"Das Thema 'Corporate Governance' bezeichnet einen Strang der ökonomischen Governance-Forschung. Hier geht es um Governance-Probleme auf der Mikroebene des einzelnen Unternehmens - also um das Steuern und Koodinieren mit dem Ziel des Managements von Interdependenzen zwischen verschiedenen am Unternehmensgeschehen beteiligten Akteurgruppen. Der Beitrag erläutert einleitend den Begriff der Corporate Governance und sodann die verschiedenen Corporate-Governance-Modelle in westlichen Industrieländern. In einem weiteren Abschnitt werden die prominentesten Analyseperspektiven der Corporate-Governance-Forschung vorgestellt. Das darauffolgende Kapitel widmet sich dem Wandel der Corporative Governance seit den 1980er Jahren. Ein Ausblick auf künftige Forschungsperspektiven schließt den Beitrag ab." (Autorenreferat)
"Der Begriff Governance übt seit einigen Jahren eine nahezu magische Anziehungskraft aus. Obwohl niemand so genau zu wissen scheint, was sich dahinter verbirgt, machen vielleicht gerade die begriffliche Unschärfe und die dadurch Nahrung erhaltene Vermutung, dass es sich um ein zukunftsträchtiges Leitbild handeln könnte, seine wachsende Popularität aus. Ja, vielleicht stehen wir am Anfang einer 'neuen Erzählung' vom Regieren in vernetzten Regelsystemen, wenngleich bei nüchterner Betrachtung der Begriff trotz aller Diffusität, die ihm anhaftet, auf nichts Ungewöhnliches hinweist und mit den 'neuen Modi des Regierens' vermutlich auch nicht bloß eine vergängliche Mode beschreibt. Denn es geht um nichts anderes als den Ordnungsbedarf in einer unübersichtlich gewordenen Welt, die, wie vielerorts spürbar wird, durch eine Erosion bestehender Ordnungsmuster gekennzeichnet ist. Mit der Bezugnahme auf Regelungsstrukturen eröffnet sich eine Blickrichtung, welche die Ordnungsprobleme nicht löst, sich aber in besonderer Weise als Forschungsperspektive anbietet. Das gilt auch und insbesondere für die Rechtswissenschaft. Vorliegend wird davon ausgegangen, dass Governance 'in und durch' Regelungsstrukturen stattfindet. Wir haben es mit einem Prozess des institution making zu tun, wobei der Kontext rechtsgeprägt ist und auf Rechtsprägung in Regelungsstrukturen ausgelegt wird. Damit ist die Perspektive angegeben, wie sie auf die von 'unsichtbarer Hand' geschaffenen Governance-Strukturen gelegt werden soll. Nicht der Staat, sondern das von ihm teilweise abgekoppelte Recht füllt die Lücke, die sich mit der Ablösung des Regierens von einer zentralen Instanz und dem darauf zugeschnittenen Verantwortungsregime auftut. Dabei ist zunächst zu rekapitulieren, worauf Governance reagiert und deshalb zu thematisieren sucht. Anschließend soll auf das Konzept der Regelungsstruktur eingegangen werden, dessen Kern darin gesehen werden kann, das vielfach zu enge Steuerungsparadigma zu überwinden. Das wirft die Frage auf, woher die Regelungstrukturen kommen und wohin sie mit welchen Fragestellungen für die Rechtswissenschaft führen. Abschließend sollen drei Thesen formuliert werden." (Textauszug)