Zweierlei Krisendeutungen: Amerikanische und bundesdeutsche Perspektivierungen der 1970er Jahre
In: Neue politische Literatur: Berichte aus Geschichts- und Politikwissenschaft, Band 2013, Heft 2, S. 217-230
ISSN: 2197-6082
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In: Neue politische Literatur: Berichte aus Geschichts- und Politikwissenschaft, Band 2013, Heft 2, S. 217-230
ISSN: 2197-6082
In: Neue politische Literatur: Berichte aus Geschichts- und Politikwissenschaft ; (NPL), Band 58, Heft 2, S. 217-219
ISSN: 0028-3320
Bei der derzeitigen Deutung der 1970er-Jahre werden insbesondere die sozioökonomischen und soziokulturellen Veränderungen hervorgehoben, die mit der Ölkrise 1973 einhergingen. Demgegenüber unterstreicht der vorliegende Aufsatz die Umbrüche und Krisenreaktionen Ende der 1970er-Jahre. Insbesondere 1979 verdichteten sich zahlreiche globale Ereignisse, die Paradigmenwechsel bewirkten. Verdeutlicht wird dies für den Bereich der Energie- und Wirtschaftsgeschichte, den Wandel der Politik sowie im Feld der Kultur exemplarisch für die neue öffentliche Bedeutung der Religion und der Geschichte. Die markanten Ereignisse und längerfristigen Trends lassen sich zugleich als Ausdruck und Praxis der Globalisierung fassen: Weit entfernte Ereignisse wie der Atomunfall bei Harrisburg, der Machtwechsel in Nicaragua oder die Revolution im Iran führten auch in der Bundesrepublik zu neuen Wahrnehmungs- und Handlungsmustern. Ein genauerer, transnationaler Blick auf die Jahre um 1979 eröffnet zudem zusätzliche Interpretationshorizonte für Kernfragen der Zeitgeschichte, die sich aus dem Umbruch 1989/90 nur bedingt beantworten lassen. ; When interpreting the 1970s today, special emphasis is placed on the socioeconomic and sociocultural changes which accompanied the oil crisis of 1973. By contrast, this article focuses on the reforms and reactions to the crises at the end of the 1970s. In 1979, in particular, a number of events with global repercussions prompted paradigm shifts. This article addresses historical events relating to energy, economics, and political and cultural transformation, and pays special attention to the significance now commonly ascribed to religion and history. All these occurrences and long-term trends can also be understood as manifestations of and practices of globalisation. Distant events such as the nuclear accident near Harrisburg, the change of power in Nicaragua, or the revolution in Iran, led (even in the Federal Republic of Germany) to new perceptions and patterns of behaviour. A transnational approach to events occurring before and after 1979 makes it possible to interpret anew key issues of contemporary history – issues which can only partially be answered with reference to the upheavals of 1989/90.
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In: Zeithistorische Forschungen: Studies in contemporary history : ZF, Band 9, Heft 1, S. 8-32
ISSN: 1612-6041
Bei der derzeitigen Deutung der 1970er-Jahre werden insbesondere die sozioökonomischen und soziokulturellen Veränderungen hervorgehoben, die mit der Ölkrise 1973 einhergingen. Demgegenüber unterstreicht der vorliegende Aufsatz die Umbrüche und Krisenreaktionen Ende der 1970er-Jahre. Insbesondere 1979 verdichteten sich zahlreiche globale Ereignisse, die Paradigmenwechsel bewirkten. Verdeutlicht wird dies für den Bereich der Energie- und Wirtschaftsgeschichte, den Wandel der Politik sowie im Feld der Kultur exemplarisch für die neue öffentliche Bedeutung der Religion und der Geschichte. Die markanten Ereignisse und längerfristigen Trends lassen sich zugleich als Ausdruck und Praxis der Globalisierung fassen: Weit entfernte Ereignisse wie der Atomunfall bei Harrisburg, der Machtwechsel in Nicaragua oder die Revolution im Iran führten auch in der Bundesrepublik zu neuen Wahrnehmungs- und Handlungsmustern. Ein genauerer, transnationaler Blick auf die Jahre um 1979 eröffnet zudem zusätzliche Interpretationshorizonte für Kernfragen der Zeitgeschichte, die sich aus dem Umbruch 1989/90 nur bedingt beantworten lassen.
Institutionen, Ideen oder Deutungsmuster lassen sich aus unterschiedlichen Perspektiven erforschen. Für gewöhnlich wird vor allem die Perspektive der untersuchten Akteure analysiert. Wer als Historiker über die Sozialdemokratie, das Militär oder die Bildung in einer bestimmten Zeit arbeitet, wertet vornehmlich die Schriften, Dokumente oder Statistiken aus, die die damit verbundenen Organisationen selbst produzierten. Ähnliche Ansätze verfolgte auch die Religions- und Kirchengeschichte lange Zeit, indem sie sich auf Quellen der kirchlichen Institutionen konzentrierte, auf deren Akteure, Texte, Statistiken oder auf die Lebenswelt religiöser Gruppen. Allerdings erscheint es in modernen Gesellschaften unzureichend, Institutionen oder weltanschauliche Gruppen vornehmlich von ihrer Selbstbeschreibung her zu begreifen. Gerade Beharrungs- oder Wandlungsprozesse sind zumeist auch mit externen Veränderungen und Außendeutungen verbunden. Wer den Wandel der Sozialdemokratie, der Universitäten oder eben der Kirchen erklären will, muss die von außen an sie herangetragenen Erwartungen und Deutungen ebenfalls einbeziehen, da gerade Großorganisationen sich eher durch Außendruck bewegen.
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In: Zeithistorische Forschungen: Studies in contemporary history : ZF, Band 7, Heft 3, S. 447-453
ISSN: 1612-6041
Institutionen, Ideen oder Deutungsmuster lassen sich aus unterschiedlichen Perspektiven erforschen. Für gewöhnlich wird vor allem die Perspektive der untersuchten Akteure analysiert. Wer als Historiker über die Sozialdemokratie, das Militär oder die Bildung in einer bestimmten Zeit arbeitet, wertet vornehmlich die Schriften, Dokumente oder Statistiken aus, die die damit verbundenen Organisationen selbst produzierten. Ähnliche Ansätze verfolgte auch die Religions- und Kirchengeschichte lange Zeit, indem sie sich auf Quellen der kirchlichen Institutionen konzentrierte, auf deren Akteure, Texte, Statistiken oder auf die Lebenswelt religiöser Gruppen. Allerdings erscheint es in modernen Gesellschaften unzureichend, Institutionen oder weltanschauliche Gruppen vornehmlich von ihrer Selbstbeschreibung her zu begreifen. Gerade Beharrungs- oder Wandlungsprozesse sind zumeist auch mit externen Veränderungen und Außendeutungen verbunden. Wer den Wandel der Sozialdemokratie, der Universitäten oder eben der Kirchen erklären will, muss die von außen an sie herangetragenen Erwartungen und Deutungen ebenfalls einbeziehen, da gerade Großorganisationen sich eher durch Außendruck bewegen.
Auf breiter Archivbasis wird anhand von Skandalen vergleichend analysiert, wie sich gesellschaftliche Normen und die politische Kultur mit dem Aufkommen von Massenmedien und investigativem Journalismus wandelten (.)
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Im ausgehenden 19. Jahrhundert traten in ganz Westeuropa zahllose spektakuläre Skandale auf. Es kam zu Enthüllungen über Korruption, Ehebrüche und koloniale Gewalt, die zu politischen Krisen und grenzübergreifender Empörung führten. Frank Bösch untersucht diese politischen Skandale erstmalig systematisch, international vergleichend und anhand von umfassenden Archivquellen. Er analysiert Verlauf und Wirkungen der Skandale und fragt, inwieweit sie die politische Kommunikation, Machtstrukturen und kulturellen Normen beeinflussten. Zudem zeigt die Studie, wie sich in Deutschland und Großbritannien das Verhältnis von Politik, Medien und Öffentlichkeit veränderte und verdeutlicht die Interaktionen und Annäherungen zwischen den beiden Ländern. Die erste vergleichende historische Studie, die länderübergreifend Skandaltypologien ausbildet.
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In: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft: ÖZP, Band 6, Heft 3, S. 477-482
ISSN: 1612-6033, 0378-5149
In: Zeithistorische Forschungen: Studies in contemporary history : ZF, Band 6, Heft 3, S. 477-482
ISSN: 1612-6041
Heute gilt es als unbestritten, dass die allgegenwärtigen Geschichtsdarstellungen in den Medien massiv das Geschichtsbewusstsein prägen. Allerdings wurde selten gefragt, welche Konsequenzen dies für die Geschichtswissenschaft hat und wie diese damit umging. Ein früher Beitrag eines Historikers, der die Folgen von Geschichts-Fernsehserien für die Forschung reflektierte, stammt von Martin Broszat, der 1979 auf den damaligen Erfolg der amerikanischen Fernsehserie "Holocaust" reagierte. Seinen Aufsatz neu zu lesen lohnt in doppelter Hinsicht: Einerseits ist der Text ein frühes selbstkritisches Zeugnis dafür, wie ein renommierter Historiker aus einer medialen Geschichtsdarstellung einen Perspektivwechsel für die Forschung ableitet. Andererseits lässt sich der Artikel als eine trotzige Verteidigungsschrift der Zunft verstehen, die zahlreiche problematische Punkte aufweist, welche die Beziehung zwischen Geschichtswissenschaft und Medien bis heute prägen.
In: Das Ende der Zuversicht?, S. 296-310
In: Streit um den Staat, S. 91-112
Der Artikel untersucht Mediennutzung und Medienwirkung im Kaiserreich. Er prüft anhand von Polizeiberichten, die heimlich in Kneipen angefertigt wurden, ob und wie Unter- und Mittelschichten über die Zeitungsmeldungen kommunizierten. Eine Analyse von Gesprächen über ausgewählte Skandale ergänzt und vertieft diesen Fokus, der in Beziehung zu unterschiedlichen Ansätzen der Medienwirkungsforschung gesetzt wird. Als Hauptergebnis lässt sich für die Jahrzehnte um 1900 eine starke Medienwirkung ausmachen. Die Kneipengäste griffen schnell und ausführlich Medienthemen auf und entwickelten daraus politische Gespräche. Alle geprüften Skandalfälle fanden sich in verschiedenen Unterhaltungen wieder. Aus den Spitzelberichten lassen sich erstaunlich detaillierte Kenntnisse bei den Mediennutzern nachweisen, selbst wenn die Ereignisse nicht unmittelbar ihrer Lebenswelt nahe standen. Insbesondere die Arbeiter übernahmen zwar häufig Positionen aus der sozialdemokratischen Presse, zeigten dabei aber zugleich eine eigensinnige Aneignung. Die Zeitungsmeldungen wurden mit persönlichen Erfahrungen verbunden, spielerisch-humorvoll gewendet oder mit emotionalen Affekten übersteigert. ; The article analyses media use and media effects in the Wilhelmine empire. Based on secret police reports covering conversations in pubs, it tackles the question if and how the working and lower middle classes talked about newspaper stories. An analysis of conversations about selected scandals complements this focus, which is also discussed in relation to various theories of media effects. The study highlights the strong influence of the media in the decades around 1900. People in pubs quickly and extensively picked up topics covered in the press and used them in political conversations. All of the selected scandals were also debated in pubs. Newspaper readers had an astonishingly detailed knowledge even of events unrelated to their everyday life. Workers in particular often adopted the arguments presented in the Social Democratic press. However, they appropriated news quite often in a self-willed and unconventional way. News reports were connected with personal experiences, twisted in a playful and humorous way, or loaded with emotional exaggerations.
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In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Band 55, Heft 1, S. 1-32
ISSN: 2196-7121
Vorspann
Dass Spielfilme über den Nationalsozialismus die Erinnerungskultur prägen, ist kaum zu bestreiten. Insbesondere die TV-Serie "Holocaust" gilt als eine Zäsur, die zugleich zahlreiche neue Forschungen provozierte. Wie entwickelte sich die filmische Erinnerungskultur seit "Holocoust" bis heute? Und in welcher Beziehung standen diese Filme zur Geschichtswissenschaft?
In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Band 55, Heft 1, S. 1-32
"Seit der Ausstrahlung der Serie Holocaust im Jahr 1979 prägen fiktionale Filme zunehmend die Vorstellungen über den Nationalsozialismus. Welche Bildhaushalte und Deutungen diese in den letzten Jahrzehnten vermittelten und wie sich diese veränderten, untersucht der Artikel systematisch anhand von rund vierzig Filmen und deren öffentlicher Rezeption. Dabei ortet Schwerpunkte und Grenzen der öffentlichen Erinnerung an den Nationalsozialismus und setzt diese mit gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Trends in Beziehung. Auf diese Weise lässt sich erkennen, dass die historischen Zugänge der Filme durchaus mit denen der Geschichtswissenschaft korrespondierten und beide Seiten sich wechselseitig prägten. Mit Blick auf die Filminhalte werden signifikante Verschiebungen in der audiovisuelle Erinnerungskultur deutlich, wobei sich die späten siebziger Jahre, die späten achtziger Jahre und die Wende zum neuen Jahrhundert als Zäsuren ausmachen lassen." (Autorenreferat)