Literaturgeschichte oder Politästhetik?: Erinnerungen an die Literaturwissenschaft nach 1945 in der Ostzone
In: Wissenschaft im geteilten Deutschland: Restauration oder Neubeginn nach 1945?, S. 164-176
Der Verfasser diskutiert die Anfänge der literaturwissenschaftlichen Neuorientierung in Ostdeutschland nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft. Er geht in diesem Zusammenhang insbesondere auf jene Richtungen innerhalb der Literaturwissenschaft ein, die unter dem Anliegen, mit Wissenschaft kritischen Kontakt zum Zeitbewußtsein herzustellen und auf Gesellschaft verantwortungsvoll Einfluß zu nehmen, ihre wissenschaftliche Aufgabe wahrnahmen. Er erläutert das Wirken der Protagonisten dieser Grundauffassung, Georg Lukacs und des Romanisten Werner Krauss und stellt ihre Bedeutung für eine undogmatische marxistische Literaturwissenschaft heraus. Demgegenüber standen zunehmende stalinistische Einflußnahmen auf den literaturwissenschaftlichen Wissenschaftsbetrieb in Ostdeutschland und der späteren DDR, der nach 1956 mit dem Verschwinden einer eigenständigen marxistischen Literaturwissenschaft endete. (ICC)