Das "Modell Deutschland" zwischen Erfolgsgeschichte und Verfallsdiagnose
In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Band 54, Heft 3, S. 345-363
"Die publizistische Krisendiagnose des 'deutschen Patienten' am Beginn des 21. Jahrhunderts steht im Widerspruch zum traditionellen Narrativ der 'Erfolgsgeschichte' des 'Modells Deutschland', das sich aus dem politisch-gesellschaftlichen Diskurs in die Geschichtswissenschaft hinein fortgesetzt hat. Eine Bestandsaufnahme wesentlicher Entwicklungen der bundesdeutschen Geschichte - vom Verhältnis von Wirtschaft und Staat über den Sozialstaat, die demographische Entwicklung, Sozialstruktur und Sozialkultur bis hin zur Verfassung und dem politischen System sowie der Außenpolitik - bilanziert Aktiva und Passiva, letztere vor allem im Hinblick auf die langfristige Sicherung der Aktiva. Dabei hat das Narrativ der Erfolgsgeschichte, als Element von kollektiver Selbstzufriedenheit, selbst dazu beigetragen, das 'Modell Deutschland' an den Scheideweg seiner Überlebensfähigkeit zu führen. Weder als teleologische Erfolgs- noch als Verfallsgeschichte, ist die Geschichte der Bundesrepublik vielmehr als eine ergebnisoffene Geschichte der Ambivalenzen zu schreiben." (Autorenreferat)