Der deutsche Armutsdiskurs
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft 51/52, S. 3-8
ISSN: 2194-3621
Der Beitrag stellt die kontroversen Meinungsäußerungen zur Armut in Deutschland dar und liefert eine Einordnung und wissenschaftliche Beurteilung der unterschiedlichen Positionen. So geht der Autor im ersten Schritt zunächst der Frage nach, ob es Armut überhaupt gibt. In diesem Zusammenhang werden die Aspekte der relativen Armut, der Armutsgrenze sowie die Entwicklungstendenz von Armut mit Blick auf die differierenden Positionen der beiden Lager von Ökonomen / Liberalen versus Linke / Sozialdemokraten / religiös Eingestellte betrachtet. Der zweite Schritt befasst sich schließlich mit der Frage, inwieweit sich eine arme Unterschicht herausbildet. Somit geht es hier um die finanziellen und kulturellen Konsequenzen, nicht zuletzt für die nicht armen Bevölkerungskreise. Der dritte Schritt erörtert abschließend die Debatte um die schrumpfende und verängstigte Mittelschicht und ihre Folgen. Demnach verliert diese soziale Ebene im Zuge des Diskurses an Glanz und gilt als unattraktives Aufstiegsziel. Haben es die Arbeiter ohnehin schwer, in die Mittelschicht vorzustoßen, so kommt nun noch der Eindruck hinzu, die Mühe lohnt sich immer weniger. Dies verstärkt nach Ansicht des Verfassers in den unteren Schichten ohnehin vorhandene Gefühle der Resignation und der Ungerechtigkeit. Zum Zusammenhalt und zur Produktivität der Gesellschaft in Deutschland trägt das nicht bei. (ICG2)