Die Fragilität der Finanzwirtschaft und der Gesellschaft: Zur Angrenzung soziologischer und ökonomischer Analysen bei Talcott Parsons und Georg Simmel
In: Fragile Stabilität – stabile Fragilität, S. 329-343
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In: Fragile Stabilität – stabile Fragilität, S. 329-343
In: Die Integrationsdebatte zwischen Assimilation und Diversität: Grenzziehungen in Theorie, Kunst und Gesellschaft, S. 25-49
"Gegenstand des Artikels sind die Debatten in der politischen Öffentlichkeit, die sich unmittelbar an die Schweizer Volksabstimmung über den Bau von Minaretten am 29. November 2009 anschlossen. An diesen Debatten fällt auf, dass eine allgemeine, weitesten Teils unwidersprochene Lehre für die Schweiz, aber auch für ganz Europa formuliert wurde: Der Dialog zwischen den Mehrheitsgesellschaften und den Muslimen müsse sich verbessern. Zugleich wurde die Aufforderung, sich in diesem Dialog zu engagieren, überwiegend an die Muslime herangetragen - und kaum an die Mehrheitsgesellschaft. Diese Analyse der Debatten in der politischen Öffentlichkeit gewinnt an Kontur, wenn man sie mit theoretischen Konzeptionen in der Politischen Theorie in Beziehung setzt. So argumentiert Jürgen Habermas seit einiger Zeit, dass in 'postsäkularen' Gesellschaften Übersetzungsprozesse zwischen religiösen und säkularen Bürgern stattfinden müssten, um zu gewährleisten, dass alle an der politischen Deliberation teilhaben könnten. Eine kritische Diskussion dieser Konzeption wirft ein Schlaglicht auf die Debatten im Anschluss an das Schweizer Referendum. Denn es existiert eine Kontinuität zwischen diesen Debatten und der politischen Theorie Habermas', die darin besteht, dass die Forderung nach Dialog oftmals mit einseitigen Zuständigkeitszuschreibungen einhergeht, die aber unterbelichtet bleiben. Die Figur des 'Dialogs', die als Konsequenz aus der Volksabstimmung eingefordert wurde, gewinnt genau hieraus ihre konstitutive Wirkung: Während sie einerseits als eine Öffnung der Mehrheitsgesellschaft gegenüber der muslimischen Minderheit interpretierbar ist, stellt sie zugleich sicher, dass letztere ein öffentliches Gesicht und eine diskursive Präsenz erhält. Dies ist die Folge eines Verständnisses von Übersetzung und Dialog, welches von präexistenten politischen Subjekten ausgeht, ohne ein Gespür für die eigenen diskursiven Effekte auf die Konstitution öffentlicher politischer Positionen zu haben. Die gegenwärtige Konjunktur von 'Übersetzung' und 'Dialog' ist daher vielleicht ein Indiz für einen 'neuen' Multikulturalismus, der durchaus nicht, wie es die These des Neo-Assimilationsmus formuliert, die Einebnung kultureller Differenzen zugunsten einer Mehrheitskultur fordert, sondern kulturelle Unterschiede (voraus-)setzt, abbildbar und problematisierbar hält." (Textauszug)
In: European Cosmopolitanism in Question, S. 64-85
In: Die internationale politische Ökonomie der Weltfinanzkrise, S. 75-98
Finanzmarktkrisen setzen sich im Vehikel des Preismechanismus fort. Auf diese Weise hat die Kredit- und Liquiditätskrise auf weite Teile des Finanzmarktes, insbesondere den Aktien- und Geldmarkt übergegriffen. Dieser generelle Mechanismus erklärt jedoch noch nicht, warum es zu dieser Ausbreitung kommen konnte. Um funktionieren zu können, sind Finanzmärkte auf Deutungen angewiesen. Ohne kollektive Deutungsprozesse wäre Finanzmarkthandeln nicht möglich, weil die Informationen, die Finanzmärkte über sich selbst generieren (Preise), keine Anhaltspunkte bezüglich ihrer Deutung beinhalten. Auf die Ausweitung der Subprime-Krise kann dieser Ansatz insofern angewandt werden, als der Umschlag von einer Kredit- in eine Finanzkrise mit einem bestimmten Diskursereignis, der Teilinsolvenz der Investmentbank Lehmann, in Verbindung gebracht werden kann. Mit Lehmann versagte ein statushoher Marktakteur. Die Deutungen der Krise spiegeln den Umschlagpunkt von einer Kredit- zu einer Finanzkrise insofern wider, als dass sie sich mit der Insolvenz drastisch generalisieren, was wiederum mit einer Ausweitung der Krise vor allem in die Aktienmärkte und einem Anstieg der Volatilität in Verbindung gebracht werden kann. (ICE2)
In: (Un)Gleichzeitigkeiten: die demokratische Frage im 21. Jahrhundert, S. 163-187
Der Autor bezieht sich auf den Begriff des "politischen Imaginären", wie er bei Claude Lefort und Marcel Gauchet, aber auch in der Literaturtheorie ausformuliert worden ist. Die konstruktivistische politische Kulturforschung umschreibt das Konzept vorgestellter Gemeinschaften meist mit dem Begriff der "kollektiven Identitäten" und versteht darunter Codierungen von und Zuschreibungen zu vorgestellten Gemeinschaften, die moderne Gesellschaften auf der kulturellen Ebene integrieren und zugleich politisches Handeln legitimieren. Der Autor argumentiert unter Bezug auf Lefort und Gauchet, dass gerade in der Moderne die fundamentale und bleibende Nichtidentität vorgestellter Gemeinschaften und der Gesellschaften, die sie verwirklichen sollen, ein wichtiger Ausgangspunkt der Analyse jener Gemeinschaften sein kann. In dieser Argumentation figurieren solche Vorstellungen daher auch nicht als Konstruktionen, sondern als das Imaginäre. Dessen heuristische Bedeutung besteht darin, in signifikanter Weise das Wesen des Gesellschaftlichen, auf das es sich bezieht, zu verfehlen. Und dies erfolgt im hochindividualisierten Akt der Wahl, denn dessen Ferne von Gesellschaft als Aggregat unterläuft die Kollektivvorstellungen und wird gerade dadurch zu deren indirektem Bezugspunkt. Der Autor verdeutlicht diese Zusammenhänge am Beispiel der russischen Jugendorganisation "Naschi". (ICI2)
In: Die Internationale Politische Ökonomie der Weltfinanzkrise, S. 75-98
In: (Un)Gleichzeitigkeiten: die demokratische Frage im 21. Jahrhundert, S. 11-32
Die Autoren geben eine Einleitung in den vorliegenden Band, der die gegenwärtigen Herausforderungen der Demokratie unter dem Aspekt der Ungleichzeitigkeit auf theoretischer, methodologischer und empirischer Ebene untersucht. Der Begriff der (Un- ) Gleichzeitigkeit bezieht sich auf die unweigerliche Folge der Globalisierung, die eine sequenzielle Abarbeitung sich evolutionär ergebender Konflikte nicht mehr erlaubt. Bis zum 20. Jahrhundert erschien es noch, als ob erkennbare oder imaginierte Ablaufmodelle es den politischen Akteuren erlaubten, sich zunächst der politischen Stabilisierung des Gemeinwesens und danach der Entschärfung von Konflikten sozialer Ungleichheit zuzuwenden, bevor sie zum Beispiel Fragen des Umweltschutzes, der Emanzipation bisher benachteiligter Gruppen oder der regionalen Verständigung thematisierten. Die beschleunigte technologische und kommunikative Vernetzung der Welt, die intensivierte wechselseitige kulturelle Wahrnehmung und die forcierte marktwirtschaftliche Durchdringung von Ökonomien mit ihrem dynamisierenden Effekt lässt viele dieser Probleme gleichzeitig auf der politischen Agenda erscheinen. Der Sammelband konzentriert sich vor diesem Hintergrund auf folgende Problemfelder: (1) Frieden versus Demokratie, (2) Ökologie und demokratischer Evolutionismus, (3) sozialstrukturelle Ausschlüsse von Zukünften aus der Gegenwart, (4) Wahl und Ritual in der massenmedialisierten Politik, (5) Stabilität antidemokratischer Handlungsmuster. (ICI2)
In: (Un)Gleichzeitigkeiten. Die demokratische Frage im 21. Jahrhundert., S. 163-187
Der Autor bezieht sich auf den Begriff des "politischen Imaginären", wie er bei Claude Lefort und Marcel Gauchet, aber auch in der Literaturtheorie ausformuliert worden ist. Die konstruktivistische politische Kulturforschung umschreibt das Konzept vorgestellter Gemeinschaften meist mit dem Begriff der "kollektiven Identitäten" und versteht darunter Codierungen von und Zuschreibungen zu vorgestellten Gemeinschaften, die moderne Gesellschaften auf der kulturellen Ebene integrieren und zugleich politisches Handeln legitimieren. Der Autor argumentiert unter Bezug auf Lefort und Gauchet, dass gerade in der Moderne die fundamentale und bleibende Nichtidentität vorgestellter Gemeinschaften und der Gesellschaften, die sie verwirklichen sollen, ein wichtiger Ausgangspunkt der Analyse jener Gemeinschaften sein kann. In dieser Argumentation figurieren solche Vorstellungen daher auch nicht als Konstruktionen, sondern als das Imaginäre. Dessen heuristische Bedeutung besteht darin, in signifikanter Weise das Wesen des Gesellschaftlichen, auf das es sich bezieht, zu verfehlen. Und dies erfolgt im hochindividualisierten Akt der Wahl, denn dessen Ferne von Gesellschaft als Aggregat unterläuft die Kollektivvorstellungen und wird gerade dadurch zu deren indirektem Bezugspunkt. Der Autor verdeutlicht diese Zusammenhänge am Beispiel der russischen Jugendorganisation "Naschi". (ICI2).
In: Forum qualitative Sozialforschung: FQS = Forum: qualitative social research, Band 10, Heft 2
ISSN: 1438-5627
Der Artikel rekonstruiert und vergleicht zwei verschiedene Verwendungsweisen der Kategorie der Reflexivität in gegenwärtigen Debatten in den Sozialwissenschaften. Unterschieden wird eine Verwendungsweise, die stark durch den textual turn in der Kulturanthropologie beeinflusst wurde, von einer Gebrauchsweise im Sinne von Pierre BOURDIEUs Begriff "wissenschaftlicher Reflexivität". Während die erstere Gebrauchsweise von einem epistemologischen Bruch mit der wissenschaftlichen Moderne ausgeht und als ihr Ziel eine immer weiter gehende Kontextualisierung und Relationierung ihrer Forschungsergebnisse und -methoden ansieht, geht BOURDIEU von der ungebrochenen Möglichkeit soziologischer Objektivität aus, die durch eine reflexive Objektivierung der soziologischen Praxis gewährleistet werden soll. Diese beiden Gebrauchsweisen, die bislang kaum in Austausch miteinander getreten sind, stellen unterschiedliche Reaktionen auf bzw. Rekonstruktionen und Übersetzungen von Poststrukturalismus und Postmoderne in der Sozialforschung dar.
In: Forum qualitative Sozialforschung: FQS = Forum: qualitative social research, Band 10, Heft 3
ISSN: 1438-5627
Der Beitrag stellt die Frage nach den Gründen für das offensichtliche Vergessen ethnomethodologischer Diskussionen in der Debatte um Reflexivität in der sozialwissenschaftlichen Theorie und Methodologie seit den 1980er Jahren. Dieses Vergessen ist deswegen erstaunlich, weil in der Ethnomethodologie viele der später aufkommenden Fragen bereits formuliert und diskutiert worden waren. Das Hauptargument lautet, dass dieses Vergessen einen epistemisch produktiven Effekt hatte, weil es späteren Diskursen ermöglichte, Antworten auf die epistemologische Herausforderung durch postmoderne Argumentationsfiguren zu finden, die hauptsächlich aus der Anthropologie Eingang in den sozialwissenschaftlichen Diskurs fanden. Wäre die fundamentale ethnomethodologische Argumentationsfigur, dass Reflexivität ein ontologisches Merkmal sozialer Realität ist, berücksichtigt worden, hätten sich jene Antworten nicht stabilisieren können. Der Beitrag schließt mit Vorschlägen zu einer Neubestimmung von Reflexivität in den Sozialwissenschaften, die die performativen Aspekte sozialen Sinns - auch sozialwissenschaftlichen Sinns - berücksichtigt.
In: Economy and society, Band 37, Heft 1, S. 68-93
ISSN: 1469-5766
In: Cultural critique, Band 70, Heft 1, S. 3-31
ISSN: 1534-5203
In: Campus Forschung Band 926
Mit Bezug auf Traditionen wird Bestehendes legitimiert. Die Kritik an Traditionen, sei es in Bezug auf Familie, Religion oder andere Bereiche, ist daher wesentlicher Bestandteil von Gesellschaftskritik. Andreas Langenohl zeigt dies an zwei Beispielen, der postsowjetischen demokratischen Kritik in Russland und den Postcolonial Studies. Dabei hinterfragt er gängige soziologische Modernisierungstheorien und leistet eine fundamentale Neubewertung der Bedeutung von Traditionen in Gegenwartsgesellschaften.
In: Osteuropa, Band 57, Heft 7, S. 139-140
ISSN: 0030-6428