Luhmann's theory is fascinating and complex. It offers incomparably enlightening insights, references and research opportunities, but reveals its utility only after a quite high competence threshold. Using the reticular form of the glossary, this book makes the theory accessible while maintaining its complexity. Without being obstructed by knowledge gaps or by references to concepts presented elsewhere, readers inside and outside sociology get the required support to explore sociological systems theory and to engage with it. Luhmann himself, in his introduction, praises the form of the glossary to cope with the challenges of the theoretical description of our highly complex society.
Wie kaum ein anderer Intellektueller des 20. Jahrhunderts hat Niklas Luhmann die Gemüter bewegt, hat begeistert, provoziert, verblüfft, irritiert, kurz: Er war stets eine aussergewöhnliche Quelle intellektueller Ener gie und ist dies 10 Jahre nach seinem Tod auch noch heute. Vier ebenfalls herausragende Intellektuelle haben sich in den Freiburger Vorträgen dem Werk und der Person Niklas Luhmann genähert. Peter Sloterdijk betrachtet Luhmanns Innozentismus unter der Überschrift: ?Der Advocat des Teufels?, Dirk Baecker betrachtet ?Niklas Luhmann und die Manager?, Peter Fuchs untersucht die ?Metapher des Systems? und Hans-Ulrich Gumbrecht zeigt Luhmann als den Meister des gegenintuitiven Aphorismus und sein Verhältnis zu Alteuropa
Es ist schon kurios, dass die Soziologie eines der anspruchsvollsten und innovativsten Theorieunternehmen im 20. Jahrhundert ausgerechnet der Arbeit eines ehemaligen Verwaltungsbeamten verdankt. Schließlich war Niklas Luhmann nur durch Zufälle und über Umwege überhaupt in der akademischen Soziologie gelandet … Komplexe Einführungen zum Thema Luhmann gibt es zuhauf. Die Reihe Philosophie für Einsteiger geht einen anderen Weg. Zeichnung und Text sind gleichberechtigt, was diese kurze und äußerst unterhaltsame Einführung besonders leicht verständlich macht. Mit reichlich anekdotischem und biographischem Material ausgestattet, wird der Leser mit Leben und Denken Luhmanns vertraut gemacht. Kleine Exkurse machen sein Denken besser verständlich – wer Luhmanns Einfluss auf die Soziologie verstehen will, muss nicht gleich seine gesammelten Werke wälzen! Warum verabschiedete dieser außergewöhnliche Denker die klassischen Grundbegriffe der Soziologie? Warum war bei ihm nicht mehr von ›Menschen‹, ›Klassen‹ oder ›Handlungen‹ die Rede, sondern stattdessen von ›Autopoiesis‹ und ›System‹, von ›Funktion‹ und ›Doppelter Kontingenz‹? Und welche Rolle spielte dabei sein legendärer Zettelkasten?
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Unter der Fragestellung »Wie weiter mit ...?« werden die Werke von acht der wichtigsten Geistes- und Gesellschaftswissenschaftler des 19. und 20. Jahrhunderts neu und wieder gelesen. Können, sollen oder müssen wir deren Blick auf soziale Fragen und Probleme heute noch teilen? Niklas Luhmanns Denken besticht dadurch, dass es geradezu leidenschaftslos in Erscheinung tritt. Seine Texte taugen weder zur politischen Programmatik noch zur Ableitung normativer Standards oder zur Kritik. Allenfalls Ironie über die »alteuropäische« Vermengung von Sein und Sollen und dosierter Spott verweisen auf eine Leidenschaft hinter dem Gestus des Distanzierten. Darin ist Luhmann ziemlich alteuropäisch - indem er nach den Bedingungen der Möglichkeit von politischer Programmatik, normativen Standards und kritischem Gestus fragt und sich nicht anschickt, dazu selbst einen Beitrag zu liefern. Liest man Luhmann nicht nur als denjenigen, der sich den Bedürfnissen der Intelligenz und der Akademia nach handhabbaren Postulaten und pathetischer Diagnose fügt, erscheint ein erstaunlich moderner Soziologe, der Vieles von dem, was heute als Praxistheorie diskutiert wird, vorweggenommen hat. Armin Nassehi, Prof. Dr. phil., ist Inhaber des Lehrstuhls I für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seine Forschungsschwerpunkte sind: Kultursoziologie, Politische Soziologie und Wissens- und Wissenschaftssoziologie.
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"Die ökologische Krise der Moderne stellt ein gewaltiges praktisches Problem dar. Sie konfrontiert aber auch die sozialwissenschaftliche Theorie mit existentiellen Fragestellungen. Gerade auf dem Feld der Ökologie der Gesellschaft kommt Bewegung in den eingefahrenen Dualismus der Wissenschaftslandschaft: Einerseits, weil sich hier die Paradigmata von Natur- und Geistes- bzw. Sozialwissenschaften in widersprüchlicher Weise überlagern, und andererseits, weil die leitbildende Funktion der Wissenschaften für die Zukunft der Gesellschaft besonders hier in Frage gestellt ist. Innerhalb dieser Zusammenhänge wird im vorliegenden Band eine kritische Bestandsaufnahme der Luhmannschen Soziologie vorgenommen mit der Absicht, die Eignung systemtheoretischer Kategorien zur konstruktiven Verbindung von Ökologie und Soziologie zu überprüfen. Den Gedanken Max Webers folgend, daß nicht die sachlichen Zusammenhänge der Dinge, sondern die gedanklichen Zusammenhänge der Probleme den Arbeitsgebieten der Wissenschaften zugrunde liegen, wird schließlich versucht, Fundamente einer kritischen Sozialökologie zu legen." (Autorenreferat)
"In der politischen und wissenschaftlichen Diskussion des Geburtenrückgangs gibt es einen Konsens über zwei normative Vorannahmen: Es würden zu wenig Kinder geboren; und es würde politisch zu wenig dagegen getan. Entsprechend konzentrieren sich auch die soziologischen Beiträge zum Thema auf politisch - scheinbar - beeinflussbare Gründe: Motive der Individuen, strukturelle Konfliktlagen, z.B. Unvereinbarkeit von Familie und Beruf, und kulturelle Faktoren wie Säkularisierung, Individualisierung, Mutterbilder ... Die Vorannahmen sind fragwürdig, die Erklärungen greifen zu kurz. Sie bewegen sich in der Regel im nationalen Rahmen. Der Fall der Geburtenrate aber ist global und trifft traditionelle und industriell nachziehende Gesellschaften mittlerweile stärker als postindustrielle. Er lässt sich interpretieren als Umstellung des Reproduktionsmodus der menschlichen Spezies: von vielen, riskant und kurz lebenden auf wenige, relativ sicher und lang lebende Individuen; und von biologisch gesteuerter, quantitativer auf soziokulturell gesteuerte, qualitative Evolution. Deren Erfolg misst sich nicht an Größe und Bestand von Populationen, sondern an Bestand und Problemlösungsfähigkeit von sozialen Systemen. Als funktionale Systeme kristallisieren sie sich um bestimmte Leitwerte (Produktivität für die Wirtschaft, Liebe für die Familie, Macht für die Politik) und stabilisieren sich trotz weiter fallender Geburtenraten, ja erzwingen diese sogar. Eine wichtige Rolle spielt dabei die weltweite Arbeitsteilung zwischen produktiven und reproduktiven Kulturen. Diese 'Weltkultur' in Verbindung mit der Kultur der funktionalen Systemdifferenzierung nimmt, in ihrer Unverfügbarkeit, den Charakter einer zweiten, sozialen Natur an. Sie steuert den Fall der Geburtenrate. Familien- und Geburtenpolitik als voluntaristische Gegensteuerung folgt dagegen einem kulturalisierten biologistischen Reflex, wonach mehr Nachkommen besser seien als wenige. Sie hat nicht nur die Selbststeuerung der übrigen Systeme, sondern auch die soziokulturelle Evolution gegen sich. Der Ausgang ist ungewiss. Ob und wann aus dem Fall der Geburtenrate ein Anstieg wird, liegt nicht an 'richtiger' Politik, sondern an nicht intendierten und schwer einsehbaren Mechanismen sozialer Selbststeuerung." (Autorenreferat)
N. Luhmanns Theorie der Religion im Rahmen seiner funktionalen Systemtheorie wird diskutiert. Dazu werden aus prinzipiell positiver Perspektive theologische Argumente für und gegen diese Position vorgetragen. Die Grundbegriffe und Grundoperationen dieser Theorie werden vorgestellt, wobei "System" und "Umwelt" zentral sind. Es wird untersucht, inwiefern die Luhmannsche Theorie eine "Aufhebung der Religion" betreibt. Der Verfasser verdeutlicht, daß die Theologie diese Theorie nicht ignorieren, sondern für sich selbst von ihr lernen sollte. Dabei werden für eine Rezeption auch interaktionistische Aspekte einbezogen. (HA)
Es wird gezeigt, dass Hartmut Essers Entwurf einer universalen soziologischen Theorie einem Wissenschaftsideal verhaftet bleibt, das das Prinzip der Dichotomisierung (über)betont und dabei in Gefahr gerät, dieses Prinzip aus der Analyse- in die Objektebene zu übertragen. In diesem Zusammenhang wird zunächst der Ansatz von Max Weber dargestellt, der auf der Gegenstandsebene durchaus die Vagheit der Welt anerkannt hat, allerdings keine Möglichkeit sah, diese Erkenntnis auf die soziologische Erfassungsebene zu übertragen. Als "Kontrastfolie" zu Essers Ansatz wird die Systemtheorie von Niklas Luhmann dargestellt, der einerseits die zweiwertige Logik zu überwinden versucht, letztlich aber nur eine bivalent operierende Systemtheorie entgegensetzen kann. Dass Esser in seiner Handlungstheorie einerseits über die Handlungstypologie Max Webers hinausgeht, andererseits dabei aber, logisch eher Luhmann folgend, ausblendet, was Max Weber für die Gegenstandsebene anerkannt hat, nämlich Mischformen und Ungenauigkeiten, wird anschließend verdeutlicht. Im Ergebnis zeigt sich daher, dass die Essersche Theorieanlage ebenso wie die Luhmannsche Systemtheorie nicht nur weiterhin dem bivalenten Denken verhaftet ist, sondern den bivalenten Ansatz sogar durch Übertragung auf die Gegenstandsebene radikalisiert. Stattdessen wird die Entwicklung von Techniken, Logiken und Theorien empfohlen, die Polyvalenzen berücksichtigen. (GB)