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Une passion roumaine: histoire de l'institut français des hautes études en Roumaine : 1924-1948
In: Culture et diplomatie française
World Affairs Online
Amerikanisch-sowjetische Beziehungen nach Reykjavik
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Band 1987, Heft B 1-2, S. 3-15
ISSN: 0479-611X
"Auf der Gipfelkonferenz von Reykjavik hat sich in den Beziehungen zwischen den beiden Supermächten eine 'Revolution' (Kissinger) ereignet. Erstmals in der Geschichte der Rüstungskontroll- und Abrüstungsbemühungen haben sich die Staatschefs der beiden Supermächte auf die Beseitigung von Mittelstreckenraketen in Europa, die Reduzierung aller strategischen Waffen um 50 Prozent und die Beseitigung (fast) aller ballistischen Raketen in einer späteren Periode geeinigt. Zwar wurde kein Vertrag geschlossen, weil der sowjetische Generalsekretär dies mit seiner Forderung, alle Teileinigungen zu einem Paket zu verschnüren und praktisch an die Aufgabe von SDI zu binden, verhinderte. Faktum bleibt, daß Einigungen über erheblich niedrigere Niveaus strategischer Waffen möglich und in Reykjavik konkret geworden sind. Nicht umsonst schätzt der amerikanische Publizist James Reston die Gipfelkonferenz als das größte Ereignis seit der Erfindung der Atombombe ein. Die Einigungen von Reykjavik kamen für die Westeuropäer völlig überraschend, die zwar stets von der Notwendigkeit der Abrüstung gesprochen, sie aber durch die Weiterentwicklungen des strategischen Kalküls nicht vorbereitet haben. In Westeuropa wird nur zu gerne übersehen, daß die Vereinigten Staaten jenseits der aktuellen Interessen der jeweiligen Administrationen das Strukturinteresse verfolgen, einen Nuklearkrieg mit der Sowjetunion zu vermeiden. In dieses Interesse gehört auch die Konzeption, in Westeuropa nicht mit strategischen Nuklearwaffen, am besten überhaupt nicht mit Kernwaffen, vertreten zu sein. Man kann also getrost davon ausgehen, daß die Rüstungskontrollverhandlungen in Genf dort weiterarbeiten werden, wo die beiden Staatschefs in Island aufgehört haben. Westeuropa tut gut daran, sich darauf einzustellen. Das Hauptfeld der amerikanisch-sowjetischen Auseinandersetzung liegt in der Dritten Welt. Der nukleare Konfrontationsverzicht, der sich in Reykjavik so deutlich zeigte, dient auch der Absicherung dieser Rivalität vor einem Abgleiten in eine militärische, womöglich noch nukleare Auseinandersetzung. Die Vereinigten Staaten gehen - so steht es in der Reagan-Doktrin - davon aus, daß sich der sowjetische Einfluß seit dem Beginn der achtziger Jahre auf dem Rückzug aus der Welt befindet. Die USA unterstützen die demokratischen Revolutionen und hoffen, damit diesen Rückzug zu befördern und den eigenen Einfluß zu vergrößern. Die Sowjetunion unter Gorbatschow setzt statt dessen, wie Chruschtschow 1957, auf Asien, insbesondere auf Indien. Bei seinem Besuch dort im Herbst 1986 hat Gorbatschow seinen Plan einer asiatischen Sicherheitskonferenz erneut vorgeschlagen und das Interesse Asiens an einer Entmilitarisierung des Indischen Ozeans unterstützt. Mit der in Wladiwostok angekündigten ersten Verringerung sowjetischer Truppen in Afghanistan will Gorbatschow offensichtlich auch die sowjetisch-chinesischen Beziehungen verbessern. Den Europäern ist es in den ersten Monaten nach Reykjavik gelungen, die Vereinigten Staaten zu einer gewissen einschränkenden Modifikation ihrer Position zu bewegen. Die Grundsatzrede von Außenminister Shultz im November 1986 läßt jedoch erkennen, daß diese Modifikationen nicht zu einer grundsätzlichen Revision der von den USA in Reykjavik eingenommenen Position führen werden." (Autorenreferat)
Performing peace and friendship: the World Youth Festivals and Soviet cultural diplomacy
In: Rethinking the Cold War Volume 9
Performing Peace and Friendship tells the story of how the Soviet Union succeeded in utilizing the World Festival of Youth and Students in its cultural diplomacy from late Stalinism through the early Khrushchev period. Pia Koivunen discusses the evolution of the youth gathering into a Soviet cultural product starting from the first festival held in Prague in 1947 and ending with the Moscow 1957 gathering, the latter becoming one of the most frequently referred moments of Khrushchev's Thaw. By combining both institutional and grass-roots' perspectives, the book widens our understanding of what Soviet cultural diplomacy was in practice, re-evaluates the agency of young people and provides new insights into the Soviet role in the cultural Cold War. Koivunen argues that rather than simply being orchestrated rallies by the Kremlin bureaucrats, the World Youth Festivals also became significant spaces of transnational encounters for young people, who found ways to employ the event for overcoming the various restrictions and boundaries of the Cold War world
Israel and the European Union: a documentary history
1957-1966 : Israel Looks to Europe : Documents 1957-1966 -- 1967-1979 : Between War and Peace : Documents 1967-1979 -- 1980-1991 : From Venice to Madrid : Documents 1980-1991 -- 1992-2003 : From Oslo to Barcelona : Documents 1992-2003 -- 2004-2011 : A Renaissance Cut Short? : Documents 2004-2011
World Affairs Online
Eisenhower and the missile gap
In: Cornell studies in security affairs
Dal MFE a Segretario Generale dell'Union européenne des fédéralistes (UEF)
Guglielmo Usellini, dopo aver partecipato al primo congresso dell'Union européenne des fédéralistes (UEF), tenutosi a Montreux nell'agosto del 1947, e al Congresso dell'Aja del maggio 1948, organizzò il secondo congresso dell'UEF, che si svolse a Roma nel novembre 1948, e il mese successivo venne eletto segretario generale aggiunto. Nel febbraio del 1949 si trasferì pertanto a Parigi dove, con grande impegno, contribuì all'imporsi della linea di Altiero Spinelli all'interno dell'UEF. Egli seguì, inoltre, l'organizzazione della campagna per il Patto di unione federale e, nel febbraio del 1950, favorì la nascita delle Jeunesses fédéralistes européennes (JEF). Dopo il III Congresso dell'UEF, svoltosi a Strasburgo nel novembre del 1950, il mese successivo venne eletto segretario generale, carica che avrebbe tenuto interrottamente per ben otto anni. Egli partecipò al Conseil européen de vigilance, insediato all'Orangerie di Strasburgo dal 20 al 23 novembre 1950, formato da personalità del mondo politico e culturale e da dirigenti dei movimenti federalisti. Usellini contribuì all'organizzazione, inoltre, di due importanti incontri internazionali finalizzati a coinvolgere gli organi di stampa nell'azione federalista. Il primo si svolse a Bellagio, dal 16 al 18 luglio 1952, ottenendo un notevole successo, largamente superato, peraltro, nel secondo convegno che si tenne a Venezia dal 27 al 30 aprile 1953. Dopo la bocciatura del Trattato CED all'Assemblea nazionale francese, il 30 agosto 1954 - fatto che costituì una gravissima battuta d'arresto nel processo di integrazione del Vecchio Continente e che colpì profondamente Usellini –, egli sottolineò i limiti di un tentativo di unificazione europea avviato a partire dalla dimensione militare, l'eccessiva fiducia in un automatismo del processo di integrazione e pose l'accento, inoltre, sull'incapacità dei federalisti di incidere significativamente sui governi e sulle forze politiche nazionali. Per Usellini, nonostante l'evidenza della necessità della federazione per far fronte alle sfide del mondo moderno, gli Stati europei non erano disponibili a cedere quote di sovranità per essere inquadrati in un ordinamento giuridico superiore. La federazione europea, secondo Usellini, non sarebbe stata creata, pertanto, dai governi, in quanto preposti a difendere in maniera esclusiva l'interesse nazionale e incapaci di dar vita a un'unione solida e duratura. Usellini, quindi, aderendo alla linea lanciata da Spinelli con il «nuovo corso», si mostrò critico nei confronti dei Trattati di Roma e, nel novembre del 1957, venne eletto delegato del Congresso del popolo europeo (CPE), mentre nel luglio del 1958 fu cooptato nel Comitato centrale del MFE. Usellini mantenne, nel frattempo, l'incarico di segretario generale dell'UEF - gestendo la difficile fase della scissione delle organizzazioni federaliste contrarie alle posizioni di Spinelli -, fino alla sua scomparsa, avvenuta a Parigi il 25 ottobre 1958, nel suo appartamento, in seguito a un attacco cardiaco.
BASE
Anlagevermögen, Produktion und Beschäftigung der Industrie im Gebiet der Bundesrepublik von 1924 bis 1956
Die vorliegende Studie "Anlagevermögen, Produktion und Beschäftigung der Industrie im Gebiet der Bundesrepublik von 1924 bis 1956" ist im Rahmen einer großen Untersuchung des DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) entstanden mit dem Ziel, die Entwicklung des Volksvermögens im Gebiet der Bundesrepublik empirisch für einen möglichst langen Zeitraum zu messen. Es handelt sich um eine Vermögensrechnung zur analytischen Untersuchung der Zusammenhänge zwischen dem Vermögen, der Produktion, der Investition und der Beschäftigtenzahl. Der vorliegenden Untersuchung ging eine Studie vom selben Autor voraus (Krengel, R., 1956: Die Entwicklung des Anlagevermögens der westdeutschen Industrie von 1924 bis 1955. In: Wirtschaftsforschung und Wirtschaftsführung, Festgabe für F. Friedensburg, S.95ff. Berlin). In der vorliegenden, zweiten Untersuchung wird über die empirische Problemanalyse hinausgegangen. Fragestellungen sind besonders die Berechnung des Brutto- und Netto-Anlagevermögens der westdeutschen Industrie seit 1924, die Aufgliederung des gesamt-industriellen Anlagevermögens, die bereichsweise Entwicklung der Kapitalkoeffizienten und der Kapitalintensität und die Durchführung von Vergleichsrechnungen anzustellen, die auf das Vermögen bezogen sind.
Das industrielle Anlagevermögen im Gebiet der Bundesrepublik hatte zum Zeitpunkt der Veröffentlichung einen Höchststand erreicht. Ferner waren die Kapitalabschreibungen in den 50er Jahren äußerst günstig, was unter anderem dem Altersaufbau der Anlagen zu diesem Zeitpunkt geschuldet ist. Zwischen dem Wachstum des Anlagevermögens und der Investitionstätigkeit besteht ein logischer Zusammenhang, der hier empirisch untersucht werden soll. In der Zeit steigenden Kapitaleinsatzes wurden empirisch fundierte Antworten auf die Frage nach dem Einfluss des relativen Kapitalbedarfs auf Produktion, Vermögen und Investitionen erwartet, um die risikoreichen Entscheidungen in der Investitionsplanung zu erleichtern.
Die Grundlage der industriellen Vermögensrechnung bilden hier Berechnungen und Schätzungen über die Entwicklung der industriellen Brutto-Anlage-Investitionen. Weiterhin wurden bestmöglich fundierte Annahmen über die durchschnittliche Lebensdauer der Anlagen, bzw. der daraus resultierenden Abschreibungen getroffen. Die Genauigkeit der Ergebnisse hängt also von den statistischen Unterlagen ab, die zu der Berechnung der Kennzahlen genutzt wurden, sowie dem Realismus der Annahmen über die Entwicklung Abschreibungen.
Datentabellen in HISTAT:
A. Tabellen aus dem Anhang
A.01 Brutto-Anlagevermögen der Industrie im Gebiet der Bundesrepublik: Anlagevermögen insgesamt, Bau-Anlagevermögen, Ausrüstungsvermögen (1924-1956)
A.02 Netto-Anlagevermögen der Industrie im Gebiet der Bundesrepublik: Anlagevermögen insgesamt, Bau-Anlagevermögen, Ausrüstungsvermögen (1924-1956)
A.03a Brutto-Anlage-Investitionen der Industrie im Gebiet der Bundesrepublik: Anlage-Investitionen insgesamt, Bau-Anlagevermögen, Ausrüstungsvermögen (1924-1956)
A.04 Volkswirtschaftlich notwendige Abschreibungen der Industrie im Gebiet der Bundesrepublik: Abschreibungen insgesamt, Bau-Abschreibungen, Ausrüstungs-Abschreibungen (1924-1956)
A.05 Verwendete jährliche Abschreibungsquoten auf das industrielle Ausrüstungsvermögen, in % des jeweiligen Neuwertes des Ausrüstungsvermögens (1924-1956)
A.06 Kriegsschäden der Industrie im Gebiet der Bundesrepublik, geschätzte Neuwerte in Mill. DM zu Preisen von 1950 (1943-1945)
A.07 Demontagen der Industrie im Gebiet der Bundesrepublik, geschätzte Neuwerte in Mill. DM zu Preisen von 1950 (1943-1948)
A.08 Kriegsschäden der Industrie im Gebiet der Bundesrepublik, geschätzte Zeitwerte in Mill. DM zu Preisen von 1950 (1943-1945)
A.09 Demontagen der Industrie im Gebiet der Bundesrepublik, geschätzte Zeitwerte in Mill. DM zu Preisen von 1950 (1943-1948)
A.10 Berechnung der Netto-Anlage-Investitionen: am Beispiel der gesamten Industrie (1924-1956)
A.11 Netto-Anlage-Investitionen der Industrie im Gebiet der Bundesrepublik: Anlage-Investitionen insgesamt, Bau-Anlage-Investitionen, Ausrüstungs-Investitionen (1924-1956)
T. Tabellen aus dem Textteil (Methode der Untersuchung)
T.01a Entwicklung des Gütegrades des Anlagevermögens (Industrie) im Gebiet der Bundesrepublik, Anlagevermögen insgesamt, Bau-Anlagevermögen, Ausrüstungsvermögen (1924-1957)
T.02 Entwicklung des Volumens der industriellen Netto-Produktion im Gebiet der Bundesrepublik, in Mrd. DM zu Preisen von 1950 (1925-1956)
T.03 Entwicklung des Brutto-Kapitalkoeffizienten der Industrie (ohne Kleinbetriebe) im Gebiet der Bundesrepublik (1925-1956)
T.04 Entwicklung der Ausnutzung des industriellen Brutto-Anlagevermögens der westdeutschen Industrie (1924-1956)
T.05 Daten zur Entwicklung der Ausnutzung der industriellen Kapazität (1929-1938)
T.06 Berechnung der Kapitalintensität der gesamten westdeutschen Industrie (ohne Kleinbetriebe), zu Preisen von 1950 (1929-1956)
T.07 Gesamter Energieverbrauch der deutschen Industrie (1950-1956)
GESIS
Im Übergang der Diktaturen: eine Untersuchung zur kirchlichen Neuordnung in Thüringen 1945 - 1951
In: Konfession und Gesellschaft 29
Milija Gluhović: Theory for Theatre Studies: Memory.: London: Bloomsbury 2020. ISBN: 9781474246644. 184 S., Preis € 13,80
In Theory for Theatre Studies: Memory untersucht Milija Gluhović, Professor für Theater und Performance an der Universität Warwick, Überschneidungen zwischen den Bereichen der Theaterwissenschaft und der kulturwissenschaftlichen Gedächtnis- und Erinnerungsforschung. Erschienen ist die Monographie als dritte Ausgabe der gleichnamigen Reihe, die von Susan Bennett und Kim Solga herausgegeben wird und sich mit zentralen Schlüsselbegriffen der Theaterwissenschaft befasst – etwa Raum, Körper, Bewegung oder Ökonomie. Laut den Herausgeberinnen ist die Reihe als Einführungslektüre in Ideenkonstellationen, Methoden und Theorien der Theaterwissenschaft konzipiert, die im 21. Jahrhundert an zentraler Bedeutung gewonnen haben. Aufgrund der komplexen theoretischen Bezüge in der Ausgabe Memory, geht der einführende Charakter stellenweise verloren. Mittels anschaulicher Analysen werden jedoch die vielschichtigen theoretischen Zusammenhänge entwirrt und somit greifbarer. Für eine Vertiefung in die jeweilige Thematik findet sich in jeder Ausgabe der Reihe ein Abschnitt mit weiterführender Literatur sowie Links und Diskussionsfragen auf der Website des Verlags. Die Ausgabe Memory baut theoretisch auf dem Standpunkt Marvin Carlsons auf, dass sich Theater aufgrund seiner vielschichtigen Kommunikationsformen besonders gut für die Vermittlung historischer Narrative eignet. Nach Meinung Carlsons können Dynamiken des kollektiven Gedächtnisses sowie individuelle Erinnerungsvorgänge durch diverse Aufführungspraktiken besser greifbar gemacht werden (S. 9). Zudem bezieht sich Gluhović in seiner Einleitung auch auf Rebecca Schneiders Untersuchungen zum politischen und sozialen Potenzial von Reenactments. Schneider untersucht in Performing Remains (2011) das Verhältnis zwischen historischen Ereignissen und deren Nachbildungen. Neben Kriegen definiert sie auch Theaterstücke und Performances als historische Ereignisse, die von Gegenwartskünstler*innen wie beispielsweise Marina Abramović in Seven Easy Pieces (2005) nachgestellt werden. Schneiders These, dass durch Nachahmungen die Linearität der Zeit durchbrochen und somit die historiografische Untersuchung vergangener Ereignisse vorangetrieben werden kann, sowie Carlsons Definition von Theater als "Erinnerungsmachine", führen Gluhović zu seinen zentralen Fragestellungen – etwa wie Theater genutzt werden kann, um Aspekte der Vergangenheit zu erforschen oder wie verdrängte Geschichte ins kollektive Bewusstsein tradiert werden kann. Die Fragen, wie Erinnerungsdiskurse auf Produktionen des internationalen Gegenwartstheaters Einfluss nehmen und welche ethischen und politischen Dimensionen Theaterstücke mit der Verhandlung von gewaltvoller Vergangenheit annehmen können, fließen ebenfalls in die Diskussion mit ein. Und schließlich, warum Erinnerung als politisches Instrument genutzt wird, um auf die Herausforderungen der Gegenwart zu reagieren. In drei Kapiteln geht Gluhović drängenden Fragen der Erinnerungs- und Gedächtnisforschung nach, die er als methodologischen Zugang für seine Fallstudien wählt und mit theaterwissenschaftlichen Überlegungen verbindet. Fragen nach Wahrheit und Authentizität, Ethik und Politik sowie nach dem Spannungsverhältnis zwischen Erinnerung und Geschichte erscheinen hierbei zentral. Hierzu bezieht sich der Autor in seiner Einleitung zunächst auf die Geschichtsphilosophie Walter Benjamins, für den Geschichte nicht in der Vergangenheit verborgen liegt, sondern im Antlitz gegenwärtiger Gefahren zu suchen ist. Erinnerung meint in diesem Sinne eine Bewusstwerdung historischer Vorgänge und ihrer Bedeutung für gegenwärtige Verhältnisse. Warum Erinnerung zu einem bedeutenden politischen Instrument geworden ist, erläutert Gluhović mit dem überzeugenden Argument des italienischen Historikers Enzo Traverso, für den die zunehmende Obsession mit der Vergangenheit ein Ausdruck fehlender Utopien in der modernen Welt darstellt (S. 3). Im zweiten Kapitel "Searching for a Common Ground: Performance, Testimony, and Small Acts of Repair" geht Gluhović den Fragen nach Darstellungsmöglichkeiten von Authentizität und Wahrheit im Theater nach sowie der Frage, wie Theater als Korrektiv beziehungsweise als eine Form der Wiedergutmachung für vergangene Verbrechen eingesetzt werden kann. Hierzu verbindet er seine vorhergehenden theoretischen Überlegungen mit der Frage nach dem individuellen psychologischen Effekt der Wiedergutmachung durch Erinnern. Mit Analysen der Theaterproduktionen Minefield (2016) der argentinischen Schriftstellerin und Regisseurin Lola Arias, Common Ground (2015) der israelischen Theaterregisseurin Yael Ronen und des Theaterepos The Seven Stream of the River Ota (1994) des kanadischen Theaterregisseurs Robert Lepage lotet Gluhović Möglichkeiten des Theaters aus, menschliche Katastrophen des 20. Jahrhunderts im Theater zu vermitteln. Während Minefield und Common Ground auf den Biographien der Schauspieler*innen aufbauen und sich mit dem Falklandkrieg (1982) beziehungsweise mit den jugoslawischen Zerfallskriegen (1991-1995) befassen, erzeugt Lepage über individuelle Geschichten Verbindungen zwischen dem Zweiten Weltkrieg, den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und der Aids-Krise der 1980er und 1990er Jahre. Allerdings nicht – wie Gluhović gekonnt herausarbeitet, um die historische Bedeutung der jeweiligen Katastrophen gleichzusetzen, sondern vielmehr um eine Geschichte menschlicher Fehlbarkeit sowie menschlichen Leids zu erzählen, die mittels einer Auflösung linearer Zeitstrukturen die Geschichte der Menschheit als fortwährende Suche nach Sinn und Frieden angesichts von Tod und Leid offenlegt. Seiner Verortung der hier genannten Beispiele zwischen Performativität und Theatralität fügt er jedoch keine weiteren Erläuterungen bei, woraus Fragen entstehen, mit denen die Leser*innen an dieser Stelle alleine gelassen werden. Im letzten Kapitel "Memory and Migration" erörtert Gluhović anhand zweier Theaterbeispiele das erinnerungspolitische Spannungsfeld zwischen Erinnern und Vergessens im Kontext von Migration. In welchem Zusammenhang dabei die gegenwärtige europäische Migrationspolitik mit der europäischen kolonialen Vergangenheit zu betrachten ist, wird anhand der Analyse von Small Island (2019) gezeigt. Mittels dreier Biographien untersucht die Regisseurin Helen Edmonson die Geschichte der sogenannten 'Windrush-Generation' – Einwander*innen aus den ehemaligen britischen Besatzungsgebieten in der Karibik, die 1948 nach Großbritannien auswanderten, um sich als Arbeiter*innen beim Wiederaufbau des Landes zu beteiligen. Jahrzehnte später verlieren sie ihre Aufenthaltsechte durch behördliches Versagen. In der Produktion werden Erinnerungen karibischer Migrant*innen als zentrale Erzählperspektive herangezogen, womit bisherige Narrative zu diesem Abschnitt der britischen Kolonialgeschichte herausgefordert werden. Anhand des Beispiels Portugal is not a small country (2015) des portugiesischen Künstlers André Amálio untersucht Gluhović künstlerische Strategien im Theater, mit denen verdrängte Erinnerungen an vergangene Verbrechen ins Bewusstsein tradiert werden, die aber gleichzeitig Parallelen zwischen vergangenen und gegenwärtigen nationalistischen Aspirationen offenlegen. Wie Gluhović detailliert herausarbeitet, seziert Portugal is not a small country die Ideologie des Lusotropikalismus, dem die Vorstellung einer moralischen und historischen Überlegenheit Portugals als Kolonialmacht zugrunde liegt. Anhand dokumentarischer Elemente, wie beispielsweise Interviews mit portugiesischen Einwander*innen, sowie popkultureller Zitate, in denen der Lusotropikalismus propagiert wird, legt Amálio die in der portugiesischen Kultur tiefsitzenden Dynamiken des portugiesischen Imperialismus offen, wodurch, nach Meinung von Gluhović, das kollektive Gedächtnis Portugals herausgefordert wird. Gluhović schließt seine Monographie mit der Bestandsaufnahme ab, dass angesichts der gegenwärtigen globalen Flüchtlingspolitik Erinnerung und Migration als Themenkomplex in den Fokus theaterwissenschaftlicher Untersuchungen rücken sollte. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass eine Unterscheidung zwischen Flucht und Migration nicht nur für wissenschaftlichen Untersuchung unabdingbar erscheint, sondern eine synonyme Verwendung beider Begriffe hinsichtlich öffentlicher Debatten um die gegenwärtige Flüchtlingspolitik eine Relativierung der Lebensrealitäten Geflüchteter begünstigen kann. Mit Theory for Theatre Studies: Memory ist Gluhović eine umfassende, wenn auch stellenweise für eine Einführungslektüre etwas zu komplexe Zusammenführung aktueller Fragen und Theorien der Erinnerungs- und Gedächtnisforschung mit theaterwissenschaftlichen Überlegungen gelungen, die als Ausgang für weiterführende Forschungsarbeiten zu empfehlen ist. Das interdisziplinäre theoretische Gerüst, das Gluhović erarbeitet, veranschaulicht gemeinsam mit den Fallstudien Möglichkeiten des Theaters, als Korrektiv beziehungsweise als mediales Dispositiv zu fungieren.
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