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"Mit einem Vortrag 'Sozialpolitikforschung und Wohlfahrtsdemokratie - Entwicklungen und Perspektiven' hatte (der Autor) bereits 2002 im Wissenschaftlichen Beirat des Zentrums für Sozialpolitik eine anregende und zum Teil kontrovers geführte Diskussion ausgelöst. (Der Autor) begründet seinen Vorstoß im Wesentlichen damit, dass der Begriff des Wohlfahrtsstaates geradezu dazu einlade, Produktion, Regulierung und Organisation von Wohlfahrt allein Staat und Regierung zuzuordnen. Dieses Modell treffe aber immer weniger die soziale Wirklichkeit und habe ohnehin, so die Ergebnisse international vergleichender Forschung, nur beschränkte Gültigkeit für die Art wie in anderen Ländern Wohlfahrtsproduktion stattfinde." (Autorenreferat)

Der Autor beleuchtet das widersprüchliche Bild nationaler Wohlfahrtsstaatlichkeit und europäischer Sozialpolitikentwicklung, welches die gegenwärtige Situation im Verlauf von europäischer Integration und Gemeinschaftsbildung kennzeichnet. Im ersten Teil versucht er eine institutionelle Annäherung im europäischen Mehrebenensystem und beschreibt einige Fallbeispiele hinsichtlich der Auswirkungen auf die nationale Sozialpolitik. Anhand von vier marktbezogenen Grundfreiheiten der Europäischen Verträge untersucht er zweitens die funktionale Verflechtung von europäischer Integration und nationaler Sozialpolitik. Im Vordergrund des dritten Abschnitts stehen die Interdependenzen mit dem Weltmarkt und die Folgen der Globalisierung für die nationale Sozialpolitik. Abschließend diskutiert der Autor die Chancen des "Sonderfalls EU" und die neue, globale Verankerung des Gesellschaftsvertrages. (ICI)

Der Verfasser setzt sich mit Fragen der Harmonisierung der Sozialpolitik im Prozess der europäischen Integration auseinander. Im Mittelpunkt steht die Problematik der Freizügigkeit mit ihren Auswirkungen auf die nationalen Wohlfahrtsstaaten. Der Verfasser spricht hier von einem relativ stark eingeschränkten nationalen Wohlfahrtsstaat bei einem relativ schwach ausgeprägten europäischen Ersatzsozialstaat. Insgesamt sieht er die Kapazitäten den EU nicht in dem Maße gestärkt, wie die Kapazitäten der Mitgliedsstaaten abgenommen haben. Diese Lücke ist nur durch eine europäische Variante des New Deal zu schließen, einen großen Verfassungssprung, der der EU die erforderlichen Zuständigkeiten und die erforderliche Legitimation und Handlungsfähigkeit sichert. (ICE)

Viewed superficially, Canada and the European Union are both multi‐tiered systems with a social identity problem, albeit one arrived at via different routes. This paper examines the extent to which Canada and Canadians might or might not be able to profit from the experience of the EU in respect of social policy development. First, the paper offers an outline review of where the "social dimension and social policy are at" in the EU. This it does with reference to the workings of three distinct processes: attempts at (a) positive activist social reform; (b) negative reform arising from the European Court of Justice's imposition of market compatibility requirements; (c) indirect, de facto pressures towards integration resulting from the demands of adapting to a single market and single currency area. The paper then goes on to review the two main schools of proposals for restructuring Canada politically—"reversing the founding process" (a Québécois/separatist perspective), as against replacing Canada's federal system with a "pure interstate compact"—in the light of this EU experience. In neither set of cases, as it turns out, does the experience and example of the EU offer promising pointers of relevance to Canada.

In the Canadian discussion, the EU model ('Social Europe') has inspired a range of proposals for restructuring Canada. The article gives an introduction to 'where the social dimension and social policy are at' in the EU. Then the political relevance of the EU experience for Canada is explored whether this be for a Québécois independence perspective or for a Canadian interprovincial-compact as outlined in 1996 by Thomas Courchene. Finally, I shall conclude with some remarks on 'globalization and the welfare state' - a powerfully related issue, wherein welfare states can turn out to be foundations for both opening up and thence ensuring the openness of western economies for 'embedded liberalism' - as well as for 're-embedding liberalism' - as against being perceived purely as the inevitable victims of an unstoppable 'march of [the forces of] globalization' (Thomas Courchene), as has been most often envisioned.

This article outlines possible scenarios of Social Europe. First, the status quo of (fragile) welfare state sovereignty and autonomy in the Member States is outlined. Then the major reason for the EU's difficult inheritance of a 'social dimension'is explored: namely, limping labour market integration — the only E U market that looks like a free trade zone - and its consequences for delicate European social integration. Without a common labour market chances for a bottom up social dimension are meager. 'Single' and multiple scenarios for a development of Europe's Social Dimension are then fleshed out. They stretch from 'one ge ometry' to 'variable geometries': European de velopment may be shared by all Member States, though there are different models of European development applying to them col lectively. These models are analysed in terms of the interaction between welfare state sover eignty and economic interdependence: 're sovereignization' and regime competition, 'joint sovereignty' of a positive and a trapping variety, and hegemony are the subscenarios discussed. The 'one Europe' about to develop since 1957 may also be shattered, though frag menting into many 'Europes': speaking about a Europe with different tracks and speeds still implies a shared European destination and common institutions, owed to the 'one ge ometry' legacy. But Europe may, and this is quite likely, also spin off into altogether differ ent policy trajectories, and lose its common destination - and also its unitary institutional structure at the European Union level.

Der vorliegende Beitrag beschreibt, wie die EU-Gesetzgebung und die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) sich Schritt für Schritt ausgedehnt und damit das Souveränitätspotential des nationalen Wohlfahrtsstaats nachhaltig relativiert haben. Der EuGH hat inzwischen mehr als 300 Entscheidungen zum europäischen sozialpolitischen "Koordinationsrecht" gefällt. Das Koordinationsrecht regelt, wie sich die Freizügigkeit der Arbeitskräfte zwischen den Mitgliedsstaaten auf Sozialleistungen (Rentenversicherung, Krankenversicherung etc.) auswirkt. Diese "soziale Dimension" fungiert als Korrektiv einer nur vom Markt her gedachten europäischen Integration. Der Beitrag arbeitet heraus, wie folgenreich die Verwirklichung von "Dienstleistungfreiheit" für die nationalen Sozialstaatsmodelle ist: Konsumenten von "Sozialpolitik" können sich Leistungen im Land ihrer Wahl besorgen und die Erbringer von Dienstleistungen dürfen dies in allen Staaten tun. (pmb)

Diese Untersuchung setzt bei der Frage nach der Realität sozialer Grundsicherung an. "Im Unterschied zur gegenwärtig gängigen Diskurspraxis, die rasch mit neuen sozialpolitischen Gestaltungsvorschlägen bei der Hand ist, fragt er nach Ansätzen sozialer Grundsicherung in den bestehenden Gesetzesmaterien. Dabei fördert Leibfried eine überraschende Vielzahl solcher Ansätze zutage: im Pfändungsrecht, im Steuerrecht, im Sozialleistungsrecht und im Unterhaltsrecht." Die Ergebnisse zeigen, "daß Entwürfe zu einer sozialen Grundsicherung umfassend ansetzen müssen, wenn die Gesellschaft tatsächlich gegen materielle Not abgedichtet werden soll." Weiterhin wird aufgedeckt, daß "Idee und Praxis einer Grundsicherung dem System sozialer Sicherung der Bundesrepublik keineswegs fremd sind." Dieser Aufsatz berücksichtigt die Entwicklung und Literatur bis einschließlich 1986. (psz)