Probleme und Aussichten der Demokratisierung: Chile und Nicaragua in vergleichender Perspektive
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft B 4/89
ISSN: 0479-611X
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In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft B 4/89
ISSN: 0479-611X
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft B 4, S. 26-49
ISSN: 0479-611X
"In Chile erwies sich der Traum der Opposition, das Militärregime stürzen zu können, als illusorisch. Auch ließen sich die Militärs von außen keine authentische Demokratisierung aufzwingen. In der Opposition setzte sich schließlich eine Strategie durch, die Druckausübung mit Verhandlungsbereitschaft kombiniert. Im Plebiszit gelang es, das Regime nach seinen eigenen Spielregeln zu schlagen. Auch von vielen Gegnern der linksorientierten Allende-Regierung (1970-1973), die den Putsch der Militärs begrüßt hatten, wurde das Regime nur als Diktatur auf Zeit, die bald demokratischen Verhältnissen Platz machen sollte, gutgeheißen. Mit dem Plebiszit erhofften die Militärs, die Zustimmung zu einer von ihnen vor der Linken 'geschützten Demokratie' erlangen zu können. Der Prozeß der Redemokratisierung in Chile dürfte irreversibel sein. Denn im Plebiszit erlitt mit Pinochet das von ihm geprägte Regime und seine Pläne einer 'geschützten Demokratie' eine Niederlage. Für die Militärs ist eine authentische Demokratisierung letztlich erträglich, weil gemäßigte, kompromißbereite Kräfte innerhalb der Opposition dominieren und aller Voraussicht nach die nächsten Wahlen gewinnen werden. In Nicaragua wurde das Somoza-Regime revolutionär gestürzt, weil Somoza den Demokratisierungsforderungen der gemäßigten Opposition hartnäckigen Widerstand entgegensetzte und somit die Sandinisten Gelegenheit erhielten, erfolgreich die Rolle einer demokratisch-sozialreformeristischen Ersatz-Opposition spielen zu können. Der von den USA unterstützte Versuch der Contras, das sandinistische Regime zu stürzen, ist eindeutig gescheitert. Eine an Demokratienormen orientierte Analyse des sandinistischen Regimes - sie ist wegen der Kriegssituation problematisch - fällt ambivalent aus: Es etablierte sich ein linkes Hegemonialparteiensystem, das einen begrenzten Pluralismus respektiert. Selbst wenn man den Sandinisten einen ideologischen Marxismus-Leninismus unterstellt, können die Aussichten für Fortschritte im Demokratisierungsprozeß Nicaraguas als günstig gelten. Angesichts der mangelnden Risiko- und finanziellen Unterstützungsbereitschaft der UdSSR sind die Sandinisten auf eine Integration des Landes in die westliche Weltwirtschaft und auf westliche Wirtschaftshilfe angewiesen. Dementsprechend müssen sie gegenüber Demokratieerwartungen aufgeschlossen sein. Chile und Nicaragua sind sehr unterschiedliche Länder, auch wenn sie beide Teile einer Region, Lateinamerikas, sind. Ein Vergleich, der nach den Perspektiven der Demokratisierung fragt, ist aber schon insofern sinnvoll, als er deutlich macht, daß in Lateinamerika ein Regimesturz nur im Ausnahmefall Erfolg verspricht, die Demokratie als Staatsform auch für relevante antidemokratische oder ambivalent demokratische politische Kräfte akzeptabel sein muß und quasi-demokratische Spielregeln von der Opposition zugunsten einer weitergehenden Demokratisierung genutzt werden können." (Autorenreferat)
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In: Arbeitspapier / Stiftung Wissenschaft und Politik, Forschungsinstitut für Internationale Politik und Sicherheit, 2831
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In: Estudios y documentos 12
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In: Westview special studies on Latin America and the Caribbean
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In: Bulletin of Latin American research: the journal of the Society for Latin American Studies (SLAS), Band 5, Heft 2, S. 105
ISSN: 1470-9856