In: Leviathan: Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Band 16, Heft 2, S. 288-296
ISSN: 0340-0425, 0340-0425
Mit dem Buch "Risikogesellschaft" von Ulrich Beck (Frankfurt/M. 1986) und der Arbeit "Über den Umgang mit Unsicherheit" von Adalbert Evers und Helga Nowotny (Frankfurt/M. 1987) stellt der Verfasser zwei Versuche einer Analyse gesamtgesellschaftlicher Wandlungsprozesse vor. Während Becks Arbeit "makrosoziale Transformationsprozesse epochaler Bedeutung" thematisiert, stellen Evers und Nowotny die "Entdeckung der Gestaltbarkeit von Gesellschaft" - auch in historischer Perspektive - in den Mittelpunkt. Die Kritik des Verfassers an Beck bezieht sich schwerpunktmäßig auf die "Unzulänglichkeit des Risiko-Begriffs", während bei Evers und Nowotny das Fehlen einer "festen gesellschaftlichen Verortung" der "sozialen Kompetenz der Akteure im Hinblick auf Wissen und Handeln" ein "Zuviel an Gestaltbarkeit" suggeriert. (WZ)
Der Verfasser behandelt zunächst den institutionellen Ansatz in der Politikwissenschaft in seiner Beziehung zu konkurrierenden theoretischen und methodischen Ansätzen. Er legt dann einen Schwerpunkt auf die makrotheoreisch vergleichende Politikwissenschaft, die maßgeblich zu einer Wiederbelebung der Institutionenforschung beigetragen hat. Die Behandlung von Institutionen als Variablen in der vergleichenden Systemanalyse wird am Beispiel der deutschsprachigen Länder, der USA, Frankreichs, der nordwesteuropäischen Länder, Italiens und Großbritanniens exemplifiziert. Abschließend arbeitet der Verfasser die "Komplexität moderner Ansätze" des Neoinstitutionalismus im Gegensatz zum "unreflektierten Alt-Institutionalismus" heraus und betont die "Unwahrscheinlichkeit" einer allgemeinen Institutionentheorie. (WZ)
Der Beitrag problematisiert, anknüpfend an M. Mauss (Die Gabe. Form und Funktion des Austausches in archaischen Gesellschaften, 1925), die Reziprozität auf der Makroebene. Komplementär zu den Erforschungen der Beziehungen zwischen Generationen in der Familie wird hier ein Fokus auf die Relationen zwischen Generationen auf der makrosoziologischen Ebene gelegt. Dadurch wird einerseits untersucht, inwiefern sich reziproke Beziehungen zwischen gesellschaftlichen Großgruppen bilden können. Dies geschieht am Beispiel der gesetzlichen Rentenversicherung in der Bundesrepublik Deutschland. Andererseits wird geprüft, ob es durch ein solches Verfahren möglich ist, relationale Aspekte in Generationen- bzw. Kohortentheorien einzubauen, die sich bislang vornehmlich mit der Abgrenzung und Beschreibung einzelner Generationen beschäftigt haben. Diese Fragestellung impliziert die Beschäftigung mit mehreren Beziehungsebenen. Im ersten Schritt bedarf es zunächst einer kritischen Betrachtung der Idee vom Generationenvertrag. Dabei wird die hier verwendete Definition von Generationen näher erläutert und die Verhältnisse zwischen Generationen im Wohlfahrtsstaat werden in den Blick genommen. Im zweiten Schritt wird die den Ausführungen zugrunde liegende Reziprozitätstheorie vorgestellt. Darauf aufbauend wird im dritten Schritt untersucht, inwiefern reziproke Aspekte in der staatlichen Alterssicherung in Deutschland verankert sind, wobei gezeigt wird, dass sich hierdurch die Perspektive auf die Relation zwischen dem Staat und einzelnen Kohorten verschiebt. Da die Rentenversicherung zudem Einfluss auf die Beziehungen zwischen Generationen auf der familiären Ebene hat, werden diesbezüglich im vierten Schritt einige Überlegungen angeführt. Der Fokus liegt hier auf der Ebene der Beziehung zwischen einzelnen Individuen in der Familie. Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen: (1) Rentenzahlungen schaffen Reziprozitätsbeziehungen zwischen einzelnen Kohorten und dem Staat bzw. der deutschen Rentenversicherung, (2) Rentenzahlungen schaffen lediglich bildhaft Beziehungen zwischen Generationen und (3) Rentenzahlungen beeinflussen Reziprozitätsbeziehungen zwischen familiären Generationen. (ICG2)
Intro -- Vorwort -- Abstract -- 1 Einleitung -- 2 Methode -- 3 Der Konkurrenzgesellschaftsdiskurs -- 3.1 Der Konkurrenzgesellschaftsdiskurs auf Makroebene: Die Gesellschaft -- 3.1.1 Die Begriffe Wettbewerb und Konkurrenz -- 3.1.2 Die Merkmale einer Konkurrenzgesellschaft -- 3.2 Der Konkurrenzgesellschaftsdiskurs auf Mikroebene: Das Individuum -- 3.2.1 Anerkennungsmuster und Selbstwertgefühl in der Konkurrenzgesellschaft -- 3.2.2 Das Individuum als Selbstunternehmer -- 3.2.3 Der instrumentelle Charakter subjektdefinierender Eigenschaften -- 3.3 Der Konkurrenzgesellschaftsdiskurs auf Mesoebene: Das Bildungssystem -- 3.3.1 Die Ökonomisierung des Menschenbilds -- 3.3.2 Veränderung von Vokabular und Argumentationslogiken im Bildungsbereich -- 3.3.3 Das Konzept des lebenslangen Lernens -- 3.3.4 Der Lernende als Selbstunternehmer -- 3.3.5 Chancengleichheit beim Bildungszugang? -- 3.3.6 Die Rolle von LehrerInnen im Wandel -- 3.3.7 Leistungs- und Konkurrenzdruck im Bildungssystem -- 3.3.8 Ausblick: Der konkurrenzgesellschaftliche Diskurs auf Bildungssystemebene aus der Perspektive Heydorns in: Zum Verhältnis von Bildung und Politik -- 4 Analyse der empirischen Daten -- 4.1 Der Zeitgeist der Konkurrenzgesellschaft? -- 4.1.1 Vergleichen und besser sein wollen -- 4.1.2 Selbstoptimierung versus Zufriedenheit -- 4.1.3 Verantwortlichkeit -- 4.1.4 Individualismus versus Gemeinschaftssinn -- 4.1.5 Zweckrationales versus wertrationales Argumentieren -- 4.1.6 Konkurrenz ist (nicht) normal -- 4.2 Der Konkurrenzgesellschaftsdiskurs auf Bildungsebene? -- 4.2.1 Anpassung an das System -- 4.2.2 Übernahme der Begründungsmuster des Systems -- 4.2.3 Lernen als Investition -- 4.2.4 Chancengleichheit beim Bildungszugang -- 4.2.5 Lerncoach statt VermittlerIn -- 4.2.6 Druck durch den Versuch, Anforderungen des Systems zu erfüllen?
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Danksagung -- Preface -- Inhaltsverzeichnis -- Tabellenverzeichnis -- Abbildungsverzeichnis -- 1. Einleitung und Forschungsstand -- 2. Untergrundterrorismus und Staatsterrorismus im Kontext des israelisch-palästinensischen Konflikts -- 2.1. Terrorismus und politische Gewalt - Definitions- und Abgrenzungsversuch -- 2.1.1. Terrorismus im Kontext der Typologie der politischen Gewalt -- 2.1.2. Die formalen Aspekte der Terrorismusdefinition -- 2.1.3. Untergrundterrorismus im Kontext des israelisch-palästinensischen Konflikts -- 2.1.4. Staatsterrorismus im Kontext des israelisch-palästinensischen Konflikts -- 2.2. Erklärungsansätze und Rahmenbedingungen für den Terrorismus -- 2.2.1. Erklärungsansätze für die palästinensische terroristische Gewalt im israelisch-palästinensischen Konflikt -- 2.2.2. Erklärungsansätze für den Staatsterrorismus im israelisch-palästinensischen Konflikt -- 2.3. Fazit -- 3. Entstehungsbedingungen des Terrorismus-Framings im israelisch-palästinensischen Konflikt im deutschen und ägyptischen Mediensystem -- 3.1. Die makrotheoretischen Modelle zur Systemtheorie -- 3.1.1. Theoretisch-konzeptionelle Grundlagen für eine multi-theoretische Ausrichtung -- 3.1.2. Entstehungsbedingungen des Framings von Terrorismus auf Makroebene -- 3.1.2.1. Makrotheoretische Einflüsse auf die Bereitstellung der Auslandsdiskurse: politische Kultur und Mediensystemmerkmale -- 3.1.2.1.1. Habermas' Modell zur Interaktion zwischen Zentrum und Peripherie im rechtmäßigen demokratischen System -- 3.1.2.1.2 Galtungs Theorie zur Interaktion zwischen Zentrum und Peripherie in einer semi-autoritären Herrschaft -- 3.1.2.2. Makrotheoretische Einflüsse auf die Bereitstellung der Auslandsdiskurse im deutschen und ägyptischen Mediensystem: Das Publikum als außermediale Öffentlichkeit -- 3.1.3. Die Entstehungsfaktoren des Terrorismusframing auf der Mesoebene
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Intro -- Inhaltsübersicht -- Abbildungsverzeichnis -- Tabellenverzeichnis -- 1 Einführung -- 1.1 Problemstellung: Ökonomisierung der Medien - ein Phänomen? -- 1.2 Leitfrage und Zielsetzung der Arbeit -- 1.3 Aufbau und Vorgehensweise der Arbeit -- 1.4 Abgrenzung des Untersuchungsgebietes -- Erster Teil: Konzept der Ökonomisierung -- 2 Ökonomisierung der Medien - ein Phänomen? -- 2.1 Begriff und Gegenstandsbereich der Medienökonomie -- 2.2 Ökonomisierung als transdisziplinäre Problemorientierung -- 2.2.1 Ökonomisierung aus "kritischer Betrachtungsweise" -- 2.2.2 Ökonomisierung aus systemtheoretischer Perspektive -- 2.2.3 Ökonomisierung aus akteurtheoretischer Perspektive -- 2.2.4 Ökonomisierung aus organisationssoziologischer Perspektive -- 2.2.5 Ökonomisierung aus wirtschaftswissenschaftlicher Perspektive -- 2.2.6 Ökonomisierung aus unternehmensstrategischer Perspektive -- 2.2.7 Ökonomisierung aus politökonomischer Perspektive -- 2.2.8 Ökonomisierung aus wirtschaftspolitischer Perspektive -- 2.3 Triebkräfte des Ökonomisierungsprozesses -- 2.3.1 Ökonomisierung auf der Makroebene -- 2.3.1.1 Internationalisierung und Globalisierung -- 2.3.1.2 Privatisierung und Deregulierung -- 2.3.1.3 Digitalisierung und Konvergenz -- 2.3.2 Ökonomisierung auf der Mesoebene -- 2.4 Zwischenfazit: Megatrend Ökonomisierung als komplexe Problemorientierung -- 3 Theoretischer Bezugsrahmen: Fernsehen im Wandel -- 3.1 Fernsehen als dynamisches System -- 3.2 Intersystem-Beziehung Fernsehen und Ökonomie -- 3.3 Akteur-Struktur-Dynamiken -- 3.3.1 Teilsystemische Orientierungshorizonte: Das gesellschaftliche Wollen -- 3.3.2 Institutionelle Ordnungen: Das Sollen von Organisationen -- 3.3.3 Akteurkonstellationen: Können zwischen Handeln und Struktur -- 3.4 Modulation der Akteur-Struktur-Dynamiken
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Intro -- Geleitwort -- Vorwort -- Inhaltsverzeichnis -- Abbildungsverzeichnis -- Tabellenverzeichnis -- Einleitung -- 1 Formale inklusive rechtliche Vorgaben und Diversität in Organisationen -- 1.1 Formale inklusive Regelungen auf der Makroebene -- 1.2 Frauenförderprogramme, Gender Mainstreaming und Diversitätsmanagement als Antwort auf gesetzliche Regelungen -- 1.3 Gender-theoretischer Rahmen -- 1.4 Organisation und Gesellschaft - Gesellschaft und Organisation -- 2 Gelebte organisationale Diversitätspraxis - subtile Ausschlussmechanismen -- 2.1 Ausschlussstrukturen und Praktiken in Organisationen -- 2.2 Ausschlussstrukturen und Praktiken im technischen Bereich -- 3 Formalisierte organisationale Strukturen und gelebte organisationale Praxis - ein Übersetzungsproblem? -- 3.1 Formale Strukturen -- 3.2 Strukturbegriff bei Giddens -- 3.2.1 Strukturbegriff in der Diversitäts- und Genderforschung -- 3.3 Handlungsbegriff bei Giddens -- 3.3.1 Handlungsbegriff in der Diversitäts- und Genderforschung -- 3.4 Verbindung von Struktur und Handlungsebene bei Giddens -- 3.4.1 Struktur-Handlungsdualismus in der Organisationsforschung -- 3.4.2 Struktur-Handlungsdualismus in der empirischen Organisationsforschung -- 3.5 Diversity Change -- 3.6 Diversitätsübersetzung - Eine Frage des WIE -- 3.6.1 Erfolglose Diversitätsveränderungsbemühungen in Organisationen -- 3.6.2 Erfolgreiche Diversitätsveränderungen in Organisationen -- 3.6.3 Erfolgreiche Übersetzung vs. Erfolglose Übersetzung inklusiver formaler Vorgaben -- 4 Forschungsdesign -- 4.1 Methoden -- 4.1.1 Rechercheinterviews mit Arbeitsgruppe Diversität -- 4.1.2 Strukturdaten-, Dokumentendatenerhebung und Analyse -- 4.1.3 Schriftliche Befragung -- 4.1.4 Leitfadengestützte Interviews mit NachwuchswissenschaftlerInnen und Führungskräften.
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In dieser Bachelor-Arbeit erarbeitete die Autorin ein umfassendes Bild von AD(H)S bei Kindern im Grundschulalter. Neben den Grundlagen werden die Einflüsse aus der Mikroebene, der Mesoebene und der Makroebene beleuchtet beziehungsweise die Beeinflussungen durch Gesellschaft, Schule und Familienverhältnisse auf AD(H)S. Die Werte und Normen einer Gesellschaft, der Leistungsdruck in der Schule und die Beziehungsverhältnisse innerhalb der Familie sind Faktoren, die auf AD(H)S Kinder Auswirkungen haben. Die Soziale Arbeit im Allgemeinen hat die Möglichkeit, auf allen drei Ebenen zu agieren. Dabei fordert die Arbeit eine differenzierte Auseinandersetzung mit den individuellen, beruflichen sowie gesellschaftlichen Wert- und Normvorstellungen. Mit dem Resilienzkonzept und den Möglichkeiten der Resilienzförderung erarbeitet die Autorin Handlungsoptionen für die Soziokulturelle Animation im Bereich Kinderanimation. In der direkten Arbeit mit den Kindern können in der Praxis Rahmenbedingungen und Gruppenprozesse so gestaltet werden, dass Kinder mit AD(H)S entsprechend integriert und ihre Kompetenzen gestärkt werden. Die Zusammenarbeit in Ergänzung zu der Schule und anderen Fachbereichen unterstützt die Soziokulturelle Animation AD(H)S Kinder in ihrer ganzheitlichen Entwicklung. Auf gesellschaftlicher Ebene muss eine Sensibilisierung für das Thema AD(H)S stattfinden und auf politischer Ebene diskutiert werden. Hier kann die Soziokulturelle Animation eine zentrale Funktion übernehmen, um Veränderungen im Umgang mit AD(H)S herbeizuführen. ; + Code Diss LU: hslusa bask 2013 + Fussnote: Bachelor-Arbeit, Hochschule Luzern - Soziale Arbeit, Ausbildungsgang Soziokultur, 2013
"Die Panelanalyse ist eine Gruppe von ökonometrischen Verfahren, die der spezifischen Struktur von Datensätzen mit Variation hinsichtlich der zwei Dimensionen Raum und Zeit gerecht zu werden versucht. Die Konstellation der Fallzahl in diesen zwei Dimensionen, die Art der Stichprobe und die Struktur des Fehlerterms bestimmen die Wahl der Modellannahmen und die Modellspezifikation. Der Ansatz wird sowohl auf der Mikroebene von Individualdaten als auch auf der Makroebene aggregierter Daten (z.B. kollektive Akteure wie Firmen oder Verwaltungseinheiten, Nationalstaaten oder Gemeinden) verwendet. Panelverfahren können von zwei grundlegend verschiedenen ontologischen Annahmen ausgehen: Zum einen wird vielfach unterstellt, dass ein Koeffizient einen Zusammenhang unabhängig von Zeit und Raum beschreibt und die Panelstruktur der Daten daher als spezifische Struktur des Fehlerterms zu modellieren sei. Zum anderen bietet die Panelanalyse einige Möglichkeiten, die zeit- und raumspezifische Variation eines Koeffizienten zu erforschen, wobei unterstellt wird, dass die Panelstruktur der Daten als spezifische Struktur der Modellspezifikation selbst zu erfassen sei. In der Panelanalyse ist es daher oft sinnvoll, zwischen dem 'inhaltlichen' und dem 'technischen' Teil der Spezifikation zu unterscheiden. Während die Inklusion der inhaltlichen Variablen theorieinduziert ist, werden die 'technischen' Variablen eingeführt, um durch die Datenstruktur bedingte Verzerrungen der Parameterschätzer zu korrigieren. Alle Annahmen des technischen Teils der Modellspezifikation lassen sich überprüfen. Während die Panelanalyse auf der Ebene von Individualdaten weitgehend etabliert ist, hat sich hinsichtlich ihrer Verwendung bei Aggregatdaten in den letzten Jahren eine Debatte entwickelt, in der die Anwendbarkeit verschiedener Modellspezifikationen sowie die Nützlichkeit des Ansatzes insgesamt diskutiert wird." (Autorenreferat)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 3860-3871
"Die Münchner Arbeitsgemeinschaft Arbeitsförderungsinitiativen (MAG AFI) ist ein Fachverbund von 33 sozialen Betrieben und Projekten in München mit 1200 Beschäftigten. Ziel dieser gemeinnützigen Betriebe ist die berufliche und soziale Integration von am Arbeitsmarkt benachteiligten Menschen. Im Rahmen eines Pilotprojekts entwickelten acht MAG AFI-Betriebe ein Konzept zur Selbstevaluierung zu den integrativen Effekten von Beschäftigung und Qualifizierung. Entgegen der im Bereich der aktiven Arbeitsmarktpolitik verbreiteten Herangehensweise, den Erfolg von Maßnahmen anhand von Daten auf der Makroebene zu beurteilen, steht im Mittelpunkt des MAG AFI-Evaluationskonzeptes die Wahrnehmung der Beschäftigten selbst, die so von 'Betroffenen' (wieder) zu Experten ihrer eigenen Lebens- und Arbeitsituation werden. Im Vortrag werden auf der Grundlage empirischer Daten zu folgenden Aspekten von Evaluation ausgewählte Ergebnisse und Thesen diskutiert: Dimensionen von beruflicher und sozialer Integration aus der Sicht der unterschiedlichen Akteure: Beschäftigte, Betriebe und Zuschussgeber; typische Abstimmungsprobleme bei Evaluationen in Projekten und Betrieben der Arbeitsförderung; können Menschen in sozialen Schwierigkeiten (Brennpunkte: Arbeit, Wohnung, Sucht, Schulden) Experten ihrer eigenen Integration sein? Worin liegt der Nutzen des Evaluationsprozesses für die beteiligten Akteure? Eignen sich persönliche Interviews als Befragungsinstrument? Intendierte und nicht intendierte Folgen von Arbeitsförderung: Nicht in den allgemeinen Arbeitsmarkt vermittelt und trotzdem erfolgreich integriert? 'Vermittlungshemmnisse': Und wenn sich die Person bewegt aber nicht der Arbeitsmarkt? Ausblick: Bewertung der Ergebnisse im Hinblick auf die anstehenden Veränderungen der Arbeitsförderung (Hartz, Arbeitslosengeld 2)." (Autorenreferat)
In: Europäische Perspektiven der Demokratie: historische Prämissen und aktuelle Wandlungsprozesse in der EU und ausgewählten Nationalstaaten, S. 283-305
Der Beitrag zum Demokratisierungsprozess in Russland umfasst die Betrachtung des politischen Transformationsprozesses auf drei Ebenen: Der erste Abschnitt beschreibt die institutionelle Transformation auf der Makroebene, wobei sich die Ausführungen in folgende Aspekte gliedern: (1) die verfassungsmäßigen Grundwerte des russischen politischen Systems, (2) Wahlen und präsidiale Demokratie sowie (3) der Weg zum Rechtsstaat. Der zweite Abschnitt widmet sich sodann der Transformation auf der Mesoebene. Dazu gehören (1) die Entwicklung des Parteiensystems, (2) die Entstehung informeller gesellschaftlicher Gruppierungen, (3) die Herausbildung von Protoparteien 1989, (4) die Parteibildung gemäß der Antinomie 'Demokraten-Kommunisten' 1990/91, (5) die Parteienbildung im Dreieck 'Demokraten-Zentristen-Opposition' 1991-1993, (6) die Etablierung der 'Partei der Macht' zwischen 1993 und 1995, (7) die Entstehung neuer politischer Kräfte nach 1995, (8) die Einführung des Parteiengesetzes unter Präsident Putin sowie (9) die Ausformung der Verbände und Gewerkschaften. Der dritte Abschnitt skizziert abschließend mit der Entwicklung einer Zivilgesellschaft die Transformation auf der Mikroebene. Während auf der zentralen Ebene die Transformation formal weitgehend vollzogen wurde, hat sich auf der Mesoebene noch kein einheitliches Parteiensystem entwickelt, das die unterschiedlichen politischen Interessen bündeln und artikulieren und so die Vermittlung zwischen der Gesellschaft und dem Staat übernehmen könnte. Die auf der zentralen Ebene weitgehend vollzogene politische Transformation ruht auf einem unzureichenden Unterbau, was Risiken für den dauerhaften Bestand des Transformationsgebäudes beinhaltet. (ICG2)
"Sollten unvorhergesehene gesellschaftliche Umbrüche in der Profession Schuldgefühle hervorrufen, wie es der Zusammenbruch der ehemals sowjetischen Staaten getan hat? Sofern derartige Ereignisse im Widerspruch zu theoretisch untermauerten Erwartungen stehen, stellen sie eine Chance zum Lernen dar. Die Wende in der DDR scheint ein solcher Fall allerdings nicht gewesen zu sein. Die alsbald nach der 'Wende' ins Kraut schießenden Versuche rückblickender Erklärung haben den Eindruck entstehen lassen, daß für den Überraschungseffekt nicht grundsätzliche theoretische Schwierigkeiten verantwortlich waren, sondern eine aus Desinteresse geborene Ignoranz. Mit einem solchen Bekenntnis verbaut man sich jedoch den Weg zu der wichtigen Frage, wieweit gesellschaftliche Umbrüche denn tatsächlich theoriefähige Phänomene sind. Gesellschaftliche Umbrüche sind tiefgreifende und zugleich sprunghafte Veränderungen auf der Makroebene - Ereignisse, die sich durch eine Vielzahl theoretisch relevanter Merkmale auszeichnen, aber zugleich nur in beschränkter Fallzahl vorkommen. Schon von daher sind sie, wie alle seltenen und komplexen Makrophänomene, kein geeigneter Gegenstand für die Suche nach verallgemeinerbaren Variablenzusammenhängen, der auch in der Soziologie weithin akzeptierten Normvorstellung theoretischen Bemühens. Gesellschaftliche Umbrüche sind hochgradig kontingente, meist unterdeterminierte Ereignisse, die aus der Intersektion von Strukturwirkungen, strategischem Handeln und kollektivem Verhalten erwachsen. Sie haben deshalb häufig den Charakter eines Cournot-Effekts (Boudon), was auch ihre Nichtvorhersehbarkeit begründet. Möglich bleibt jedoch die Identifikation einzelner an dem Ereignis beteiligter Mechanismen, wobei die nichtlineare Dynamik gerade bei Umbruchphänomenen eine hervorragende Rolle spielt." (Autorenreferat)
"'Wie teuer ist es eine Frau zu sein?' lautet der Titel einer deutschen Studie, in der 'Gender Gaps' und 'Mother Gaps' errechnet wurden. Der durchschnittliche Lebenseinkommensverlust einer verheirateten, vollzeiterwerbstätigen und angestellten Mutter mit zwei Kindern und fünf Jahren Berufsunterbrechung gegenüber einer vergleichbaren Frau ohne Kinder beträgt demnach rund 195.000 Euro. Wird als Vergleichsbasis ein ähnlich qualifizierter Mann gewählt, erhöht sich der Gap auf 365.000 Euro, wobei es keinen Unterschied macht, ob der Mann Kinder hat oder nicht (zitiert nach Klammer 2001). Diese Berechnung illustriert den Ausgangspunkt für den vorliegenden Beitrag: Die Ausübung von Betreuungsarbeit reduziert die Erwerbseinkommensperspektiven und Arbeitsmarktchancen von Frauen, die von Männern werden hingegen durch die Existenz von Kindern oder betreuungsbedürftigen Angehörigen entweder nicht oder sogar positiv berührt. Aus einer ökonomischen Mainstream-Perspektive ist dies nicht verwunderlich, denn sowohl der direkte Einkommensausfall aufgrund der Unterbrechung als auch die Reduktion infolge der verminderten Berufserfahrung sind humankapitaltheoretisch begründbar; die Aufteilung der familiären Arbeit auf die Geschlechter ist eine Folge der innerfamiliären Zeitallokation, deren Asymmetrie sich angesichts unterschiedlicher Erwerbseinkommenskapazitäten und relativer Vorteile der Geschlechter für Familien- bzw. Erwerbsarbeit als rational erweist. Der Beitrag beginnt mit einer kurzen Einführung in ökonomische Zugänge zur geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung im Haushalt. Dabei geht es nicht darum, die unterschiedlichen Modellierungsarten des individuellen Bargaining im Detail vorzustellen, sondern das Wechselspiel mit der Makropolitik herauszuarbeiten. Dieses geschieht anschließend anhand des Beispiels der Aufteilung der Elternkarenz: Die Entscheidung darüber, wer von den beiden Elternteilen wie lange in Karenz geht, wird zwar auf der Mikroebene des Haushalts getroffen, aber die Sozialpolitik gestaltet die Rahmenbedingungen, die als Anreize oder disincentives im Entscheidungsprozess wirksam werden. Die nach wie vor stark asymmetrische Verteilung der Karenzzeiten auf Väter und Mütter verweist darauf, dass vorhandene Karenzregelungen immer noch massiv traditionelle Arbeitsteilungsmuster stützen, anstatt zu deren Veränderung in Richtung egalitärer Muster beizutragen. Dieses Wechselspiel zwischen Mikro- und Makroebene (inklusive der in diesem Beitrag nicht explizit angesprochenen Mesoebene der Betriebe und lokalen Infrastruktur) muss - so die zentrale Schlussfolgerung dieses Artikels - sehr viel stärker als bisher Gegenstand ökonomischer Forschung sein." (Textauszug)
"Das Mikro-Makro-Problem ist ein Problem, das sich in praktisch jeder Disziplin stellt. In der Philosophie des Geistes wurden in jüngster Zeit Konzepte entwickelt, die zwischen reduktionistischen und dualistischen Positionen vermitteln und insofern auch für die Soziologie ein interessantes Angebot darstellen. Der Schlüsselbegriff ist der Begriff der Emergenz. Nach einem Überblick über die Diskussion in der Philosophie des Geistes werden drei Antworten auf das Mikro-Makro-Problem unterschieden und auf die Soziologie übertragen: eine eliminative (z.B. R. Collins), eine reduktionistische (z.B. RC-Theorien) und eine emergenztheoretische Antwort (z.B. E. Durkheim und partiell N. Luhmann). Ausgehend vom Argument der 'multiplen Realisierung' wird abschließend für einen 'Dualismus der Beschreibungen' plädiert." (Autorenreferat)