Die Wahrnehmung von Umbrüchen, Ungleichheiten und Unsicherheiten als neue Erklärungsfaktoren der Fremden- und Islamfeindlichkeit in Europa
In: Identität und Inklusion im europäischen Sozialraum, S. 87-112
Der Beitrag behandelt Ursachen für postmoderne Krisenphänomene auf makrosoziologischer Ebene. Dabei werden (1) Umbrüche, (2) Ungleichgewichte zwischen Staaten und gesellschaftlichen Gruppen und (3) Unsicherheiten im Kontext der Risikogesellschaft erläutert. Die resultierenden Ordnungsbrüche bewirken bei den europäischen Bürgern Desintegrationswahrnehmungen, die einen maßgeblichen Einfluss auf fremdenfeindliche Vorurteile ausüben. Nationale Institutionen (Politik, Massenmedien) können als Schnittstelle zwischen der Makroebene und der Mikroebene betrachtet werden und spielen eine wichtige Rolle im Umgang mit Einwanderern in den jeweiligen Gesellschaften. Medien setzen beispielsweise in den einzelnen europäischen Staaten unterschiedliche Schwerpunkte, was die Vermittlung globaler und individueller Bedrohungsszenarien betrifft. Zudem können rechtspopulistische Lösungsansätze zur Bekämpfung von Krisen ebenfalls als Antriebskräfte von fremdenfeindlichen Haltungen wirken. Abschließend werden in einem Modell diese Erklärungsfaktoren zur Fremden- und Islamfeindlichkeit zusammengefasst und Einflussfaktoren auf der Makroebene (gesellschaftliche Entwicklungsbedingungen) und Mikroebene (individuelle Reaktionen) miteinander verknüpft. (ICE2)