Stigmatisierende Mediendiskurse in der kosmopolitanen Einwanderungsgesellschaft
In: Massenmedien, Migration und Integration: Herausforderungen für Journalismus und politische Bildung, S. 35-51
Der Text zu dem Aspekt 'Massenmedien und Ethnisierung' betrachtet den Beitrag der Mediendiskurse, also der Medien mit ihrer Öffentlichkeitsfunktion, zur Konstruktion gesellschaftlicher Wirklichkeit in der kosmopolitanen Einwanderungsgesellschaft. So werden in einem ersten Schritt die Charakteristika der kosmopolitanen Einwanderungsgesellschaft und ihr veränderter Zurechnungshorizont sozialen Handelns beschrieben. Auf dieser Grundlage wird im zweiten Schritt der Ghettodiskurs erörtert, der in diesem Zusammenhang als eine spezifische Repräsentationsform der Einwanderung zu betrachten ist. Er konstruiert das Einwanderungsthema auf die ihm eigene Art bzw. stellt eine bestimmte Version zur Verfügung, um über Migration zu sprechen und daran zu denken. Gleichzeitig begrenzt der Ghettodiskurs alle anderen Diskursversionen über das Thema 'Einwanderung'. Der dritte Schritt beleuchtet sodann das ethnische Wissen, das vor allem von Medien fraglos übernommen wird und oft als Hintergrundfolie zur Darstellung der Situation von Einwanderern dient. Das Bild 'des Migranten' ist somit zugleich eine Form der künstlichen Konstruktion und des gesellschaftlichen Ausschlusses. Das ethnische Wissen erzeugt eine bestimmte Normalitätsvorstellung, legitimiert die vorhandenen Machtverhältnisse, fließt als Deutungsangebot in die gewöhnliche Alltagspraxis ein und strukturiert so den 'sortierenden Blick des Alltags'. Der vierte Schritt verdeutlicht am Beispiel der Keupstraße in Köln-Mülheim, wo sich in den letzten 40 Jahren zunehmend Einwanderer türkischer Herkunft niedergelassen haben, wie sich ein dominanter lokaler Mediendiskurs formiert und durch die sozialarbeiterische Praxis im Quartier (re)produziert wird, aber auch, wie im Gegensatz dazu der Alltagsdiskurs auf der Straße aussieht. In einem Fazit plädiert der Autor für einen radikalen Perspektivenwechsel. Statt sich auf den dominanten Ghettodiskurs zu konzentrieren und die Einwanderung zu skandalisieren, sollte man nach Ansicht des Autors den Blick auf den Alltagsdiskurs richten und die veränderten Alltagsrealitäten adäquat präsentieren. (ICG2)