Alte und neue Scheidelinien des politischen Verhaltens: eine Analyse zur Bundestagswahl vom 25. Januar 1987
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Band 1987, Heft B 12, S. 33-47
ISSN: 0479-611X
"Der Beitrag befaßt sich mit den Auswirkungen der Modernisierung von Wirtschaft und Gesellschaft auf das Wahlverhalten von Arbeitnehmergruppen bei der Bundestagswahl 1987. Das Wahlresultat und die Wählertrends, die es zustande gebracht haben, werden dabei unter drei verschiedenen Perspektiven beleuchtet: Zunächst anhand einer ökologischen (Wahlkreis-) Analyse; sodann anhand einer Wählersegmentation entlang der alten gesellschaftlichen Konfliktlinien, die für die Entstehung unseres Parteiensystems ursächlich sind; schließlich mit Hilfe einer Arbeitnehmertypologie, die den Konzepten der Arbeitsmarktsegmentation folgt mit der Dualität eines primären, arbeitsplatzsicheren Bereichs und eines sekundären, arbeitsplatzbedrohten Bereichs. Für die beiden Volksparteien CDU/ CSU und SPD lassen sich eindeutige Verlustmuster diagnostizieren. Zudem hat die führende Regierungspartei auch nicht die ihr sozial eher fernerstehende Arbeiterschaft, die sich ihr 1983 zugewandt hatte, stabilisieren können. Sie erweist sich aber in dem Sinne als 'modern', als sie bei Angestellten und Beamten, also in den Mittelschichten, unverändert gut gegenüber 1983 reüssierte und vor allem die Vorhut der Erwerbstätigen, die im primären Arbeitsmarktsegment angesiedelten Arbeitnehmer an High-Tech-Arbeitsplätzen, von ihrer Politik überzeugt. Die Verluste der Sozialdemokraten konzentrieren sich auf eben diese Mittelschichten, sichtbar an den Ergebnissen in den deutschen Dienstleistungsmetropolen wie Hamburg, München, Frankfurt. Die Arbeitnehmerpartei SPD konkurriert hier inzwischen mit allen anderen Parteien, insbesondere mit den GRÜNEN, die diese sozioökonomischen Räume mittlerweile zu ihren Hochburgen ausgebaut haben. Dagegen gelang es der SPD 1987, ihre alte, gewerkschaftlich abgestützte Wählerbasis zu restabilisieren." (Autorenreferat)