Glanz und Elend einer Weltorganisation: 60 Jahre Vereinte Nationen
In: Politische Studien: Orientierung durch Information und Dialog, Band 56, Heft 403, S. 63-84
ISSN: 0032-3462
Am 26. Juni 1945 wurde die Charta der Vereinten Nationen unterzeichnet, die in der Millenniums-Erklärung vom 8. September 2000 von den Staats- und Regierungschefs der 191 Staaten, die sich inzwischen ihrer Geltung unterworfen haben, "als unverzichtbare Grundlage einer friedlicheren, in größerem Wohlstand lebenden, gerechteren Welt" bezeichnet wurde. Gegenwärtig sind die Bemühungen um eine Reform dieser Charta, die von vielen Beobachtern als die größte Reform seit der Gründung der Vereinten Nationen aufgefasst wird, in eine kritische Phase eingetreten. Es stellt sich ferner die Frage, ob sich die großen Hoffnungen der deutschen Außenpolitik erfüllen werden, d.h. ob das wiedervereinigte Deutschland den erstrebten ständigen Sitz im Sicherheitsrat erhalten wird. Der Autor nimmt dies zum Anlass, um die Entwicklung und die Aufgaben der Vereinten Nationen in den vergangenen sechs Jahrzehnten nachzuzeichnen, wobei er drei zentrale Tätigkeitsbereiche näher betrachtet: Weltfrieden und internationale Sicherheit, internationaler Menschenrechtsschutz und Maßnahmen zur Entkolonisierung. Er geht außerdem auf die gegenwärtig diskutierte Reform-Agenda ein, deren Umsetzung nicht nur über die Akzeptanz, sondern vor allem über die Zukunft der Weltorganisation entscheiden wird. Diese Reformansätze umfassen die Erweiterung des Sicherheitsrates, die Ausarbeitung einer umfassenden Antiterrorkonvention, eine Klarstellung des Rechts auf Selbstverteidigung eines Staates im Falle eines bewaffneten Angriffs, den Menschenrechtsschutz und die Entwicklungshilfe. (ICI)