser Hinsicht ein Nachzügler. Der Begriff "Rechtspopulismus" ist dabei nicht ganz unproblematisch. Zum einen dient er als sogenannter "battle term", um gegnerische Parteien oder PolitikerInnen zu degradieren. Zum anderen findet er keine einheitliche Verwendung, sondern wird genutzt, um einen Politikstil, eine rhetorische Strategie, eine Mobilisierungsstrategie oder eine politische Ideologie zu bezeichnen. Des Weiteren bildet sich zunehmend der Konsens heraus, dass mit dem Begriff auch die Gefahr der Verharmlosung in Bezug auf Parteien oder Personen einhergeht, die ihrer politischen Gesinnung nach eigentlich als rechtsradikal bis rechtsextrem einzuordnen sind. Trotz dieser Schwierigkeiten hat sich in den vergangenen Jahren durch zahlreiche Publikationen ein wissenschaftlicher Konsens geformt. Im Folgenden soll die Definition von Rechtspopulismus nach Jan Werner Müller, einem der federführenden Populismusforscher in Deutschland, umrissen werden. Populismus leitet sich von dem lateinischen Wort "populus", zu deutsch "Volk", ab. Der Bezug auf das Volk ist für jede Form des Populismus essenziell. In der Logik des Populismus stehen "dem Volk" die "korrupten Eliten", das Establishment gegenüber ("Altparteien", "Eurokraten"…). Es ist prinzipiell variabel, wer zu den Eliten zählt. In diesem Zusammenhang wird häufig das vermeintliche Paradoxon Donald Trump angeführt. Dieser zählt aufgrund seines Vermögens definitiv zu einer finanziellen Elite, kann sich jedoch aufgrund seines Mangels an Politikerfahrung als Politikaußenseiter, als "Mann aus dem Volk" und Sprachrohr des Volkes darstellen.Jan Werner-Müller zufolge sind RechtspopulistInnen immer anti-elitär, doch nicht jeder, der Eliten kritisiert, ist auch automatisch ein Rechtspopulist. Es muss immer noch ein zweites Kriterium gegeben sein, nämlich das des Anti-Pluralismus. In einer pluralistischen Gesellschaft konkurrieren zahlreiche verschiedene Organisationen, gesellschaftliche Gruppierungen und Parteien um wirtschaftliche und politische Macht. Es herrscht außerdem Vielfalt in Form von Meinungen und unterschiedlichen Lebensentwürfen. Rechtspopulismus lehnt diese Vielfalt ab. Es findet demnach nicht nur eine Abgrenzung nach oben zu "den Eliten", sondern auch nach unten ("Sozialschmarotzer") bzw. außen ("der Fremde", "der Islam", "die Flüchtlinge", Homosexuelle) statt. Rechtspopulistische Repräsentanten behaupten, ein homogen gedachtes "wahres Volk" mit einem einheitlichen Volkswillen zu vertreten. So wird ein moralischer Alleinvertretungsanspruch postuliert. Da der homogen konstruierte Volkswille in der Logik des Rechtspopulismus a priori feststeht und RechtspopulistInnen diesen repräsentieren, bedarf es keiner anderen Parteien oder Vertreter. Daraus ergibt sich jedoch ein Logikproblem, wenn sie dann bei Wahlen nicht die Mehrheit der Stimmen auf sich vereinen können. So betrug der Stimmenanteil der AfD bei der Bundestagswahl 2017 12,6%. Um diese Differenz "erklären" zu können, werden verschwörungstheoretische Erklärungsmuster wie das einer "schweigenden Mehrheit" herangezogen. Es werden gezielt Zweifel am politischen System, an den Medien ("Lügenpresse") und der Wissenschaft gesät. Es wird auf vermeintliche Fehler im System und die angebliche Unterdrückung des "eigentlichen Volkswillens" verwiesen. So schaffen RechtspopulistInnen eine Parallelwelt der "alternativen Fakten" und tragen zur Spaltung der Gesellschaft bei.Betrachtet man die verschiedenen rechtspopulistischen Parteien und Bewegungen in Europa, stößt man auf Unterschiede in deren Inhalten und Strategien. So hat Geert Wilders in den Niederlanden beispielsweise immer eine sehr liberale Gesellschaftspolitik vertreten, etwa in Form liberaler Abtreibungsgesetze und der Befürwortung gleichgeschlechtlicher Ehen. In Polen fährt die PiS-Partei hingegen einen katholisch geprägten konservativen Kurs hinsichtlich gesellschaftspolitischer Themen, wie auch die FPÖ in Österreich. Als gemeinsame Klammer dient allen rechtspopulistischen Parteien ihre ablehnende bis feindliche Haltung gegenüber Migration und "dem Islam". Die ausgrenzende Gesinnung bildet demnach das Kernelement rechtspopulistischer Ideologien. Das bedeutet, dass es keinen Rechtspopulismus ohne Feindbilder gibt.Und damit wären wir bei der ersten These meines heutigen Vortrags: Feindbilder sind das Kernelement von Rechtspopulismus. Rechtspopulistische Parteien greifen gezielt xenophobe Vorurteile, Stereotype und Emotionen wie Angst und Hass auf, schüren diese und verbreiten sie so. Wir werden gleich noch darauf zu sprechen kommen, wie sie dies genau machen. Vorurteile sind eine effektive Strategie, um Ungleichheit oder die Entstehung von Ungleichheit zu legitimieren. Hier dockt der Populismus perfekt an die bereits vorhandene Ungleichheitsideologie unserer meritokratischen Leistungsgesellschaft an. Unsere freie Marktwirtschaft basiert auf der Annahme der Notwendigkeit von Ungleichheit und legitimiert diese durch unterschiedliche Mechanismen. Stichworte in diesem Kontext lauten: survival of the fittest, Leistungsprinzip, Konkurrenzdruck in Zeiten von Outsourcing von Arbeitsplätzen und Zeitarbeit, Selbstoptimierung, Humankapital.Ich würde Sie an dieser Stelle gerne zu einem kurzen Exkurs in die Kognitionswissenschaft einladen, um die Bedeutung von Vorurteilen und Stereotypen für das menschliche Denken und Handeln näher zu erläutern. Der menschliche Verstand benötigt Kategorien zum Denken, zum Einordnen und Verarbeiten von Sinneseindrücken und Informationen. Andernfalls würde der Prozess der Informationsverarbeitung viel zu viel Zeit beanspruchen und wir wären nicht handlungsfähig. Wir ordnen unsere Eindrücke also bestimmten, vorgefertigten Kategorien zu. Innerhalb einer Kategorie erhält nun alles dieselbe Vorstellungs- bzw. Gefühlstönung. Der Grad der Verallgemeinerung hängt mit dem Wissen über die einzuordnende Information zusammen. Auf die rechtspopulistischen Ausgrenzungsstrategien bezogen ergibt sich Folgendes: Es wird das Feindbild "Islam" konstruiert und mit Eigenschaften wie "Gewalt" und "Terror" verknüpft. Dabei wird nicht zwischen verschiedenen Strömungen und Glaubensrichtungen unterschieden, sondern alles zu einem homogenen Gebräu innerhalb derselben Kategorie umgerührt. Individuen, die aufgrund von Herkunft, Religionszugehörigkeit, Ethnie etc. dieser Gruppe zugezählt werden, werden als Teil der Feindgruppe gedacht, nicht als Individuen. Sie werden objektiviert und entmenschlicht. Das Leiden des Einzelnen geht in der Masse unter und Empathie wird verhindert. Einzelne Ausnahmen werden als solche anerkannt, um das Gesamtbild, bzw. die gebildeten Kategorien, aufrechterhalten zu können. Und damit sind wir bei der zweiten These angelangt: Die Verallgemeinerung rechtspopulistischer Ausgrenzungsstrategien verhindert Empathie.Die einfache Zweiteilung des Freund-Feind-Denkens geht mit einer enormen Reduktion von Komplexität einher - ein attraktives Angebot in Zeiten zunehmender Komplexität und Undurchschaubarkeit (Stichwort Globalisierung). Doch wie werden diese Feindbilder nun genau erzeugt und aufrechterhalten? Hierzu bedienen sich rechtspopulistische Akteure unterschiedlicher rhetorischen Strategien.Rechtspopulistische Sprache ist zumeist eine reduktionistische und sehr bildhafte Sprache. Es werden häufig Metaphern verwendet, die Träger einer Botschaft sind. So ist der im Kontext der Migrationsbewegungen ab 2015 oft verwendete Begriff "Flüchtlingswelle" kein neutraler Begriff. Die Zusammensetzung der beiden Worte "Flüchtlinge" und "Welle" impliziert eine unaufhaltsame Naturgewalt, gegenüber der es sich durch Bauen eines Dammes abzuschotten gilt. Zudem finden auch biologistische Metaphern wie "Flüchtlingsschwärme" ihren Einzug in rechtspopulistische Narrative. Die Entlehnung nationalsozialistisch geprägter Begriffe wie beispielsweise "völkisch" durch Akteure der AfD hat nicht nur einmal zu medialer Aufmerksamkeit geführt. Weitere häufig verwendete rhetorische Strategien und Stilmittel sind Wiederholungen, Wortneuschöpfungen, Tabubrüche, kalkulierte Ambivalenz und auch die eingangs erwähnten Verschwörungstheorien. Ich möchte diese Stilmittel nicht im Einzelnen näher ausführen. Aber ich möchte auf die Beziehung zwischen Rechtspopulismus und Medien aufmerksam machen. Es gab in den vergangenen Monaten zahlreiche Beispiele für Tabubrüche seitens der AfD, die nach und nach zu einer Diskursverschiebung geführt hat, die mit einer Normalisierung von Gewalt in der Sprache im öffentlichen Diskurs einhergeht.Medien und Populismus folgen ähnlichen Kommunikationsstrategien wie beispielsweise Personalisierung, Emotionalisierung, Dramatisierung und Komplexitätsreduktion. Trotz der grundlegend feindlichen Einstellung rechtspopulistischer Parteien gegenüber der "Lügenpresse" gehen Populismus und Massenmedien eine Art Symbiose ein. Die Massenmedien sind auf Schlagzeilen angewiesen und die PopulistInnen auf mediale Aufmerksamkeit. Eine besondere Rolle spielen insbesondere seit dem letzten US-Wahlkampf soziale Medien wie Twitter. Trump bezeichnete sich einmal selbst als den "Hemingway der 140 Zeichen". Durch seine kurzen Tweets in einer einfach gehaltenen Sprache vermittelt er Nahbarkeit und inszeniert sich als Sprachrohr des Volkes. Immer in Abgrenzung zu der abgehobenen, korrupten Politikelite mit ihrer "political correctness". Es scheint, als würden "gefühlte Wahrheiten" schwerer wiegen als Fakten, so wird häufig vom Anbruch des postfaktischen Zeitalters gesprochen. Das Leugnen wissenschaftlicher Erkenntnisse bei gleichzeitiger Fokussierung auf "alternative" und "gefühlte Wahrheiten" birgt die Gefahr einer zunehmenden Parallelwelt der Fakten.Durch Echokammern und Filterblasen verfestigen sich eigene Einstellungen und die politische Meinung. Die neue Rechte hat sich zudem die Funktionsweise von Algorithmen und Bots zunutze gemacht und wirkt dadurch in Sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter, aber auch in Foren und Blogs unheimlich präsent. Medien sind hier keine Einrichtungen im Sinne von Organisationseinheiten mit besonderen Rechten, Sach- und Personalmitteln, sondern Räume und Kanäle. Dialogroboter sind zugleich Werkzeug und Medium einer neuen Kommunikationswelt. In den Massenmedien kann man eine stetige Zunahme von dialogischer Kommunikation beobachten. Dialogroboter werden funktional wie Massenmedien eingesetzt, funktionieren strukturell aber nach den Prinzipien interpersoneller Kommunikation.Kehren wir zu den beiden Ausgangsthesen zurück. Erstens: Feindbilder sind ein Kernelement von Rechtspopulismus. Zweitens: Die Verallgemeinerung von Feindbildern verhindert Empathie. Nun stellt sich die Frage nach möglichen Lösungsansätzen. Wie kann der dargelegten Objektivierung von Menschen durch Feindbilder entgegengewirkt werden? Welche Gegenstrategien gibt es? Häufig werden sehr allgemeine Handlungsempfehlungen ausgesprochen oder die Ausführungen zu möglichen Lösungen sehr kurz gehalten, sodass der politikwissenschaftliche Diskurs bisweilen in Bezug auf die Gegenstrategien ungenau und schwammig bleibt.Ich möchte Ihnen heute einen spezifischen Ansatz vorstellen, der darauf abzielt, Empathie als Teil emotionaler Intelligenz zu stärken, um rechtspopulistischen Feindbildern präventiv zu begegnen. Die gezielte Schulung von Empathie als Teil emotionaler Intelligenz. Das Konzept der emotionalen Intelligenz (EQ) kam in den 1990er Jahren auf, federführend unter den Sozialpsychologen John D. Mayer und Peter Salovey. Das gleichnamige Buch veröffentlichte 1995 Daniel Goleman. Bereits damals wurde Empathie als eine "Schlüsselkompetenz" emotionaler Intelligenz gefasst. Hier wurde zum einen der Versuch unternommen, auf die Bedeutung von Gefühlen beim Erreichen beruflicher Ziele und des eigenen Lebensglücks zu verweisen, zum anderen EQ messbar zu machen, sodass bald darauf zahlreiche EQ-Tests folgten. Der Versuch, Intelligenz anhand von Testsituationen oder ähnlichen Verfahren messbar zu machen, geht jedoch mit einigen Aspekten einher, die es kritisch zu betrachten gilt. Vor allem stellt sich, wie auch bei den klassischen IQ-Tests (auf denen im Übrigen unser heutiges Verständnis von Intelligenz beruht) die Frage, ob tatsächlich das gemessen wird, was gemessen werden soll. In einer Leistungsgesellschaft, die dem Diktat der Transparenz und Messbarkeit (PISA, Evaluationen etc.) unterworfen ist, haben es schlecht messbare emotionale Kompetenzen wie Empathie schwer.Die zunehmenden Abhängigkeiten im Kontext der Globalisierung weisen eigentlich in Richtung Kooperation. Die vorherrschende Ideologie unserer Gesellschaft basiert jedoch nach wie vor auf dem Konkurrenzprinzip. Die meritokratische Leistungs- und Wettbewerbsideologie des freien Marktes hat ein empathiefeindliches Umfeld geschaffen. Zudem lässt die Hyperindividualisierung Empathie unwahrscheinlicher werden. Das Wachstum des "Ichs" als Instanz der Nicht-Ähnlichkeit führt zur Kultivierung eines Bewusstseins für Differenzen anstatt für Gemeinsamkeiten. Je mehr wir uns auf die Unterschiede konzentrieren, desto schwieriger werden empathische Empfindungen und Handlungen, da diese eine Identifikation mit dem Anderen voraussetzen. Des Weiteren hat insbesondere im Bildungsdiskurs viele Jahre lang eine einseitige Fokussierung auf Rationalität stattgefunden. Diese impliziert eine künstliche Trennung zwischen Emotionalität und Rationalität. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass verschiedene gesellschaftliche, politische, aber vor allem auch ökonomische Faktoren wie die neoliberale Konkurrenz- und Wettbewerbsideologie, das Diktat der Messbarkeit, die Hyperindividualisierung sowie die einseitige Fokussierung auf Rationalität der Etablierung von Empathie als Schlüsselkompetenz des 21. Jahrhunderts im Weg standen und noch immer stehen. Doch was bedeutet Empathie eigentlich konkret in einem wissenschaftlichen Verständnis? Empathie stammt von dem griechischen Wort "Pathos", zu deutsch "Leidenschaft". Umgangssprachlich ist mit Empathie die Fähigkeit des Sich-in-jemand-Einfühlens oder Hineinversetzens gemeint. Empathie hat eine kognitive (Wahrnehmung der Interessen des Anderen) und eine affektive (dabei entstehende Gefühle) Komponente. Die Entstehung von Empathie erfolgt in drei Schritten: Soziale Perspektivenübernahme, Identifikation, Empathie. Die Übernahme einer anderen Perspektive erlernen wir bereits im Kleinkindalter. Zunächst anhand der Übernahme räumlicher Perspektiven. Durch den zweiten Schritt, die Identifikation mit einer anderen Person oder einem anderen Lebewesen, entsteht das Potenzial für die empathische Einfühlung in jene Person oder jenes Lebewesen. Aus dieser empathischen Empfindung kann wiederum ein gewisses Aktionspotenzial entstehen, wenn beispielsweise eine Ungerechtigkeit Empörung auslöst und zur Aktion gegen jene Ungerechtigkeit führt.Wir kommen nun zu der dritten These meines Vortrags: Empathie kann gezielt gelehrt und gelernt werden. Jüngste wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass Empathie eine erlernbare Fähigkeit ist. Die deutsche Neurowissenschaftlerin und Psychologin Tania Singer hat im Rahmen einer großangelegten Untersuchung, dem "ReSource-Projekt" am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften die Wirkung von Meditation auf das Verhalten und die damit verbundenen Veränderungen im Gehirn untersucht. Die Idee, die hinter diesem Forschungsprojekt steht, war die Suche nach einer Möglichkeit, gezielt soziale Fähigkeiten wie Mitgefühl, Empathie und die "Theory of Mind" zu fördern. Die Untersuchung ging über einen Zeitraum von elf Monaten und bestand aus unterschiedlichen Modulen. Im "Präsenzmodul" lag der Schwerpunkt vor allem auf der Achtsamkeit gegenüber geistigen und körperlichen Prozessen. Das Modul "Perspektive" konzentrierte sich auf sozio-kognitive Fähigkeiten, insbesondere die Perspektivenübernahme. Ein drittes Modul "Affekte" sollte den konstruktiven Umgang mit schwierigen Emotionen sowie die Kultivierung positiver Emotionen schulen. Die Probanden führten die entsprechenden Übungen täglich mit ihren zugeordneten Partnern durch Telefonate oder Videoanrufe aus.Das Team um Tania Singer konnte nach den drei Monaten mithilfe von Gehirnscans eine tatsächliche Verbesserung der Kompetenzen der TeilnehmerInnen feststellen, die mit struktureller Gehirnplastizität in den spezifischen neuronalen Netzwerken einhergingen. Das sozio-affektive Modul konnte so tatsächlich zur Verbesserung der Fähigkeit des Mitgefühls beitragen. Das sozio-kognitive Modul hingegen hat die Fähigkeit verbessert, sich gedanklich in die Perspektive eines anderen zu versetzen. Die Studie hat gezeigt, dass Empathie und Mitgefühl erlernbare Kompetenzen sind, die durch entsprechende Übungen gezielt gefördert werden können. Dazu bedarf es jedoch zunächst einer Anerkennung von Empathie als einer erlernbaren Kompetenz.Fassen wir zusammen: Rechtspopulismus agiert immer über Feindbilder. Diese Feindbilder basieren auf der Konstruktion einer homogenen Feindgruppe. Durch Verallgemeinerung werden den Individuen innerhalb dieser Feindgruppe Subjektivität und Individualität abgesprochen und so die Entstehung von Empathie verhindert. Die rechtspopulistische Ungleichheitslogik schließt an die Ungleichheitslogiken unserer kapitalistischen Gesellschaftsordnung an. Die Wettbewerbs- und Konkurrenzideologie hat ein empathiefeindliches Umfeld geschaffen. Zudem hat sich die Bildung zu lange einseitig auf Rationalität konzentriert. Daher gilt es, Empathie als eine soziale und emotionale Fähigkeit mit kognitiven Anteilen im bildungswissenschaftlichen Diskurs zu verankern. So können rechtspopulistische Differenzierungskategorien wie Nationalität oder Religion sowie die Verallgemeinerungen zugunsten einer Fokussierung auf Gemeinsamkeiten und Mitmenschlichkeit überwunden werden. Um in einer vernetzten, globalisierten Welt intelligent handeln zu können, nützt ein Rückzug in nationalistische Freund-Feind-Denkweisen nicht. Vielmehr gilt es, auf Kooperation und Empathie zu setzen, auch wenn diese nicht immer messbar ist. Vielen Dank.Literatur- und Quellenverzeichnis:Allport, Gordon W. (1971): Die Natur des Vorurteils. Köln: Kiepenheuer & Witsch. Bischof-Köhler, Doris (1989): Spiegelbild und Empathie. Die Anfänge der sozialen Kognition. Hans Huber: Berlin, Stuttgart, Toronto.Decker, Frank (2017): Populismus in Westeuropa. Theoretische Einordnung und vergleichende Perspektiven. In: Diendorfer, Gertraud u.a. (Hrsg.) (2017): Populismus – Gleichheit – Differenz. Herausforderungen für die politische Bildung. Schwalbach/Ts.: Wochenschau Wissenschaft, S. 11-28.Holtmann, Everhard (2018): Völkische Feindbilder, Ursprünge und Erscheinungsformen des Rechtspopulismus in Deutschland. 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Hasta antes de la revolución Ilustrada del siglo XVIII, aquello que occidente convino en denominar como el campo de la arquitectura, se constituía de un solo saber» Un saber que aglutinaba en sí al mismo tiempo a los conocimientos sobre el diseño y sus requerimientos, sobre los métodos y las técnicas constructivas, sobre los valores de la edificación, así como sobre los aspectos filosófico-conceptuales de la práctica edificatoria. Todos estos conocimientos formaban parte de un solo cuerpo cognoscitivo, de un solo saber. Por diversas razones, este único cuerpo cognoscitivo, este único saber, terminará fragmentándose e escindiéndose en diversas facetas, sobre todo a partir de las múltiples divisiones de orden disciplinar '¿peradas al interior de la cultura de la Ilustración. El siglo XVIII, al coronar un proceso que venía gestándose desde el siglo XVI, es el momento en el que el tratamiento de los temas de la conceptuación y del diserto, se separan definitivamente de aquellos temas referidos al tratamiento de la problemática constructiva. En la base de este fenómeno se encuentran, evidentemente, la serie de exigencias surgidas en virtud de una nueva división técnica al interior de la producción edilicia, cada vez más compleja y diversificada. A partir de entonces y conjuntamente con esta división de roles surgida entre las actividades del diseño y la construcción, el espacio de 1a teoría se autonomiza también respecto al de la práctica, así como también el tema de la edificación de puentes, fortificaciones militares o irrigaciones, que antes formaban parte del campo de la arquitectura y competencia del arquitecto, terminan por separarse de aquella serie edificatoria vinculada al tema de los edificios públicos o la edificación residencial en sus distintas versiones. El siglo XVIII es, pues, el siglo de las" grandes definiciones de competencia disciplinar entre-el Arte, la Técnica y las Ciencias. Es el momento de las divisiones territoriales en términos del campo del arte, de aquello que le compete al mundo de la técnica y al mundo de las ciencias. Es el momento en el que también las burguesías emergentes deciden asirse, sin perjuicios, de los medios de la ciencia y la tecnología como los soportes del desarrollo social. Mientras que el arte quedará, como apunta correctamente Roger Taylor, en manos de aquella aristocracia venida a menos que decidió en competencia con la vulgaridad burguesa y las perversiones de su ciencia y tecnología-- asirse de aquello que supuestamente deviene hecho más trascendente: el arte. En virtud de las múltiples divisiones y definiciones de competencia operadas en el campo de la actividad edilicia, el siglo XVIII es el siglo a partir del cual aquellos sujetos que estaban esencialmente dedicados al campo de la conceptuación, a las tareas del diseño o la edificación de obras públicas y residenciales, deciden apropiarse para sí el término arquitecto y el de arquitectura., (que hasta entonces se? utilizaban para designar un campo más vasto de actividades) para refundarla como un dominio específico. Mientras que los recientemente designados "ingenieros" terminarán dedicándose prioritariamente al campo de la construcción y la edificación de todas aquellas obras como son los puentes, instalaciones militares, irrigaciones u otras obras de eminente Carácter práctico utilitario. El siglo XVIII es, pues, como dice Alberto Pérez León, el siglo de la separación entre la "Arquitectura" y la "Ingeniería". Aun cuando habría que precisar, como hemos dicho- que no es que la "Arquitectura" sea la que se separe de la "Ingeniería" o viceversa; sino que un grupo de actividades es la que decide hacer suyo la designación "Arquitectura" mientras que el otro grupo, en un sentido, decide fundar disciplinarmente la "Ingeniería". Lo concreto es que esta división entre el campo de la "arquitectura" y el campo de la "ingeniería" no solo implicará una diferenciación de roles y funciones, sino también, como consecuencia de ello, un desarrollo diferenciado en cuanto a los múltiples intereses cognoscitivos pertenecientes a ambas ramas. Todo esto pese a que tanto la "arquitectura" y la "construcción", así como el "arquitecto" y el "ingeniero" seguirán operando en torno a un solo objeto fináis la edificación o el edificio. Los primeros, es decir los arquitectos, empezarán a preocuparse más de los problemas del diseño, de la concepción espacio-funcional, de los problemas de la forma y de la significación de los edificios, así como del problema estético de los edificios. Todo esto en el marco de la nueva ubicación asignada a la "Arquitectura": el campo del "arte". Este es el campo elegido por parte de los "arquitectos" tras la gran división entre el dominio de las artes, las técnicas y el dominio de las ciencias. La tradición forjada por los conocimientos vinculados a este campo y las preocupaciones "arquitectónicas" constituyen algo que se ha venido en denominar la tradición de las "teorías de la arquitectura". A diferencia de 'los arquitectos, los ingenieros (o los "arquitectos-constructores") tendrán corno tema central de sus preocupaciones el tema de la construcción, de sus métodos» y técnicas y por consiguiente, el tema de los materiales, el problema de la estabilidad estructural de los edificios, así como el tema de las instalaciones mecánicas de diverso tipo (sanitarias, eléctricas, de acondicionamiento ambiental, etc.). Los desarrollos de los conocimientos en este campo han terminado por constituir aquella tradición denominada como la tradición de las "ciencias de la construcción". Estas dos tradiciones: la tradición de las "teorías de la arquitectura" y la tradición de las " ciencias de la construcción^', constituyen, pues, las dos entradas principales con las queden los doscientos últimos años, occidente ha venido construyendo su representación intelectual del edificio. En unos casos como representaciones acabadas desde la perspectiva de cada una de estas tradiciones y, en otros, corno representaciones parciales del edificio en consonancia con las preocupaciones específicas de cada tradición. En todo caso estas» dos tradiciones se constituyen como dos opciones intelectuales, dos entradas cognoscitivas frente a un solo objeto de estudios el edificio. En los hechos, -los arquitectos y los ingenieros al preocuparse de aspectos parciales die la existencia material y social del edificio, no reflejaron de manera unitaria toda la existencia compleja del edificio en cuanto hecho unitario. Toda uno. de ellos "inventó" su propio edificio, su propio objeto de estudio a escala de sus preocupaciones particulares. A partir de entonces ese edificio que había convocado desde tiempos de Vitruvio un solo saber, no sólo terminó escindiéndose en una serie de dimensiones, sino que también su saber terminó corriendo la misma suerte al fragmentarse en dos tradiciones diferenciadas temática y epistemológicamente. Esta es una situación que también se reproduce, en algunos casos con distorsiones. más acentuadas, en el ámbito de la reflexión edilicia peruana. Porque desde Lecciones de Arquitectura (1876) de Teodoro El more hasta Cuatro Ensayos de Arquitectura (1985) de Arturo Palacios, pasando por el tratado de Héctor Velarde Nociones y Elementos de Arquitectura" y Espacio en el Tiempo. La arquitectura como fenómeno cultural de Luis Miró Quesada, la reflexión sobre el edificio se ha debatido y continúa desarrollándose en medio de una serie de ambigüedades de orden temático y epistemológico. En todo caso la situación reproduce los mismos impasses y distorsiones que encarna un saber alejado, de aquellos fundamentos que posibilitan una lectura objetiva y racional del edificio. Hace algunos años el Prof. Philip Steadman ha planteado la necesidad de formular una "ciencia de la arquitectura" como una alternativa de superación a esta dicotomía generada por la escisión del edificio en varios "objetos de estudio" y, por consiguiente, en esas dos tradiciones que hemos mencionado. Nosotros suscribimos en parte el planteamiento del Prof. Steadman. Porque es evidente que esta escisión del edificio y su saber en opciones a veces antagonizadas en extremo, ha generado no sólo la ruptura de un objeto que en la realidad aparece siempre como una totalidad unitaria y homogénea, sino también porque el desarrollo diferenciado del saber de los arquitectos y de los ingenieros respecto al edificio (o a alguna de sus dimensiones)1* ha implicado a su vez un desarrollo desigual y distorsionado en términos epistemológicos. Es decir, globalmente, un conocimiento deformado del edificio, que lo aleja del desarrollo alcanzado, hasta hoy, por ejemplo, respecto al conocimiento sobre el cuerpo humano por parte de la anatomía, respecto a los productos artísticos por parte de la teoría del arte o respecto a las lenguas por parte de la lingüística. En términos epistemológicos la situación deformada del saber edificio resulta más que evidente. Porque mientras que los arquitectos y la tradición de las "teorías de la arquitectura" asentaron todo su discurso en los fundamentos de una filosofía especulativa y, a veces, en el subjetivismo intelectual más acentuado, al margen de la existencia de esfuerzos como los desplegados por la Einfuhlung, la puravisualidad o la semiología por construir una "ciencia de la forma" o una "teoría de los signos en arquitectura", respectivamente; los ingenieros y la tradición de las "ciencias de la construcción" desarrollaron un saber del edificio y de su dimensión tectónico-constructiva, más ajustado a los presupuestos de un saber racional y objetivo, liberado de los prejuicios estilísticos, culturales o .ideológicos. Mientras que los arquitectos recurrían a la poesía o al ensayo arbitrario convertidos en saber del edificio, los ingenieros o "constructores" recurrieron a la ciencia y sus bases epistemológicas para forjar un propio saber del edificio más racional y objetivo. Nuestra diferencia con el planteamiento del Prof. Steadman reside en que este planteamiento continúa operando esencialmente con la categoría arquitectura, tal como él la fue concebida tras la escisión Ilustrada del siglo XVIII; es decir, como una categoría social y culturalmente excluyente, como una categoría de alienación de la realidad. Y aquí el problema tiene que ver con la naturaleza del dominio adscrito a la arquitectura en tanto objeto real de estudio. La arquitectura es un sustantivo abstracto que sirve al mismo tiempo para designar a una serie de factores de diversa naturaleza ontológica que constituyen el universo de lo edificado. No existe nada concreto o hecho singular que se denomine arquitectura. Se dice también la arquitectura es el "arte de crear" designando al proceso creativo como la arquitectura. Se dice que la arquitectura es una "ciencia", esta vez designando al campo del saber también como la arquitectura. Pero también se designa como arquitectura a un tipo especial de edificios a tal punto que en muchos casos se concibe la arquitectura corno sinónimo de edificación. Pero lo que tenemos que reconocer es que, de una u otra forma a partir del siglo XVIII, la idea de arquitectura, sin dejar su lado de significación ambigua y totalizante, se ha asociado más a la idea de edificio. Pero no de cualquier tipo de edificios sólo de aquellos que poseen determinados atributos y que, por lo general, están concebidos por arquitectos. Esta es la acepción restrictiva y excluyente de la categoría arquitectura con la que, paradójicamente, opera el Prof. Steadman. El problema no sólo estriba en el hecho de que la "ciencia de la arquitectura" propuesta carece de un objeto de estudio precisos en algunos casos esta ciencia parece aludir al estudio de toda 3.a problemática inherente al universo de lo edificado (el mundo de las ideas, de los procesos y de los objetos edilicios, etc.) y, en otro caso, parecería ser que esta ciencia de la arquitectura se ocupara tan sólo del estudio específico de los edificios. Pero no sólo esos esta "ciencia de la arquitectura" propuesta por el Prof. Steadman al referirse a los edificios lo hace. tan solo en referencia inconscientemente al ámbito de aquella edificación que posee los atributos especiales para ser, como diríamos hoy elusivamente, "arquitectura". No se puede, pues, formular una "ciencia de la arquitectura sobre un dominio ambiguo de referencias. Pero tampoco excluyendo del universo de lo edificado realidades que ontológicamente pertenecen a este dominio. En otras palabras: no se puede pretender superar una división entre las tradiciones de las "teorías de la arquitectura" y las "ciencias de la construcción" asumiendo como premisa de base la legitimidad de la división engañosa entre aquello que N. Pevsner y occidente, denominan como las obras de "arquitectura" y las obras de "construcción". Paradoja curiosa En una anterior propuesta (Arquitectura: Aproximaciones a una teoría general, Ludeña: 1986), asumirnos a plenitud el carácter de sustantivo abstracto que tiene la categoría arquitectura en virtud del cual su dominio designado es toda la problemática espiritual, material y social que constituye el universo de lo edificado. De ahí que se planteó la necesidad de formular una teoría de la arquitectura como reflejo de esta totalidad. Esta teoría general, para ser tal, debía constituirse de "teorías regionales" sobre cada uno de los aspectos que constituían este dominio de lo edificado. En un sentido esta "teoría general de la arquitectura" puede ser asumida como una "ciencia de la arquitectura", una ciencia de la totalidad antes que de la singularidad de los hechos. En este marco se propuso que una de las teorías regionales más importantes es aquella referida al reflejo intelectivo de los edificios. Esta es una "teoría del edificio", es una teoría sobre el que son los edificios y no sobre como deberían ser los edificios, campo que le compete a las precépticas o a las ideologías del diseño. Esta teoría del edificio es en esencia la base de una "ciencia del edificio" que no es, pues, equivalente a una "ciencia de la arquitectura": ambas poseen dominios distintos pero enmarcados en el ámbito de una misma realidad. Por otro lado, coherente con la acepción por la cual no se puede excluir ningún objeto edificio del dominio de la arquitectura, pensamos que una ciencia del edificio no, podría ser tal, si es que recurriera para sostenerse en aquella división ideológica por la cual se sostiene la existencia de dos tipos de edificios como si se tratase de realidades antitéticas o totalmente ajenas: el edificio de la "arquitectura" y el edificio concebido como simple "construcción". Se sabe que en los- hechos ambos tipos de edificios son, en esencia, un edificio. Aquí, en este sentido, se asume el término y la categoría edificio como un sustantivo que designa de modo genérico a todo el universo de lo edificado por el hombre, sin exclusiones de ningún tipo en razón del destino funcional, la envergadura física, los atributos de belleza o si los edificios fueron concebidos por "arquitectos", "ingenieros" o por los usuarios. Por ello asumimos esta designación como un hecho que alude a todos los objetos que constituyen el patrimonio edificio de una sociedad concreta. No puede, pues, formularse una "ciencia del edificio" excluyendo realidades. Porque este hecho significaría algo así como pretender que la Biología o la Anatomía como ciencia sólo deberían dedicarse a estudiar a los seres humanos inteligentes, de buen aspecto y de buena salud. Todos sabemos que un ser humano por ser lisiado o tener un cuadro de retardo mental no deja, pues, de ser ser-humano. Sucede lo mismo con los edificios. No puede hablarse de una ciencia de los edificios tan solo estudiando a aquellos que poseen ciertos atributos de perfección, armonía, estabilidad o, funcionabilidad y otros valores. Una ciencia de los edificios es tal porque debe constituirse como el reflejo de toda la realidad constituida por el mundo de los edificios. La presente tesis no tiene, en rigor, como objetivo formular esta "ciencia del edificio". Para ello, evidentemente, se requieren de la formulación de una serie • de premisas y planteamientos de base. Pero también se requiere de la imprescindible revisión de todo lo pensado hasta hoy respecto al edificio. Esto porque la historia no sólo no empieza con uno, sino porque'1' es importante indagar cómo es que se conocía y se conoce hoy al edificio a efectos de evitar reiteraciones inútiles, recrear aquellos aspectos positivos y, evidentemente, desechar los negativos. Ahora bien, posiblemente, esta última demanda pueda parecer una reiteración inútil. Claro ¿Qué han hecho las "Historias de la Arquitectura", o los ensayos como los de Sigfried Giedion, Alois Riegl, Nicolaus Pevsner, John Summerson, Rudolf Wittkover, Julios Scholsser, Manfredo Tafuri, Spiro Kostoff, Erwin Panofswki, Renato de Fusco, Emil Kauf fman, Alberto Pérez León, entre otros, sino, precisamente, dar cuenta, entre otras cosas, de las concepciones desarrolladas por el hombre respecto al edificio, en los distintos periodos de la historia? No podemos negar este hecho irrefutable. El problema es que ese "entre otras cosas" además de conocer el edificio, deviene el factor que valida el sentido de nuestra observancia. Y es que estas historias, en gran parte debido a su interés por estudiar a; la arquitectura en su notación ambigua, no estuvieron dirigidas específicamente a estudiar el sentido del saber humano desarrollado en torno a los edificios. Aquí la arquitectura se constituye como una serie- tras otras de mantos que van cubriendo (o velando) la existencia objetiva del edificio como una realidad especifica respecto al universo mismo que alude la arquitectura. Pero la razón central de nuestra observancia a las limitaciones de estas "Historias de la Arquitectura" reside en el hecho de que éstas se dirigieron más a indagar las concepciones sobre el cómo deberían ser los edificios, antes que sobre las concepciones formuladas por el hombre en relación al qué son los edificios. Y esta omisión no es necesariamente censurable. El problema es que el campo de las precépticas proyectuales, de las concepciones sobre el diseño, corresponden estrictamente a otro dominio, que, si bien son parte de la problemática del edificio, no son estrictamente el edificio en si mismo en cuanto su concepción. El otro factor de observancia se remite al sentido excluyente del dominio estudiado. Se sabe que gran parte de esas "Historias de la Arquitectura" se han dirigido, con contadas excepciones, a evaluar el ámbito de los edificios asumidos en términos apriorísticos como la "arquitectura"(sintomáticamente los pertenecientes a la serie edificatoria del poder económico y social), excluyendo de este modo a aquella serie edificatoria rotulada por lo general como simple "construcción". No se puede, pues, indagar el cómo conocían los hombres un edificio, prescindiendo de la opinión respecto a esta última serie edificatoria, así como soslayando la opinión del conjunto de la sociedad respecto a qué son los edificios. La formulación de una nueva teoría del edificio, requiere, pues, de una nueva historificación del proceso de desarrollo de la conciencia humana sobre el edificio. Requiere de una nueva revisión de la historia, pero esta vez abocada estrictamente a dar cuenta de todos aquellos testimonios que nos remitan específicamente a evaluar las concepciones forjadas por el hombre en torno al edificio. Esta es una demanda de primer orden. El objetivo principal de la presente Tesis se dirige precisamente en este camino. Por cierto, en razón del arco histórico tratado y por los alcances asumidos, es una Tesis que no pretende dar cuenta final de toda la historia registrada en este sentido. Intenta apenas sentar las coordenadas conceptuales de una historia del desarrollo de la conciencia humana sobre lo edificado que tiene que ser escrita nuevamente (o probablemente reescrita) desde el principio. Específicamente, el "objeto de estudio" de la presente Tesis es el sentido que comporta el desarrollo de la "conciencia corriente" y de la "conciencia teórica" como formas particulares de reflejo intelectivo gestadas por el hombre en su afán de conocer el edificio. El momento histórico que abarca el presente estudio comprende al período que se inicia con las primeras formas de conciencia ("conciencia corriente") sobre el edificio desarrolladas por el hombre primitivo para continuar con el estudio riel surgimiento de las formas iniciales de una "conciencia teórica" sobre el edificio, y concluir con el análisis específico de la idea de edificio presente en este hito • excepcional de este tipo de conciencias Los Diez Libros de Arquitectura, de Vitruvio a la sazón la "biblia" de la arquitectura occidental. La presente Tesis consta de tres partes. La Primera Parte ("El objeto edificio") tiene por finalidad establecer las coordenadas necesarias desde el punto de vista conceptual, respecto a las principales categorías convocadas en el estudio. ¿Por qué es que optamos por la categoría* "edificio" frente a categorías más conocidas como las de "arquitectura" y "construcción"? ¿Qué entendemos por "edificio arquitectónico"? ¿Qué sentido tiene hablar de "objeto edificio"? Estas son las preguntas centrales que son resueltas en esta primera parte, con el objeto de establecer las necesarias precisiones conceptuales. La Segunda Parte ("Historia y Conciencia del Edificio") está dedicada exclusivamente a establecer el sentido de una historia de', la conciencia humana sobre lo edificado desde las primeras formas de conciencia primitiva, hasta la gestación misma de la conciencia teórica en el marco de la cultura greco latina. Mientras que la Tercera Parte ("Edificio y Sistema Conceptual Vitruviano") está dedicado exclusivamente a evaluar la idea de edificio reflejada por Vitruvio en Los Diez Libros de Arquitectura. Aquí se procede a "extraer" entre una variedad de temas abordados por Vitruvio, todo aquello que sólo alude a sus planteamientos sobre lo que se debe entender de qué es un edificio, por qué existe, cuáles son sus atributos y cómo debe ser valorado. Tenemos la convicción que al iniciar la reconstrucción de esta historia específica no sólo pudimos encontrarnos con el origen mismo de nuestras limitaciones y posibilidades contemporáneas en términos de la forja de un saber sobre lo edificado, sino también ha podido advertir la legitimidad de formular una verdadera "ciencia de la arquitectura" basada en una "Teoría del edificio" como superación de la vieja edición ilustrada entre las llamadas "ciencias de la construcción" y las "teorías de la arquitectura". En otras palabras: se ha intentado ratificar la necesidad y factibilidad de sistematizar una auténtica teoría científica del edificio, que no debe ser confundida con una teoría de cómo vivenciar un edificio o con una recepticia de cómo proyectarlos. ; Tesis