Kinderarbeit in nicht-westlichen Gesellschaften und Kulturen
In: Peripherie: Politik, Ökonomie, Kultur, Band 22, Heft 85/86, S. 108-143
ISSN: 0173-184X
Der Autor möchte mit seinem Beitrag darauf aufmerksam machen, dass das im Westen vorherrschende Verständnis von Kinderarbeit als "Erwerbsarbeit" oder "Lohnarbeit" sehr beschränkt ist und dass die Arbeit von Kindern nicht nur als "Ausbeutung" oder Vorenthaltung von Kindheit" verstanden werden kann. In vielen nicht-westlichen Gesellschaften ist die Lebensphase, die wir als Kindheit bezeichnen, nicht nur ein "unmündiges" Vorbereitungsstadium für das Erwachsenenleben, sondern ihr kommen bereits wichtige Aufgaben für die Reproduktion und Entwicklung der Gesellschaft zu. Dabei zeigt sich, dass die Arbeit sehr wohl positiv für die soziale Anerkennung, die Eigenständigkeit, die Rechte und Partizipation und für die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder bedeutsam sein kann. Der Autor nennt einige positive Beispiele der Arbeit von Kindern aus nicht-westlichen Gesellschaften, die auf agrarischer Produktion beruhen und in denen für den eigenen Bedarf des Familienverbandes und des lokalen Gemeinwesens gewirtschaftet wird. Seine Darstellung der verschiedenen Formen und Bedeutungen der Kinderarbeit und ihrer strukturellen und historischen Zusammenhänge versteht er als Plädoyer gegen die in modernen westlichen Gesellschaften immer noch übliche "Unterschätzung des Kindes in seiner Fähigkeit, soziale Zusammenhänge wahrzunehmen und auf sie zu regieren". Er stellt abschließend einige Überlegungen über die Probleme ethnologischer Forschung über und mit Kindern an. (ICI2)