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Konrad Adenauer und Ludwig Erhard – zwei »ungleiche Gründerväter« der Bundesrepublik Deutschland, die gemeinsam eine Ära prägten, sich dann aber über die Ausrichtung der Europapolitik zerstritten und einen erbitterten »Kampf ums Kanzleramt« lieferten, der in völliger Zerrüttung endete. Neben diesem großen Drama verblasst ein wenig die Tatsache, dass ihre alltägliche Zusammenarbeit vor allem von den Fachfragen des Wirtschaftsressorts bestimmt wurde. Genau hierauf richtet die neue Adenauer-Erhard-Edition in der »Rhöndorfer Ausgabe« ihr Augenmerk, indem sie Briefe, Memoranden und Gesprächsaufzeichnungen versammelt, die sich auf die Wirtschaftspolitik im engeren Sinne beziehen. Behandelt werden ordnungspolitische Grundsatzfragen wie die Kartellgesetzgebung, die Mitbestimmung und die Regelung der Sozialpartner-Beziehungen. Die Dokumente geben aber auch Aufschluss über praktische und prinzipielle Aspekte der Konjunkturpolitik – etwa die Maßnahmen zur Sicherung des Wachstums, die Einhegung der Lohn- und Preisentwicklung sowie die Debatte um die gesellschaftlichen Folgen des Konsums. Es zeigt sich, wie das Konzept der Sozialen Marktwirtschaft in der politischen Praxis ausgehandelt wurde. Somit wirft die Edition nicht nur einen neuen Blick auf das Verhältnis zwischen Adenauer und Erhard, sondern erschließt aus deren Perspektive auch die Frühgeschichte der bundesrepublikanischen Wirtschaftspolitik

Die Bedeutung des Luxemburger Vertrags von 1952 über die Wiedergutmachung an Israel wird in das politische Lebenswerk von K. Adenauer und die Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik eingeordnet. Es wird gezeigt, daß sich 1948 beide Länder in vergleichbarer Lage nach dem Ende der politischen Katastrophe des Zweiten Weltkrieges befanden und vor unlösbar scheinenden Problemen standen. Der Zeitpunkt einer Möglichkeit der Wiedergutmachung von deutscher Seite an Israel wird auf 1951 datiert, als klar wurde, daß Westdeutschland bald seine Souveränität zurückerhalten würde und in Westeuropa militärisch integriert werden sollte. Die Studie zeigt den komplizierten Weg von ersten Gemeinverhandlungen zwischen der Bundesrepublik und Israel bis zur Annahme des Luxemburger Vertrags und würdigt dabei das entscheidende Verdienst von Bundeskanzler Adenauer, der sich auch deshalb so stark für die Wiedergutmachung einsetzte, weil ihm nach seiner Vertreibung aus dem Amt des Oberbürgermeisters in Köln 1933 nur Juden ernsthafte Hilfe angeboten hatten. (HA)

Das Institut für Internationale Solidarität begann im Juli 1962 seine Arbeit. Konrad Adenauer stieß vor allem mit dem Blick auf Lateinamerika drei Fenster für einen deutschen Beitrag zur Bewältigung der globalen Herausforderung auf: für die kirchliche Sozialarbeit mittels der kirchlichen Hilfswerke, für die Unterstützung werteorientierter demokratischer Reformkräfte mittels der Politischen Stiftungen und für die Effizienz der Außenbeziehungen mittels der Institutionalisierung einer eigenständigen Entwicklungspolitik. (KAS-Auslandsinformationen / SWP)

Rezension: Rüttgers, ehemaliger Ministerpräsident von NRW, Vorstandsmitglied der Konrad-Adenauer-Stiftung, legt ein kleines, feines Buch über Adenauer und sein politisches Wirken vor. Adenauers Politik sei von Anfang an Gegenstand kontroverser Debatten gewesen, in vielen Studien und Biografien seien Vorwürfe gegen ihn oft unreflektiert wiederholt worden. Rudolf Augstein nannte Adenauer einen "ganz grossen Häuptling" - dieses Zitat ist Titel und Leitthema des Buchs. Der Schwerpunkt liegt auf der Zeit nach 1945, die Verfolgung Adenauers durch die Nazis wird zuvor thematisiert. Rüttgers weist den Vorwurf der Restauration nach 1945 zurück und spricht von einer "bürgerlichen Revolution", die Adenauer angestossen hat. Dabei betont er die Bedeutung der Verankerung Deutschlands in Europa, die durch Adenauer auf den Weg gebracht wurde. Hier wird auf knapp 170 Seiten eine überzeugende Darstellung der Geschichte Deutschlands während der Adenauer-Ära geboten. Hat nach umfassenden Biografien (zuletzt Werner Biermann, 2017) Bedeutung. Mit umfangreichen Anmerkungen, Literaturverzeichnis und Personenregister. (2-3)