Ein wichtiges Problem der Wahlforschung liegt darin, daß zur Erstellung eines repräsentativen Bildes der Wählerschaft standardisierte Instrumente eingesetzt werden müssen, was der Lebenswelt des einzelnen Wählers nicht unbedingt gerecht wird. Brand & Honolka entwickelten ein Verfahren, die Lebenswelt des Wählers als zentrales Moment einzubeziehen. Diese Verfahrensweise wird unter Hinweisen auf die einschlägigen methodisch-methodologischen Diskussionen kritisch betrachtet. Der Autor kommt zu dem Ergebnis, daß die Arbeit von Brand & Honolka methodisch fragwürdig ist und "nicht einmal inhaltlich zu interessanten Ergebnissen kommt." Er verbindet damit eine generelle Kritik an dem, was in der BRD an qualitativer Sozialforschung hauptsächlich betrieben wird. (CK)
Der Autor thematisiert das verbreitete Unbehagen an der traditionellen Orientierung der empirischen Soziologie auf quantitative Sozialforschung. Er stellt die weitgehende Vernachlässigung qualitativer Methoden dar, die sich auch im Fehlen von einführenden Texten und von Arbeiten zur Theoriebildung auf diesem Sektor ausdrücken. Als neuere deutschsprachige Beiträge zur qualitativen Sozialforschung werden folgende Texte besprochen: Klaus Gerdes, Explorative Sozialforschung. Stuttgart: Enke 1979; Christel Hopf und Elmar Weingarten, Qualitative Sozialforschung. Stuttgart: Klett-Cotta 1979; Hans Georg Soeffner, Interpretative Verfahren in den Sozial- und Textwissenschaften. Stuttgart: Metzler 1979. (WZ)
Die empirische Wahlsoziologie darf sich nicht als reine Datenerhebungs- und -analysewissenschaft verstehen, sondern muß, so wird gefordert, auf der Grundlage der Analyse der objektiven ökonomischen Entwicklungen, also unter Einbeziehung des gesellschaftlichen Kontexts, betrieben werden. Wahlen und Wahlverhalten müssen somit als Indikatoren politischer Stabilität bzw. Veränderungsmöglichkeiten des Systems in der BRD gesehen werden. Damit soll der individualistisch orientierten Wahlforschung eine Absage erteilt werden, ohne allerdings den Aspekt subjektiver Verarbeitung gesellschaftlicher Prozesse zu negieren. Bei einer derartigen Vorgehensweise, einerseits Untersuchung des 'subjektiven Faktors' der Wahlentscheidung, andererseits Analyse des ökonomischen und politischen Systems, kann die Wahlsoziologie einen wesentlichen Beitrag zur Bestimmung der aktuellen gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse leisten. Die zentralen Topoi der Wahlsoziologie: Wechselwähler, Wahlenthaltung, Frauenwahlverhalten, Jungwähler, konfessionelle Bindung und Issuekompetenz stehen im Mittelpunkt der weiteren Untersuchung. Verschiedene, teils konträre Einschätzungen der erhobenen Daten durch die einzelnen wissenschaftlichen 'Schulen' der Wahlsoziologie führen zu dem Schluß, daß eine gesicherte Erkenntnis in Bezug auf Wahlverhalten kaum vorliegt. Als Perspektive wird eine qualitative Änderung der Methoden sowie der inhaltlichen Analysen gefordert. Erhebungen auf der Basis der Einzelinterviews müssen, wenn Wahlverhalten von Kollektiven definiert wird, ihre soziologische Zentralstellung zu Gunsten einer überschaubaren Gemeindeforschung verlieren. Der enger zu setzende Rahmen eines Kollektivs und dessen ökonomische Entwicklung sollten in Zukunft die Hauptansatzpunkte der Wahlsoziologie bilden. (MM)
Der Aufsatz untersucht die Angemessenheit von Korrekturen bzw. Normierungen des Vierfelderkoeffizienten Phi. Anhand des interspezifischen Assoziationskoeffizierten von Cole wird in Beispielen gezeigt, daß eine Korrektur nur in den Fällen angebracht ist, in denen beide Randverteilungen bereits festliegen und der Koeffizient die Stärke eines Zusammenhangs unabhängig von diesen Randverteilungen messen soll. (WZ/OH)
2. deutsche Version der SLFS-Skalen (Social Life Feeling-Skalen)
3. ZUMA-Standarddemographie
Themen: 1. Fragen zum Parlamentarismus: Allgemeine Beurteilung der Arbeit des deutschen Bundestags; Grundgesetzkenntnisse; Einstellung zur Kritik an der Regierung aus eigenen Reihen; Einschätzung des Arbeitsaufwands der Bundestagsabgeordneten in Ausschüssen und in Plenarsitzungen; Beurteilung dieser Arbeitsaufteilung; Präferenz für mehr Reden oder mehr Diskussion im Sitzungssaal; Einstellung zu mehr Arbeit der Abgeordneten in kleinen Gruppen; vermuteter Zweck der Bundestagsdebatten.
2. Deutsche Version der SLFS-Skalen: Übersetzung der von Karl Schuessler in den USA entwickelten Social Life Feeling-Skalen für den deutschsprachigen Raum: Psychologische Selbstcharakterisierung; Einsamkeitsgefühl; Nützlichkeit des Lebens; Optimismus; Pessimismus; Zukunftsvertrauen; Glücksgefühl und allgemeine Lebenszufriedenheit; Einstellung zum Staat und zu den Politikern; Vertrauen in die Menschen und ausgewählte Institutionen; sozial erwünschtes Antworten (SDS-Skala).
Interviewerrating: Kooperationsbereitschaft des Befragten; Anwesenheit anderer Personen beim Interview; Eingriffe Dritter in das Interview; Interviewdauer; Charakteristika des Interviewers; Datum..
'Sozialwissenschaftliche Daten sind in ihrer großen Mehrheit nicht-metrischer Art, d.h. sie stellen keine Meßpunkte auf exakt definierten Skalen dar, sondern drücken i.a. lediglich qualitative Unterschiede aus. Die formale Anwendung klassischer Analysetechniken (multiple Regression, Varianzanalyse, Faktorenanalyse, etc.) auf solche Daten ist äußerst problematisch, die Gefahr von reinen Methoden-Artefakten hier besonders groß.' Zweck der ZUMA-Arbeitstagung war es, einen formalstatistischen Ansatz vorzustellen, der den klassischen Techniken an Elaboriertheit nicht nachsteht, gleichwohl aber mit realistischen Annahmen hinsichtlich des Meßniveaus auskommt. Dieser Ansatz ist von Nelder und Wedderburn in Großbritannien entwickelt worden und in das GLIM (General Linear Model) Programm umgesetzt worden. GLIM liegt in drei Versionen (Stand 1982) vor. In der Arbeitstagung wurde dieses Programm mit NONMET auf seine Leistungsfähigkeit hin verglichen. In der Einleitung zu den fünf vorliegenden Beiträgen resümiert Küchler: 'Will man ein kurzes inhaltliches Fazit aus dem Verlauf der Arbeitstagung ziehen, so läßt sich feststellen, daß NONMET und GLIM eigentlich keine konkurrierenden Ansätze repräsentieren, sondern der Einsatz des einen oder anderen Programms primär von der statistischen und EDV-mäßigen Vorbildung des potentiellen Benutzers abhängig gemacht werden sollte.' (pmb)