Bekanntlich muss Geschichte von Zeit zu Zeit umgeschrieben werden. Samuel Butler verdeutlichte diesen Sachverhalt durch den Witz: "Was ist der Hauptunterschied zwischen Gott und den Historikern?". Die Antwort: "Gott kann die Vergangenheit nicht mehr ändern." Die Geschichte ändert sich heute jedoch schneller als zur Zeit Butlers und dementsprechend ist der Wandel in der Geschichtswissenschaft rasant. Der vorliegende Essay zeigt an der Kommentierung von sechs neueren Arbeiten von Historikern, dass Hergebrachtes nicht nur beiseite gerückt wird, weil es erschöpft, widerlegt oder als unnütz erwiesen wäre, sondern auch weil es langweilig, uninteressant und altmodisch geworden ist. Neues wird auch deshalb gesucht, weil es neu ist und Aufmerksamkeit verspricht, Absetzung von anderen und zugleich Anerkennung durch andere ermöglicht, sofern es einen neuen Trend anzuzeigen verspricht. Deshalb sieht vieles in der Geschichtswissenschaft nach modischem Wandel aus: "begehrt, schnell und vergänglich, nicht völlig individualisiert, sondern leicht standardisiert, herdenförmig und wellenartig - auch mit der Chance von Wiederentdeckungen nach langer Zeit". (ICA2)
Die allgemeinen Aufgaben der Gesellschaftswissenschaften in Ungarn erstrecken sich auf 3 Bereiche: Wissenschaftliche Vorbereitung und Fundierung von politischen Entscheidungen, erzieherische Aufgaben sowie Teilnahme am ideologisch-politischen Kampf. Die Organisationsstruktur der Geschichtswissenschaft war bis Mitte der 50er Jahre durch übertriebene Zentralisierung, nach 1956 durch Dezentralisierung und Zersplitterung gekennzeichnet. Trotz einer Zentrierung der Lenkung und Koordination bestehen Probleme in Planung, Struktur und Organisation. In den 60er und insbesondere in den 70er Jahren sind die realitätserkennenden, faktenorientierten Komponenten sowie die Freiheit der Wissenschaft kontinuierlich stärker geworden. (BIOst-Hat)
Auch in der Geschichtswissenschaft wird die elektronische Fachkommunikation mit zunehmender Hardwareausstattung einen immer stärkeren Stellenwert erhalten. Der einzelne Wissenschaftler ist naturgemäß daran interessiert, die für seine Arbeit wichtigen bibliographischen Daten, Datenbankrecherchen und fachbezogenen Informationen zu Forschungsprojekten oder Forschungsvorhaben möglichst schnell und reibungslos zu erhalten. Trotz der Fülle der auf den Einzelnen einstürzenden Informationen fehlt dennoch manchmal das Wissen, wie man auf den akademischen Netzen Kenntnisse über Informations- und Kommunikationssysteme erwirbt.
"Ein weiterer 'Diskussionsbeitrag' für die Historiographie-Kommission auf dem Internationalen Kongreß der Geschichtswissenschaften in Stuttgart. Die marxistische Geschichtswissenschaft sei nicht antinarrativ, aber sie sehe in der Erzählung kein genuines Erkenntnisprinzip. Die Muse Klio habe sicher Kompentenz für die Geschichtsschreibung, für die Vermittlung und Verbreitung von Geschichte, aber die Regeln der Wissenschaftlichkeit hätten den unbedingten Primat. Auch dürfe die Annäherung von Geschichte und Sozialwissenschaften nicht in Frage gestellt werden. Der historische Materialismus gehe von von dialektischen Wechselbeziehungen zwischen Struktur und Prozeß, Bewegung und Entwicklung, Systemstabilität und Strukturwandel in der Evolution und Revolution der Gesellschaft aus. Wichtig sei der Wechsel von Narratio und Strukturbeschreibung, von Prozeß- und Systemrekonstruktion. Die Narrativitätsdebatte sei auch für marxistische Historiker eine methodologische Herausforderung, weil sie deutlicher als zuvor die Frage der spezifischen Erkenntnisziele der Geschichtswissenschaft aufwerfe." (IGW-Referat)
"Parlamente sind Räume, in denen viel geredet wird. Für die Bürgerinnen und Bürger prägen die Plenarsitzungen das Bild einer der wichtigsten politischen Institutionen. In den Plenarsitzungen wird Politik öffentlich. Regierung und Opposition streiten nicht nur untereinander um Gesetze, politische Programme und Implementationsvorschriften, sie kommunizieren diese auch nach außen. Aber auch hinter den Kulissen der öffentlichen Bühne, die der Plenarsaal darstellt, wird kommuniziert, wird in den Fraktionen und Ausschüssen diskutiert, verhandelt und gestritten. Und schließlich ist auch die Verwaltung der Parlamente ein Kommunizieren unterschiedlichster Instanzen. Ein Parlament ist ein Raum voller Kommunikation auf unterschiedlichen Ebenen: innerhalb einer Gruppierung, die sich als Fraktion parteipolitisch oder als Ausschuss thematisch fundiert, nach außen zur Bevölkerung, nicht selten in Form symbolischer Kommunikation, aber auch an nachgeordnete Instanzen, indem Gesetze und Implementationsvorschriften weitergegeben werden. Aber auch die Welt außerhalb des Parlaments kommuniziert in dieses hinein. Demonstrationen oder Meinungsumfragen formulieren Probleme, die als zu lösende Aufgaben vom Parlament wahrgenommen und dort weiter verhandelt werden. Ein Parlament im modernen Sinn ist ein offener Raum, der durch Kommunikation durchlässig wird und der durch Kommunikation überhaupt erst zu dem wird, was er ist. Die Geschichte der Parlamente und der in ihnen vertretenen politischen Parteien, aber auch der Verwaltungseinheiten sowie der sie beobachtenden Presse und Bevölkerung als Kommunikationsgeschichte zu schreiben hat einen spezifischen Ort in den Veränderungen, die die Geschichtswissenschaft in den vergangenen zwanzig Jahren geprägt haben und noch prägen. Der vorliegende Aufsatz wird diesen wissenschaftstheoretischen Ort herausarbeiten, seine Stellung im Netzwerk wissenschaftlicher Forschungsansätze beschreiben und die zentralen kommunikationswissenschaftlichen Konzepte benennen, an die eine moderne Kommunikationsgeschichte des Parlamentarismus anschließen kann. Im Mittelpunkt wird dabei die Frage stehen, welchen Unterschied es macht, politische Geschichte nicht klassisch als Ideen- oder Diskursgeschichte sondern als Kommunikationsgeschichte zu schreiben. Dazu wird es nötig sein, herauszuarbeiten, wie eine Position formuliert werden kann, in der nicht das Kommunizierte oder die Kommunizierenden, sondern die Kommunikation selbst Geschichte macht und somit in den Mittelpunkt der geschichtswissenschaftlichen Analyse rückt." (Textauszug)
In: Geschichte, Politik und ihre Didaktik: Zeitschrift für historisch-politische Bildung ; Beiträge und Nachrichten für die Unterrichtspraxis, Volume 18, Issue 3-4, p. 295-300
In: IGW-Report über Wissenschaft und Technologie in den neuen Bundesländern sowie mittel- und osteuropäischen Ländern: Analysen, Berichte, Kommentare, Dokumente, Tagungshinweise, Volume 3, Issue 2, p. 9-20
In: Geschichte, Politik und ihre Didaktik: Zeitschrift für historisch-politische Bildung ; Beiträge und Nachrichten für die Unterrichtspraxis, Volume 17, Issue 1-2, p. 114-123