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Die Unstimmigkeiten zwischen Deutschland und Frankreich in der Frage des deutschen Nuklearausstiegs haben die wirtschaftliche Verflechtung beider Länder in diesem Schlüsselbereich mit den daraus resultierenden wechselseitigen Verantwortlichkeiten ins Blickfeld gerückt. Gleichzeitig wurde die bislang unterentwickelte Nukleardebatte in Frankreich neu belebt. Übersensible Reaktionen auf den deutschen Nuklearausstieg sind auf den stärker werdenden Druck auf die französische Nuklearlobby zurückzuführen. In militärischer Hinsicht ist nicht nur die französische Nuklearstreitmacht, sondern die Streitmacht als Ganzes nach dem Ende des Ost-West-Konflikts in eine Legitimationskrise geraten. Im deutsch-französischen Verhältnis und besonders in der Debatte über Kernwaffen spielte das unterschiedliche Verständnis beider Staaten hinsichtlich der Rolle der USA in der Welt und in Europa immer eine wichtige Rolle. Eine Neubelebung des nuklearstrategischen Dialogs mit Frankreich ist von hoher Bedeutung. (ICE)

Die jüngsten Bewegungen im französischen Kapitalismus sowie die Fusionsvorhaben sind als unternehmenspolitische Antwort auf die Entstehung globaler Märkte zu verstehen, die unter neuen Kostenstruktur- und Konkurrenzbedingungen eine kritische Mindestgröße erfordern. Die Bewegung in der französischen Unternehmenslandschaft ist auch im Zusammenhang mit den Privatisierungen der 90er Jahre zu sehen. Im Banken- und Ölbereich ist es zu feindlichen Übernahmeversuchen gekommen, die die personelle und institutionelle Vernetzung der französischen Geschäftswelt deutlich machen. Im "Wasserkrieg" zwischen Vivendi und Suez-Lyonnaise des Eaux geht es um die weltweite Führungsposition im Wasserbereich. Bewegung herrscht auch im Energie-, Chemie-, Pharma- und Kraftfahrzeugsektor. In der strategisch wichtigen Rüstungswirtschaft geht es um die bewusste Schaffung nationaler Spitzenreiter. Die Anpassung französischer Unternehmen an globalisierte Strukturen wird sich fortsetzen. Die fortschreitende Transnationalität bedeutet gleichzeitig eine "Privatisierung" des deutsch-französischen Verhältnisses. (ICE)