Die Konzeption des Übergangs zum Sozialismus in der Zweiten Internationale
In: Der Weg der Arbeiterbewegung nach 1917: zur sozialistischen Theorie der Zwischenkriegszeit, S. 7-30
Die Autorin untersucht die Vorstellungen innerhalb der internationalen Arbeiterbewegung zu dem Problem der Transformation des Kapitalismus zum Sozialismus von den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts bis in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts. In der Sozialdemokratie vor dem Ersten Weltkrieg hatte das Zukunftsbild einer vollkommenen sozialistischen Gesellschaft vorgeherrscht, wobei angesichts der reformistischen Alltagsarbeit ein Zwiespalt zwischen Theorie und Praxis festgestellt wird. Für die Zeit nach 1918 werden die Veränderungen des Konzepts und die Entwicklung der sozialistischen Parteien beschrieben, wobei besonders auf die Spaltung der Arbeiterbewegung in ein sozialdemokratisches und ein kommunistisches Lager hingewiesen wird. Die Autorin konstatiert eine "Kontinuität des Reformismus" in der Nachkriegszeit. Das Probem des Übergangs zum Sozialismus blieb zumeist "überkommenen Sozialismusvorstellungen verhaftet". Kaum Niederschlag fanden Ansätze zu einer neuen Transformationsstrategie, wie die Idee des Genossenschaftswesens, das Konzept der "Wirtschaftsdemokratie" von Fritz Naphtali und die Ausprägung der sozialistischen Erziehung in der Sozialistischen Arbeiterjugend und bei den "Kinderfreunden". Zuletzt wird der "Sonderweg" der schwedischen Sozialdemokratie beschrieben, der einen Modellcharakter für andere europäische sozialistische Parteien erhielt. Sein Kennzeichen ist der Ausbau des Wohlfahrtsstaats und die Zurückdrängung des Ziels des Sozialismus. (WJ)