Der Verfasser sucht nach einer Verbindung von formaler Theorie und empirischer Geltung, beginnend mit einer kritischen Beobachtung: Während für die Normalökonomie der Gewinn eigentlich eine Anomalie darstellt, steht er bei Marx im Zentrum der Überlegungen. Unter Einbeziehung der Keynesschen Betonung der effektiven Nachfrage wird eine Unterscheidung in Lohnwaren und Surpluswaren getroffen, wobei nicht die Sacheigenschaften sondern der Status der Nachfrager die Zuordnung bestimmt. In einer darauf basierenden Analyse wird gezeigt, wie Gewinnanteile zwischen den beiden Großsektoren sich je nach dem relativen Preis der Surplusware verteilen. Eine Ausbeutungsrate von 100 % impliziert einen ausgeglichenen "kapitalistischen Kommunismus", ein tatsächlich dann verblüffend häufig anzutreffender Ankerwert bei den großen westlichen Industrieländern. (ICE2)
"Das kommunistische System in Polen war gegen den Willen der großen Mehrheit der Bevölkerung eingeführt worden und hatte daher nur eine geringe Akzeptanz, wie die Arbeiterunruhen 1956, 1970 und 1976 gezeigt haben. Die Polnische Vereinigte Arbeiterpartei (PVAP) mußte 1980 ihren Anspruch, die führende Kraft des 'Proletariats' zu sein, an die Gewerkschaft 'Solidarität' abgeben. Ihre verlorene Legitimation konnte die Partei auch durch die Veränderung des Kriegsrechts im Dezember 1981 nicht zurückgewinnen. Das Grundproblem der Partei in den Jahren 1982-1988 bestand darin, daß die Führung zwar erkannt hatte, das Land nur durch tiefgreifende Reformen aus der Krise führen zu können, doch fehlten ihr dazu die politischen Möglichkeiten. Der endgültige Zusammenbruch des traditionellen Systems wurde durch die sowjetische Perestrojka gefördert und 1988 eingeleitet. Die entscheidende Rolle bei dem Umgestaltungsprozeß in Polen spielte die 'Solidarität'. Die Verhängung des Kriegsrechts hat sowohl die Organisationsstruktur als auch den Bewußtseinsstand in der 'Solidarität' tiefgreifend verändert. Unter den Bedingungen der Illegalität hörte sie auf, eine Gewerkschaft zu sein, und nahm vielmehr den Charakter einer konspirativen politischen Organisation an. Durch die Gespräche am Runden Tisch Anfang 1989 erreichte die 'Solidarität' ihre Wiederzulassung und einen wesentlichen Einfluß auf die politische Umgestaltung des Landes. Bei den Parlamentswahlen im Juni 1989 entzog die überwiegende Mehrheit der Wähler den Kommunisten das Vertrauen. Zwar gelang es, die Wahl General Jaruzelskis zum Staatspräsidenten zu erreichen, doch mußte die PVAP die Bildung einer nichtkommunistischen Regierung unter Tadeusz Mazowiecki hinnehmen, wobei sie erst nach längeren Auseinandersetzungen eine Regierungsbeteiligung erwirken konnte. Die Auflösung der PVAP, die im Januar 1990 erfolgte, war jedoch nach diesem Machtverlust nicht mehr aufzuhalten. Während die Kommunisten nach ihrer Aufsplittung von der politischen Bühne abtraten, richtet sich dort die 'Solidarität' als neue Kraft ein. Ungelöst bleibt vorerst die Frage, ob geeignete, neue politische Organisationsformen gefunden werden, um die aktuellen Probleme Polens zu bewältigen. Bei der Entwicklung des demokratischen Systems dürfte die Ausweitung der territorialen Selbstverwaltung künftig eine besonders wichtige Rolle spielen. Polens politische Zukunft hängt weitgehend auch vom Erfolg der Wirtschaftsreformen ab." (Autorenreferat)