Soziale Ungleichheiten und soziale Ambivalenzen
In: Gesellschaftsbilder im Umbruch: soziologische Perspektiven in Deutschland, S. 203-226
Im Mittelpunkt der theoretischen Überlegungen stehen die ambivalenzsteigernden Merkmale und Strukturen von Wissensgesellschaften, die nach Ansicht des Autors darin bestehen, dass der Zuwachs an Wissen und Reflexivität zu einem Wachstum von Unsicherheit und Mehrdeutigkeiten in vielen gesellschaftlichen Bereichen beigetragen hat. Aus dieser Tatsache könnte sich folgende soziale Paradoxie ergeben: Von Seiten der "Produzenten" von Wissen wird durch die globalisierte Kommunikation ein Mehr an Unschärfen und Ambivalenzen entstehen. Dem wird auf der "Nachfragerseite" ein erhöhter Bedarf an Wissensbeständen, die eine verlässliche Orientierung bieten, gegenüberstehen. Die Folge dieser Entwicklung wären also zwei entgegengesetzte, voneinander unabhängige Steigerungslogiken. Ausgehend von der Debatte um soziale Ungleichheiten in der westdeutschen Soziologie der beiden letzten Jahrzehnte, die von dem Gegensatz zwischen dem Kohärenz- und dem Differenzierungsparadigma geprägt ist, beschreibt der Autor die gegenwärtigen Prozesse von Individualisierung und Milieudifferenzierung, er skizziert die Ambivalenzen postindustrieller Wissensgesellschaften sowie die unscharfen Statuszuschreibungen und die Entstandardisierung von Lebenslaufmustern. (ICI2)