Hannah Arendt (1906-1975) hat den modernen Antisemitismus in seiner Verflechtung mit Imperialismus und Totalitarismus behandelt. Ihre Perspektive war nicht auf einen besonderen "jüdischen" Standpunkt beschränkt. In ihrem Bericht über den Eichmann-Prozess prägte sie das Diktum von der "Banalität des Bösen", um den Typus des Nazi-Bürokraten zu beschreiben. Hannah Arendt sah die Handhabung des Verfahrens durch Israel sehr kritisch. Ihre Einstellung zum Verhalten führender Juden während des Holocaust rief eine erbitterte Kontroverse hervor. (ICEÜbers)
Der deutsche Historiker Ernst Engelberg, der am 5. April 2008 99 Jahre alt wird, Hans Mayer (1907-2001) und Ossip Flechtheim (1909-1998) gehörten zu den Linken, die von den Nazis verfolgt und ins Exil getrieben wurden. Sie alle fanden Zuflucht in Genf, arbeiteten am Internationalen Hochschulinstitut des Völkerbundes und wurden zu herausragenden Repräsentanten der deutschen politischen Kultur im 20. Jahrhundert. Der Beitrag beschreibt die Sicht der drei Exilanten von Hitlers Machtergreifung am 30. Januar 1933. (ICEÜbers)
Verlagtext Böhlau, siehe: http://www.boehlau-verlag.com/978-3-412-14206-3.html: "Ossip K. Flechtheim (1909–1998) war Politologe, Rechtssoziologe, Historiker und Mitbegründer der Zukunftsforschung. Der in der Ukraine geborene Forscher und Universitätslehrer wirkte in Deutschland, der Schweiz und den USA. Sein Leben wurde durch die Brüche und Katastrophen des 20. Jahrhunderts geprägt. Flechtheim schrieb über Kardinalprobleme seiner Zeit: Krieg und Frieden, Demokratie und Diktatur, Faschismus und Antifaschismus, Kommunismus und Nord-Süd-Konflikt. Er war ein Wegbereiter des Faches Politische Wissenschaft in Deutschland und befasste sich schon früh mit dem Verhältnis von Ökonomie und Ökologie."
Der Verfasser stellt neue Untersuchungen über zwei unabhängige Linke in der Bundesrepublik vor. Hierbei handelt es sich zum Einen um Michael Benz' Biographie über Fritz Lamm (1911-1977). Lamm musste als jüdischer, homosexueller Sozialist nach Hitlers Machtergreifung aus Deutschland fliehen und kehrte 1948 als Gewerkschaftssekretär und Herausgeber des Funken zurück. Zum Anderen geht es um Christoph Jünkes Biographie Leo Koflers (1907-1995), dessen Marxismus-Verständnis soziologische und historische Aspekte mit Ästhetik und Anthropologie verband. (ICEÜbers)
Viele herausragende Vertreter des Antisemitismus in der zweiten Hälfte des ausgehenden 19. Jahrhunderts waren in der Anfangszeit ihrer politischen Biografie dem linken Spektrum zuzurechnen. Auf diesem Hintergrund thematisiert der Beitrag das Verhältnis der SPD zu den Juden und zur Judenfeindschaft vom Kaiserreich Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1950er-Jahre des 20. Jahrhunderts. Der Autor verdeutlicht, dass einzelne Exponenten, selbst Wegweiser der deutschen Sozialdemokratie, nicht frei von Ressentiments gegen Juden waren, Sozialdemokraten in der Weimarer Republik antijüdische Regierungsmaßnahmen zu verantworten hatten und einzelne, jedoch weniger bedeutende Akteure in der Partei sogar einen offenen Antisemitismus praktizierten. Andererseits wird nachgewiesen, dass die SPD die Partei war, die vermutlich den aggressivsten antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt war. Zugleich war sie die einzige deutsche Partei im Kaiserreich und vor allem in der Weimarer Republik, die sich kontinuierlich und aktiv gegen den organisierten Antisemitismus wandte, wenngleich auch sie die Tragweite der antijüdischen Programmatik und die Bedrohung des ab den 1920er Jahren langsam erstarkenden Nationalsozialismus unterschätzte und ab den 1930er-Jahren wie ein Großteil der organisierten deutschen Arbeiterbewegung eine Strategie der Anpassung verfolgte. (ICH2)
Verlagstext, s. http://www.boehlau-verlag.com/978-3-412-04503-6.html: "In seinem kurzen Leben behauptete sich der Historiker und Politiker Arthur Rosenberg (1889-1943) auf verschiedenen Gebieten. Geboren und aufgewachsen im kaiserlichen Berlin, erwarb er sich früh einen guten Ruf als Althistoriker. Nach dem Bruch mit seinem Herkunftsmilieu, dem assimilierten jüdischen Bürgertum und der deutschnationalen Gelehrtenwelt, wurde er ab 1918 ein führender kommunistischer Politiker, der dem Reichstag und der KPD-Spitze angehörte und dort ultralinke Positionen vertrat. Mitte der zwanziger Jahre gelangte er zu einer realistischeren politischen Haltung und verließ 1927 die KPD. In den folgenden Jahren profilierte er sich als Zeithistoriker und unabhängiger Marxist. Er starb 1943 im New Yorker Exil. Seine Bücher über Aufstieg und Fall der Weimarer Republik, zur Geschichte des Bolschewismus und über Demokratie und Sozialismus übten und üben noch immer einen bemerkenswerten Einfluss auf die intellektuellen Debatten zu diesen Themen aus. Die vorliegende Biographie Arthur Rosenbergs zeichnet auch seine wechselvollen Positionen zum Judentum und zum Zionismus nach."
Remigranten bildeten die zentrale Personengruppe in der Gründergeneration der DDR-Historiker. Worin bestand ihr Beitrag zur Etablierung einer marxistisch-leninistischen Geschichtswissenschaft? Wie konnten sie unter den Bedingungen der Diktatur ihre Erfahrungen des Exils nutzen? Wie agierten die Remigranten im Spannungsfeld zwischen parteipolitischen Vorgaben und wissenschaftlicher Arbeit? Wie stellten sie sich zu ihren bundesdeutschen Kollegen? Wieweit deformierte der Missbrauch der Geschichte als Legitimationswissenschaft ihre Arbeit? Das Buch enthält biographische Studien zu Ernst Engelberg, Jürgen Kuczynski, Alfred Meusel, Hans Mottek, Karl Obermann, Arnold Reisberg, Wolfgang Ruge, Albert Schreiner und Leo Stern. (Quelle: Verlag. http://www.boehlau-verlag.com/978-3-412-14300-8.html)