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Der Verfasser analysiert die politische Einstellung der deutschen Bevölkerung mit Hilfe zweier Skalen zur Messung von politischen Einstellungen und politischem Extremismus auf der Basis der in den Bundestagswahljahren 1994 und 1998 durchgeführten repräsentativen Querschnitts- und Panelbefragungen. Er fragt nach dem Zusammenhang von rechtsextremen Einstellungen und Wahlverhalten und arbeitet sodann soziodemographische und mentale Korrelate individueller Veränderungen auf der Rechtsextremismusskala heraus. Neben der Entwicklung rechtsextremistischer Einstellungen in Deutschland steht dabei der Ost-West-Vergleich im Mittelpunkt des Interesses. Die Untersuchung zeigt, dass sich auch 1998 im Aggregat ein vergleichsweise fester Bodensatz rechtsextremer Einstellungsmuster beobachten lässt, wobei die Werte gegenüber 1994 leicht zurückgegangen sind. Durch den Rückgang der Werte im Westen und den Anstieg im Osten haben sich beide Landesteile im Hinblick auf rechtsextreme Einstellungen innerhalb des Beobachtungszeitraums weiter angeglichen. (ICE2)

Der Autor stellt das Wahlverhalten bei der Bundestagswahl 1990 und die Wahlabsicht zum Erhebungszeitraum 1993 sowie die Übergänge dazwischen dar. Basis seiner Analysen ist die repräsentative KSPW-Mehrthemenbefragung von 1993. Bei den letzten Wahlen in der DDR und den ersten Wahlen in den neuen Bundesländern 1990 wurde die CDU, entgegen den Wahlvorhersagen, mit weitem Abstand die stärkste Partei. Er verortet das Wahlverhalten und die Wahlabsichten sozialstrukturell. Daran anschließend analysiert er die Verschiebungen zwischen Wahlverhalten und Wahlabsicht drei Jahre später: 40 Prozent der Befragten sind entweder zu einer anderen Partei gewechselt oder von einer Partei in die Kategorie "Nichtwähler" etc.. Er geht der Frage nach, inwieweit die festgestellten Veränderungen bestimmten sozialstrukturellen Mustern folgen - etwa im Sinne einer Ost-West-Angleichung - oder ob sie eher das Ergebnis wirtschaftlicher Wahrnehmungen, Ängste und persönlicher Betroffenheit sind. Die multivariate Analyse stützt die These, daß neben sozialstrukturellen Vorprägungen des Wählerverhaltens auch wirtschaftliche Wahrnehmungen eine Rolle für die Beteiligung an der Wahl und die Wahl der Partei spielen. (rk)

Es ist inzwischen eine gesicherte Tatsache, daß die NSDAP am besten in den protestantischen ländlichen Gebieten Deutschlands und bei den (wieder protestantischen) Selbstständigen abschnitt. Beide Gruppen wurden durch die Weltwirtschaftskrise besonders hart getroffen. Der vorliegende Beitrag überprüft mittels einer Regressions- und Pfadanalyse, inwieweit die wirtschaftliche Krise und die mit ihr einhergehende Verschuldung des 'alten Mittelstands' zu den starken Affinitäten zum Nationalsozialismus beigetragen hat. Anhand der Wahlunterlagen von 1928-1933 läßt sich der Zusammenhang bestätigen. ; It is by now a well-established fact that the NSDAP fared best in the protestant rural parts of Germany and among the (again protestant) self-employed. Both groups were affected during the depression by decreasing prizes, reduced business transactions and lower income. The following analysis is trying to figure out by means of correlation, regression and path analysis what part was played by the economic crisis and especially agrarian and non-agrarian debts in the genesis of this very strong affinity of the protestant farming and nonfarming old middle class to National Socialism. The results of various bivariate and multivariate analyses quite strongly indicate that there was an independent effect of the incidence of agrarian and non-agrarian debts on the electoral success of the Hitler movement. We may thus conclude that there is indeed a very high probability that the relative numerical significance of economic debts furthered the rise of National Socialism at the ballot box.

Es ist inzwischen eine gesicherte Tatsache, daß die NSDAP am besten in den protestantischen ländlichen Gebieten Deutschlands und bei den (wieder protestantischen) Selbstständigen abschnitt. Beide Gruppen wurden durch die Weltwirtschaftskrise besonders hart getroffen. Der vorliegende Beitrag überprüft mittels einer Regressions- und Pfadanalyse, inwieweit die wirtschaftliche Krise und die mit ihr einhergehende Verschuldung des 'alten Mittelstands' zu den starken Affinitäten zum Nationalsozialismus beigetragen hat. Anhand der Wahlunterlagen von 1928-1933 läßt sich der Zusammenhang bestätigen. (pmb)

Auf der Grundlage der Wahlergebnisse von 1928 bis 1933 wird in dem Beitrag untersucht, ob die NSDAP die erste deutsche Volkspartei war. Zunächst wird die terminologische Unschärfe des Volksparteibegriffs festgestellt und der Begriff auf zwei Dimensionen beschränkt: (1) auf die soziale Zusammensetzung und parteipolitische Herkunft der NSDAP-Anhängerschaft; (2) auf die damit zusammenhängende gezielte Stimmenmaximierungsstrategie. In Auseinandersetzung mit der Mittelschichtsthese wird untersucht, ob die Wähler und Mitglieder der NSDAP sozial ausreichend breit gestreut waren und ob diese Breite von der Partei beabsichtigt war. Die Wählerbewegungen zur NSDAP von 1928 bis 1933 werden nachgezeichnet. Dabei wird festgestellt, daß die parteipolitische Herkunft der NSDAP-Anhänger nicht dem Volksparteikonzept widerspricht. Die Analyse der sozialen Herkunft der NSDAP-Wähler ergibt, daß die Mittelschichtsthese nicht zutrifft, sondern daß die NSDAP eher eine Volkspartei des Protestes war. Zusammengenommen unterstützen die Ergebnisse der neueren wahlhistorischen Forschung eindeutig die Volksparteikonzeption der NSDAP. Die Suche nach Modernisierungselementen zeigt, daß die nationalsozialistische Politik der Stimmenmaximierung als "modern" bezeichnet werden kann, d.h. die Modernisierungsleistung des Nationalsozialismus wird bereits in ihrer Aufstiegsphase beobachtet. (ICA)

In dem Beitrag wird mit den Methoden der historischen Wahlforschung die numerische Stärke einiger der politischen Teilkulturen der Weimarer Republik auf der Wählerebene und deren Veränderung zwischen 1920 und 1933 untersucht. Mittels der ökologischen Regressionsanalyse werden die Wählerbewegungen zwischen den Parteien der jeweiligen politischen Teilkulturen bzw. zwischen den Lagern selbst rekonstruiert und sowohl die parteipolitischen Bindungen der wichtigsten Sozialgruppen als auch die soziale Zusammensetzung der einzelnen politischen Teilkulturen ermittelt. Der Großteil der Wählerwanderungen verlief in der Weimarer Republik blockintern. Analog zur Stabilität der parteipolitischen Lager verhält sich die Stabilität der die Wählerblöcke konstituierenden Cleavage-Strukturen. (STR)

Um den Aufstieg der NSDAP aufgrund von Wahlergebnissen und Wahlverhalten einschätzen zu können, wird in dem Beitrag zunächst die Gesamtentwicklung des Parteiensystems zwischen 1912 und 1933 betrachtet. Dazu werden drei politische Blöcke unterschieden: die linken, sozialistischen Parteien, das katholische Lager sowie den bürgerlich-protestantischen Parteienblock. Es werden sowohl die Kräfteverschiebungen zwischen den Blöcken als auch innerhalb der Blöcke aufgezeigt. Dabei werden hinter der auf Reichsebene auftretenden Blockstabilität in allen Parteilagern erhebliche blocküberschreitende Wählerbewegungen vermutet. Anhand einiger statistischer Daten wird die soziale Basis der Weimarer Parteien dargestellt. Einer genaueren Analyse wird dann die Wählerschaft der NSDAP von 1928 bis 1933 unterzogen. Nach einigen Anmerkungen zur Mittelstandsthese wird anhand eines Kontrastgruppenvergleichs die soziale Zusammensetzung der NSDAP-Wählerschaft untersucht. Es wird festgestellt, daß die NSDAP ein sehr viel ausgeglicheneres Sozialprofil aufwies als die Parteien des linken und des bürgerlich-protestantischen Blocks. Anhand einer Wählerwanderungsanalyse wird belegt, daß die NSDAP für alle Volksschichten attraktiv war. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, daß die NSDAP sowohl eine Partei des Mittelstandsextremismus als auch der radikalisierten Unpolitischen aller Couleur und sozialen Herkunft, sowohl eine Heils- als auch eine Protestbewegung war. (RW)

Indem der Berliner Historiker Falter Informationen über die Parteizugehörigkeit der Deutschen im Dritten Reich zusammenträgt und die Mitgliederstruktur dieser "Volkspartei" beschreibt, macht er zugleich das Forschungsdefizit auf diesem Gebiet offenbar. Diese mangelnde Kenntnis wiederum hat unheilvolle Folgen für die Mechanismen der Verarbeitung/Verdrängung des dunkelsten Kapitels deutscher Vergangenheit durch die Deutschen. (DO)

In dem Aufsatz werden mögliche wirtschaftliche Einflußfaktoren von Wählerverhalten in ein sozialpsychologisch orientiertes Erklärungsmodell individuellen politischen Verhaltens eingeordnet. Zunächst wird die Problematik von Aggregatdatenanalysen für den Zusammenhang von Wirtschaftsfaktoren und politischen Wahlen diskutiert. Nach der Entwicklung einer Typologie verschiedener Analysearten wird ein Modell zur Erklärung individuellen politischen Verhaltens entwickelt, das dazu dient, die Entdeckung und Lokalisierung von unabhängigen und intervenierenden Variablen zu erleichtern, das Verständnis des Zusammenhangs und der Interaktion von Hintergrunds- und Persönlichkeitsfaktoren zu fördern und einen Schritt auf dem Weg der Bestimmung des theoretischen Stellenwerts ökonomischer Einflußvariablen für die Erklärung von Wahlentscheidungen zu tun. Als Fazit wird in dem Aufsatz u. a. festgestellt, daß konkurrierende Einflußfaktoren statistisch kontrolliert werden müssen, um die Determinationskraft wirtschaftlicher Sachfragen für das individuelle Wählerverhalten abschätzen zu können. Untersuchungen, die aufgrund von Paneldaten durchgeführt werden, erscheinen dabei den reinen Querschnittsanalysen mit Umfragematerial überlegen. (GF)

Die Frage, nach der Reaktion der Wähler bei andauernder Massenarbeitslosigkeit, ist eine Frage von höchster aktueller, politischer Relevanz. Die empirische Analyse des Aufsatzes stützt sich auf Daten, die im Forschungsprojekt "Wählerbewegungen zum Nationalsozialismus in Deutschland und Österreich" erarbeitet wurden. Überprüft wurden mögliche politische Effekte von Arbeitslosigkeit, die Apathiehypothese (politische Lethargie) und die Mobilisierungshypothese (verstärkte politische Partizipation) auf der individuellen-, der regionalen- und der systemaren Ebene. Zu den letzten beiden Ebenen konnten anhand des Datenmaterials relativ genaue Aussagen gemacht werden. Die individuelle Ebene wurde mit der ökologischen Regressionsanalyse geschätzt. Zudem werden noch Aussagen zur Wählerwanderung, ebenfalls auf allen drei Ebenen (sogenannte Radikalisierungshypothese und deren zwei Unterkategorien, die Anti-Regierungshypothese und die Klientelhypothese) gemacht. Auf der Ebene des politischen Gesamtsystems, wie auch auf Stadt- und Landkreisebene, trotz hoher Arbeitslosigkeit auch auf der Individualebene spricht die Wahlbeteiligung eher für die Mobilisierungsthese als für die Apathiethese. Bei der Untersuchung der Wählerwanderung stützen die Resultate die Radikalisierungshypothese, d.h. die Arbeitslosen votierten zugunsten der Opposition zum System. Dabei besteht auf allen Ebenen, in der Beziehung zwischen KPD-Wahl und Arbeiter eine positive, zwischen NSDAP-Wahl und Arbeiter eine eindeutig negative Beziehung (Anwendung der Klientelhypothese). Diese Aussagen kehren sich für Angestellte um. Ausnahmen davon lassen sich eher mit der Antiregierungshypothese erklären. (HM)