Die Rolle der Lüge in der Kriegsgeschichte: historischer Längsschnitt und systematisierende Überlegungen
In: Vorgänge: Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik, Band 43, Heft 3, S. 56-64
ISSN: 0507-4150
Die Lüge im Kontext der Kriegsbegründung wird im vorliegenden Aufsatz als eine Form von Propaganda verstanden, um die Öffentlichkeit durch Täuschung über den Wahrheitsgehalt einer Aussage zur Zustimmung, Unterstützung oder Mitwirkung in Bezug auf militärische Handlungen zu bewegen. Die Diskussionen um Kriegslügen lassen sich nach Meinung des Autors insbesondere unter philosophischen, psychologischen, ethischen und politikwissenschaftlichen Gesichtspunkten führen. Die politische Kommunikation fragt insbesondere nach den Funktionen, Strukturen und Instrumenten dieser Propagandaform. Koppelt sie ihr Erkenntnisinteresse an die Frage nach der Realisierbarkeit von Öffentlichkeit als Chance jedes Individuums, sich umfassend über die Entscheidungen und Handlungen, die in der Sicherheitspolitik getroffen werden, zu informieren und seine Ziele und Interessen in den politischen Prozess einzubringen, so wird damit ein normativer Maßstab zur Bewertung der Informationspolitik vorgegeben. Der Autor beschreibt zunächst die Funktionen der Lüge im Laufe der Kriegsgeschichte, um im Anschluss daran die Akteure, Prozesse und Instrumente näher zu betrachten. Er nimmt vor diesem Hintergrund eine Bewertung von Wirksamkeit und Erfolg der Lüge in der Sicherheitspolitik vor, wobei er auf ausgewählte historische und aktuelle Beispiele Bezug nimmt. (ICI2)