Die Situation in türkischen Familien in Deutschland wird häufig als geprägt durch Traditionalismus, patrilineare Familienbeziehungen und rigide Geschlechterrollenorientierung mit einer traditionellen Aufteilung von Erwerbs- und Hausarbeit dargestellt. Vor diesem Hintergrund wäre zu erwarten, dass türkischstämmige Eltern ein starkes Interesse daran haben, dass vor allem ihre Söhne einen möglichst hochwertigen Bildungsabschluss erzielen. Entsprechend sollten sie verstärkt in deren Bildung investieren. Wir gehen in diesem Artikel der Frage nach, ob es Hinweise auf solche Präferenzen und entsprechende Verhaltensweisen gibt. Anhand von Sonderauswertungen amtlicher Schulstatistiken des Landes Nordrhein-Westfalen können wir zeigen, dass türkische Jungen tatsächlich häufiger auf ein Gymnasium überwechseln als türkische Mädchen. Eine systematische Bevorzugung von Jungen durch türkische Eltern am Übergang in die Sekundarstufe kann allerdings anhand von Mikrodaten nicht bestätigt werden. Zudem zeigen die Aggregatdaten, dass sich das Geschlechterverhältnis schon ab Klasse sieben umkehrt. Von einer deutlichen und nachhaltigen Benachteiligung türkischer Mädchen im Vergleich zu türkischen Jungen kann demnach keine Rede sein.
Am 11. Mai 1992 startete RTL als besondere Form der Familienserie seine erste eigenproduzierte Daily Soap GUTE ZEITEN, SCHLECHTE ZEITEN. Damit trat eine entscheidende Veränderung der bislang bekannten Angebotsformen im bundesdeutschen Fernsehen ein. Das neue Genre, welches als minderwertiger 'trash' abgewertet wird, hat in den folgenden Jahren dennoch zunehmend an Bedeutung gewonnen, 1992 bis 1995 wurde die Eigenproduktion von Daily Soaps von verschiedenen Sendern übernommen. Mittlerweile besitzt vor allem die Soap-Opera GUTE ZEITEN, SCHLECHTE ZEITEN mit täglich 5,54 Mio. Zuschauern eine enorm hohe Einschaltquote. Diese hohe Quote läßt vermuten, daß auch die gesellschaftliche Bedeutung von Daily Soaps zugenommen hat. Über Musik und Mode wird der Lifestyle einer großen Anzahl junger Zuschauer mitbestimmt oder zumindest beeinflußt. Besonders in der Arbeit mit Jugendlichen in sozialpädagogischen Berufsfeldern ist es daher wichtig, sich mit dem Thema 'Daily Soaps' zu beschäftigen. Gang der Untersuchung: Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Frage, ob die Rezeption dieser Serien Auswirkungen auf die Sozialisation von Jugendlichen haben kann. Geschlechtsspezifische Unterschiede im Rezeptionsverhalten und damit verbundene unterschiedliche Auswirkungen werden mit berücksichtigt. Als Einstieg in das Thema wird im zweiten Kapitel zunächst ein Überblick über die geschichtliche Entwicklung von Serien in Literatur und Radio bis zu ihrer Einführung in das Medium Fernsehen gegeben. Im dritten Kapitel werden die verschiedenen Formen der Darstellung 'Serie, Sendereihe und Mehrteiler' erläutert. Außerdem befaßt sich dieses Kapitel mit typischen genrespezifischen Merkmalen und der Dramaturgie von Serien. Abschließend wird beleuchtet, wie sich durch die Einbindung von Serien in den Alltag der Rezipienten die 'Wirklichkeit' der Medien und die 'Realität' vermischen können. Im vierten Kapitel werden die veränderten ökonomischen Bedingungen der Programmplanung durch die Kommerzialisierung des deutschen Fernsehens sowie die produktionstechnischen Hintergründe von Soap-Operas vorgestellt. Ein weiterer Punkt befaßt sich mit den besonderen Formen des Jugend-Marketings, wie z.B. Kult-Marketing und Erlebnis-Marketing, und seiner Bedeutung für Jugendliche. Im fünften Kapitel werden geschlechtsspezifische Unterschiede in der Darstellung verschiedener Rollenbilder im Fernsehen beschrieben. Die stereotype Darstellung von Männern und Frauen in Familienserien und deren Entwicklung seit den 50er Jahren findet ebenso Erwähnung wie die aktuelle Darstellung von Frauen, Männern, Mädchen, Jungen und unterschiedlichen Jugendbildern im Fernsehen. Es werden verschiedene Erklärungsansätze für die stereotype Darstellung von Frauen und Männern gegeben sowie die geschlechtsspezifischen Auswirkungen auf die Sozialisation erläutert. Der Gender-Ansatz, ein sozialwissenschaftlicher Forschungsansatz, der von einer Zweigeschlechtlichkeit unserer Gesellschaft ausgeht, bietet eine Möglichkeit, sich aus der gegenwärtigen Geschlechterdarstellung zu lösen, und wird daher in diesem Kapitel vorgestellt. Der letzte Punkt dieses Kapitels beschäftigt sich mit der Frage, ob Soap-Operas ein Genre für Mädchen sind und ob bei der Auswahl von Serien geschlechtsspezifische Vorlieben existieren. Die vorliegende Arbeit kommt in diesem Kapitel zu dem Ergebnis, daß Soap-Operas stärker von Mädchen als von Jungen rezipiert werden, da Mädchen eher von der emotionalen Erzählweise und den stark am Alltag orientierten Geschichten der Soap-Operas angesprochen werden. Die Auseinandersetzung mit den dargestellten Rollenbildern, Verhaltensweisen und Normen beinhaltet eine Auseinandersetzung mit der eigenen Person und dem sozialen Umfeld und bietet daher die Möglichkeit zur 'Identitätsbildung und Subjektkonstituierung'. Dies zeigt die indivuelle und gesellschaftliche Bedeutung der Soap-Operas und ihre Sozialisationsfunktion vor allem für Mädchen, aber auch für Jugendliche im allgemeinen auf. Das sechste Kapitel befaßt sich mit der veränderten Kindheit von Jugendlichen, die zunehmend durch Medien geprägt ist. Die in diesem Kontext bedeutenden Ansätze, die in der Medienwirkungsforschung eher unverbunden nebeneinander stehen und unterschiedliche Perspektiven besitzen, werden vorgestellt. Außerdem beschäftigt sich dieses Kapitel mit der Bedeutung von Medienpädagogik, ihrer Verbindung zu verschiedenen Medienwirkungstheorien und der Bedeutung von Medienkompetenz. Im siebten Kapitel werden die vorangegangenen theoretischen Überlegungen anhand der empirischen Untersuchung mit 13- bis 15jährigen Jugendlichen in der Praxis überprüft und der sozialisatorische Einfluß der Daily Soaps untersucht. Die empirische Untersuchung konzentriert sich auf die fünf deutschen Daily Soaps UNTER UNS, MARIENHOF, VERBOTENE LIEBE, GELIEBTE SCHWESTERN UND GUTE ZEITEN, SCHLECHTE ZEITEN. Dabei wird die Herangehensweise an das Forschungsfeld erklärt und die Zielgruppe der Interviews beschrieben. Anhand einiger formulierter Leitfragen werden die Interviews ausgewertet, interpretiert und im letzten Teil dieses Kapitels zusammengefaßt, wobei die begrenzte Aussagekraft der Interviews und die individuelle Bedeutung der Rezeption der Daily Soaps berücksichtigt wird. Die Arbeit schließt mit einer Schlußbetrachtung zu den herausgearbeiteten Ergebnissen mit dem Schwerpunkt auf der Frage der Sozialisationsfunktion der Daily Soaps und einem Ausblick auf Veränderungsvorschläge für die Programmgestaltung und -planung im bundesdeutschen Fernsehen. Im Anhang sind die Leitfragen, die interviewten Personen und die vollständigen Interviews aufgeführt.
In: Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Arbeit, Sozialstruktur und Sozialstaat, Abteilung Arbeitsmarktpolitik und Beschäftigung, Band 2007-106
"Social insurance systems are known to reproduce gender inequalities in the labour market because they are usually based on 'standard employment contracts' (full-time, permanent, dependent) and often take into account the household constellation through means-testing. Gender inequalities in the labour market consist of higher part-time employment rates, more frequent movements between employment and inactivity and on average lower wages among women. These inequalities are mainly due to the unequal distribution of household and family tasks between men and women. This paper will use the data of the European Household Panel to compare access to and level of unemployment benefits between men and women. Differences in access to benefits are usually brought about by the following design features of unemployment benefits: hours and earnings thresholds, minimum contribution requirements, and means-testing, whereas the benefit levels in many systems are calculated as a share of former earnings, and among long-term unemployed are also affected by means-testing. Since unemployment benefit systems of different countries strongly vary in their aims and design features, four countries are compared: Denmark, Germany, Spain and the United Kingdom. It is expected that gender differences in unemployment insurance outcomes will be smaller in countries that have more individualised unemployment systems (Denmark) than in countries that make early use of strict means-testing (United Kingdom) or that strongly rely on equivalence between contribution time, former earnings and benefit receipt (Germany, Spain)." (author's abstract)