Das Standgerichtsverfahren gegen Josef Gerl
In: Sozialistenprozesse: politische Justiz in Österreich 1870-1936, S. 369-379
Mit dem Beitrag sollen die politischen Hintergründe des von Josef Gerl verübten Sprengstoffanschlages und des Standgerichtsverfahrens gegen ihn im Juli 1934 untersucht werden. Als Quelle wurden die Prozeßakten herangezogen. Als Gründe für das Attentat wurden neben der gefühlsmäßigen Komponente, daß sich die illegale Arbeiterbewegung den austrofaschistischen Machthabern rechtlos ausgeliefert fühlte, auch ein politisches Kalkül bei Gerl festgestellt. Danach wurde von ihm beabsichtigt, eine Aussöhnung zwischen Regierung und Nationalsozialisten zu verhindern, indem er diesen das Attentat zur Last legen wollte. Von der austrofaschistischen Regierung wurde durch den Vollzug der Todesstrafe an Gerl die Abschreckung vor illegalen Tätigkeiten beabsichtigt. Dieses Ziel wurde jedoch nicht erreicht. (AR)