Trotz der Unterzeichnung des Vertrages zur Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen entwickelte seit 1968 eine Reihe von Dritte Welt-Ländern die Fähigkeit zum Bau von Kernwaffen. Aus ökonomischen Gründen erscheint die Nutzung der Kernenergie und der Erwerb dieser Technologie von den Industrienationen für viele Entwicklungsländer wenig sinnvoll. Eigenentwicklungen im Rahmen multinationaler Kooperationen scheitern oft an der mangelnden Bereitschaft zum Austausch von notwendigen Technologien. Gefahren für das Nichtverbreitungssystem drohen eher von Schwellenländern, die die 'Bombe im Keller' als politisches Druckmittel sowohl im Rahmen regionaler Konflikte als auch gegenüber den Supermächten einsetzen könnten. (HOI)
Der Aktivismus der Breschnew-Ära ließ die Zahl der sich zum Marxismus-Leninismus bekennenden Klientenstaaten von drei Mitte der 60er Jahre auf fast 20 anderthalb Jahrzehnte später ansteigen. Nach dem Vorbild der sowjetischen kommunistischen Partei organisierte Eliten lieferten die institutionelle Grundlage für den sowjetischen Einfluß. Mit Hilfe der DDR schufen sich diese Eliten interne Sicherheitsapparate. Die Kritik des Aktivismus und die partielle Abkehr von dieser Politik ist dreifach begründet: in den enormen wirtschaftlichen Kosten des Machtbereichs in der Dritten Welt, in den Auswirkungen auf die amerikanisch-sowjetischen Beziehungen sowie in den geringen wirtschaftlichen und politischen Leistungen der neuen marxistisch-leninistischen Verbündeten. (RY)
Mit Rückblick auf die historischen Anfänge von Stadtkulturen analysiert die Autorin das intensive Wachstum von Städten, wie es vor allem in der Dritten Welt zu beobachten ist. Diese Urbanisierung vollzieht sich mit einer für Europa unbekannten Dynamik. Nachdem generelle Probleme der Verstädterung aufgeführt wurden (starke Nachfrage nach Arbeit in den Ballungszentren etc.), kurz auf die Struktur der Migranten verwiesen wurde, die in die Städte abwandern, skizziert die Autorin die unterschiedliche Verstädterung in den Kontinenten Lateinamerika, Asien und Afrika. Das Ausmaß der Urbanisierung wie es in den Statistiken der Weltbevölkerungsberichte ausgewiesen ist, wird kritisch hinterfragt, ebenso wie die verwendeten statistischen Methoden. Die Darstellung der Problematik der Slums in den Großstädten leitet über zur Forderung, den informellen Sektor, sowie Klein- und Mittelstädte auch in der Entwicklungshilfe zu stärken und damit eine einseitig orientierte Urbanisierung mit all ihren Gefahren zu vermeiden. (rk)
Flüchtlingsströme sind seit Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr ein europäisches, sondern vor allem ein Dritte-Welt-Problem. Neben der geographischen Verlagerung ist eine quantitative und qualitative Ausweitung erkennbar. Die Ursachen des Flüchtlingselends sind "man-made-disasters" - Krieg, politische, rassische, ethnische und religiöse Verfolgung - aber auch Naturkatastrophen und Mißwirtschaft. Oft kommen mehrere Gründe zusammen und potenzieren sich. Die Flüchtlingsströme verlaufen vor allem in Süd-Süd-Richtung und können von den Aufnahmeländern wegen der eigenen Strukturschwäche nicht bewältigt werden. Daraus ergeben sich eine Vielzahl von sozialen und politischen Folgeproblemen. Wissenschaft und Massenmedien beschäftigen sich nur partiell mit den Problemen. Die Eigengesetzlichkeiten der Medien führen oft zu gravierenden Ungleichgewichtigkeiten und Ungerechtigkeiten, etwa der geringen Beachtung afrikanischer Probleme oder der Flüchtlinge aus prowestlichen Staaten. Der Aufsatz beschreibt die Organisation und die Probleme der Flüchtlingshilfe und verweist besonders auf die Flüchtlingsströme in Afrika, die in den siebzoger Jahren dramatisch angestiegen sind und von der Weltöffentlichkeit wie von der Flüchtlingshilfe vernachlässigt wurden. Der Autor beschreibt die Schwerpunkte und die Hintergründe der afrikanischen Flüchtlingsströme und verweist vor allem auf die Region des "Horn von Afrika", in der sich Anfang der 80er Jahre das größte Flüchtlingsdrama abspielt. (KA)
Entgegen landläufiger Krisenszenarien ist, so die Verfasserin, die entwicklungspolitische Bewegung vergleichsweise stabil und kann auf vielfältige Erfolge verweisen. Es gelingt ihr immer wieder, neue Themen in die öffentliche Diskussion zu bringen, generell für das schwierige Thema Nord-Süd-Gerechtigkeit zu sensibilisieren und Betroffenheit herzustellen (z. B. zu den Themen Kinderprostitution, internationale Finanzpolitik, Welthandelsstrukturen). In vielen Kommunen sind Dritte-Welt-Initiativen in die lokalen Agenda-Prozesse maßgeblich eingebunden. Entwicklungspolitische Initiativen sind darüber hinaus in konzeptioneller und praktischer Hinsicht wichtige Instanzen zur Förderung des interkulturellen Lernens. Die Autorin stellt fest, dass Dritte-Welt-Bewegung keine starke öffentliche Beachtung findet. Neben den fehlenden spektakulären Aktionen und der thematischen Breite der Bewegung ist dafür auch die Schwäche ihres Kontrahenten verantwortlich: Das BMZ als Repräsentant staatlicher Entwicklungszusammenarbeit hat innerhalb der Bundesregierung eine nachrangige Stellung. Die Dritte-Welt-Bewegung ist gekennzeichnet durch eine gewachsene Kluft zwischen den professionalisierten Teilen der Bewegung, den relativ großen überregionalen NGO und den ehrenamtlichen lokalen Initiativen. Die größeren NGO orientieren sich immer stärker an den staatlichen und politischen Akteuren. Die kleinen und ehrenamtlichen NGO und Initiativen bilden dagegen die Nahtstelle zur Bevölkerung und versuchen, als Vermittlungsinstanzen in die Gesellschaft hineinzuwirken. Die Verbindung zwischen beiden Teilen der Bewegung ist locker und nicht institutionalisiert, das heißt über formale Strukturen geregelt. Diese schwache Brücke innerhalb des Bewegungssektors ist einerseits in den Bestrebungen der Initiativen zur Bewahrung ihrer Autonomie begründet. Anderseits resultiert sie aus zum Teil basisfernen, "verselbständigten" Bewegungsorganisationen, die die lokalen Initiativen strukturell nicht in ihre politischen Strategien und Kampagnen einzubinden verstehen. Die zukünftige Entwicklung der Bewegung wird in hohem Maße davon abhängen, inwieweit es gelingt, die Verbindung zwischen beiden Teilen des Bewegungssektors beizubehalten bzw. wieder herzustellen. (ICF2)
Den tiefgreifenden Veränderungen in Mittel-/Osteuropa entsprechen, in ihrem Ausmaß kaum wahrgenommen, bemerkenswerte Reaktionen und Anstöße in der Dritten Welt. Unüberhörbar wird in Asien, vor allem aber in Afrika, der Ruf nach einer "Demokratisierung wie in Osteuropa". Der Artikel befaßt sich mit den Reaktionen in der Dritten Welt auf den Zusammenbruch des "real existierenden Sozialismus" im östlichen Europa, Abschied Mosambiks vom Sozialismus, Abstand zu Marx und Lenin in einigen afrikanischen Ländern, Sturm gegen das Einparteiensystem in Afrika u.a. (DÜI-Sen)
Entwicklungsländer sind durch geographisch-klimatische Benachteiligungen, hohes Bevölkerungswachstum, Massenarmut, rapide Verstädterung, weltwirtschaftliche Abhängigkeiten und krasses soziales Ungleichgewicht besonders schwer von Umweltproblemen betroffen. Der Verfasser analysiert die Situation und verweist auf Lösungsmöglichkeiten. Als Umweltproblem im ländlichen Bereich werden herausgestellt: Desertifikation, Entwaldung und Versalzung der Böden; im städtischen Bereich: Hygiene und soziale Lage als Ballung aus Armut, Angst und Aggression; hinzu kommt eine enorme Industrieverschmutzung. Grundlegende Veränderungen der Umweltpolitik in der Dritten Welt werden empfohlen, sodaß langfristige ökologische und soziale Stabilität gewährleistet sind. Kleine Produktionseinheiten, ressourcensparende Technologien, wenig externer Kapitaleinsatz, ökologisch sinnvolle Landnutzungssysteme, sozialverträgliche Verteilungssysteme und Lern- und Partizipationsprozesse werden für adäquat erklärt. (HA)