Anhand einer Synthese sozial-, geistes- und kulturwissenschaftlicher Literatur sowie mithilfe einer Kombination qualitativer und quantitativer Befragungen untersucht Mathias Weber, wie das Zusammenspiel von Freundeskreis und Mediennutzung Jugendlichen die Auseinandersetzung mit ihrer Identität und somit die Bewältigung der zentralen Entwicklungsaufgaben der Adoleszenz erleichtert. Besonders das Medienrezeptionshandeln Jugendlicher ist in hohem Maße in die Interaktion ihrer Freundeskreise eingebunden. In der gemeinsamen Nutzung und im Gespräch über Medieninhalte reflektieren Jugendliche die Herausforderungen ihres Alltags und testen neue Verhaltensmuster aus. Der Inhalt Gemeinschaftliche Einbindung von Medieninhalten als vermittelnder Faktor zwischen Inhalt und Rezeption Freundeskreis und Medienrezeption vor dem Hintergrund der Entwicklungssituation Jugendlicher Qualitative Studie: Ableitung funktionaler Modelle der gemeinsamen Mediennutzung und der Anschlusskommunikation in jugendlichen Freundeskreisen Quantitative Studie: Modellprüfung Die Zielgruppen Dozierende und Studierende der Fächer Kommunikations- und Medienwissenschaft Interessierte an den Themengebieten Mediensozialisation und Medienpädagogik Der Autor Mathias Weber ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Publizistik der Universität Mainz
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Unter der Überschrift EROTIK IM FERNSEHEN – DIE GROßE SEXLÜGE erschien im Dezember 1998 ein Artikel in einer Fernsehzeitschrift, der die Unterzeile trug: "Beim Thema Sexualität heucheln die Sender, was das Zeug hält – und die Zuschauer wollen's nicht anders". Hauptkritikpunkt des Autors ist die ewige Wiederholung alter Beiträge in Erotikmagazinen wie WA(H)RE LIEBE, PEEP!, u.ä. Damit, so seine These, würde weder ein authentisches Bild des Sexualverhaltens der Gesellschaft erzeugt, noch wäre die Offenheit und Ehrlichkeit dieser Sendungen real. Der Autor schreibt: "Denn nicht Offenheit, sondern Verklemmtheit ist auch im Zeitalter von Viagra die Realität. WA(H)RE LIEBE flüchtet sich deshalb in Ironie und PEEP! in Belanglosigkeit." Etwas später heißt es dann: "Ehrlich wären Erotikmagazine, wenn sie ihre Beiträge als das verkauften, was sie sind: Anschauungsmaterial." Den Abschluß bildet ein vernichtendes Urteil: "Wer also nach Erotik im Fernsehen fragt, stößt auf Sexreportagen, die keine sind, Pornosender ohne Pornographie, Flunkereien bei Umfragen, trügerische Vorurteile über vermeintliche Schmuddelsender und zweifelhafte Selbstbekenntnisse in Talkshows. Kurzum: eine Sammlung an Unwahrheiten." Ist dies tatsächlich die Realität ? Ein nach mehr Informationen über sein Lieblingsthema Sexualität dürstender Fernsehzuschauer, dessen Wünsche und Bedürfnisse aber nicht gestillt werden können, da das Medium Fernsehen keinen wirklichen Einblick nimmt in das Sexualverhalten seiner Umwelt und statt dessen ein durch Wiederholungen und alte, zusammengeschnittene Beiträge verzerrtes Bild der Wirklichkeit liefert ? Oder ist nicht das Fernsehen als eine Art Gegenöffentlichkeit zur Alltagswelt des Rezipienten zu betrachten, die ihre eigenen Gesetze im Bereich der Sexualität besitzt ? Dann aber würde sich die Frage ergeben, ob sich hier nicht zwei differente Wirklichkeiten begegnen, die hinsichtlich ihrer Norm- und Wertvorstellungen unterschiedliche Bezugssysteme benutzen und die dem Rezipienten eine kompetente Syntheseleistung abverlangen. Um dieser Frage nachzugehen, ist die folgende Arbeit in zwei Bereiche unterteilt. Der Teil A geht grundsätzlich zunächst einmal davon aus, daß der Fernsehzuschauer, verhaftet in seiner eigenen kleinen Alltagswelt, sich der medialen Gegenöffentlichkeit des Fernsehens AUSSETZT. D.h., aufgrund einer historisch entwickelten Tabuisierung von Sexualität und allem körperlichen scheint es so, als sei er mit den medialen Inhalten allein gelassen, da es ihm eben aufgrund dieser gesellschaftlich tabuisierten Einstellung zur Sexualität nicht möglich ist, sich in der Öffentlichkeit über dieses Thema auszutauschen. Dazu ist in Kapitel 1 zunächst zu klären, was unter ÖFFENTLICH und PRIVAT zu verstehen ist, denn sicherlich, so ein berechtigter Einwand, können zwei Menschen innerhalb einer Liebesbeziehung sanktionslos über sexuelle Themen sprechen. Doch läßt sich in dieser intimen Zweierbeziehung kein objektives Urteil bilden über die Relevanz der medial präsentierten Sexualität der Gesellschaft im alltäglichen Leben. Anders ausgedrückt: Wer mag aufgrund der Bilder des Fernsehens beurteilen, ob das abgebildete Sexualverhalten ein fester Bestandteil im Liebesspiel seiner Nachbarn, Arbeitskollegen, der Mitglieder seines Kegelclubs, etc. ist, oder ob es sich vielleicht doch nur um eine eher ungewöhnliche und seltene Variante Einzelner handelt? Kapitel 2 beschäftigt sich ausführlicher mit der möglichen Differenz im Sexualverhalten verschiedener Menschen und dem medial vermittelten Habitus. Um zu verdeutlichen, daß diese Entscheidungen jedoch nur im kommunikativen Austausch mit anderen vorzunehmen sind und ein ausschließliches Lernen durch Fernsehen nicht möglich ist, bietet sich die strukturale Methode an. Der Strukturalismus versucht in der Theorie Jean Piagets zu erklären, wie der Mensch in seiner Entwicklung vom Neugeborenen zum erwachsenen Individuum lernt, sich die Welt anzueignen, indem er die Phänomene der Welt in sprachliche Strukturen faßt. Diese kognitiven Strukturen jedoch bedürfen eines ständigen Komplements in der Realität, an der sie sich überprüfen lassen. Gerade dieses Gegenstück aber wird vom Fernsehen nicht geliefert, da es seine eigenen physikalischen und zeitlichen Gesetze hat, um Wirklichkeit abzubilden, wie in Kapitel 3 dargestellt wird. Daß aber diese Verbindung von Realität und kognitiver Struktur im kommunikativen Austausch durch Sprache erfolgt, ist nicht nur eine Prämisse der strukturalen Methode. Auch Leon Festinger und andere Wissenschaftler haben sich im Zuge der Entwicklung einer Balance-Theorie damit auseinandergesetzt. Kapitel 4 stellt diese Theorie vor und versucht zu verdeutlichen, wie es zu einer Überforderung des Rezipienten durch die Diskrepanz von medialer und subjektiv erfahrbarer Realität kommen kann. Überforderung wird dabei verstanden als kognitives Ungleichgewicht zwischen den Wert- und Normhaltungen des Rezipienten einerseits und den Aussagen des Fernsehens sowie seiner ihn sozialisierenden (und bei Fehlverhalten sanktionierenden) Umwelt andererseits. Nach dieser Darstellung eines eher passiv ausgelieferten Rezipienten, wird versucht, in Teil B das Bild eines aktiven Fernsehzuschauers zu kreieren, der das Medium im Sinne seiner Bedürfnisse nutzt (Kapitel 2 und 3). Dabei ist es wichtig, daß ihm die Synthese von medialer und subjektiver Realität gelingt, auch und gerade weil er bei dem Thema Sexualität nicht auf einen kommunikativen Austausch innerhalb seiner sozialen und außerhalb seiner intimen Beziehungen hoffen kann. Das Schlagwort dazu ist MEDIENKOMPETENZ, die in ihren einzelnen Aspekten in Kapitel 4 untersucht wird, wobei das skizzierte Beispiel nur eine mögliche denkbare Form der kritischen Mediennutzung darstellt und weitere Anwendungsarten und –bereiche denkbar sind. Der letzte Punkt (Kapitel 5) beschäftigt sich abschließend mit der gestalterischen Komponente von Medienkompetenz. Neben einer begrifflich determinierten Verwendung von Medien zum Zwecke der Eigengestaltung soll dem ein neuer Gedanke hinzugefügt werden. Ein gestalterischer Umgang mit Medien – so die These – kann auch schöpferisch-kreativ außerhalb der elektronischen Medien sein, z.B. durch die Übertragung von Medieninhalten auf andere Bereiche, wie z.B. das Spiel der Kinder oder auch ein Spiel der Erwachsenen: die Sexualität. Angemerkt sei noch, daß lediglich zum Zwecke der Übersichtlichkeit ausschließlich die männliche Personalform Verwendung findet. Wichtige Ausnahmen sind entsprechend formuliert.
"Die vorliegende Untersuchung befasst sich mit dem Einfluss von unterschiedlich geframten Nachrichtenartikeln über den sogenannten 'Totenschädel-Skandal' auf die Befürwortung von Bundeswehreinsätzen im Ausland. In einem Fragebogen-Experiment wurden 267 studentische Teilnehmer auf zwei Experimentalgruppen aufgeteilt, die entweder einen positiv oder einen negativ geframten Nachrichtenartikel erhielten. Die Befürwortung von Auslandseinsätzen der Bundeswehr wurde vor und nach dem Lesen des Artikels erhoben, um zu überprüfen, ob sich ein Medienwirkungseffekt zeigt und wie sich die Medien-Frames auswirken. Die Ergebnisse der Analysen konnten einen Einfluss der Medienberichte auf die Befürwortung von Bundeswehreinsätzen im Ausland bestätigen. Die Einsätze wurden nach dem Lesen der Texte stärker abgelehnt als zuvor. Framing-Effekte konnten jedoch nur vereinzelt nachgewiesen werden. Die Leserinnen und Leser übernahmen die angebotenen Interpretationsrahmen nicht passiv, sondern setzten sich aktiv damit auseinander. Ihre mentalen Frames hatten einen stärkeren Einfluss als die Medien-Frames." (Autorenreferat)
"In dem Teamforschungsprojekt wurde das in Demokratien bedeutsame Abhängigkeitsverhältnis von Bürgern und Politikern unter dem Aspekt des Vertrauens beleuchtet. Dabei wurde Vertrauen in eine politische Figur als ein mehrdimensionales Konstrukt bestehend aus den Dimensionen Kompetenz, Verlässlichkeit, Ehrlichkeit und Sympathie operationalisiert. In Form einer experimentellen Online-Befragung wurde am Beispiel einer Rede Angela Merkels vor dem US-Kongress geprüft, ob Politiker in der Lage sind, Vertrauen bei den Bürgern zu generieren, indem sie sich öffentlich auf ihr persönliches Erleben beziehen. Es konnte nachgewiesen werden, dass eine personalisierende Selbstdarstellung die Sympathiewerte eines Politikers steigern kann." (Autorenreferat)