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Professors and octopuses have one thing in common: They both know how to use ink in order to produce clouds that hide the truth from those not supposed to see it. German professors in particular made ample use of this technique when they were required by law to implement the so-called Bolognareform, a wide-ranging overhaul of most elements of teaching 'as they knew it'. As quickly became evident, the hitch with Bologna is this: If taken seriously, it cannot but devalue essential investments, intellectual as well as habitual, individual as well as institutional, that have 'framed' the professorial way of life. Hence this new policy was considered an unreasonable demand and an intolerable intrusion. Almost everyone felt victimized, pondered inner emigration or even open resistance, and invented nobler causes for this than his own comfort. The reformers were in a position to enforce compliance with the letter, if not the spirit, of the law. In return, their opponents did what was in their power -- while adhering to the letter -- to kill its spirit. Adapted from the source document.

"Es existiert buchstäblich keine Gesellschaft, die nicht auf Wissen angewiesen ist. Daher gibt es eigentlich nur Wissensgesellschaften. Diese Feststellung verträgt sich aber nicht mit dem herrschenden Verständnis, dass man eine ganz neue 'Erfindung' im Kopf hat, die vor unserer Zeit, wenn nicht undenkbar, so doch unbekannt war. Der einfache Vorschlag, diese Spannung dadurch aufzulösen, dass man graduelle Unterschiede berücksichtigt (nach dem Motto: Das antike Griechenland war weniger wissensabhängig als Italien im Mittelalter, ganz zu schweigen vom modernen Frankreich) führt nicht weiter, weil immer noch offen bleibt, wie hoch diese Abhängigkeit sein muss, um das Etikett 'Wissensgesellschaft' zu rechtfertigen. Es geht, kurz gesagt, nicht ohne Bruch oder Schwelle: Wissensgesellschaften sind Wissenschaftsgesellschaften, deren Mitglieder wissenschaftlichem Wissen vertrauen, also nicht auf Offenbarung, Astrologie oder Menschenverstand setzen. So gerät die scientific community ins Blickfeld. Ihr Verfahren, Wissen zu bestimmen und zu erzeugen, führt drei Größen ('Aktanden') zusammen: den Wissenschaftler (Ich), das Kollektiv seiner Kollegen (Über-Ich) sowie die äußere Welt all dessen, was 'Sache ist' (Es). Ihr Wechselspiel erzeugt einen Wissenschaftsbetrieb, der mit dem maßgeblichen Ideal Francis Bacons, das Priester des Fortschritts am gemeinsamen Werk sieht, wenig gemein hat. Stattdessen dominieren Ehrgeiz, Streit, Illusionen, ja sogar Betrug. Wissenschaft ist - nicht nur, aber auch - eine feste Burg, in deren Schutz schwache Menschen hehre Ideale verfehlen. Diese Malaise, meinen Kritiker, lasse sich nur dann wirksam bekämpfen, wenn das Gemäuer eingerissen wird: Open Access - für alle und für alles ( 'Schwarmintelligenz')." (Autorenreferat)

Amerika ist schon vor langer Zeit auffällig geworden: weil es zwar keinen Sozialismus hatte, dafür aber Sekten in Hülle und Fülle. Während die Geschichte über den Mangel hinweggegangen ist, macht ihr der Überfluss weiterhin zu schaffen. Mehr denn je verwundert es, wie wenig dieses "Traumland der Moderne" seine religiösen Impulse im Griff hat und wie ungeniert es dieses Manko zelebriert. Die puritanische Religion schafft den republikanischen Menschen, dessen die Demokratie in den USA bedarf. Erst hat das Gefühl den Glauben ruiniert, nun zerstört der Genuss das Gefühl. "Richtig lebt, wer gut lebt", soll heißen: wer sich wohlfühlt. Auf Gott ist dabei kein Verlass, und auch die Religion kapituliert und wird "rundlich". Alexis de Tocquevilles hohlwangige Wanderprediger werden von pausbäckigen Vereinsmeiern abgelöst; wo einst vagabundierende Fanatiker den Ton angegeben haben, reden heute gestandene Familienväter und wohlgenährte Missionare sind im Nebenamt tätig. (ICI2)

Vom Vorrecht zur Nachfrage, von der Erhöhung zur Erwartung - diese Verschiebung bringt Souveräne, egal ob König oder Kanzlerin, zwangsläufig in Verlegenheit, weil sie ihre Klientel unweigerlich enttäuschen. So gesehen sind Regenten notorisch inkompetent, und notorisch ist auch die Gefahr zu enden wie einst Childerich, Frankens letzter Merowingerkönig, von dem das Lexikon berichtet, "Berühmtheit" habe er alleine "durch seine Absetzung" erlangt. Kein Wunder also, dass man immer wieder nach Möglichkeiten gesucht hat, diese Blamage zu vermeiden: die Kompetenz, Inkompetenz zu kompensieren, war und ist ein knappes Gut. Was könnte diesen Zweck erfüllen? Sieht man von der allzeit ratlosen Ratgeberliteratur einmal ab, bleiben im Grundsatz zwei Möglichkeiten: Entweder werden Erwartungen (der Regierten) unterlaufen oder Leistungen (des Regenten) überhöht. Kurzum: Regenten sind gut beraten, wenn sie der notorischen Erwartung ("Ihr könnt es besser!") mehr entgegensetzen als den mageren Satz: "Es geht auch schlechter." Die Botschaft des Souveräns müsste lauten: "Ich bin der Größte!" Außerhalb des Boxrings lässt sich Qualität schwieriger demonstrieren - doch dort kann man auch und eben deshalb nachhelfen. (ICI2)

"Tintenfische und Professoren haben eines gemeinsam - beide wissen, wie man Tinte einsetzt, um Wolken zu produzieren, die verhindern, dass andere etwas sehen, was sie nicht sehen sollen. Gerade deutsche Professoren haben sich dieser Technik ausgiebig bedient, als ihnen abverlangt wurde, die sog. Bologna-Reform umzusetzen - eine Reform, die den Lehrbetrieb, so wie sie ihn kannten, tiefgreifend verändern sollte. Wie sich schnell gezeigt hat, liegt der Haken an Bologna darin: Nimmt man das Vorhaben ernst, dann entwertet es wesentliche - intellektuelle wie habituelle, individuelle wie institutionelle - Investitionen, die dem professoralen Lebensstil sein Gepräge geben. So wurde aus dem gesetzlichen Auftrag eine unvertretbare Zumutung und unerträgliche Einmischung. Beinahe jeder fühlte sich schikaniert, dachte an innere Emigration, wenn nicht gar offene Verweigerung, und erfand für diese Renitenz ein nobleres Anliegen als den eigenen Komfort. Die Reformer verfügten über genügend Macht, um sicherzustellen, dass das Gesetz dem Buchstaben nach befolgt wurde; seinen Kritikern ist es derweil gelungen, ihm den Geist auszutreiben." (Autorenreferat)

Der Verfasser setzt sich mit dem Topos "Verantwortung" auseinander, der im Kontext der aktuellen politischen Transformationen eine herausgehobene Stellung einnimmt. Er unternimmt den Versuch, die hohe Voraussetzungshaftigkeit der Rede von Verantwortung in so fern aufzuschließen, als mit ihr an vielfältige philosophische und strafrechtstheoretische Debatten angeknüpft wird. Vor dem Hintergrund einer vielschichtigen Diskurslage erstaunt es kaum, dass vielfach Zweifel an einer rigiden Durchsetzung der Eigenverantwortung formuliert werden. (ICE2)

Die Gesellschaft besteht aus Steuer- und Schuldenzahlern - nur wenn sie diese Zahlungsprozesse nicht mehr verlässlich organisieren kann, erodiert ihr Zusammenhalt bestandskritisch - was gerade dort passieren mag, wo Krisen seltene Ereignisse sind und Menschen darum vergessen, dass Normalität nicht kostenlos zu haben ist. Niemand begleicht gerne Steuer- oder andere Schulden. Doch zwischen gern zahlen und nicht zahlen liegt ein weites Feld, auf dem sich die allermeisten Menschen einfach deshalb zuverlässig tummeln, weil - und solange - sie dort auch ihren Interessen nachgehen können: als Konsumenten, Brotverdiener, Nachbarn, Vereinsmitglieder, Sommerfrischler, Freizeitphilosophen etc.. Staat und Gesellschaft sind auch große Opportunitätsstrukturen. Sie setzen das Leben der Einzelnen in Szene, gebührenpflichtig - umsonst ist nur der Tod. Diese Einsicht hält letzten Endes auch das noch zusammen, was allem Anschein nach dramatisch auseinanderstrebt, etwa Amerikas Tea-Party-Bewegung, deren Unzufriedenheit mit dem politischen Establishment sich periodisch zu bodenlosen Hasstiraden hochschaukelt. Aber am Ende kommt dies heraus: Sie schicken ein paar Biedermänner samt einigen Brandstiftern ins Parlament. (ICF2)

Liberale stehen in dem Ruf, konsequente Verteidiger marktwirtschaftlicher Verhältnisse zu sein. Was verteidigen sie da? Je nachdem, welche Zeugen und Ahnen zu Wort kommen, erhält man für den Autor zwei sehr unterschiedliche Antworten bzw. Beschreibungen von Wirtschaftswelten: "Entweder steht die Ruhe (der Ordnung) oben an - oder alles dreht sich ums Risiko (der Freiheit). Biedermann oder Brandstifter; beide Lebensformen sind liberal". Der Autor erinnert an Adolf Merckle, die archetypische Unternehmergestalt aus dem Schwäbischen: "Ehrbar alt und vermögend geworden, verlässt er über Nacht den Pfad rechtschaffener Ruhe, um voller Elan ins riskante Geschäft des zockenden Spekulantentums einzusteigen. Der Wahnsinn kostet ihn ein Vermögen. Wer wagt, kann verlieren - final, keineswegs nur in Form von Tagesverlusten. Davon schweigen die meisten Sänger der Spekulation. Bilderbuchliberale sind gute Verlierer und zahlen den Preis des Pechs: Verkauf der Yacht, Verzicht aufs Landhaus, Vertreibung aus feinen Kreisen, Verbringung ins Gefängnis". Hier liegt die Scheidelinie zwischen altem (ruhigem) und neuem (riskantem) Liberalismus - jener baut Sicherungen ein, um Ruhe zu garantieren, dieser entsichert unternehmenslustig das Risiko. Eben: Biedermann vs. Brandstifter. (ICA2)

Der Verfasser argumentiert, dass "The Search of Moderate Muslims" ein hoffnungsloses Geschäft ist. Die politisch ausschlaggebende Differenz zwischen Gelerntem, Geglaubtem, Verstandenem und Verdautem lässt sich zuverlässig nicht ermitteln. Toleranz unterscheidet sich von Konversion nur insoweit, als sie private Assimilationsprozesse durch öffentliche Akkulturationsprogramme ersetzt. Eine ergebnisorientierte Toleranzpolitik überlässt den Gestaltwandel nicht der individuellen Entscheidung, sondern setzt auf kollektive Erziehung: Muslime werden in aufsteigende Schulklassen eingeteilt, es gibt Versetzungen und auch das Sitzenbleiben, man verteilt Zeugnisse, spricht Belobigungen aus, Strafarbeiten sind anzufertigen, gute Schüler beaufsichtigen schlechte (mit Hilfe der "Sicherheitsbehörden"). (ICF2)