Herausgeber arbeitet am historischen Seminar der Uni Bonn und hat bereits ein Lesebuch "Das Dritte Reich" (dieselbe Verlagsreihe; ID 29/97) zusammengestellt. Gegliedert in überschaubare Zeiträume, beginnend "1900-1918" und zuletzt Deutschland nach dem Mauerfall (1990-98). Namhafte AutorInnen, deren Beiträge aber oft nicht länger sind als ein Lexikonartikel; leider kein Sachregister. (2) (LK/E: Kardung)
Der Autor diskutiert in seinem Essay die Frage, ob und inwieweit die beiden Diktaturen des SED-Regimes und des Nationalsozialismus spezifisch "deutsch" waren. Er untersucht die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der DDR-Gesellschaft und des Dritten Reiches im Rahmen der Diskurse der vergleichenden Geschichtswissenschaft und kommt zu folgendem Ergebnis: Das Dritte Reich legitimierte sich unter anderem dadurch, dass es sich mit der gesamten deutschen Nation identifizierte: Es war eher Patriotismus als nationalsozialistische Überzeugung, was viele Deutsche dazu motivierte, den Krieg wenn nicht zu begrüßen, so doch wenigstens bis zum Ende durchzustehen. Sie kämpften nicht nur für Hitler, sondern auch - vor allem in den späteren Kriegsphasen - für Deutschland. Es gelang den Nationalsozialisten, ihre Interessen als weitgehend identisch mit den Interessen der Deutschen überhaupt darzustellen. Der DDR-Elite hingegen ist es nie gelungen, eine breite Legitimität für ihre Diktatur zu gewinnen und ihren Staat als Sachwalter der Interessen der deutschen Nation zu legitimieren. (ICI2)