The role of human development in the transition to democracy after the Arab Spring
In: Mediterranean politics, Band 23, Heft 3, S. 364-386
ISSN: 1354-2982, 1362-9395
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In: Mediterranean politics, Band 23, Heft 3, S. 364-386
ISSN: 1354-2982, 1362-9395
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In: International politics reviews, Band 6, Heft 1, S. 30-41
ISSN: 2050-2982
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In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Band 66, Heft 33-34, S. 11-18
ISSN: 0479-611X
Seit dem 'Arabischen Frühling' hat sich die politische Lage der Maghreb-Staaten unterschiedlich entwickelt, doch sie teilen vergleichbare sozioökonomische Probleme, die das Protestpotenzial aufrechterhalten. Die EU möchte sie zu ihren Grenzwächtern machen
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Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft suchte mit seinem Modellvorhaben LandZukunft von 2012 bis 2014 nach neuen Wegen, um anhaltende sozioökonomische Probleme in peripheren ländlichen Regionen zu lösen. Dazu sollten das aus der Managementlehre bekannte Instrument des Steuerns über Ziele, neue Finanzierungsinstrumente wie Mikrokredite und die Beteiligung neuer "unternehmerischer Menschen" in vier Modellregionen erprobt werden. Die Begleitforschung untersuchte in ihrer zweiten Phase von 2014 bis 2015, inwiefern das Modellvorhaben zum Lernen und Kapazitätsaufbau in den teilnehmenden Regionen beigetragen hat sowie neue und dauerhafte Lösungen für die Herausforderungen peripherer Regionen anstoßen konnte. Darüber hinaus wurde das Steuern über Ziele hinsichtlich seines Potentials zur Koordination der ländlichen Entwicklung im politischen Mehrebenensystem untersucht. Der thematische Fokus der Begleitforschung jenseits dieser Querschnittsthemen ergab sich aus den unterschiedlichen Aktivitäten der Modellregionen: die Stärkung lokaler Bildungslandschaften, die touristische Destinationsentwicklung, die Entwicklung neuer Finanzierungsangebote, Finanzierung und Strategien sozialen Unternehmen sowie die mögliche Rolle großer Bildungseinrichtungen für die ländliche Entwicklung. Neben der Auswertung des Forschungsstandes und von Dokumenten basieren die Ergebnisse insbesondere auf Befragungen von beteiligten Akteuren und teilnehmender Beobachtung in den vier Modellregionen. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass das Modellvorhaben in den Regionen auf großes Engagement gestoßen ist. Die schnelle Umsetzung des Vorhabens war aber mit großem Aufwand und hohen Kompetenzanforderungen verbunden, die nicht überall vorausgesetzt werden können. Das Steuern über Ziele birgt die Gefahr von Interessenkoalitionen zwischen Kontrolleuren und Kontrollierten, um die Fördermittel auszugeben und Ergebnisse positiv nach außen darzustellen. Lernprozesse konzentrierten sich auf die Fähigkeiten, die nötig waren, um das Modellvorhaben finanziell abzuwickeln, während strategische Veränderungen und institutionelle Anpassungsprozesse wesentlich seltener zu beobachten waren. Nachhaltige Entwicklungen konnten vor allem dort angestoßen werden, wo an vorhandene Kompetenzen und Kapazitäten angeknüpft wurde. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen leitet die Begleitforschung Handlungsempfehlungen ab. So sollte beispielsweise das Steuern über Ziele nur dann für die ländliche Entwicklung in Betracht gezogen werden, wenn Innovationen nicht im Vordergrund stehen, sodass bereits Erfahrungswerte für mögliche Zielwerte und deren Verhandlung zwischen den Vertragspartnern vorliegen. Zudem sollte der thematische Fokus der Strategie möglichst eng gewählt werden, um die Definition und Kontrolle der Ziele sowie die Aneignung des nötigen Wissens zu erleichtern. ; The Federal Ministry of Food and Agriculture conducted the pilot program LandZukunft (2012-2014) in order to search for new solutions to persistent socio-economic problems in peripheral rural regions. The program aimed at testing management by objectives known from management studies, new financial instruments like microcredits, and the involvement of new "entrepreneurial people" in four regions. The accompanying research addressed in its second phase (2014-2015) the questions, how the pilot program contributed to learning and capacity building in the participating regions and to what extent it has initiated new and sustaining solutions to challenges in peripheral regions. Moreover, we evaluated the management by objectives as a tool to coordinate rural development processes in a multi-level system. Beyond these crosscutting topics, we derived thematic foci from the manifold activities implemented in the model regions: strengthening local educational landscapes, developing a tourist destination, introducing new financing instruments, funding and strategies of social enterprises, and potentials of large educational institutions for rural development. In addition to a literature review and document analysis, we particularly interviewed actors involved and used participatory observations in order to answer our research questions. The results demonstrate the huge commitment of local actors in the regions. However, the immediate implementation of the program required large efforts and high skills which may lack at least in the beginning. Management by objectives runs the risk of interest coalitions between controlling and controlled actors in order to spend budgets provided and to demonstrate success stories. Regional partnerships learnt essentially to use the funding instrument of the pilot pro-gram. We observed in contrast only few strategy changes or institutional adaptations. Sustainable developments were particularly initiated if these activities were based on existing capabilities and capacities. In conclusion, we derived policy recommendations from our findings. Rural development policy should for instance refrain from using management by objectives if innovative actions are the predominant goal of the policy. Because management by objectives requires some experience to estimate and justify targets and the bargaining thereof between the contract partners, it is not suitable for innovative approaches. Furthermore, strategies pursued should be tightly focused in order to facilitate defining and controlling targets as well as acquiring the expertise needed.
BASE
In: National affairs, Heft 19, S. 3-24
ISSN: 2150-6469
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In: Europäische Rundschau: Vierteljahreszeitschrift für Politik, Wirtschaft und Zeitgeschichte, Band 38, Heft 1, S. 91-97
ISSN: 0304-2782
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In: Human Development Report, 2003
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In: Sozialwissenschaften und Berufspraxis, Band 36, Heft 2, S. 256-269
The present essay is about the evolution of the Korean education system and the effects it has on the Korean society. South Korea can look back on a history of rapid growth and industrialisation since the sixties of the last century. Among various factors that contributed to South Korea's unprecedented development, we can make out South Korea's school system that has gained worldwide reputation. What are the roots of its effectiveness? To what extent education in South Korea leads to the equal distribution of life chances? In how far it is more than just preparing people for the labour market? In order to answer these questions the authors look back further in the history of Korea and explain the relevance of certain cultural and religious ideas to Korea's social structure.
Korean scholarship is deeply rooted in a centuries-old tradition of Korean Confucianism, but the modern educational system started to take shape due to cultural influences of Western powers and under colonial rule. In the decades after the Korean War, South Korean governments put much stress on an egalitarian development of human resources. With the introduction of market-oriented reforms at the end of the last century, however, education is becoming more and more a privilege of the wealthy and powerful classes of the Korean society.
In: Perceptions: journal of international affairs, Band 17, Heft 4, S. 209-224
ISSN: 1300-8641
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(Schlagworte: Industrialisierung, Industrialisierungsforschung, Wirtschaftsstruktur, industrial Districts, local Districts, produzierendes Gewerbe, sekundärer Sektor, Bergbau, Textilindustrie, Elektroindustrie, ländliche Industrie, verarbeitendes Gewerbe)
Gegenstand der Studie
Es wird der Prozeß der regionalen Industrialisierung am Beispiel des Hagener Raumes unter Verwendung des theoretischen Modells des industriellen Distrikts analysiert. Es wurde bewußt ein kleiner Untersuchungsraum gewählt, um den Vorgang der Industrialisierung aller dafür wichtigen Branchen zu erfassen.
Die Forschung zur Industrialisierung Nordwest-Deutschlands konzentriert sich auf das Ruhrgebiet, welches sich innerhalb eines knappen Jahrhunderts von einer ländlichen Region zu einem bedeutenden Industriestandort entwickelte. Die Regionen südlich des Ruhrgebietes werden oft nur am Rande betrachtet.
Die Regionen um Hagen, der Grafschaft Mark und des Bergischen Landes durchliefen eine langsame Entwicklung von einer durch Klein- und Mittelbetriebe geprägten, gewerblich aktiven und für den Fernhandel bedeutsamen Region zu einer Industrieregion. Obwohl diese Regionen als Keimzelle der Industrialisierung im nordwestdeutschen Raum anzusehen sind, erfuhren sie eine im Laufe der Zeit abnehmende Bedeutung für die Gesamtwirtschaft und sind somit im Vergleich zum Ruhrgebiet in Vergessenheit geraten. Somit bekommt die Industriegesellschaft in der Darstellung vieler Historiker ein Bild, das von Großbetrieben und Massenproduktion geprägt ist.
Ausgelöst durch den strukturellen Wandel in der Wirtschaft erfahren seit einigen Jahrzenten gerade die durch die Montanindustrie geprägten Regionen einen Bedeutungsverlust. Industrieregionen, die anders strukturiert sind als das Ruhrgebiet und die nicht derart radikale Brüche erleiden mussten, scheinen sich nach anderen Mustern zu entwickeln. Gerade Regionen, die alte Wurzeln und eine kleinbetrieblich strukturierte, relativ flexible Produktionsorganisation besitzen, verfügen über ungleich mehr Potential für die Zukunft als das Ruhrgebiet.
Die vorliegende Studie soll zum Verständnis des Vorgangs der Industrialisierung beitragen. Der spezielle Weg einer kleinen Region soll anhand detaillierter Beschreibungen der einzelnen Branchen unter Verwendung von Quellenmaterialien nachgezeichnet werden. Eine Vergleichbare Studie zur regionalen Industrialisierung ist die Dissertation von R. Banken über die Industrialisierung der Saarregion (im GESIS-Datenarchiv unter der Studiennummer ZA8148 archiviert und über das Portal histat der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht). Neben der Beschreibung der wirtschaftlichen Veränderungen soll die spezifische Entwicklung des Hagener Raumes systematisiert werden. Hierbei bezieht der Autor das Konzept des 'industriellen Distrikts' ein, das speziell weiche Faktoren hervorhebt.
Dieser von A. Marshall 1920 erstmals verwendete Begriff (in: The Principles of Economics, 1922) wurde im Rahmen der folgenden Wirtschaftsforschung zu einem Konzept der flexiblen Spezialisierung regionaler Ökonomien vor allem von Piore und Sabel (1985 in: Das Ende der Massenproduktion. Studie über die Requalifizierung der Arbeit und die Rückkehr der Ökonomie in die Gesellschaft.) weiterentwickelt. Der ökonomische Erfolg in der Bewältigung des strukturellen Wandels ist laut dieser Theorie aufgrund der im historischen, sozialen und regionalpolitischen Prozess ausgebildeten räumlichen Verhältnisse von Städten und Regionen selbst beeinflußbar. Hierbei sind vor allem kleinere und mittlere, spezialisierte und untereinander gut vernetzte Unternehmen einer Region die treibende Kraft für den wirtschaftlichen Erfolg. Der Autor Andreas Berger versucht, "dieses Konzept für wirtschaftsgeschichtliche Arbeiten zum 19. Jahrhundert zu nutzen und auf eine Basis zur Vergleichbarkeit eines speziellen Typs von Regionen zu verweisen. So kann diese Studie zur regionalen Industrialisierung in größere … Zusammenhänge eingebunden werden" (S. 22).
Charakteristisch für die in der Untersuchung einbezogenen Regionen ist ein langer, kontinuierlicher Prozess der Industrialisierung. Plötzlichen wirtschaftlichen Umwälzungen und Brüche haben weniger stattgefunden.
Da sich die Entwicklung des Untersuchungsraumes Hagen und Bergisches Land von der Entwicklung der benachbarten Regionen des Ruhrgebietes und des Sauerlandes deutlich unterscheidet, stellt sich der Autor die Frage, ob das theoretische Modell von Pionier-Staaten und Nachfolger-Staate im Prozess der Industrialisierung überhaupt zutreffend ist.
Das Unternehmen wird als die primär zu untersuchende Einheit angesehen. Neben privat produzierenden Einzelwirtschaften stehen auch die öffentlichen produzierenden Einzelwirtschaften sowie die öffentlichen und privaten Haushalte als konsumierende Einheiten im Fokus des Interesses. Bis in das 20. Jh. lassen sich Haushalt und Unternehmen bei kleinen und mittleren Unternehmen kaum eindeutig trennen, da sie oft unter einem Dach verbunden waren. Der Autor bezieht sich im Verlauf seiner Arbeit auf die neue Institutionenökonomik, indem er an einigen Stellen Transaktionskosten zur Erklärung bestimmter Verhaltensweisen und bestimmter Organisationsformen heranzieht. Gerade die mikroanalytische Ausrichtung der Transaktionskostenökonomik sowie die Sichtweise des Unternehmens als Beherrschungssystem kommen der Untersuchung einzelner Unternehmen und einer Region sehr entgegen. (S. 68 f) Darüber hinaus müssen auch andere Faktoren wie die technischen Veränderungen, für die erste Hälfte des 19. Jh. die Transportkosten und die verwendete Produktionstechnik einbezogen werden.
Zeit und Ort der Untersuchung:
Eindeutige zeitliche Abgrenzungskriterien können für den Untersuchungsraum ebenso wenig genannt werden wie für Deutschland insgesamt. Für den Untersuchungsraum stellt Berger fest: "So zeigte sich in der Textil- und Papierherstellung schon ab den 1830er Jahren ein beginnender Ausbau zur Industrie, in der Stahlproduktion und der Eisen- und Stahlwarenherstellung teilweise aber erst im Lauf der 1850er Jahre. Das Ende der Aufbruchphase begann mit der Gründerkrise. Darüber besteht in der Forschung breiter Konsens. Die Phase ab der Gründerkrise bis zum Ersten Weltkrieg wird allgemein als Hochindustrialisierung bezeichnet, in der weiterhin ein dynamisches Wachstum, das allerdings in der Zeit bis 1895 deutlich schwächer als in der vorherigen und der nachfolgenden Phase verlief, stattfand" (S. 26 f) Berger setzt den Beginn der Untersuchungsperiode mit dem Jahr 1815 fest, da sich ab diesem Zeitpunkt in der staatlichen und kommunalen Verwaltung eine Kontinuität durchgesetzt hat, die sich auf die Qualität der Quellen niederschlägt. Der 1. Weltkrieg wird als End-Zeitpunkt des Untersuchungszeitraumes gesetzt, da sich die Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Entwicklung – unter anderem auch durch die Umstellung auf die Kriegswirtschaft – radikal verändert haben.
Seit den 1960er Jahren finden regionale Aspekte in der deutschen Wirtschaftsgeschichte vermehrt Beachtung. Die Region bildet die wesentliche operative territoriale Einheit für die Industrialisierung und weniger der Nationalstaat. Damit ist die genauere Analyse von Regionen als Träger der Industrialisierung von Bedeutung, wobei eine genauere Definition des Begriffs Region erforderlich wird. Die Bandbreite der Abgrenzungsversuche in der Forschung kann durch zwei Standpunkte gut abgegrenzt werden: Auf der einen Seite ist der Ansatz von Kiesewetter zu nennen, der mit seiner Größendefinition in Quadratkilometern und der Forderung, daß das Gebiet sich wirtschaftlich selbst versorgen können muß, deutsche Provinzen und deutsche Einzelstaaten (z.B. das heutige Nordrhein-Westfalen) als Region betrachtet. Auf der anderen Seite ist die Forderung von Banken oder Fremdling et al. zu nennen, als Region ein möglichst kleines Gebiet zu wählen, welches unter wirtschaftlichen oder sozialen Kriterien möglichst homogen sein sollte, und in seiner Beziehung zu anderen Gebieten untersucht werden muß, da es in seiner Entwicklung nicht unabhängig von seiner Umgebung ist. (S. 31 f.) Darüber hinaus ist die interne Faktorausstattung ein kennzeichnendes Merkmal, die zwischen den Regionen extrem unterschiedlich sein kann (z.B. ob Bodenschätze wie Kohle und Erze vorliegen). Je mobiler aber die Faktoren werden (z.B. durch Transportkostenreduktion oder Migration), umso entscheidender werden Erklärungsmodelle, die von einer Interaktion zwischen Regionen ausgehen. Dabei wird die Bedeutung desjenigen Teils der regionalen Wirtschaft hervorgehoben, der nicht für den lokalen Markt produziert. "Seit den 70er Jahren wurden zunehmend außerökonomische oder schlecht messbare Faktoren wie die Existenz von Netzwerken, die sich nicht nur auf die dadurch mögliche Senkung von Kosten, sondern auch auf Traditionen oder gemeinsame Werte und Ideologien gründen, als (sogenannte weiche) Faktoren für ein regionales Wachstum betrachtet. (S. 34)
Berger wählt einen Untersuchungsraum, der ungefähr identisch ist mit der Stadt Hagen in den Grenzen von 1929. Es handelt sich hierbei mit seiner Größe von 150 Quadratkilometern um ein kleinräumiges Gebiet, welches an der unteren Grenze dessen liegt, was noch als Region bezeichnet werden kann. Die Wahl eines so kleinen Untersuchungsgebietes war für den Autor aus zwei Gründen notwendig: Zum einen liegt gerade im bergisch-märkischen Raum eine sehr kleinräumig gegliederte Wirtschaftsstruktur vor, so dass die Wahl eines kleinen Untersuchungsraums geboten scheint, um nicht zu viele unterschiedliche Entwicklungen einschließen zu müssen. Zum anderen ist es nur in einem so kleinen Maßstab möglich, die einzelnen Prozesse, die zusammen die Industrialisierung ausmachen und sowohl parallel wie auch zeitlich und räumlich versetzt verliefen, hinreichend genau zu erfassen als "operative territoriale Einheit" im Industrialisierungsprozess.
Quellenproblematik:
Das Konzept der Arbeit besteht darin, aus den jeweiligen Geschichten der einzelnen Unternehmen eine Geschichte der verschiedenen Branchen zu entwickeln und letztlich die Wirtschaftsgeschichte des Untersuchungsraums zu erklären. Dabei müssen zusätzlich andere Bereiche wie die Infrastruktur, die Konjunktur oder die politische Geschichte betrachtet werden. Darüber hinaus besitzen die einzelnen Unternehmensgeschichten eine Doppelfunktion: Das Wachstum einer Branche kann als addiertes Wachstum der einzelnen Unternehmen aufgefasst werden. Zum anderen können besonders gut dokumentierte Unternehmensgeschichten als Beispiele für die Entwicklung einer Branche betrachtet werden. Darüber hinaus ermöglicht der Blick auf eine größere Anzahl von Unternehmensgeschichten das Erkennen von Mustern in der Entwicklung.
Der Autor greift in seiner Studie zunächst auf zusammenfassende Darstellungen der Firmen- und Wirtschaftsgeschichte zurück, so wie sie durch die Veröffentlichungen von Ernst Voye vorliegen. Problematisch ist die Tatsache, dass durch den 2. Weltkrieg das Kammerarchiv der IHK in Hagen zerstört wurde und somit wichtige Quellen vernichtet wurden. Neben den Monographien, die von der IHK in Hagen herausgegeben wurden, bildet auch die Monatsschrift der SIHK 'Südwestfälische Wirtschaft' eine Quelle für unternehmensgeschichtliches Material. In beschränktem Umfang und nach Überprüfung der Fakten werden auch Firmenfestschriften berücksichtigt. Das von der Handelskammer und den Unternehmen veröffentliche Material wurde durch andere Quellen überprüft und ergänzt. Lokal- und regionalgeschichtliche Veröffentlichungen sowie überregionale wissenschaftliche Literatur bieten hierbei eine weitere Informationsquelle. Weiterhin wurden Archivalien und auch zeitgenössische Zeitungen ausgewertet. Die Archivalien lassen sich grob in drei Gruppen einteilen: Unternehmensarchive; staatliches und kommunales Schriftgut; Akten der Handelskammer Hagen. Auch der Schriftverkehr der Unternehmen mit anderen Firmen bietet Informationen zu Bestellungen, Lieferungen und Beziehungen der Unternehmen untereinander, wobei aufgrund der großen Materialfülle nur eine Stichprobe der Briefe ausgewertet werden konnte. Die Briefe der Märkischen Maschinenbau-Anstalt führten zu Erkenntnissen über die Ausstattungen der Firmen im Untersuchungsraum. Aufträge, Bestellungen und Rechnungen geben gerade für die frühe Zeit Aufschluss über die Ausstattung der Unternehmen und die speziellen Umstände der Anschaffung. Amtliche Statistiken sind meist erst ab Ämterebene greifbar, so dass die aggregierten Daten nicht oder nur in speziellen Fällen auf die einzelnen Unternehmen bezogen werden können. Wichtige Zahlen über die Produktion der einzelnen Unternehmen sind ab dem 1870er Jahren durch das Oberbergamt Dortmund für die Eisen und Stahl erzeugenden Unternehmen erhoben worden. Die Auswertung der Akten der Handelskammer Hagen war aufgrund der Zerstörung im 2. WK unbefriedigend.
Weiterhin wurde auch auf allgemeine statistische Quellen der Ämter zurückgreifen, die den gesamten Zeitraum in wechselnder Dichte abdecken. Neben dem Oberbergamt in Dortmund und den Statistiken auf Ämterebene sind hier auch die Gewerbezählungen zu nennen. Teilweise konnten deren Vorarbeiten auf lokaler Ebene als gedruckte Tabellen beschafft werden.
Schlussfolgerung des Primärforschers und Autors:
"Der Untersuchungsraum Hagen kann schon 1815 als eine gewerblich verdichtete Region gelten. Dabei ist es nicht unangebracht, von einer protoindustriellen Region zu sprechen, weil es sich bei dem vorherrschenden Gewerbe um hoch spezialisierte Stahlerzeugung, Eisen- und Stahlwarenindustrie und Textilindustrie, die schon zentralisierte Produktionsstätten ausgebildet hatte, handelte. Diese Fertigungszweige wurden nicht im Nebengewerbe betrieben und weisen nicht die für Protoindustrien typischen Merkmale … auf. … (Es) gab in der Textilindustrie … ein Verlagssystem. Als Verleger fungierten die beiden großen Hagener Textilunternehmen, die jeweils eine zentralisierte Produktionsstätte in der Stadt Hagen unterhielten und einige Produktionsstufen … auslagerten (= Heimarbeit). … Die Produkte wurden über zwei unterschiedliche Systeme (auf dem Markt) abgesetzt. Auf der einen Seite vertrieben Wanderhändler … einen Teil der Waren. … Auf der anderen Seite wurden die Waren über Kommissionshäuser im Untersuchungsraum und der näheren Region vertrieben. … Diese waren schon im 18. Jahrhundert in der Lage, die in der Grafschaft Mark hergestellten Waren über verschiedene Absatzwege und Zwischenhändler weltweit zu vertreiben. … Daneben wurden Lieferverbindungen in der Region immer wichtiger, indem Halbfertigwaren und ab den 1860er Jahren zunehmend auch Spezialmaschinen für die Bedürfnisse der Fertigwarenindustrie des Untersuchungsraums hergestellt wurden. … Die Darstellung der einzelnen Brachen … ermöglicht … einen leichten Zugriff auf die Wirtschaftsentwicklung des Untersuchungsraums in der Industrialisierung … . Fünf Branchen … waren besonders wichtig für die Industrialisierung: die Textilindustrie, die Papierherstellung, die Stahlerzeugung, die Eisen- und Stahlverarbeitung in den unterschiedlichen Ausprägungen und die Elektroindustrie. … Gerade die Hagener Textilindustrie muss als eines der Unternehmen gesehen werden, das für die Industrialisierung der Stadt Hagen bis zum Ersten Weltkrieg extrem wichtige Impulse lieferte. Nicht nur die schon in den 1840er Jahren hohe Zahl der Beschäftigten, sondern besonders die Nachfrageimpulse nach Investitionsgütern waren von enormer Bedeutung für die nähere Region. Ebenso wichtige Impulse gingen von den Vorsterschen Papiermühlen … aus, die etwa gleichzeitig mit der Textilindustrie mechanisiert wurden. Außerhalb der Stadt Hagen waren jedoch die Stahlerzeugung und –verarbeitung wesentlich wichtiger für die Wirtschaftsentwicklung. Diese Gruppen von Branchen bildeten das Produktionscluster, dem in der Industrialisierung der Region … die größte Bedeutung zukam. …
Die sogenannte zweite industrielle Revolution wurde in Hagen nicht von der chemischen Industrie, sondern von der Elektroindustrie getragen.
… Die Industrialisierung Hagens nahm einen völlig anderen Weg als die des benachbarten Ruhrgebiets … . Aus einer langen gewerblichen Tradition wuchs eine klein- und mittelbetrieblich strukturierte Industrielandschaft heran, in die einige größere Unternehmen eingebunden waren. Prägend waren dabei besonders die bedeutenden Kommissionshäuser … . Dabei kam es nicht zu ausgeprägten Brüchen. Der Übergang von der vorindustriellen Fertigung zur Industrialisierung verlief weitgehend fließend. … Aus dem hohen Humankapital und den engen Beziehungen innerhalb der Region resultierte eine große Innovationskraft einzelner Unternehmen und somit der Region insgesamt. … (Es) konnte gezeigt werden, dass die Wirtschaft der Region eine funktionale Einheit bildete, die aus traditionellen Strukturen gewachsen war. … Hagen blieb ein Standort, an dem von oft hoch qualifizierten Arbeitern in kleinen und mittleren Betrieben, mit einem hohen Anteil an Handarbeit, kleine Serien oder Spezialanfertigungen produziert wurden. …
Diese Untersuchung hat den Blick auf einen anderen, oft übersehenen Weg der Industrialisierung einer traditionellen Gewerberegion eröffnet. Dabei ist … über die Beschreibung der ganzen regionalen Wirtschaft die Entwicklung einer kleinen Region beschrieben worden. Dies … soll dazu dienen, … die Entstehung des Industriezeitalters, …, in ihrer … Vielfalt zu verstehen." (Berger 2009: S. 473 ff.)
Der Datenteil der Studie gliedert sich in die folgenden Bereiche auf:
A. Die einzelnen Branchen
1 Textilindustrie
2 Brauerei
3 Eisen- und Stahlindustrie
B. Fallbeispiele einzelner Maschinenfabriken
1 Proll & Lohmann
2 AFA AG
C. Der Handelskammerbezirk Hagen
Der Handel in der Stadt Hagen; Produktionsmengen in Tonnen und Wert in Talern der Metalle und Metallwaren; Beschäftigte Arbeiter in der metallherstellenden und –verarbeitenden Industrie; Konkurse und Eintragungen in das Handelsregister im Handelskammerbezirk.
D. Gütertransport
E. Beschäftigte
F. Mitgliedsunternehmen in Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden
Eine ausführliche Auflistung der einzelnen Datentabellen zu den einzelnen Gliederungspunkten findet sich in den Studiendetails unter 'Sachliche Untergliederung der Datentabellen'.
GESIS
Schon aufgrund des Volumens kommt der Sammelband Mediengeographie. Theorie – Analyse – Diskussionen, herausgegeben von Jörg Döring und Tristan Thielmann, gewichtig daher: Auf über 600 Seiten wurden 24 Beiträge deutschsprachiger und internationaler AutorInnen – darunter Theorie- und Diskursstars wie Bruno Latour, Paul Virilio, Lev Manovich und Saskia Sassen – versammelt, die sich der "Remedialisierung der Geographie in Form von Mediengeographie" (Einleitung, S. 10) widmen möchten. Eine Schlüsselstellung sprechen die Herausgeber dabei Latours "Die Logistik der 'immutable mobiles' " zu, eine aus dessen Science in Action (1987) entnommene Passage, die eigens und erstmals für den vorliegenden Band übersetzt wurde. Latours Konzept der unveränderlich mobilen Elemente soll "die Identifizierung von Elementen/Strukturen" ermöglichen, die "sowohl für Medien als auch für den Raum, für Menschen als auch für Nicht-Menschen unveränderlich sind, um anhand derer – einfach dem Akteur folgend – die Transformationskette der Inskriptionen zu skizzieren" (S. 19). Damit hoffen die Herausgeber eine für die Mediengeographie geeignete Methode gefunden zu haben, die die Nachteile der Medienwissenschaft bzw. der Geographie, entweder den Raum oder die Medien konstant halten zu müssen, um das je andere zu beobachten, überwindet. Erfrischend ist die editoriale Entscheidung, diesem als zentral verstandenen Text Latours eine Kritik von Erhard Schüttpelz voraus zu schicken, die sich auf Fernand Braudels Globalisierungsgeschichte beruft und auf deren "Skepsis gegenüber einer Geschichte, die sich an einer Chronologie von Technikinnovationen orientiert" (S. 90), rekurriert. Schüttpelz meldet damit Zweifel an, ob Latours Terminus der unveränderlich mobilen Elemente auch bereits auf den Zeitraum von 1500 bis 1800 angewandt werden kann, in dem weder der Buchdruck eine identische Textgestalt garantierte (S. 72-77), noch die Inkorporation geometrischer Formen (z.B. in der Gestaltung von Tänzen oder Festungsgrundrissen) bereits klar dem Zweck der optischen Konsistenz unterstellt war (S. 77-85). Einen solchen Diskutanten, wie ihn Schüttpelz für die Annahme einer frühzeitigen medientechnischen Überlegenheit des Westens gibt, wünscht man sich auch für Paul Virilios Beitrag "Die morphologische Irruption", um diesen z.B. nach dem Verhältnis von direkter ("sinnlicher") Beobachtung und Geometrie zu befragen, das bei dem Entwurf einer optoelektronischen ("intelligiblen") Beobachtung vergleichweise unterbelichtet bleibt, etwa wenn Virilio schreibt: "Das Raum-Zeit-Gefüge der optoelektronischen Welt-Darstellung entspricht also nicht mehr dem der physikalischen Dimensionen der Geometrie, die Tiefe ist nicht mehr der sichtbare Horizont und auch nicht der ''Fluchtpunkt' der Perspektive, sonder einzig die "Urgröße der Geschwindigkeit [.]" (S. 155). Weiters stellt im ersten, "Mediengeographie global: Geomedientheorie" getitelten Abschnitt Jens Schröter sein Konzept des "transplanen Bildes" dar, unter welches er solche Bildtechnologien fasst, "die mehr Rauminformation liefern, als es die perspektivische Projektion auf die Bildfläche vermag" (S. 170; vgl. Schröter 2009). Als Beispiele nennt er die Stereoskopie, die Fotoskulptur, die integrale Fotografie, die Volumetrie (bzw. Tomografie) sowie die Holografie – meist als Randerscheinungen behandelte Verfahren, von deren Theorie Schröter die Stärkung einer Bildtheorie als Kontinuum zwischen Fläche und Raum erhofft. Unter dem Begriff "Visuelle Geographien" diskutiert Judith Miggelbrink "bildliche Formen von Objektivierung durch Verräumlichung und Verortung" (S. 192) und unterscheidet zwischen einer erdräumlich-landschaftlichen Bildsprache und räumlichen Ordnungen, die durch visuelle Metaphern ausgedrückt werden. Marc Ries entwickelt für das Porträt eine Topologie von "Hier" und "Da-Draußen", welche er auch auf die perspektivisch navigierbare Online-Umgebung Second Life anwendet, und so zu dem Schluss kommt, dass deren zentraler Antrieb "das Begegnen anderer 'Porträts', das Austauschen mit ihnen, das 'Existieren' in Szenarien" sei (S. 214). Der zweite Abschnitt, "Mediengeographie analog", versammelt Beiträge zur Geomediengeschichte, beginnend mit einem weiteren sich auf Latour berufenden Beitrag, in dem Sven Werkmeister die Ursprünge der vergleichenden Musikwissenschaft im Kontext medientechnischer, v.a. phonographischer Aufzeichnungen diskutiert. Verblüffend sein Bericht über die Forschung Erich von Hornbostels: "An die Stelle subjektiv-kulturgebundener Exegese sollten physikalische Verfahren des Messens und Zählens treten" (S. 230) – es wurde versucht Kulturaustausch anhand von Schwingungszahlen nachzuweisen. Jörg Dörings "Geschichte der Literaturkarte" nimmt nicht Karten 'in', sondern Karten 'zur' Literatur in den Blick, wie z.B. Barbara Piattis Kartierungen literarischer Schauplätze (2008), deren analytische Erträge im Verhältnis zum Aufwand mit jeder Karte zur Literatur neu verhandelt würden. Stefan Zimmermann rekapituliert in "Filmgeographie – Die Welt in 24 Frames" frühere und laufende Annäherungen der Geographie an die visuellen Medien: u.a. als Mittel zur Dokumentation, Gegenstand der Kulturgeographie und in Form von Untersuchungen filmischer Landschaften. Paul Reuber und Anke Strüvers Untersuchungen der "Diskursive[n] Verräumlichungen in den deutschen Printmedien" bestätigen den Verdacht, "dass die Anschläge vom 11. September zur Polarisierung geopolitischer Leitbilder und Diskurse" (S. 328) und zur Schaffung einer globalen Topographie des Eigenen und des Fremden beigetragen haben. James Schwoch widmet sich der verquickten Geschichte des mehrfach verschobenen Atomexperiments Starfish Prime am 9. Juli 1962, dem Start des ersten zivilen Kommunikationssatelliten Telstar-1 am folgenden Tag und dem Moskauer Atomteststoppabkommen von 1963, welche die Entwicklung von Satellitenüberwachungsprogrammen erst ermöglicht habe. Den zweiten Abschnitt schließt Wolfgang Hagens "Zellular – Parasozial – Ordal" mit "Skizzen zu einer Medienarchäologie des Handys", dessen Nutzung er vorschlägt als ordale Herausforderung des Schicksals zu betrachten: "Wer glaubt, dass das 'Was', 'Mit wem', 'Wie lange' und 'Wo' am Zellphon Gesprochene [.] verschlossen blieben vor seinem privatesten Akt der Interaktion, den er am Handy begeht, befindet sich schon mitten in seiner Wasserprobe. Kann sein, dass er oben schwimmt, kann auch sein, dass er untergeht." (S. 377). Der im Titel mitangekündigte, aber erst kurz vor Artikelschluss unternommene Versuch, 'Zellphon'-Nutzung auch der parasozialen Interaktion zuzuordnen, bleibt unterdefiniert. Wie bei allen Sammelbänden stellt auch hier die Tektonik der Beiträge eine Herausforderung für sich dar: Die Unterordnung der vier Hauptabschnitte unter die Leitdifferenzen global/lokal und analog/digital bietet nur eine begrenzte Navigationshilfe, was jedoch zuallererst die Schwierigkeit aufzeigt, das hybride Feld der Mediengeographie entlang dieser Differenzlinien einzuteilen. Den dritten Abschnitt – "Mediengeographie digital: Geobrowsing" – eröffnet ein Interview mit Lev Manovich, in dem er u.a. den Erfolg von Google Earth gegenüber wissenschaftlichen geographischen Informationssystemen (GIS) darauf zurückführt, dass dort verschiedene "kulturelle DNAs" – im Fall von z.B. Satellitenbildern, 3D-Modellen, Layer-Konzepten und Partizipation der UserInnen (S. 387) – erfolgreich zusammenspielen würden. Im Sinne der eingangs geschilderten dritten Option der Mediengeographie wäre dieses Erklärungsmodell freilich unbrauchbar: Mit der Identifikation von 'kultureller DNA' oder von 'Genen' werden sowohl Medien als auch Raum zugunsten der Beobachtung eines vermeintlichen Kampfes sich artikulierender Gene stillgestellt – die Evolutionsanalogien sind jedoch gerade in der Auseinandersetzung mit digitalen Medien eher auf dem Vormarsch, denn in der Stagnation begriffen (vgl. die Thesen von Thomas W. Malone, Susan Blackmore oder Kevin Kelly). Eric Gordon untersucht, wie sich die "Metageography of the Internet" in den letzten 30 Jahren, insbesondere aber mit dem Übergang vom (nachträglich konstruierten) Web 1.0 zu Web 2.0 verändert hat: Vom Gitternetz aus Fiktionen wie Tron (1982), Neuromancer (1984) oder The Matrix (1999), d.h. von Repräsentationen eines externen digitalen Netzwerks hin zu Tools, die Navigation innerhalb dieses Netzwerks erlauben, z.B. Google Maps aber auch soziale Geo-Mashups wie z.B. Plazes. Als "phantastische Zeitreise" charakterisiert Anne Vowinckel in ihrem Beitrag den Gebrauch eines Flugsimulators, die damit zwar das Raum-Zeit-Kontinuum aufhebt, aber nicht im Sinne eines baudrillardschen Hyperrealen das Reale verdrängt, sondern als "Raum für die Realisierung des Imaginären" (S. 428). Ob der Google Earth 'Global Awareness Layer' namens 'Crisis in Darfur' wirklich das beabsichtigte Potenzial hat, die Ereignisse "am Boden" (so Google-Pressevertreter) zu beeinflussen, untersucht Lisa Parks und kommt zum Ergebnis, dass Satellitenbilder dort nur eine "Durchgangsstation" (S. 441) vor dem Aufrufen von Nahaufnahmen z.B. von Verwundeten darstellen und – im Unterschied zur Verwendung in Fernsehnachrichten – Konflikte eher der Vergangenheit als der Dringlichkeit aktueller Ereignisse zuweisen. Parks identifiziert weiters Strategien, die sie als "Konflikt-Branding" bezeichnet und charakterisiert das Projekt als Googles "Instrumentalisierung seine Handelns als Werbung für die eigene Marke" und als "mustergültiges Beispiel für neoliberales Handeln" (S. 446), gegenüber dem unsere visuelle Erfahrung historisch wachsam bleiben müsse (S. 448). Die Untersuchung der "Produktion einer Politik der Angst" (S. 455) nimmt sich Jeremy Crampton vor und spannt dabei den Bogen von geographischen Imaginationen nach dem 11. September bis zur statistischen Kartographie des 19. Jahrhunderts, welche z.B. in Frankreich einen Skandal produzierte, "als dort eine Landkarte publiziert wurde, die keinen Zusammenhang zwischen Kriminalitätsraten und Bildung erkennen ließ" (S. 465) – Kriminalität konnte von nun an überall vorkommen, eine Situation, die Crampton als analog zur gegenwärtigen sieht, in der Regierungen die Bedrohung mit Mitteln der Geosurveillance zu bewältigen suchen: "Technologie ist Teil des politischen Entscheidungsprozesses und keine neutrale Aktivität" (S. 473). Der Macht bewegter räumlicher Bilder, das emotionale Erleben zu intensivieren, zeigen sich auch Stuart Aitken und James Craine durchaus bewusst – das Ziel der beiden Geographen ist nicht weniger, als durch "Affektive Geovisualisierung" Daten so aufzubereiten, dass sie uns wie das Kino staunen lassen und "dadurch unser Leben" erhellen (S. 483). Aus medien- und literaturwissenschaftlicher Perspektive zeichnet Albert Kümmel-Schnur nach, wie Modelle nicht-linearer Erzählweisen zunächst von Hypertexttheorien und schließlich von solchen abgelöst wurden, die Narration als Navigation durch ein Netzwerk konzipieren, wobei wiederum "das navigierende Tun in den Modus einer linearen Erzählstrategie" gebracht wird (S. 503). Dicht am Material wendet Kümmel-Schnur dies auf zwei Webseiten an – auf das österreichische Hypermedienprojekt Past Perfect und die von Bruno Latour mitentwickelte Flashanimation Paris: Invisible City. Beide Beispiele können im Übrigen mithilfe einer einfachen Suchanfrage gefunden werden - was unmittelbar die Frage aufwirft, wie das seitenunabhängige, schlagwortbasierte Navigieren durch Suchen, das rezente UserInnenpraktiken kennzeichnet (vgl. Mager 2010), in diesem linienbasierten Ansatz der "Arachnefäden" (so der Titel) eingeordnet werden kann. Den "Global Cities, Knowledge Villages, Media Homes" wendet sich schließlich der vierte und letzte Abschnitt, "Mediengeographie lokal" zu. Saskia Sassen plädiert in "Reading the City in a Global Digital Age" für die Berücksichtigung der Verräumlichung globaler und digitaler Komponenten, denn eine rein physikalische Topographie "would fail to capture the electronic connectivity possibly marking even poor areas as locations on global circuits" (S. 513). Als Analysebeispiel zieht sie New Yorks "geographies of talk" (vgl. http://senseable.mit.edu/nyte/visuals.html), d.h. Auswertungen von globalen, in New York City getätigten Telefonanrufen heran: "Global talk happens largely among those at the top of the economy and at its lower end. [.] The vast middle layers of our society are far less global" (S. 516). Das als lokal Repräsentierte erweise sich letztlich häufig als "microenvironment with global span" (S. 531). Mike Crang wendet sich der Imagination mediatisierter globaler Räume zu, typischerweise durch die Kontrastierung von physischem "place" und virtuellem "space", "through notions of substitution, derealisation, transcendence and thence to consequence of dispersal, distanciation and social disintegration" (S. 539). Dem stellt Crang die Raumvision Singapurs als "Intelligent Island", als "switching centre for goods, services, capital and information and people" (S. 553) gegenüber, als Beispiel der Produktion neuer Zentralitäten, welche selbst Dinge hervorbringen, statt bloß Bestehendes zu enkodieren. Auch Scott McQuire ("Public Screens, Civic Architecture and the Transnational Public Sphere") wendet sich gegen die These der Obsolenz von Raum und Zeit durch elektronische Echtzeitkommunikation und schlägt stattdessen vor, von einer fortlaufenden dynamischen Rekonfigurierung von Raumdimensionen und zeitlichen Rhythmen zu sprechen, die er seinerseits anhand von urbanen elektronischen Plakat- und Werbeflächen untersucht. Rolf Nohr argumentiert auf der Grundlage von Harold Innis für die Verflechtung von Waren- und Bedeutungsformen bzw. von symbolischer Kommunikation und deren räumlichen Erstreckung und gelangt so zur Frage nach dem Verhältnis von medienimmanenter zu symbolisch vermittelter Topographie bzw. – konkret am Fall TV beobachtet – zum Verhältnis von Wohnzimmer oder 'Public Viewing Area' und televisuell produzierten Orten und Ereignissen. In diesen vier Beiträgen werden die Fragestellungen im letzten Abschnitt von allen insgesamt am dichtesten geführt; der letzte Beitrag von Tom Holert zur "Geographie der Exzellenz" wendet sich schließlich den "gern – und oft beschönigend – 'Campus' genannten postindustriellen Wissensfabriken" (S. 630) und der Inszenierung von Humankapital zu, wie sie in IT-Forschungs- und Entwicklungszentren wie dem Dubai Knowledge Village, dem Infosys-Campus Bangalore oder dem Cyber Gateway Hyderabad stattfindet. In Summe bleibt die Fülle der Perspektiven und Ansätzen, die in Mediengeographie. Theorie – Analyse – Diskussionen vorgestellt und angerissen werden, beeindruckend. Typisch für ein Vorhaben dieser Größe wird die Zusammenführung dieser Linien mitunter zu einer Herausforderung; insbesondere der angestrebte Dialog zwischen Medienwissenschaft und Geographie in Richtung der Begründung einer Geomedienwissenschaft bleibt bei einem bloßen Nebeneinander stecken, auch der Latour'sche Faden verliert sich im Band alsbald. Der Wunsch, die vielfältigen Beiträge auf drei schmalere Bände mit stärkerer, editorialer Begleitung aufzuteilen, erscheint legitim, muss jedoch auf das nächste Projekt der Herausgeber projiziert werden. Immerhin ist Mediengeographie selbst bereits ein Nachfolger auf einen 460-Seiter, den 2008 ebenfalls von Döring und Thielemann herausgegebenen Band Spatial Turn. Das Raumparadigma in den Kultur- und Sozialwissenschaften. --- Zitierte Literatur Jörg Döring/Tristan Thielmann (Hg.), Spatial Turn. Das Raumparadigma in den Kultur- und Sozialwissenschaften, Bielefeld: transcript 2008. Barbara Piatti, Die Geographie der Literatur. Schauplätze, Handlungsräume, Raumphantasien, Göttingen: Wallstein 2008. Astrid Mager, Mediated Knowledge. Sociotechnical practices of communicating medical knowledge via the web and their epistemic implications, Wien: Universität Wien, Dissertation 2010. Jens Schröter, 3D. Zur Geschichte, Theorie, Funktion und Ästhetik des technisch-transplanen Bildes im 19. und 20. Jahrhundert, München: Fink 2009.
BASE
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Band 46, Heft 12, S. 11-17
ISSN: 0479-611X
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In: Routledge research in international and comparative education
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