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EinleitungSeit ihrer Erfindung wurde der Fotografie eine besondere Wirklichkeitstreue zugeschrieben. Sie gilt als Spiegel des Realen, als mechanisches Gedächtnis und künstliches Auge des Menschen. Mit dem Aufkommen der digitalen Bildverarbeitung und ihren Möglichkeiten der Manipulation wurde dieser Anspruch in Frage gestellt, nicht jedoch aufgegeben. Die Wirkungsmacht der Fotografie ist ungebrochen. Dies macht sich auch die Kriminaltechnik zunutze: Die Tatortfotografie als erste Bestandesaufnahme an einem Tatort behauptet von sich, das Evidente eines Tatortes präzise und konzise zu inventarisieren, ohne Pathos und Anteilnahme, und mit grösstmöglicher Distanz. Damit ist sie Teil einer "möglichst bewertungsfreie Analyse der realen Erscheinungsformen und Umstände [eines Tatortes], die mit der Entstehung, Entwicklung und Kontrolle des Verbrechens zusammenhängen" (Pfefferli, 1998). Bei der Tatortfotografie, als einer der Techniken zur Spurensicherung an einem Tatort, geht es darum, Gebrauchsfotografien für die anschliessende Aufklärung eines Tathergangs durch die Polizei herzustellen. Im Gegensatz zur Kunst, wo Ästhetik, Originalität und interessante Perspektiven eine Rolle spielen, soll die Tatortfotografie keine Dramaturgie enthalten. Ein weiterer – selbsternannter – Anspruch dabei ist, es wurde schon angedeutet, die Objektivität.

Die diskursanalytische Hegemonietheorie, wie sie von Ernesto Laclau, Chantal Mouffe und der sogenannten Essex-School entwickelt wurde, geht von der Annahme aus, dass die radikale Negativität eine unbedingte Konstitutionsbedingung sozialer Objektivität darstellt. Der Begriff der Negativität wird poststrukturalistisch und postmarxistisch in die Kategorie des Antagonismus übersetzt, die aus der Perspektive der Essex School den Status einer Zentralkategorie der Gesellschafts- und Politikanalyse einnimmt. In dieser Hinsicht übernimmt der Begriff des Antagonismus eine grundlegende Funktion, so dass er auf einer ontologischen oder quasi-transzendentalen Ebene der Gesellschaftstheorie verortet werden muss. Im vorliegenden Beitrag wird das Verhältnis von (sozialer) Objektivität und Negativität im Anschluss an Laclau und Mouffe näher beleuchtet. Dazu wird zunächst kurz dargestellt, wie die beiden Theoretiker den Antagonismusbegriff aus dem marxistischen Diskussionszusammenhang heraus lösen, um ihn anschließend diskurstheoretisch zu reformulieren. Nach der These des Autors müssen im Theoriebau von Laclau und Mouffe verschiedene Dimensionen des Antagonismus unterschieden werden, um jene Missverständnisse zu vermeiden, mit denen die diskursanalytische Hegemonietheorie der Essex School immer wieder konfrontiert wird. (ICI2)

Abstract
Scientific procedures are widely expected to be unbiased, in the sense that they do not single out one specific set of claims about which they yield false results more often than about others. This assumed feature of the practices of science can be called procedural objectivity. I argue that attempts to analyze procedural objectivity on the level of individual rationality fail. The appropriate balance of inductive risks for each scientific investigation hinges upon value judgments for which no binding, 'neutral' standard can be derived from universal principles. I make the case that the perspective of social epistemology offers a much more promising approach to establish a substantial conception of procedural objectivity. I examine two genuinely social elements of the sciences' procedural objectivity. One consists in conventional standards, which are adopted by research communities in order to facilitate epistemic trust and which impose constraints on methodological choices that affect the balance of inductive risks. The other is constituted by the plurality of approaches within research communities and the mechanism of mutual criticism. Procedural objectivity in science thus becomes understandable as a social phenomenon.

Der Aufsatz ist eine Replik auf Johannes Schneider ("Die Marxsche Arbeitswertlehre im Lichte moderner ökonomischer Theorienbildung"). Der Verfasser kritisiert zunächst die einseitig preistheoretische Interpretation der Wertlehre durch Schneider. Er versucht zu zeigen, daß der Unterschied zwischen neoricardianischer und marxistischer Theorie nicht da liegt, wo Schneider ihn sucht und weiter, daß keine Veranlassung besteht, die Marxsche Wertbetrachtung auf den Datenrahmen objektiver Werttheorien zu beschränken. Er sieht den oben genannten Unterschied zwischen den Theorien in der Einschätzung des Fundamentaltheorems und dem zugrundeliegenden Begriff von "Produktion". Unter Hinweis auf subjektive Wertlehre und Konsumtheorie kommt er zu dem Schluß, daß der Schneidersche Versuch einer Rekonstruktion der Wertlehre zumindest der Gefahr des Eklektizismus unterliegen könne. (BS)

"Ulrike Niedner-Kalthoff untersucht in Bezug auf die beiden Aspekte 'Rotation und Objektivität' Diplomaten als transnationale Migranten. Klassische Berufsdiplomaten können als eine besondere Gruppe transnationaler Migranten gelten, denn konstitutiv für die Gestaltung ihrer (professionellen) Lebenswelt ist ein bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts etabliertes spezifisches System der staatlich organisierten und kodifizierten Pendelmigration. Dieses "Rotation" genannte System beinhaltet differenzierte Verfahren der Klassifikation von sowie der Bewerbung um und Versetzung auf definierte Kombinationen von Orten und Aufgaben ('Posten'). Durch eine bestimmte Frequenz und Sequenzierung der Auslandsaufenthalte, so die dem Rotationssystem zugrunde liegende Überzeugung, können Diplomaten ein genau ausbalanciertes Maß der Identifikation mit einer kulturell fremden Umgebung einhalten und so das Ideal der 'Objektivität' erfüllen. Die hier vorgenommenen Untersuchungen beruhen auf qualitativer empirischer Forschung in Form von biographischen und Experteninterviews mit einem guten Dutzend deutscher und auswärtiger Diplomaten sowie teilnehmender Beobachtung während eines Praktikums im Auswärtigen Amt in Berlin. Es wird dargestellt, wie das Alltagsleben von Diplomaten, ihre Identität und ihre Beziehung zu einer kulturell fremden Umgebung durch das System der Rotation und das Gebot der Objektivität geprägt werden. Ferner wird erörtert, auf welch unterschiedliche Weisen Diplomaten ihre ständige Rotation gestalten und sich im Kontext einer Akkulturation im Ausland mit dem Idealbild der Objektivität auseinander setzen. Abschließend wird ein Vorschlag skizziert, wie die Analyse diplomatischer Migration sinnvoll im größeren Rahmen der Transnationalismusforschung verortet werden kann." (Autorenreferat)

Hugo Bütler geht der Frage nach, warum die Gefahr, dass die Wahrheit gerade in Kriegen sehr schnell zum Opfer wird, trotz modernster Aufklärungs- und Informationstechniken höchst akut ist. Der Autor erläutert dabei eingehend die Begriffspaare politische Freiheit und offene Gesellschaft, Bindungen und Verbindlichkeit, Wahrheit und Meinungsbildung, Objektivität und Wertung und weist auf die Verantwortlichkeit der Adressaten sowie auf die enge Verknüpfung von Freiheit und Information mit Wahrheit, Objektivität und Toleranz hin.