Das Dorf Cirigliano - Eigensinn, Abwanderung und Überlebenswille in der Basilicata
In: Abwanderung, Geburtenrückgang und regionale Entwicklung: Ursachen und Folgen des Bevölkerungsrückgangs in Ostdeutschland, S. 151-179
Süditalien ist ein eindrucksvolles Beispiel für den Misserfolg der Regionalpolitik sowohl auf nationaler wie auf EU-Ebene bei dem Versuch, regionale Disparitäten zu bekämpfen, die durch Abwanderung langfristig zementiert werden. Trotz massiver Investitionen in Industrie und Infrastruktur ist es in Italien nicht gelungen, den großen sozioökonomischen Abstand zwischen Norden und Süden (Mezzogiorno) zu überbrücken. Der vorliegende Beitrag wirft ein Schlaglicht auf die lokale Dimension von Abwanderung und skizziert Entwicklungskorridore und "Bottom-up"-Ansätze, die aus einer Situation erheblichen Rückstands jenseits staatlicher Förderprogramme herausführen können. Als Untersuchungsregion wurde die Region Basilicata ausgewählt, welche viele Probleme aufweist, die auch für große Teile Ostdeutschlands gelten, z.B. Bevölkerungsrückgang, das Fehlen urbaner Zentren und eine rückläufige wirtschaftliche Entwicklung. Die Mikro-Studie beruht auf qualitativen, biografischen Interviews mit Bewohnern des Dorfes Cirigliano in der Basilicata sowie mit einzelnen, nach Deutschland ausgewanderten Menschen aus diesem Dorf und zeichnet ein konkretes Bild des Alltaglebens mit Abwanderung. In dieser Weise wird deutlich, welche Überlebensstrategien von Abwanderung betroffene ländliche Räume entwickeln, wie jahrzehntelange Abwanderung die Menschen verändert und welche individuellen Auswege gefunden werden können. (ICI2)