Nach dem Erscheinen von Alexander Solschenizyns Roman "Archipel Gulag" im Jahr 1974 wurde die französische Intellektuellenlandschaft von einem regelrechten Erdbeben erschütterte, das eine Erosion der alten politischen Lager zur Folge hatte. Zwei Jahre nach der entscheidenden Zäsur des Gulag-Schocks kreuzten sich in Paris in dem "Front antitotalitaire" politische Gedanken, Personen und Traditionen, deren biografische und intellektuelle Linien bis zum Beginn der 1950er Jahre zurückverfolgt werden können, und die ihren Ausgang in den Aktivitäten des Kongresses für kulturelle Freiheit nahmen. Kristallisationspunkt dieser Kooperation antitotalitärer Intellektueller mit sehr unterschiedlicher politischer Tradition war vor allem eine Konferenz in Paris im Jahr 1976 anlässlich des zwanzigsten Jahrestages der Niederschlagung der Ungarischen Revolution von 1956. Dieses symbolträchtige Ereignis verweist sehr anschaulich auf die großen Differenzen zwischen der deutschen und französischen Rezeptionsgeschichte der Dissidenz, wie die Autorin in ihrem Aufsatz näher zeigt. (ICI2)
Der Beitrag setzt sich mit der Positionierung der Länder der Visegrád-Gruppe zum EU-Integrationsprojekt auseinander. Diese lässt infolge der Krise seit 2008 unterschiedliche Nuancen erkennen. In Ungarn und Polen haben mit Fidesz und PiS Kräfte die Wahlen gewonnen, die auf eine Stärkung des einheimischen Kapitals gegenüber dem Auslandskapital setzen. Für eine solche Politik hat die große Krise Spielräume geschaffen. Gleichzeitig hat sie zu einer skeptischeren Haltung in der Bevölkerung der Visegrád-Länder gegenüber dem EU-Integrationsprojekt geführt. In dieser veränderten Konstellation haben sich speziell die Rechtsregierungen in Ungarn und Polen mit Vorstellungen eines "Europa der Vaterländer" eigenständiger positioniert. In der Tschechischen Republik und der Slowakei sind die Neupositionierungen vorsichtiger. Als einziges Mitglied der Eurozone unter den Visegrád-Ländern ist die Slowakei auf den Verbleib im institutionellen Kern der EU orientiert. Generell stellt die untergeordnete Anbindung der Visegrád-Länder an den deutschen Exportindustriekomplex eine Begrenzung für Bestrebungen einer eigenständigeren EU-Politik dar.