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Die gegenwärtige Debatte um deutsche Vergangenheiten ist zweifellos von einem großen Spektrum unterschiedlicher Meinungen geprägt, die sämtlich auch öffentlich artikuliert und durch Publikationen verbreitet werden. Ihr bisheriger Verlauf zeigt jedoch in vieler Hinsicht auch, daß die Deutschen in West und Ost noch sehr weit von der Normalität eines Geschichtsdiskurses entfernt sind, der nicht nur äußerlich nach den Regeln demokratischer Pluralität abläuft, sondern der auch inhaltlich eine Vielfalt von historischen Erinnerungsformen einschließt, statt Unbequemes jeweils auszugrenzen. Für mich als einen aus dem Wissenschaftsbetrieb der DDR kommenden Historiker hat diese Frage besondere Bedeutung, und zwar sowohl aus den Erfahrungen einer unter dem Ideologie- und Politikmonopol einer einzigen Partei stehenden offiziösen Geschichtsorientierung als auch in Sorge über die Folgen pauschaler historischer Abrechnung mit der DDR, ihrer Geschichte und aller damit verbundenen Ansätze historischen Denkens.

Die Verfasser wollen - erstens - untersuchen, worin die Grundzüge der Renaissance des Weberschen Werkes in den nichtmarxistischen Sozialwissenschaften bestehen, und interessieren sich - zweitens - für die Frage, was den Erkenntnisanspruch und den Erkenntniswert seines methodologischen Ansatzes und seiner Forschungen ausmacht. Sie zeigen, in welch großem Maße Weber in der Methode und im Resultat spätere Kernprobleme der 'bürgerlichen' Sozialwissenschaften bereits zu lösen versucht und folgenreiche Lösungswege beschritten habe. Diese Bezugspunkte verdeutlichen, wie durch die moderne Weber-Rezeption Art und Weise der Auseinandersetzung der bürgerlichen Sozialwissenschaften mit dem Marxismus beeinflußt werden könnten. Aus den Positionsbestimmungen einer rational orientierten, theoriebewußten und gegen den Irrationalismus in der empirischen Wissenschaft gerichteten Konzeption von Geschichte und Soziologie wie auch angesichts wichtiger Tendenzen der Rezeption des Weberschen Werkes würden Chancen für einen fruchtbaren Dialog von Marxisten und Nichtmarxisten deutlich. Eine gründlichere Auseinandersetzung mit Werk, Methode und Rezeptionsgeschichte Max Webers gehöre zu den Aufgaben marxistischer Erforschung 'spätbürgerlicher' Geschichts- und Gesellschaftskonzeptionen. (IGW)

Der Beitrag befaßt sich schwerpunktmäßig mit der Historizität des Erbeverständnisses und mit der Bedeutung der Geschichte einzelner Territorien in der dreifachen Beziehung von Welt-, National- und Regionalgeschichte. Die allgemeine Erbekonzeption und das theoretisch-methodologische Herangehen an regionalgeschichtliche Fragen stünden in einem engen Zusammenhang, der sich aus den theoretischen Grundlagen der marxistisch-leninistischen Geschichtswissenschaft und aus der Dialektik von Allgemeinem, Besonderem und Einzelnem ergebe. In diesem Bezugssystem finde die Geschichte von Territorialstaaten wie Preußen, Sachsen, Bayern usw. ihren Platz und werde eine umfassendere Aufarbeitung des ganzen geschichtlichen Erbes möglich; zugleich könne der Gefahr der Überhöhung einzelner Territorien, Regionen und Erscheinungen erfolgreich begegnet werden. (NW-IGW)