"Implementation statt Innovation bestimmte bislang die Agenda des UN-Generalsekretärs. Auch in naher Zukunft sind groß angelegte Reformvisionen von Ban Ki-moon nicht zu erwarten. Langfristig aber wird der Nachfolger Kofi Annans sich kaum in konzeptioneller Bescheidenheit üben können." (Autorenreferat)
Dieser Beitrag befasst sich mit den bisherigen sieben UNO-Generalsekretären in der sechzigjährigen Geschichte der Vereinten Nationen. Es zeigt sich, dass jeder Amtsinhaber auf seine Art und Weise der Weltorganisation und der Friedenssicherung seinen Stempel aufgedrückt hat. Die persönlichen Eigenschaften des Generalsekretärs beeinflussen also das Profil der UNO. Jede Amtszeit weist andere Charakteristiken auf. Im ersten Kapitel werden die Aufgaben des Amtes des UN-Generalsekretärs beschrieben. Er leitet Konferenzen und Sitzungen und repräsentiert die Weltorganisation nach außen. Die wohl wichtigste Aufgabe des Generalsekretärs ist das Unternehmen von Vermittlungsmissionen. Der Einfluss dieses Amtes ist hierbei nur schwer zu bestimmen und stark gelegenheitsabhängig. Der Amtsträger hat das Recht, "die Aufmerksamkeit des Sicherheitsrates auf jede Angelegenheit zu lenken, die nach seinen Dafürhalten geeignet ist, die Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit zu gefährden". Der Verfasser beschreibt das Auswahlfahren der Kandidaten und geht dann auf die einzelnen Amtzeiten ein. Zentral für die jeweiligen Amtsinhaber war letztlich die Unterstützung der Mitgliedsstaaten. Gemein ist allen bisherigen Amtsinhabern, dass sie in Anbetracht der Tatsache, ohne klassische Machtmittel wie Finanzen oder Militär auskommen zu müssen, wesentlich auf ihre "moralische Kraft" angewiesen sind. (ICB)
Der Beitrag zur multilateralen Diplomatie im UN-System beleuchtet die Abläufe im UN-Sekretariat im Kontext des Willensbildungs- und Entscheidungsprozess der internationalen Organisation. So wird in einem ersten Schritt zunächst die Stellung des Sekretariats in der Charta der Vereinten Nationen nachgezeichnet. Dem folgt ein Blick auf die interne Organisationsstruktur und Koordination dieses Hauptorgans der UNO. Darauf aufbauend werden im dritten Schritt mögliche politische Handlungsformen des Sekretariats unterschieden und beispielhaft illustriert (Initiative zu einem Milleniums-Gipfel u.a.). Das abschließende Fazit bündelt die Ergebnisse und stellt sie in den weiteren Rahmen der Debatte um die Akteursfähigkeit internationaler Organisationen. So leistet das Sekretariat auch abseits spektakulärer Friedenmissionen des Generalsekretärs eine erkennbar politisch zu nennende Arbeit. (ICG2)
Der Beitrag zur politischen Reform in der Demokratie geht der Frage nach, inwiefern das Konzept der so genannten Global Governance auf die Reform der Vereinten Nationen angewandt werden kann. Die Untersuchung setzt ihren Schwerpunkt auf die Amtszeit von K. Annan, der sein Amt unter erheblichem Reformdruck von verschiedenen Seiten angetreten hat und seitdem mehrere Reformmaßnahmen initiiert und umgesetzt hat. Den Hauptteil des Untersuchungsmaterials stellen eine Reihe von Reformberichten und Maßnahmen dar. In einem ersten Schritt wird zunächst das Konzept 'Global Governance' dargestellt und für die Zwecke der Übertragung auf die UNO operationalisiert. Darauf aufbauend werden im zweiten Schritt (1) konzeptionelle, (2) prozedurale und (3) institutionelle Reformen beleuchtet. Die Analyse macht deutlich, dass die Vereinten Nationen den Reformprozess an der Vorstellung von Global Governance orientiert haben und dass es bislang konzeptionelle und prozedurale Reformen gegeben hat, wohingegen die institutionellen Reformen noch weitgehend ausstehen. Offen bleibt vor allem, ob der Kernauftrag der Friedenssicherung von der UNO erfüllt werden kann. Hier wird auch die entscheidende Bedingung für einen grundlegenden Reformprozess der Vereinten Nationen deutlich, nämlich die Zustimmung der Mitgliedsstaaten. So kann der Reformprozess an der Machtfrage scheitern. (ICG2)