"Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit Prozessen der 'Biographisierung' im Laufe der Moderne. Dabei wird besonders die biographiegenerierende Funktion der Institutionen untersucht. Ihre Bedeutung beim Entstehen biographischer Reflexivität in der frühen Moderne scheint heute durch eine Krise ihrer Funktion als biographische 'Stichwortgeber' abgelöst worden zu sein. Die Pointe des Beitrags besteht daher in der Forderung einer neuen Art 'institutioneller Selbstreflexivität'." (Autorenreferat)
In dem vorliegenden Beitrag diskutiert der Autor zentrale Argumente für eine Biographieorientierung in der Erwachsenenbildung. Idealtypisch werden zwei verschiedene Interessenprofile im Umgang mit dem Etikett biographisches Lernen gegenübergestellt und diskutiert: (1) ein deutlich "anti-ouvristisches" Motiv der Biographieorientierung, das die Konzentration auf die Subjektivität analytisch und praktisch mit einer gewissen Abkehr von den zentralen Themen moderner Arbeitsgesellschaften verbindet; (2) ein eher "neomodernes" Interesse, das sich gerade mit der Wechselbeziehung von Biographie und Arbeit beschäftigt und Biographie als modernen "Fall" einer Subjekt-Struktur-Dialektik begreift, der für Bildungsprozesse außerordentlich wichtig geworden ist. (pmb)
Der Beitrag enthält aktuelle Diagnosen und Einschätzungen der Veränderungen der gesellschaftlichen Arbeit und deren Folgen für Lebensweise und Kultur der Arbeiterklasse. Drei Argumentationsfiguren werden auf ihre Stichhaltigkeit geprüft: 1. die politisch-strategisch gemeinte These vom dramtischen Bedeutungsverlust des Proletariats als "Subjekt" der Geschichte; 2. die historisch-analytische Diagnose, daß zumal die "Arbeiterkultur" als abgeschlossenes Phänomen zu betrachten sei und 3. die empirisch-soziologisch vorgebrachten Argumente für ein "Wegschmelzen traditioneller sozial-moralischer Milieus" (Beck) und den Verlust konkret erlebbarer Klassenrealität. Die Betrachtung zeigt, daß der Klassenumbildungsprozeß noch in vollem Gange ist und sich verschiedenen Klassenfrationen gegenüberstehen. Den frisch proletarisierten Schichten fehlt die kulturelle Identität mit der Arbeiterklasse. Unter diesen Bedingungen und politischen Machtverhältnissen könnten Bündnisse zwischen den neuen sozialen Bewegungen und der Arbeiterbewegung - insbesondere den Gewerkschaften - eine wirkungsvolle Widerstandskultur einer "neuen Arbeiterklasse" begründen. (NG)
Es wird auf das begriffliche Instrumentarium Antonio Gramscis zurückgegriffen, um Überlegungen für eine autonome Politik der Gewerkschaften anzustellen. Versucht wird, Gramscis Bestimmungen des Verhältnisses von politisch-ideologischem Kampf und ökonomischem Kampf zur Herausbildung einer "kulturellen Hegemonie" für die aktuelle Situation der Gewerkschaften nutzbar zu machen. Von den Feldern aktueller gewerkschaftlicher Tagespolitik werden drei Konfliktebenen hervorgehoben, von denen erwartet wird, daß sie das Bild gewerkschaftlicher Politik und damit die Struktur gewerkschaftlicher Organisation beträchtlich verändern werden: das Problem der Arbeitszeitverkürzung; die kaum absehbaren Folgen der neuen Technologien; die markanten Veränderungen in der Zusammensetzung der Arbeiterklasse. Gefragt wird, welche Funktion den Intellektuellen bei der Herausbildung einer anderen kulturellen Hegemonie zukommen kann. (GF)
Thematisiert wird der Zusammenhang von kultureller Selbstverwirklichung und lebendiger Arbeit. Zunächst wird verdeutlicht, daß sich eine "Kultur der Armut" jenseits der Arbeit für die Arbeitslosen entwickelt. Die Frage, ob denn Kultur jenseits der Arbeit denkbar sei wird bejaht: Auch jenseits kapitalistischer Lohnarbeit wird es Kultur jenseits konkreter historischer Arbeitsarten geben. Aber es wird keine Kultur jenseits lebendiger Arbeit geben. Die tätige Auseinandersetzung des Subjekts mit den Gegenständen ist immer ein kultureller Akt, schon weil er zur Konstitution der menschlichen Gesellschaft gehört. Daraus abgeleitet wird die kulturpolitische Aufgabe der historischen Verwirklichung des Rechts auf Arbeit für alle. Wenn die Vision einer "Zwei-Drittel-Gesellschaft" vermieden werden soll, muß eine drastische Arbeitszeitverkürzung durchgesetzt werden. (GF)
Der Aufsatz bemüht sich um eine Analyse der objektiven und subjektiven Dimensionen städtischen Lebens in der BRD, um die Vermittlung der Prozesse der äußeren Natur (Produktion) mit Prozessen der inneren Natur (Sozialisation). Dabei werden die Stadt als ökonomischer und politischer Rahmen, das Alltagsleben als subjektiv-gesellschaftlicher Ausdruck des Städtischen, die Scheinerfahrungen des Alltags in ihrer Prägung durch "Konsumerismus" und "Kapitalisierung", die politischen Steuerungsversuche urbaner Krisen und die entstehenden Widerstandspotentiale untersucht. Denn die Krise der Stadt ist nur Ausdruck umfassender politischer, sozialer und ökonomischer Konflikte, "Stadt" und "Alltag" sind dabei Residualkategorien. Die Stadt ist im Laufe der kapitalistischen Entwicklung zum Surrogat geworden. Dem entspricht die Entstrukturierung der gesellschaftlichen Erfahrung, die die Klassenauseinandersetzungen aus dem Bewußtsein verdrängt und zum unpolitischen Sozialstaatsbewußtsein führt. Solange aber der Alltag noch lebbar bleibt, ist mit keiner Revolution zu rechnen, und Ansätze von Gegenöffentlichkeit bleiben schwach. (MH)