Main description: Erinnerung und Gedächtnis sind von alters her an rituelle Kommunikationsformen gebunden. In der Moderne gewinnen die darin wirksamen ästhetischen Prozesse zunehmend an eigener Bedeutung, wobei die Künste in ihrer spezifischen Funktion für die Erinnerungskultur erkannt werden. Dieser Band fragt nach Medien, Orten und Institutionen der Ästhetischen Bildung der Erinnerung - Familie und Schule, Kirche und Museum, Konzertsaal und Internet. Im Fokus stehen dabei auch die pädagogischen und didaktischen Implikationen im Umgang mit den einzelnen Künsten.
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Der Beitrag zum Globalisierungsprozess erörtert den Wandel von der kollektiven nationalen (Schuld-)Erinnerung an den Holocaust hin zur kosmopolitischen Erinnerungskultur, basierend auf dem Kosovokrieg in den 1990er Jahren oder die Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA. Dabei erfährt die Holocausterinnerung selbst eine Kosmopolitisierung und ist mittlerweile zu einem integralen Bestandteil europäischer Politik und Zivilgesellschaft geworden. Die Erinnerung an den Holocaust wird zu einer europäischen Erinnerung, die Europa dazu verhelfen kann, ein eigenes (wenn auch negatives) Wertesystem zu entwickeln. Somit wird hier danach gefragt, wie sich die politischen und kulturellen Formen kollektiver Erinnerung im Zeitalter der Globalisierung verändern. Wie kann der national und ethnisch eingestellte Blick, der territoriale und dadurch nationalstaatliche Begriffshorizont für die Frage nach dem entorteten, transnationalen, sich globalisierenden und damit letztlich kosmopolitischen Gedächtnis geöffnet werden? Unter welchen Voraussetzungen und in welchen Formen wird diese Transformation der kollektiven Erinnerung möglich? Die Beantwortung thematisiert die Aspekte (1) der Menschenrechte, (2) die Kosmopolitisierung des Bewusstseins sowie (3) die Spannung von Kosmopolitisierung und Re-Nationalisierung. Die Bilder des World Trade Center reihen sich in eine Gedächtniskultur ein, die zunächst durch den Holocaust in Gang gesetzt worden war und sich dann während der neunziger Jahre, ausgelöst durch die Balkankrise, zu einer kosmopolitischen Erinnerungsikone entwickelt hatte. (ICG2)
"In den 1990er Jahren galt in Kroatien der Ustascha-Staat als Meilenstein nationaler Unabhängigkeit. Nach 1999 erfolgte eine Ausrichtung an 'europäischen Standards', was auch eine Deutung der Serben als 'neue Faschisten' zuließ." (Autorenreferat)
Auf unsere Erinnerungskultur sind viele Deutsche stolz. Tatsächlich aber diente sie oft nur der eigenen Entlastung. Und sie hat unser Geschichtsbewusstsein verengt. Per Leo weitet es wieder, indem er den Blick öffnet: in die USA und zur DDR, nach Israel und Polen, zurück in eine unaufgeräumte Vergangenheit, nach vorne in ein unvollkommenes Einwanderungsland. Dieses radikale Buch verbindet eine Provokation mit einem Angebot. Es irritiert unseren Läuterungsstolz, und zugleich verlockt es zu einem frischen Blick auf die eigene Geschichte. Im Umgang mit dem Nationalsozialismus haben die Deutschen manches geleistet, sie sind aber auch vielen Illusionen erlegen. Heute droht eine Vergangenheit, die umso häufiger beschworen wird, je weniger man von ihr weiß, den Blick auf die Gegenwart zu verstellen. Migration und Wiedervereinigung haben unser Land so verändert, dass wir lernen müssen, anders auf uns selbst zu blicken. Weniger provinziell, weniger zwanghaft, weniger egozentrisch. Weltoffener, vielfältiger, neugieriger. Ein Leitmotiv, das uns dabei den Weg weisen könnte, ist für Leo das deutsch-jüdische Verhältnis. Wer bereit ist, die routinierte Betroffenheit über den Holocaust hinter sich zu lassen, wird auf eine verblüffende Vielfalt stoßen. Denn »die Juden« gibt es nicht – und auch hierzulande kann man viel, viel mehr sein als bloß »kein Nazi«. "Wir Deutschen sind stolz auf unsere Erinnerungskultur. Kann es aber sein, dass wir uns nur selbst entlasten wollen? Per Leo, Mitautor des viel diskutierten Bestsellers Mit Rechten reden, schlägt vor, den Blick zu öffnen: Wie stehen die USA, Israel oder Polen zu ihrer eigenen unaufgeräumten Geschichte? Ein Plädoyer für mehr Offenheit und Neugier – und gegen das Klischee" (Platz 8 der Sachbuch-Bestenliste für Juli/August 2021)
Der 24. Jahrgang erscheint unter neuer Leitung, behält aber die bisherige Struktur und Konzeption bei: Den diesjährige Themenschwerpunkt bildet die "liberale Erinnerungskultur", die sowohl aus theoretischer Perspektive als auch anhand von konkreten Beispielen reflektiert wird. Acht weitere Aufsätze sind Themen aus der Geschichte des Liberalismus im 20. Jahrhundert gewidmet.