Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Vorhersage von Währungskrisen. Dazu wird ein dreidimensionales Frühwarnsystem für Währungskrisen konstruiert, das anhand zehn osteuropäischer Länder von 1995 bis 2003 mit einer binär logistischen Regression in sample und out of sample auf seine Prognosequalität untersucht wird. Die bereits in der Literatur bekannte Dimension der makro- und aggregiert mikroökonomischen Erklärungsvariablen wird dabei durch die weitaus weniger bekannten institutionsökonomischen und polit-ökonomischen Dimensionen komplementiert und erstmals gemeinsam in einer theoretisch fundierten Analyse auf ihre Frühwarneigenschaft geprüft. Die theoretische Substantiierung für die komplementäre Prüfung der drei Erklärungsdimensionen auf ihre Frühwarneigenschaft bildet das spieltheoretische Konzept global games. Die Notwendigkeit einer die drei Erklärungsdimensionen umfassenden neuen Interpretation mit Hilfe des vorgestellten spieltheoretischen Konzepts stützt sich auf die Erkenntnis einer umfangreichen Retrospektive zur Theorie der Währungskrisen. Mit Hilfe der Computer-Software SPSS 12.0.1 und STATA 8.2 werden alle für die logistische Regression benötigten Verfahren berechnet. Die Ergebnisse der ökonometrischen Analyse bestätigen die gestiegene Prognosequalität sowohl in sample als auch out of sample. Auffällig ist dabei die erhöhte Vorhersageleistung der polit-ökonomischen Erklärungsdimension bei Modellberechnungen mit einem 12-monatigen Vorhersagehorizont gegenüber einem 24-monatigen Vorhersagehorizont. Diese gute Prognosequalität stützt sich auf die Beobachtung des Wahlzyklus, die ideologische Orientierung des Premierministers, den Grad der politischen Konzentration im Parlament und auf den Interaktionsterm aus den Indikatoren Political Instability and Absence of Violence und Voice and Accountability.
In: Integration: Vierteljahreszeitschrift des Instituts für Europäische Politik in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Europäische Integration, Band 34, Heft 4, S. 308-322
In: Integration: Vierteljahreszeitschrift des Instituts für Europäische Politik in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Europäische Integration, Band 34, Heft 4, S. 308-322
Inhaltsangabe: Diese Diplomarbeit handelt von der Thematik der Währungskrisen im lateinamerikanischen und asiatischen Raum. Unter Berücksichtigung von theoretischen Modellen wird die empirische Relevanz der formal-theoretischen Ansätze von Währungskrisen untersucht. Drei Modelltheorien werden in dieser Arbeit vorgestellt: Das Modell der Ersten Generation (First Generation Model), das Modell der Zweiten Generation (Second Generation Model) und das Modell der Dritten Generation (Third Generation Model). Das Ziel dieser Arbeit ist es zu ermitteln, ob sich die Generationsmodelle auch auf andere Länder außer den klassischen Beispielen, wie z.B. Mexiko während der Tequila-Krise, übertragen lassen. Jedes Generationsmodell wird im Hinblick auf jeweils drei Beispielländer werden untersucht. Ein klassisches Krisenland plus zwei vergleichsweise unbekannte der ökonometrischen Analyse unterzogen. In Bezug auf das Erste Generationsmodell handelt es sich dabei um Chile, Kolumbien und Costa Rica. Beim Zweiten Generationsmodell wird zunächst die Währungskrise in Mexiko dargelegt und dann werden die Krisen in Argentinien und analysiert. Malaysia stellt im Rahmen des Modells der Dritten Generation ein klassisches Krisenland der Asienkrise dar. Im Anschluss werden die Krisen in Hongkong und Taiwan genauer untersucht. Es soll herausgefunden werden, ob und wie die verschiedenen ökonomischen Variablen zu Krisenzeiten reagieren bzw. ob sie diese negativ beeinflussen oder gar die Währungskrise (mit)auslösen. Dazu wird eine Probit-Analyse aufgestellt. Einleitung: In einer Welt geprägt von wachsender Kapitalmobilität ist in der Vergangenheit bis in die Gegenwart hinein deutlich geworden, dass die Bedrohung von Währungskrisen zu einem der zentralen Aspekte makroökonomischer Politik geworden ist. Es existieren verschiedene Theorien bezüglich der Ursachen von Währungskrisen. Drei Modelltheorien werden in dieser Arbeit vorgestellt: das Modell der Ersten Generation (First Generation Model), das Modell der Zweiten Generation (Second Generation Model) und das Modell der Dritten Generation (Third Generation Model). Diese drei Modelle gehen von unterschiedlichen Prämissen und Annahmen aus. Gemeinsam sind den drei Modellen folgende Eigenschaften: der Verlust bzw. die totale Ausschöpfung der Devisenreserven durch Spekulationsattacken gegen die Währung und die anschließende Abkehr von einer Politik fester Wechselkurse, dem Floaten. Um eine potentielle, sich anbahnende Währungskrise überhaupt antizipieren zu können, werden verschiedene Indikatoren zur Beobachtung herangezogen. Da wäre die Entwicklung der Devisenreserven, der Ex- und Importe, die Leistungsbilanz, das Geldmengenwachstum etc. Je nach Generationsmodell spielen sie eine größere oder geringere Rolle. Alle diese Modelle erklären Währungskrisen. Ziel dieser Arbeit ist es zu überprüfen, inwieweit die genannten Einflussgrößen empirische Bedeutung für eine bestimmte Länderauswahl haben. Es geht um die Frage, welches theoretische Modell geeignet ist, um die Entstehung (Ursache, Rahmenbedingungen, Zeitpunkt) einer bestimmten Währungskrise zu erklären: das Modell der Ersten, der Zweiten oder der Dritten Generation. Es gibt verschiedene Definitionen der "Währungskrise". Reinhart und Rogoff (Reinhart und Rogoff 2003) unterscheiden zwischen zwei Typen des nominalen Wechselkurses. Der erste Typ einer schweren Währungskrise liegt dann vor, wenn die monatliche Währungsabwertung mehr als 25 Prozent beträgt. Die andere Variante besagt, dass eine monatliche Währungsabwertung von 12,5 Prozent stattgefunden haben muss, oder um mindestens zehn Prozent über dem Niveau des vorhergehenden Monats liegt. Wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, dann spricht man von einer Währungskrise. Eine andere Interpretation (Kaminsky, Lizondo und Reinhart 1998, fürderhin KLR) beschreibt eine Währungskrise als eine Situation, in welcher die Spekulationsattacke gegen die Währung zu einer drastischen Währungsabwertung führt, zu einem drastischen Rückgang der Devisenreserven oder zu einer Kombination der beiden. Diese Definition der Währungskrise trifft sowohl auf erfolgreiche sowie auf erfolglose Spekulationsattacken zu. Sie lässt sich auch auf andere Währungssysteme als auf das System fester Wechselkurse anwenden, z.B. auf Crawling Peg - Regimes. Die geistigen Urheber der jeweiligen Modelltheorien sind Paul Krugman, der im Jahre 1979 (Krugman 1979) eine Abhandlung über das Zahlungsbilanzkrisenmodell verfasst hat. Maurice Obstfeld hat mit seinem im Jahre 1986 erschienenen Werk über rationale und sich selbstauslösende Zahlungsbilanzkrisen einen gänzlich neuen Typ des Währungskrisenmodells eingeführt (Obstfeld 1986). Ende der 90er Jahre schienen weder das eine noch das andere Generationsmodell die Entstehung der Asienkrise zu erklären. Krugman verfolgte mit seiner 1999 veröffentlichten Arbeit eine bis dato völlig neue Richtung der Ursachenforschung entgegen des damals in der Literatur geläufigem Tenor (Krugman 1999), nämlich dass eine Liquiditäts- und Bankenkrise die Asienkrise verursacht habe (Corsetti, Pesenti und Roubini, 1998, oder Chang und Velasco, 1998). Die empirische Orientierung für diese Arbeit liefern zahlreiche Publikationen von Carmen M. Reinhart und Graciela L. Kaminsky. Bei der Analyse der Währungskrisen in Lateinamerika und Asien ist es am einfachsten, die klassischen Ausgangsländer für die Entfaltung der Krisen zu skizzieren. Das Ziel dieser Arbeit ist es jedoch zu ermitteln, ob sich die Generationsmodelle auch auf andere Länder außer den klassischen Beispielen wie z.B. Mexiko während der Tequila-Krise übertragen lassen. In dieser Arbeit wird jedes Generationsmodell im Hinblick auf jeweils drei Beispielländer untersucht: auf ein klassisches Krisenland plus zwei vergleichsweise unbekannte. In Bezug auf das Erste Generationsmodell handelt es sich um Chile, Kolumbien und Costa Rica im Beobachtungszeitraum von 1972 bis 1984. Beim Zweiten Generationsmodell wird zunächst die Währungskrise in Mexiko dargelegt und dann werden die Krisen in Argentinien und Venezuela von 1985 bis 1996 analysiert. Malaysia stellt im Rahmen des Modells der Dritten Generation (von 1989 bis 1999) ein klassisches Krisenland der Asienkrise dar. Im Anschluss werden die Krisen in Hongkong und Taiwan genauer untersucht. Der jeweilige Beobachtungszeitraum pro Generationsmodell umfasst etwa zehn Jahre vor und nach einer (potentiellen) Krise und wird größtenteils anhand von monatlichen Daten des IFS gemessen, um einen genaueren Überblick zu erhalten. In diesen Staaten ist es zu mindestens einer Währungskrise gekommen. Fast immer wurde aufgrund der Krise die Politik fester Wechselkurse aufgegeben und anschließend zum Floaten übergegangen. In dieser Arbeit soll mitunter erklärt werden, warum es in manchen Ländern zu (Währungs-)Krisen gekommen ist und warum in anderen nicht, trotz vergleichbarer Größe, Wirtschafts- und/oder Finanzstruktur. Es soll herausgefunden werden, ob und wie die verschiedenen ökonomischen Variablen zu Krisenzeiten reagieren bzw. ob sie diese möglicherweise negativ beeinflussen oder gar die Währungskrise (mit)auslösen. Um diese Effekte formell zu untersuchen, wird eine Probit-Analyse aufgestellt, in welcher die endogenen Variablen gegen dummies regressiert werden, die mit dem Wert 1 die Krisenmonate und dem Wert 0 ruhige Perioden (keine Krisenmonate) repräsentieren. Dabei lassen sich verschiedene "Verhaltensmuster" der Krisenentstehung erkennen. Insbesondere beim Ersten Generationsmodell will der Staat sein Fiskaldefizit finanzieren, indem er die "Geldmaschine" anwirft. Es kommt zu höherem inländischen Kreditwachstum und zu einer überbewerteten Währung. Das erhöhte Kreditwachstum kann wiederum einen Import-Boom finanzieren, was zu einer Verschlechterung der Leistungsbilanz führte. Diese ist für eine Zahlungsbilanzkrise typisch. Im Zuge der Liberalisierung der inländischen Finanzmärkte in den 80er Jahren leitet im Falle des Zweiten Generationsmodells oft eine Bankenkrise (un)mittelbar eine Währungskrise ein, die aufgrund einer Zahlungsbilanzkrise entstanden ist. Dieses Phänomen wird auch Zwillingskrise genannt (Kaminsky und Reinhart 1998). Mexiko und Venezuela zählen zu jenen Ländern, in welchen den Zahlungsbilanzproblemen eine Bankenkrise vorausgegangen war. Es lässt sich daraus schließen, dass das während der Bankenkrise entstandene Bail-Out das inländische Kreditwachstum hat schneller wachsen lassen, wie es im Zeitraum vor einer Zahlungsbilanzkrise üblich ist (Eichengreen, Rose und Wyplosz 1995). Das Dritte Generationsmodell war ein bis zum Ausbruch der Asienkrise Ende der 90er Jahre nicht bekannter Krisentyp, der die blühenden Volkwirtschaften Südostasiens zum Erliegen brachte. Der Aufbau der Arbeit sieht folgendermaßen aus: Jedes Kapitel besteht aus einem theoretischen und aus einem empirischen Teil. In Kapitel 2 wird die Theorie des First Generation Model präsentiert mit anschließender Anwendung auf die Länder Chile, Kolumbien und Costa Rica. In den Kapiteln 3 wird ebenfalls zunächst das theoretische Rüstzeug des Zweiten Generationsmodells mit anschließender empirischer Länderanalyse von Mexiko, Argentinien und Venezuela vorgestellt. Das Dritte Generationsmodell wird ebenfalls zunächst theoretisch und empirisch anhand der Beispiele Malaysias, Hongkongs und Taiwans in Kapitel 4 präsentiert. In Kapitel 5 folgt das Fazit.
Die Erfahrungen mit Währungskrisen in Schwellenländern zeigen, daß deren Auswirkungen nicht nur Länder mit fundamentalen Fehlentwicklungen betreffen. Nach den seit vielen Jahren anhaltenden Diskussionen über geeignete wirtschaftspolitische Instrumente zur Eindämmung von Währungskrisen in Schwellenländern unterbreitete der Internationale Währungsfonds (IWF) einen Entwurf zu Einrichtung eines neuen Instruments, die sogenannte Währungsreserven-Erweiterungslinie (Reserve Augmentation Line, RAL). Der Vorstoß führt vor Augen, daß ein solches krisenpräventives Mittel im aktuellen Instrumentenkatalog des IWF noch nicht zur Verfügung steht. Die Gegenüberstellung des RAL-Vorschlags des IWF und der Anforderungen an krisenpräventive Liquiditätsinstrumente zeigt, daß von der RAL nur begrenzt präventive Effekte zu erwarten sind. Besonders kritisch sind die Begrenzung des Instruments auf 300 Prozent der Quote sowie das nicht gelöste Problem der negativen Signale bei der Beantragung zu bewerten. Andererseits würde mit den RAL erstmals ein Instrument zur Verfügung stehen, das aufgrund eines vorgelagerten Qualifikationsmechanismus im Falle einer sich anbahnenden Krise sofort Liquidität bereitstellt. Damit wird eine wesentliche Forderung aus der wissenschaftlichen Diskussion berücksichtigt.
"Finanz- und Währungskrisen in Asien und Russland blieben nicht ohne destabilisierende Auswirkungen auch auf Lateinamerika. Internationale Investoren bewerteten die Länderrisiken ihrer Kapitalanlagen strenger, so dass es zeitweilig zu einem drastischen Rückgang der ausländischen Kapitalzuflüsse nach Lateinamerika kam. Besonders betroffen war Brasilien. In Ecuador weitete sich die Währungs- und Wirtschaftskrise zu einer politischen Krise aus; der Fall Ecuador hat der Dollarisierungs-Debatte in Lateinamerika neue Aktualität verliehen. Die Dollarisierung lateinamerikanischer Volkswirtschaften stellt für sich alleine genommen jedoch kein Patentrezept zur Lösung der vielfältigen wirtschaftlichen Probleme des Subkontinents dar." (Autorenreferat)
Aus der Einleitung: Nicht erst die asiatischen Erfahrungen haben bewiesen, daß die internationale Finanzarchitektur instabiler geworden ist. Es ist gut, daß durch die Krisen endlich eine Diskussion darüber angelaufen ist, in welcher Struktur und in welcher Funktionsweise das globale Finanzsystem die wenigsten Probleme verursacht. Das Ende der akuten Finanzkrise sollte eine nüchterne Analyse ihrer Ursachen und der Erfahrungen aus dem Krisenmanagement erleichtern. Die vorliegenden Resultate lassen dann endgültige Schlußfolgerungen zu, welche Veränderungen im internationalen Finanzwesen und in der Weltwährungsordnung vorgenommen werden müssen. Es geht weder darum, die Liberalisierung der Märkte dogmatisch fortzusetzen noch darum, sie bedingungslos zu beenden oder gar rückgängig zu machen. Die erleichterten Investitionsmöglichkeiten und der forcierte Welthandel gelten als Motor für Wirtschaftswachstum und Wohlfahrt in immer mehr Schwellenländern. Es geht aber um die Notwendigkeit, die ungezügelte Globalisierung kritisch zu beleuchten und all ihre - zweifellos vorhandenen - Nachteile und Risiken zu minimieren. Gerade angesichts der Erfahrungen der 90er Jahre gilt es, die Alternativlosigkeit uneingeschränkt globalisierter Finanzmärkte zu überdenken und geeignete Maßnahmen zu finden, die potentiell extreme Volatilität der internationalen Kapitalmärkte und die damit verbundenen volkswirtschaftlichen Gefahren zu begrenzen. Die Forderungen nach Eindämmung des freien und unkontrollierten Währungshandels oder nach Regulierung der globalen Kapitalströme rütteln am westlichen Marktwirtschaftsverständnis und müssen deshalb als schwer realisierbar angesehen werden. Doch die Qualität der Erschütterungen im asiatisch-pazifischen Raum und die drohende Weltwirtschaftskrise haben deutlich gemacht, daß es zu einer Reform des Weltfinanzsystems durch die Einflußnahme auf globale Kapitalströme, auf internationale Wechselkurse und auf - von Natur aus instabile - Finanzmärkte keine Alternative gibt. Bei allem Nachdenken über die wirkungsvollsten Eingriffsmöglichkeiten sollte nicht übersehen werden, daß mikro- und makroökonomische Stabilität in den einzelnen Volkswirtschaften und eine möglichst parallel verlaufende ökonomische Entwicklung der Länder die Grundvoraussetzungen zur Vermeidung von Wirtschafts- und Währungskrisen sind. Die Hauptverantwortung für die notwendigen Maßnahmen zur Vorbeugung bzw. Bewältigung von Finanzkrisen tragen die jeweiligen Staaten, die über das wirksamste Instrument, eine berechenbare Wirtschaftspolitik (moderate Handelsdefizite, geringe kurzfristige Auslandsschulden und starkes Bankensystem), selbst verfolgen. Neben den entbrannten Diskussionen über die zukünftige Rolle des IWF und die Notwendigkeit einer neuen internationalen Finanz- und Währungsarchitektur hatten die Dauer und das Ausmaß der Asienkrise auch den Effekt, daß in den betroffenen Ländern wirtschaftspolitisch ein Umdenken eingesetzt hat und mit vielen überfälligen Reformen endlich begonnen wurde. Fallende Zinsen, hohe (und auch wieder ausländische) Kapitalzuflüsse, boomende Aktienbörsen, stabile Währungen und leichtes Wirtschaftswachstum bestätigen die Krisenländer in ihrem Kurs - ließen sogleich aber auch Befürchtungen aufkommen, das Reformtempo könne nachlassen, der weitere Reformbedarf unterschätzt werden und der Drang zur Umgestaltung des Weltfinanzsystems sich wieder verflüchtigen. Die Aussichten auf dauerhafte wirtschaftliche Erholung sind unter den asiatischen Schwellenländern jedoch unterschiedlich. Die für die meisten 'Tiger'-Staaten der krisengeschüttelten Region bereits für 1999 prognostizierten ökonomischen Zuwächse lassen die Hoffnung realistisch erscheinen, daß 'das Schlimmste' tatsächlich überstanden ist. Daß es jedoch in allen beteiligten Ländern ernstzunehmende Anzeichen dafür gibt, daß die Asienkrise noch nicht ausgestanden ist, zeigte die Financial Times an einigen ausgewählten Beispielen. Es sollte aber auch nicht verschwiegen werden, daß viele Faktoren, die die asiatischpazifischen Schwellenländer von den Entwicklungsländern unterscheiden (hohe technologische Kompetenz, gute Investitionsbedingungen, gut ausgebildete Arbeitskräfte oder hohe inländische Sparquoten), durch die Asienkrise lediglich in den Hintergrund getreten sind - den einst als 'Tiger' gefeierten Staaten die wirtschaftliche Erholung aber erheblich erleichtern werden. Inhaltsverzeichnis: 1.Einführung3 2.Die Ursachen der Wirtschafts- und Währungskrise in Südostasien6 2.1Der plötzliche Ausbruch und seine Gründe7 2.2Die strukturellen Ursachen der Wirtschafts- und Finanzkrise in Südostasien11 3.Die betroffenen asiatischen Staaten: Wirtschaftliche Entwicklung und das soziale und ökonomische Ausmaß der Wirtschafts- und Währungskrise in Südostasien15 3.1Die erste 'Tiger'-Generation: Gemeinsamkeiten und Unterschiede der vier Länder17 3.1.1Hongkong - marktwirtschaftliches Musterland19 3.1.2Singapur - interventionistisch und wettbewerbsorientiert23 3.1.3Südkorea - detaillierte Wirtschaftsplanung28 3.1.4Taiwan - staatliche Steuerung der Wirtschaftsentwicklung35 3.2Die zweite 'Tiger'-Generation: Ernste politische, soziale und wirtschaftliche Folgen der Krise40 3.2.1China: 'sozialistische Marktwirtschaft'41 3.2.2Indonesien - autoritärer Präsident, dirigistische Wirtschaft48 3.2.3Malaysia: 'Modernisierung ohne Verwestlichung'54 3.2.4Thailand - bedingungslose Wachstumsgläubigkeit60 3.3Der Sonderfall Japan - Ende des Modellcharakters für die südostasiatischen Schwellenländer?64 4.Die globalen Auswirkungen der Krise76 4.1Die deutsche Wirtschaft78 4.2Die Weltwirtschaft81 5.Die Lehren aus der Wirtschafts- und Währungskrise in Südostasien84 5.1Das Krisenmanagement: die umstrittene Rolle des Internationalen Währungsfonds85 5.2Notwendigkeit einer neuen internationalen Währungs- und Finanzstruktur?94 6.Fazit101